Merkur als Reporter unterwegs, heute bei Neptun.

Merkur auf Besuch der Venus im Stier.





Allmählich wurde die Luft feuchter und ein Duft von Erde und blühenden Pflanzen trug der milde Wind zu den zweien. Die Landschaft war von Hügeln und kleinen Bergen durchwachsen, von welchen Bäche auf ihrem Lauf harmonisch dahinplätscherten. Die grünen Wiesen waren von allerlei Blumen geschmückt und zierten die Landschaft auf anmutige Weise. Ein ständiges bergauf und runter sorgte dafür, dass sich Merkur und Venus im Schatten eines Baumes niederließen und dort eine zeitlang verweilten. Die angenehme Stimmung lud zum verweilen ein. Aber die gute Venus wollte bald in ihr Heim zurück und drängte auf Aufbruch.



Die Venus: "Es wird Zeit loszugehen, da ich zur Abenddämmerung meinen Wohnsitz erreichen möchte. Außerdem werde ich bei der Dämmerung als Abendstern am Himmel zeigen und dort auch den guten Mond antreffen".



Merkur: "Ich verstehe deine große Anbindung zum Mond, weil dein Symbol eine aufgesetzte Mondschale ziert. Sie scheinen wie Antennen zu funktionieren, so dass du für die jeweiligen Wetterlagen informiert bist und entsprechend Vorsorge für alles rundum treiben kannst. Auch habe ich davon erfahren, dass in deinem Reich ein Stier mit einem dritten, erleuchtenden Auge seine Runden macht und von einer großen Rinderherde begleitet wird".



Die Venus: "Ja, der Stier trägt ein erleuchtetes Auge auf seiner Stirn und sein Fell ist schneeweiß. Seine Herde durchzieht wie ein Stamm der Nomaden über das Land. Und überall, wo es frisches Gras gibt, weiden sie den Boden ab. Und mit ihrer Ausscheidung düngen sie den Boden, so dass fruchtbares gedeihen und nachwachsen kann. Im Winter kann man den gesammelten Dung auch gut neben dem Holz zum heizen hernehmen. Der erleuchtete Stier liegt oft unter Bäumen, hat ein Blümlein im Maul und lässt sich die Sonne auf seinen Bauch scheinen. Aber vor einiger Zeit rannte er wütend über die Weide, da ihn eine Biene in sein Nasenloch gestochen hatte. Er ist friedlich, aber wenn man ihn reizt, dann kann er rot sehen und alles niedertrampeln, was ihm im Wege steht".



Merkur wurde neugierig:



"Dieser Stier erinnert mich irgendwie an den Minotaurus, wobei dieser ja halb Mensch und halb Tier war. Zudem war er im Palast zu Minos auf Kreta in einem Labyrinth eingesperrt und wartete darauf, dass man ihn menschliche Opfer brachte. Die Gattin des König Minos jedoch stülpte sich ein Rinderfell über und zeugte mit dem Stier, welchen Poseidon den König schickte, den Minotaurus. Aber der dreiäugige Stier scheint mir nur von der Statur gleich mit dem Minotaurus zu sein. Ansonsten strahlt er Weisheit und eine unheimliche Würde aus".



Die anmutige Venus: " Das Auge des Stier ist auch im Stern des Aldebaran gut zu sehen. Man sieht es dann, sobald der Mond bei Nacht aufsteigt. Und bei klarer Sicht leuchtet er beinahe heller wie der Mond selbst. Aldebaran liegt unendlich weit draußen im All, und sein Durchmesser beträgt das vierzigfache unserer Sonne. Und sein Licht wiederum bestrahlt zu dieser Zeit den Mond, welcher wiederum dieses Licht in die Mondschalen des Stier weiterleitet. Das Auge des Aldebaran leuchtet sehr rot, so wie es man bei Stieren oft an ihren blutunterlaufenen Augen sehen kann. Und vor beinahe 7000 Jahren unserer Zeit, sahen die Sumerer ihren Gott Enki als himmlischen Stier. Damals stand Aldebaran im Sternbild des Stier und man kann nur erahnen, wie alt der Mythos um den weißen Stier ist"



Merkur gab sich mit diesen Informationen sehr zufrieden. Nach einer weiteren Rast stieg die Landschaft stetig steiler an und am Horizont überragte ein hoher Berg die Gegend. Dort hatte die Venus ihren Wohnsitz. Im Wissen um die baldige Ankunft wurden ihre graziösen Schritte größer und schneller. Zielstrebig gingen die zwei weiter und standen nach einiger Zeit auf einem Plateau, welches nach hinten an einer steilen Felswand endete. Von dem Plateau aus war die Aussicht überwältigend, indem man das Land des Stiers gut in seiner endlosen Größe gut überblicken konnte. In der Mitte stand das schmucke Haus der Venus, umgeben von Bächen, welche über Wasserfälle über die steile Wand herabstürzten und ein angenehmes Rauschen verursachten. In diesen Höhen gedeihten wunderschöne Sträucher und Bäume und ringsum waren die Wiesen mit duftenden Blumen übersäht. Inmitten der Steilwand war ein Eingang zu einer Höhle, in welcher wohl Hephaistos, der göttliche Schmid sein Zuhause hatte.



