Naturalistisches Bekenntnisgedicht von Gustav Tschirn

pan1234

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Die Wahrheit bau´n wir auf die Wirklichkeit,
auf der Vernunft und der Natur Gesetze,
die ehern stehn voll Unverbrüchlichkeit,
dass auch kein Gott durch Wunder sie verletze.

Allmächtig, ewig und unendlich,
allgegenwärtig in der kleinsten Spur,
unfassbar hoch und doch so nah verständlich,
das höchste Wesen – ist uns die Natur.

Die unerschaffne Schöpferin der Welten,
aus deren Schoß hervor die Sonnen gehen,
und die aus Sternentrümmern, aus zerschellten,
durch Welten-Nebel webt ein Welten-Auferstehn.

Sie lässt im Kreise auch unsre Erde rollen
und auf der Erde alles Leben blüh´n,
daraus zuletzt, zuhöchst erwachsen sollen
wir selbst, das Menschenherz, des Geistes Glühn.

Entwicklung hat uns empor getragen
tief aus dem Zellen-, Pflanzen-, Tieresstand
zum Aufrechtgehn, zum Sprechen, Denken, Wagen,
zur Kunst- und Arbeitsfähigkeit der Hand.

Natur gab uns die sittlich hohen Triebe
des Einzelnen zu der Gemeinsamkeit,
zu Menschenrecht und -pflicht, zur Nächstenliebe,
dass jeder sich dem Großen Ganzen weiht.

So leben wir mit Hoffen, Lachen, Weinen
und schauen über unsern Tod hinaus
der besser´n Zukunft stetiges Erscheinen
und atmen dafür unser Leben aus.

Im Kampfe singen wir mit Jubeltönen,
was aus des Weltalls Tiefe zu uns spricht:
In uns der Geist des Guten, Wahren, Schönen
führt segnend höherwärts – durch Nacht zum Licht.

(Gustav Tschirn)
 
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