Da ist keiner, weil es um die Kinder geht und nicht die Eltern.
Ein ungeimpftes Kind hat nicht weniger Rechte.
Und das gefährdete Kind selbstverständlich auch nicht. Dass es eventuell einen Kindergarten nicht besuchen kann, ist kein verwehrtes Recht, sondern eine Konsequenz aus einer Krankheit. So ein Kind kann eventuell auch nicht an allen sportlichen Aktivitäten in der Schule teilnehmen. Aber sicher kein Grund diese abzuschaffen. Genauso wenig wie man die Freiheit über medizinische Maßnahmen zu bestimmen abschaffen darf.
Nicht-Impfen ist eben nicht nur eine Emtscheidung, die nur einen selbst betrifft bzw. beeinträchtigt.
Nicht an Hilfsorganisationen zu spenden auch nicht. In beiden Fällen tut man etwas für andere (bei der Impfung auch für sich selbst, aber das spielt ja bei dem Argument keine Rolle). Wenn der Impfgegner denkt, dass die Impfung nicht gut ist, bleibt nur noch der Hilfseffekt übrig (aber er glaubt ja nicht einmal daran vermutlich).
Und Ansteckung ist normal kein bewusster Akt, bevor man jetzt damit kommt, dass es unter "Aktiv Schaden zufügen" fallen würde und nicht unter "Passiv nicht helfen". Und schon gar nicht, wenn jemand zu dem Zeitpunkt nicht einmal krank ist.
Klar, es ist ein Argument, aber es gibt auch eins für Spenden. Der Punkt ist, ob ein Staat dazu verpflichten darf. Und das Problem hier ist sogar, dass es letztlich um körperliche Unversehrtheit geht. Am Ende infiziere ich jemanden bei der Impfung (zumindest bei den Masern u.a., hier Hauptthema) mit Krankheitserregern. Ist mir klar, dass die abgeschwächt sind, und dass es am Ende nützlich ist, weil das Immunsystem daraus "lernt" und Immunität gegen den wirklichen Erreger erwirbt. Aber es ist nicht prinzipiell unproblematisch, und ich meine ganz klar, dass wir, abgesehen von einem Gesundheitsnotstand, die aktive Zustimmung des Geimpften ganz eindeutig brauchen.
Und die Kinder, die wirklich nicht geimpft werden können, können auch nichts dafür. Dennoch haben DIESE in DEINEM Modell einen eklatanten Nachteil.
Die anderen Kinder können aber für diesen Nachteil nichts. Man kann denen dann keinen Nachteil geben, wenn sie überhaupt nicht dafür verantwortlich sind.
Ich denke hingegen in der Tat, dass man den Kindergärtner hier benachteiligen kann, wenn er sich nicht impfen lassen will, da es im Gegenteil seine Entscheidung war. Es gibt ja auch andere Anforderungen an Erzieher, Lehrer und Ärzte. Geimpft zu sein als weitere Anforderung ist eine akzeptable Forderung, selbst wenn es ein Freiheitsrecht ist sich nicht impfen lassen zu wollen. Nur ist das Kind nicht verantwortlich sondern seine Eltern, daher geht das hier nicht.
Die, die nicht geimpft werden können, auch nicht.
Und? Dadurch werden die anderen Kinder auch nicht verantwortlich.
Wer nicht geimpft werden kann wird nicht bestraft, genauso wenig wie jemand nicht bestraft wird, der nicht am Schulsport teilnehmen kann aufgrund von einer Krankheit. Wir müssen auch nicht den Schulsport so anpassen, dass das möglich ist. Die anderen Kinder können nichts dafür.
Aha. Und wieso sollte es die "spezielle Anforderung" sein, eine KiTa mit vollständiger Herdenimmunität zu haben? Wieso soll es nicht die "spezielle Anforderung" sein, das eigene Kind nicht impfen lassen zu wollen?
Weil die Eltern von ungeimpften Kindern ganz einfach keine spezielle Anforderung an Kindergärten stellen. Das ist mit spezieller Anforderung gemeint. Sie verlangen nichts weiter.
Der Kranke soll also sehen, wo er bleibt, während diverse Idioten ungehindert und ungestraft ihren Bullshit verbreiten können und gleichzeitig ggf. von der Herdenimmunität profitieren? Das kann nicht Sinn der Sache sein.
Wir können auch alle Personen mit ansteckenden Krankheiten in Quarantäne stecken wegen Leuten die ein geschwächtes Immunsystem haben. Oder sogar allgemein, da niemand krank werden will?
Man kann die Freiheit nicht in dieser Weise eingrenzen, weil es für irgendwen ein Problem sein kann.