Die Venus bat nun Merkur in ihr schmuckes Haus einzutreten. Sie bereitete frische Milch mit Honig zu und servierte einen Teller gefüllter Obsttaschen. Blumenkästen standen an einem jeden Fenster und die Scheiben waren mit buntem Glas versehen. An einen Balken hingen viele Kräuter zum trocknen und der Boden war mit dicken Rinderfellen ausgelegt. Merkur war begeistert, wie die Venus so geschmackvoll ihr Heim gestaltete.



Vor dem Haus flogen Fledermäuse umher und in der Nähe rief eine Eule in die Stille der Nacht. Venus und Mars gingen wieder hinaus in den großen Garten und entzündeten ein kleines Feuer. Aus den Gebüschen drang ein rascheln, was nach einem dumpfen Laut von Hufen begleitet war. Der dreiäugige Stier war neugierig geworden und trat aus den ihn schützenden Bäumen hervor. Ohne weitere Aufforderung ging er auf die zwei zu und wärmte sich am Feuer.



Der weiße Stier: "Euch zwei habe ich schon aus der Ferne kommen sehen. Und so machte ich mich auf euch zu folgen und zu besuchen. Lieber Merkur, die geschätzte Venus hat dir bereits einiges von mir erzählt. Daher möchte ich nicht mehr viel über meine lange Vergangenheit berichten. Vielmehr geht es mir darum, ein wenig über das fixe Kreuz zu sagen, welchem der Stier, der Löwe, der Skorpion und der Engel ausmachen. Wie ihr wisst, herrscht der gute Saturn über dieses fixe Kreuz. Und dieses Kreuz enthält die ältesten Archetypen der Menschheit. Hier im Stier herrscht die anmutige Venus über die Natur schlechthin. Und gegenüber steht der Skorpion, welcher ebenso Schlange, Drache oder Adler genannt wurde. An diesem Ort herrschen die Regeln der Umwandlungen, ebenso die Prozesse vom Stirb und Werde auf dieser Welt. Also muss die Venus immer wieder zu diesem Reich blicken, im Wissen um die Vergänglichkeit allen irdischen Daseins".



Der dreiäugige Stier schnaubte tief durch und fuhr mit seinen Ausführungen fort:



Im Löwen sorgt die Sonne für beständige Wärme und dafür, dass Beziehung und Partnerschaft eine wichtige Voraussetzung ist, damit sich die Arten fortpflanzen und erhalten können. Das Löwenreich ist ein Ort der Tat und des Tun. Gegenüber liegt das Reich des Wassermann, was man auch in der Vergangenheit als das Reich des Engel beschrieben hat. Hier wird über das nachgedacht, was im fünften Haus des Löwen geschieht. Während der Löwe in der Energieumsetzung seiner Taten lebt, sieht der Wassermann zu, wie ein Adler aus großer Höhe und Entfernung beobachtend. Das fixe Kreuz verbindet, so dass Bindung, Beziehung, das Wissen um das Stirb und Werde und die Ethik davon das Korsett der Lebewesen bilden. Natürlich gehören auch die Menschen dazu. Davon wussten seit unendlicher Zeit die Ägypter, als sie die famose Sphinx schufen. Der Leib der Sphinx steht für die Reiche der Erde. Die Flügel der Sphinx stehen für den Skorpion oder Adler, also für die Reiche des Wassers. Die Krallen der Sphinx stehen für die Feuerreiche und das Haupt der Sphinx für die Luftreiche und somit auch für die Menschen. Sogar in alten Kirchen findet man diese Symbole vor und zeugen von der uralten Wahrheit und den Geheimnissen des Lebens. Zuletzt kam alles Lebendige aus den Wassern der Ozeane hervor. So war es wohl der gute Uranus, der die Wasser befruchtete mit seinem abgetrennten Geschlecht und die Schaumgeborene Aphrodite ins Leben rief. Er sorgte mit seinen Wassern des Lebens dafür, welches er über die Erde ausgoss. Und so wurde in den Tiefen der Wasser, also im Skorpion, der Kreislauf vom Stirb und Werde in Gang gesetzt. Alles entstand und erdete sich hier im Reich der Venus, also im Stier. Und das Feuer des Löwen erwärmte die Erde, so dass ein stabiler Kreislauf der Evolution sich heranbilden konnte".



Merkur war über das große Wissen dieses dreiäugigen Stiers sehr beeindruckt und lauschte aufmerksam seinen Worten. Er erinnerte sich mancher Worte seiner Freunde, welche ihm bereits über die drei großen Kreuze im Tierkreis berichtet hatten.



Merkur: "Nach den kardinalen Feuerimpulsen des Widder war jeglicher Impuls für das Leben im Kosmos durch das gegeben, was man als Urknall bezeichnet. Als sich die Hitze der ausgebrochenen Vulkane langsam legte, kristallisierte sich die Mutter Erde in eine bestehende Form. Der kardinale Impuls wurde vom fixen Prinzip geerdet und in eine Form gebracht. Und nun hinterfragt das veränderliche Kreuz diese vorangegangenen Prozesse, und schafft durch Hinterfragung neue und brauchbare Impulse oder Vorschläge eine gute Motivation für das kardinale Prinzip. Dieses wiederum setzt die Impulse um, und die Resultate fließen wieder in das fixe Kreuz ein. Das mag den Lauf unserer Evolution erklären, und alle vier Quadranten laufen in dieser Abfolge von Kardinal, Fix und Veränderlich kontinuierlich ab".



Die anmutige Venus: "Dies ist der Lauf der Evolution in der Welt aller Erscheinungen. Ein wohl endloser Kreislauf. Und in der Gegenwart bezieht sich alles auf ein Resultat der bisherigen Entwicklungen auf allen möglichen Ebenen. Und ich schaffe die göttliche Verbindung zu Jupiter, weil ich dessen esoterischer Herrscher bin. Daher kommt über diese Verbindung die Bande zwischen den Göttern und den Menschen zustande, so wie dies auch der Neptun zum Mond vermittelt und eine unzertrennliche Bande geschaffen hat zwischen den Göttern und den Menschen. Und unser guter weißer Stier lässt wie der Mond über mein Reich das göttliche Licht hereinfluten. Daher stehe ich auch für diesen Reichtum und die Fülle, welche dich umgibt lieber Merkur".



Der heilige Stier: "Ihr zwei kommt immer wieder in andere Reiche, wobei ich es bevorzuge hier zu bleiben, um dein Reich gegen Eindringlinge beschützen zu können. Und ich erkenne rasch alles was näher kommt und spüre die entsprechende Aura und die Energien eines jeden Wesens. An diesem Ort hat meine Herde ihren Platz, und ich kenne keinen anderen, wo die Natur üppiger wäre als hier in deinem Reich. Deinen esoterischen Herrscher Vulkan/ Hephaistos schätze ich eben so sehr. Er richtet die Hufe meiner Herden bestens her, und mit seinen Werkzeugen feilt er sie zurecht und bringt sie auf Hochglanz. Er hat mir sogar schon meine Hörner abgeschliffen, so dass diese scharf wie Messer sind".



Die anmutige Venus: "Soeben sind dumpfe Laute aus seiner Höhle gedrungen. Er scheint um diese Zeit immer besonders aktiv zu sein. Komm lieber Merkur, sehen wir nach Hephaistos nach, und du lieber Stier bleibst hier vor der Höhle und hältst Wacht über uns".



Das Tier gehorchte, wobei es ihm lieber war draußen an der frischen Luft zu warten. So gingen Venus und Merkur hinein in die tiefen Gänge und Verzweigungen der Höhle, dem Sitz von Hephaistos. Die Höhle war vom Duft geschmiedeter Eisen durchzogen, und das schlagen auf dem Amboss erzeugte Klänge gleich einer Glocke im Nebel. Der Schall und Geruch wurde zunehmend lauter und nach einer Biegung glitzerte schwaches Licht. Die Helligkeit war etwas düster und das Feuer am Schmiedeofen sorgte für eine leichte Verbesserung der Sichtverhältnisse. Merkur erinnerte sich an seinem Besuch bei Pluto, denn dort war es auch dunkel und der Weg führte weit in das innere eines Vulkans in sein Reich. Hephaistos bemerkte die zwei, ließ sich jedoch von seiner Arbeit nicht anhalten. Als sie sich ihm nahe gekommen waren, legte er Hammer und Zange beiseite und ging zu einer kleinen Schublade. Er öffnete das Gebilde aus Holz, entnahm zwei smaragdgrüne Ohrringe und überreichte sie der Venus.



Hephaistos: "Meine liebe und graziöse Frau, ich überreiche euch von Herzen gerne dieses Schmuckwert, was euerer Grazie würdevoll unterstreichen wird. Und für dich lieber Merkur habe ich einen neuen Heilstab angefertigt, um welchen sich geschnitzte Schlangen winden. Im Wissen um euer Erscheinen habe ich zuletzt für euch diese Gaben mit Liebe und Sorgfalt angefertigt, und ich bin davon überzeugt, dass es euch gefällt".