Der Vergleich mit dem Alkohol hinkt ein wenig: Denn der Alkoholkonsum an sich beeinträchtigt wirklich nur den eigenen Körper, während die Impfverweigerung u.U. dazu führt, dass man andere Menschen ansteckt - d.h. HIER beeinfluss die Entscheidung nicht nur die eigene Gesundheit. Diverse Möglichkeiten, in denen Alkoholkonsum auch andere Menschen gefährdet, sind illegal; z.B. Autofahren unter Alkoholeinfluss u.ä.
De facto könnte man aber sagen, dass es ja trotzdem Unfälle unter Alkoholeinfluss oder Körperverletzung unter Alkoholeinfluss usw. gibt. Aber selbst wenn du jetzt sagen willst, dass es die Zwangsimpfung braucht, weil man Ansteckung nicht illegal machen kann, würde ich halt mit dem Punkt oben kommen. Quarantäne für alle Kranken...
Wo ist der Riesen-Unterschied? Deiner Argumentation folgend hätte die Pocken-Zwangsimpfung genau zu dem Zeitpunkt aufhören müssen, als nur noch wenige Menschen daran erkrankt (und noch weniger dran gestorben) sind. Denn dann nennst Du es nicht mehr Notstand. Die Impfaktion ging aber weiter mit der erfreulichen Folge, dass tatsächlich niemand mehr Pocken bekommt.
Nun ja, Pocken sind weit gefährlicher, und möglicherweise immer Notstand, da ein Drittel daran stirbt.
Aber klar, es ist irgendwo weniger Notstand, sicher. Genauso wie eine Person mit Ebola einen Notstand macht, aber viele sind noch dramatischer, wenn die Situation außer Kontrolle geraten kann.
Warum? Masern sind nicht harmlos. Ungefähr 0,1% bis 0,3% sterben direkt. Eine bekannte Spätfolge ist z.B. die Panenzephalitis, die möglicherweise sogar häufiger auftritt als bisher gedacht - in einem von 600 Fällen also etwa 0,17%. (siehe
https://www.scinexx.de/news/medizin/masern-tueckische-spaetfolge-haeufiger-als-gedacht/)
Robert Koch Institut spricht von 0.05% bis 0,1% in der westlichen Welt. Und das ist eigentlich noch weniger als es aussieht, weil bei so geringer Letalität natürlich speziell kranke Personen sterben. Die Wahrscheinlichkeit für einen Gesunden zu sterben ist bestimmt nicht einmal 1:2000 (und vermutlich deutlich weniger). Und jetzt haben wir nicht einmal so viele Fälle, dass überhaupt einer pro Jahr stirbt. Masern sind nicht derart gefährlich, nicht in diesem Sinne, nicht um einen Notstand auszurufen. Alles andere ist Hysterie.
Will es jetzt nicht untertreiben, sonst bräuchte ich ja nicht selber die Impfung zu empfehlen.
Und das tue ich. Und anders als bei der Grippe, ist diese auch zumindest effektiv.
Aber es gibt da eben Abstufungen zwischen "Komplett egal" und "Holen wir mit der Polizei ab".
Warum soll es dann nicht auch illegal sein, andere Menschen der sehr leicht und risikoarm vermeidbaren Gefahr auszusetzen, sie mit Masern anzustecken?
Weil keiner jemanden bewusst ansteckt, schon gar nicht, wenn man nicht einmal erkrankt ist. Wie weit soll man da gehen?
Mit der Argumentation könnten wir Autofahren verbieten. Es ist immer möglich, dass man im Auto einen Herzinfarkt bekommt und dann jemanden tot fährt. Oder dass man aufgrund irgendwelcher anderer Probleme die Kontrolle des Autos verlierst. Wer sich ins Auto setzt wird für andere zum potentiellen Risiko. So wie mit dem Ungeimpften etwas passieren kann, was ihn zur Gefahr für andere macht, kann dem Autofahrer was passieren.
Ok, Autos brauchen wir aber, wird man eventuell sagen.
Der Punkt ist, dass es nicht illegal ist in einem Zustand zu sein, der dazu führen kann, dass einem wiederum mit einer extrem geringen Wahrscheinlichkeit etwas zustoßen kann, dass wiederum für andere eventuell (und hier ist es sogar so, dass fast alle sich ja selbst hätten impfen können um das zu vermeiden) mit einer 1:1000 Wahrscheinlichkeit tödlich ist.
Das ist tatsächlich nicht kategorisch so.Wenn es gerade einen Ebolaausbruch gibt im direkten Umfeld, könnte man das so sehen. Und dafür gibt es dann den Notstand, der bestimmte Freiheitsrechte aussetzt. Aber Notstände zu missbrauchen war dann auch der Anfang vom Ende der Weimarer Republik...