Die anmutige Venus war sehr erfreut und entzückt, als sie an den smaragdenen Ohrringen zwei daran baumelnde Halbmondschalen sah. Sie waren mit kleinen silbernen Sternen umrandet und signalisierten mit hochgezogenen Mundwinkeln Freude und gute Laune. Merkur betrachtete inzwischen mit akribischen Blick seinen neuen Heilstab, in welchem sich ab der Mitte am oberen Ende eine eingesetzte, gläserne, kleine Kugel befand. Im inneren befand sich etwas Quecksilber, sich stetig bewegend in Zirkulation. Hephaistos Gesicht strahlte und wurde für seine Verhältnisse hell und freudig.



Die anmutige Venus: "Du hast mich schon so oft beschenkt. Aber dieses ist das schönste, was ich jemals an mir tragen durfte".



Sie legte sich die Schmuckstücke an und schaute in den Ziehbrunnen, da sich darin das Licht des Mondes gut spiegeln konnte. Das Licht wurde durch das reflektierende Wasser im Brunnen verstärkt, und so sah die Venus den ganzen Sternenhimmel und dem Mond im Wasser und ebenso unverzerrt. Ihr war, als blicke sie in ihren innewohnenden Kosmos und spürte tiefe Verbundenheit mit den göttlichen Kräften.



Merkur: "Du hast mir mit diesem Heilstab sehr viel Freude bereitet. Ich kann ihn gut gebrauchen und auf meinen Wegen einsetzen. Er ist auch als Wünschelrute geeignet, weil er zum Teil mit kostbaren Kupfer versehen ist".



So dachte er sich den Tierkreis mit seinen zwölf Abschnitten in einen Kreis, welcher rund um das Anwesen der anmutigen Venus verlief. Das MC war der Ausgangspunkt, an welchem er gegen den Uhrzeigersinn losging. So kam er rasch in den Bereich, in welchem die Fische herrschen. Sogleich zeigte ihm der Stab das Vorhandensein von Wasser an. So lief er über den gedachten Aszendenten weiter und kam am IC an. Wieder schlug der Stab aus und zeigte Wasser an, was dem Krebszeichen entsprach. Zuletzt ging er über den Deszendenten, und als er am Skorpion angekommen war, schlug der Stab zum dritten male aus, da an dieser Stelle wieder eine Wasserader war. Merkur war mehr als zufrieden und darüber, dass er so viele Möglichkeiten zugleich in einem Instrument vorfand.



Hephaistos schaute den beiden zu und freute sich an deren Freude. Dann wandte er sich ab und meinte, dass er noch viel zu tun habe. Er müsse neue Pfeile für den Jupiter anfertigen und hinterher einen neues Schwert für den kriegerischen Mars. Nach einer würdigen Verabschiedung ging er in seine Höhle zurück und machte sich sogleich an die Arbeit. Er murmelte in seinen Bart, dass man das Eisen schmieden soll, solange es heiß ist. Und er meinte, dass ein jeder Mensch in seiner inneren Tiefe ebenso Talent und Fähigkeiten hat, welche oft brach liegen, weil es den Willen dazu braucht, die verschütteten Fähigkeiten auszugraben und sie nutzen zu können. Das Reich des Stiers ist an der Oberfläche wunderschön, aber ebenso in seinen Tiefen. Hephaistos war auch ein guter Goldgräber und er hatte oft Silberminen im Gestein entdeckt und abgebaut.



Merkur: "Liebe Gefährtin, wieso trägt dein esoterischer Herrscher zwei Namen? Hephaistos kenne ich ja, und ich weiß auch, dass er in einer vulkanartigen Höhle wohnt. Aber sie ist kein Vulkan, so wie es bei Plutos Reich offenbar ist. Ich habe in deinem Reich noch keinen Vulkan gesehen und daher frage ich dich.



Die anmutige Venus: "Vulkan ist ein legendärer Planet. Man kann ihn von der Erde aus nicht sehen, weil er genau entgegengesetzt von der Sonne steht. Daher steht er von unserem Blickwinkel aus hinter der Sonne und wird fortwährend von ihr verdeckt. Ich nehme ebenso an, dass Vulkan ein Planet auf astraler und feinstofflicher Ebene steht und so nur mit dem geöffneten dritten Auge sichtbar ist. Der dreiäugige Stier kann Vulkan immer sehen auf den Ebenen der Transzendenz. In den alten Mythen hat er schon immer seit Anfang seinen Platz".



Merkur wurde langsam müde und ging mit der anmutigen Venus zurück in ihr Haus. Er ordnete seine Sachen und hatte vor, früh am Morgen aufzubrechen und sich auf den Weg zu seiner letzten Station zu machen, dem Reich des Mars. Beide richteten sich ihr Bettlager und schliefen bald ein. Kurz nach Sonnenaufgang bedankte sich Merkur für die große Gastfreundschaft und bat Venus, sie möchte auch herzliche Grüße an ihrem Goldschmied und Waffenschmied Hephaistos ausrichten. Weiße Tauben stiegen aus den Bäumen auf und begleiteten Merkur noch ein gutes Stück des Weges.
 
Werbung:
Merkur besucht Mars in seinem Reich des Widders.

Allmählich verschwanden die Wiesen und die Bäume lösten sich in ihrer Dichte auf und setzten schöne Tupfer in die immer steiniger werdende Gegend. Die Luft war vom Duft der zahlreichen Brennnesseln gezeichnet und aus dem steinigen Boden standen die Silberdisteln in voller Blüte. Die Luft wurde trockener und warm. Ein sanfter Wind raschelte durch die Büsche, aus welcher einige Wildschweine hervorkamen und sich einer alten Eiche zu nähern. Dort schauten sich die Tiere nach Eicheln um, die sie schmatzend verzehrten. Der mächtige Eber war der Anführer und die Rangfolge entsprechend. Bedrohliche Gebärden sorgten dafür, dass er sich die besten Eicheln heraussuchen konnte. Ein lautes schmatzen und grunzen belebte die Gegend.

Im selben Moment drehte sich die Witterung. Der Wind wurde stark und kräftig und am Horizont zogen sich dunkle Wolken zusammen. Die Gräser bogen sich unter dem heftig werdenden Sturm und der staubige Boden wirbelte und verdeckte beinahe Merkur die Sicht. Umgehend krachte und donnerte es am Himmel und überfallartig setzte ein kalter Regen ein. Der Lärm der Wildschweine war verschwunden, so wie die Rotte auch. Sie hatten sich in den Wald zurückgezogen. Der starke Regen hatte in kurzer Zeit die Luft vom Staub befreit und alles sah rundum gereinigt aus. So rasch wie das Gewitter herankam, so schnell war es wieder vorbei. Hinter den Wolken zeigte sich die Sonne und Merkur konnte sich wieder einmal an den prächtigen Farben eines großen Regenbogens weiden.

Der Wind ließ nach, war aber immer noch von einer kühlen Frische begleitet. Der Weg wurde beschwerlicher, da rundum die Dornen der Schwarzbeeren sich ausbreiteten. So passte er gut auf und achtete auf jeden Schritt, um sich nicht an den harten Spitzen aufzureißen. Hügel von steiniger Formation waren ringsum mit Dornengewächsen bewachsen, in welchen sich Tiere wie Hase und Igel gut schützen und verstecken konnten. Merkur machte Rast und ging auf die Spitze eines kleinen und steinigen Berges. Von dort aus konnte er am Horizont das Reich der anmutigen Venus sehen, und er sah, wie sanft die Landschaft in die steinige Gegend in das Reich des Widders überging. Auf einem wohlgeformten Stein ließ er sich nieder und entnahm seinem Beutel ein wenig Proviant. Er bemerkte einige kleine Risse an seinen Beinen, welche wohl die Dornen verursacht hatten und bestäubte sie mit ein wenig Heilstaub. Spürbar ließ das brennen nach. Der Wind hatte sich selbst fort geblasen und die Sonne bekam wieder etwas mehr Kraft und Wärme.

Plötzliche kindliche Laute ließen Merkur aufmerksam werden. Still und ruhig saß er da. Und so wurde er von einer Fuchsfamilie nicht bemerkt, welche aus den Büschen hervorkamen. Frau Fuchs sah man ihren Stolz an, aber ebenso ihre Vorsicht. Ganz schlau und wach hob sie ihre Nase in jede mögliche Richtung. Aber der Wind war weg und so bemerkte sie Merkur nicht. Mutter Fuchs folgten vier kleine Jungfüchse, die sofort miteinander zu spielen anfingen. Sie sprangen hoch vom Boden in die Luft und stupsten sich dabei gegenseitig an. Sie balgten und spielten sich und die Mutter schaute wohlwollend, aber immer nach Gefahr lauernd zu. Die jungen Tiere legten eine blitzartige Geschwindigkeit an dem Tag. Auch die Wildschweine kamen des Weges, wobei sich die kleine Familie nicht stören ließ.

Ein rollender Stein wurde hörbar, und die Fuchsmutter packte ihre Kinder am Genick und verbrachte sie in die schützenden Büsche. Schritte wurden hörbar. Nach kurzer Zeit kam Mars der Jäger und Krieger hinter einem Steinehaufen hervor. Seine Haltung war gebückt und mit der rechten hielt er einen Wurfspeer in der Hand. Pirschend folgte er wohl einer Spur, welcher er gewidert hatte. Mars hatte eine unglaubliche Spürnase und ebenso viel Intuition. Er war ein Draufgänger und hatte zumeist den richtigen Blick für einen Moment oder eine Situation. Trotzdem war er stark von seinen Urinstinkten behaftet und musste ebenso lernen, was das Denken schlechthin anbelangt. Anscheinend verlor sich seine Spur, und so erhob er sich wieder und wollte weitergehen. Merkur warf sogleich einen kleinen Kieselstein nach ihm, so dass Mars aufmerksam wurde und Merkur sah.

Merkur: "Lieber Freund und Krieger, da bist du ja. Ich hoffe nur, dass ich dir deine Spuren nicht verwischt habe. Aber die Schweine liefen auch durch, da sie nach Trüffeln suchten und dabei den Boden komplett umwälzten. Aber auf meiner langen Reise bin ich nun in deinem feurigen Reich angekommen, da ich vorhatte dich zu besuchen".

Mars: "Ich wusste du kommst, und so machte ich mich auf den Weg dir entgegenzukommen. Aber zugleich wollte ich einen Fuchs erlegen, da er mir in letzter Zeit einfach zuviel Gänse und Hühner verspeist hat. Vielleicht ist es auch eine ganze Familie, und ich habe jetzt nur noch einen Hahn und vier Hühner. An die Gänse ist er nicht so oft herangekommen, da ich um die Ställe des Nachts Fallen aufgestellt habe. Sogar mit Köder. Aber die Füchse sind schlau und gehen mir nicht in die Falle".

Merkur wusste um die Fuchsfamilie. Aber er wollte sie nicht verraten, da sie anscheinend in den Büschen ihre Wohnhöhle hatten. So sagte er nichts weiteres dazu. Aber er sagte, dass er sich gerne die Hühnerställe anschauen wolle, um sie einbruchsicher zu gestalten.

Mars: "Ich werde die Fallen gelegentlich wieder Hephaistos überlassen. Die wilden Tiere sind einfach zu gescheit und so ist es besser, sobald ich mich auf Speer und Schwert besinne. Aber lasst uns umkehren, um zu meinen Zelt zu gehen. Ich freue mich sehr zu sehen, und am Lagerfeuer können wir uns gerne austauschen und unterhalten".

Mars war vortrefflich bewaffnet. Ein guter Wurfspeer gehörte zu seinem Arsenal ebenso, wie ein scharfes Messer und ein noch schärferes, kurzes Schwert. In einem Tragebeutel hatte er eine mächtige Wurfschleuder, mit welcher er gezielt auf große Entfernung seine Ziele anvisierte. In einer anderen Tasche hatte er schwefelige Steine, mit denen er überall ein Feuer entfachen konnte. Auf dem Weg zu seiner Wohnstätte setzte erneut Regen ein und der Wind machte sich wieder kräftig bemerkbar. In der Luft lagen die Düfte der Kräuter und ein Busch aus Wildrosen zeigte tiefrote Blüten und Dornen. Der Regen verdunkelte das Grün der Blätter und Büsche von Hagebutten setzten auch ihren Kontrast in diese verwilderte Gegend.

Mars schritt raschen Schrittes den Weg voran, und er kannte jeden kleinen Fleck in seinem ihm vertrauten Land. Windrosen bewegten und schaukelten unter den windigen Regen. Flechten und manche Pilze füllten sich mit dem Lebespendänen Wasser, so dass man das saugen der Pflanzen mit spüren konnte. Gemäß eines Herrschers hatte Mars seine Wohnstätte auf einen mittelhohen Berg, hoch genug die Gegend im Rund überblicken zu können. Der feste und steinige Boden ließ sich beinahe wie eine Treppe begehen. Der Regen wurde stärker, und die zwei waren froh am Zelt angekommen zu sein. Das Zelt hatte ein dickes, hölzernes Gerüst, und um dieses waren unzählige Tierfelle angebracht. Am Boden war alles mit Schaffellen ausgekleidet, und in der Mitte war eine große Feuerstelle. Der Rauch konnte durch eine kleine Öffnung am oberen Ende des Zeltes abziehen, sobald man mit einer langen Schur das Schutzfell beiseite ziehen konnte.

Im Zelt war es trocken und Mars entfachte zugleich mit seinen Feuersteinen ein wärmendes Feuer. Beide tauten nach kurzer Zeit so richtig auf, da inzwischen sich eine angenehme Wärme breit machte und für Behaglichkeit sorgte. Merkur zog an einer kleinen Kette, so dass der Topf über das Feuer kam. Dann füllte er den Topf mit Quellwasser aus seiner Wasserflasche auf und gab gute Teeblätter dazu. Jetzt kam die Wärme von innen. Aber Mars wurde unruhig, da er plötzlichen Hunger verspürte. Er verließ kurz das Zelt und ging zu einer kleinen Räucherkammer und kehrte mit zwei Keulen Schinken zurück. Beide waren hungrig, und Merkur war froh über die sättigende Mahlzeit und kaute zuletzt auf den Knochen herum. Nun waren beide gesättigt und zufrieden. Draußen hatte es aufgehört zu regnen und Merkur schlug vor, die kleinen Stallungen der geflügelten Hühner, Enten und Gänse zu besichtigen. Merkur ging zu jedem der Ställe und betrachtete sie eingehend. Das Gefieder war sichtbar verängstigt, so dass sie nicht gerade zutraulich waren. Vielmehr steckte noch der Schock der letzten Raubzüge des Fuchses in ihren Gliedern.

Merkur: "Wie ich sehe sind deine Ställe gut gebaut. Die Tiere haben ein gutes Dach über sich, viel Stroh und Platz. Der Außenbereich ist groß, so dass sie Würmer suchen können und danach scharren. Die Büsche spenden den Tieren guten Schatten in der Mittagssonne. Dein Zelt ist auch nicht gerade weit entfernt, so dass du immer hören kannst, sobald Gefahr für die Tiere vorherrscht. Du hast viele Wasserschalen aufgestellt und wirfst ihnen sicher auch täglich das Korn zu, weil davon einige volle Säcke in einem Schuppen stehen. Aber ich sehe einige Grablöcher an deinem Zaun. Dieser ist sehr hoch, was so gesehen nicht so notwendig wäre. Aber der Fuchs ist wohl sehr gescheit und gräbt sich unter den Holzlatten des Zaunes einen Tunnel. Und so kann er immer in die Ställe eindringen. Also ist es gut, sobald man die Ställe nach unten absichert, so um die zwei oder drei Fuß".

Mars: "Jetzt ist mir das Licht aufgegangen. Um die die Ställe werde ich mit dem großen Hammer harte Holzpfähle einwuchten, so dass dem kleinen Raubtier der Weg verwehrt sein wird. Ich muss nur darauf auf die Lücken achten, also sehr eng aneinander in den Boden rammen. Wenn du möchtest lieber Merkur, kannst du mir gerne helfen die Pflöcke aus meinem Lagerschuppen mit hierher zu tragen, und ich hole jetzt den großen Hammer".

Merkur war einverstanden und suchte mit seinem Freund den Schuppen auf. Die Holzpfähle nahmen viel Raum ein, da sie unordentlich übereinander lagen. Anstatt zu tragen, band Merkur ein Seil um einen Pflock und zog sie so über den ganzen Hof zum Stall. Mars dagegen nahm zwei oder drei Pflöcke zugleich und demonstrierte seine unbändige Kraft auf beeindruckende Art und Weise. Als Merkur dabei war den letzten Pflock anzubinden war Mars bereits die Puste ausgegangen. Geordnet lagen die Pflöcke nun um die Ställe. Mars sah, dass Merkur sichtlich nicht angestrengt war, was wohl daran lag, dass er mit Köpfchen gearbeitet hatte und nicht nur mit bloßer Kraft.

Merkur: "Manches ist nur beiläufig wichtig. Aber du siehst, dass ich mich nicht so anstrengen brauchte, da ich die Last am Boden heranzog. Ich wollte die Pflöcke auf tragen, sah aber ein dickes Seil am Balken in deinem Schuppen hängen. Und so erschien es mir logisch die Pfähle zu ziehen und nicht zu tragen. Mein Rücken wird es mir sicher gedankt haben".

Mars: Ja lieber Freund, meistens hast du Recht. Ich gehe vieles immer wieder zu forsch und zu stürmisch alles mögliche an. Und oft ist es zu spät, sobald ich mich über deine Worte als mein esoterischer Herrscher besinne. Doch immer wieder folgt die spontane Tat, und erst wenn sie geschehen ist und das Resultat nicht gut, fallen mir deine Worte ein indem du sagtest: "Von der Ebene des Denkens trete ich hervor und handle":

Merkur: "Darin steckt eine tiefe Lebensweisheit, und ich weiß, dass du ebenso ein sehr feuriger Typ bist, die Motivation von Durchsetzung und Behauptung in dir trägst. Dazu deine oft unerreichte Intuition und die Gabe wie ein Blitz besitzt, rasch alle möglichen Situationen zu erfassen und zu reagieren. Aber vor jeder Tat steht der Gedanke, die Absicht. Und so kann dir nichts so ohne weiteres erfahren, sobald du kurz innehältst und nachdenkst. Dies nenne ich eine feurige Intelligenz. Und sicher gibt es Situationen, in welchen die Handlung vor dem Denken stehen kann. Man könnte von Räubern überfallen werden und dann ist es immer wichtig und gut spontan die Waffen zu ziehen, und in den Gegenangriff zu gehen. Der entscheidende Zeitpunkt spielt immer eine entsprechende Rolle".

Mars: "Neulich erging es mir auf einer Jagd nach einem Wolf so wie du sagst. Das Tier bemerkte mich nicht und kam aus dem Schutz eines bewachsenen Areal hervor. Der Wind wehte entgegengesetzt, so dass der Wolf langsam auf mich zukam. Zuletzt war er nahe genug um meinen Speer nach ihm zu werfen. Aber mir kam der Gedanke, dass ich das Tier noch ein wenig auf mich zugehen lassen könnte, damit der Wurf auch sitzt. Aber just in diesem Moment bemerkte mich das kluge Tier und rannte sogleich in die schützenden Büsche zurück".

Merkur: "Dies mag in diesem Falle ein gutes Argument sein, indem du zuerst noch nachgedacht hattest. Aber vielleicht hätte dein Speer auch den Wolf verfehlen können, sobald du vor dem Denken geworfen hättest".

Merkur lachte dabei ein wenig verschmitzt, was Mars vernahm, sich aber daran keineswegs störte. Mars stand ganz spontan auf, nahm den großen Hammer in die Hand und begann damit die Pfähle ringsum mit Vehemenz in den tiefen Boden zu schlagen. Zuletzt ragte der Kopf der Pfähle nur noch ein wenig aus der Erde heraus. Nach einiger Zeit war er erschöpft, hielt sich den Rücken und ging zusammen mit Merkur rasch in das Zelt.

Mars: "Ich wollte damit noch heute fertig werden, und Gott sei Dank war der Himmel wolkenlos, so dass der Mond meiner Arbeit ausreichend Licht spenden konnte. Über dem Schlaf regenerieren sich rasch meine Energien wieder, so dass ich morgen in aller Frische wach werde und bereit für alle nur möglichen Taten bin. Wahrscheinlich lasse ich es wieder regnen, damit alle noch vorhandenen Keime austreiben können. Sie sind sehr hartnäckig, und so können sie auch durch eine Schneedecke hindurchstoßen, denke ich nur an die Schneeglöckchen und solche, welche das Ende eines jeden Winters ankündigen. Ich bin die antreibende Kraft und sorge für meinen Stürmen jedes Jahr für den Frühlingsanfang. Mein Kollege im Skorpion dagegen sorgt für den Herbst, indem er mit seinen Stürmen alle Blätter von den Bäumen fegt. Und ich kenne ihn auch als den guten "Väterchen Frost". Er kann alles erstarren lassen, so dass der gute Saturn den Winteranfang bringt. Aber ebenso bringt die Wintersonnenwende alles dazu, dass die Tage wieder langsam länger mit dem Licht der Sonne werden. Und zuletzt nehme ich bei der Tag- und Nachtgleiche am Frühlingsanfang mein Zepter wieder in die Hand und sorge für das Austreiben der Vegetation".

Merkur: "Ja, der schöpferische Aries/Mars im Widder und der zerstörende im Skorpion. Ihr zwei gebt dem ganzen einen tiefen Sinn, indem die unendliche Abfolge der vier Jahreszeiten wiederkehrt und zuletzt die Evolution voranschreiten lassen. Seit unserem letzten Treffen bist du auch ein wenig ruhiger und ebenso ordentlicher geworden. Besinne dich zu jeder Zeit auf deinen esoterischen Saatgedanken, der mich mit dir und deinem Bruder mit dem Skorpion verbindet. Und meine esoterischen Herrscher Venus und Mond bringen Gefühl und Wärme in meinen oft kühlen Verstand. Ja und Aphrodite und die anmutige Venus stehen euch zwei Brüder gegenüber, genau auf der Gegenseite und somit in der Polarität euerer Wahrnehmung. Aphrodite hat mir berichtet, dass du nicht mehr gar so stürmisch und überfallartig daherkommst. Mache ihr den Hof und bringe ihr immer Blumen oder etwas anderes schönes mit. Umschmeichle sie, aber bleibe dabei ganz natürlich. Bewundere ihre Schönheit und suche mit ihr den beständigen Kontakt. Bringe keine Waffen mit, da Aphrodite ein zartes Geschöpf ist. Und wenn du so vor gehst, wird sie sich eines Tages für dich öffnen und auch erobern lassen. Lieber Mars, hier an dieser Stelle ist meine doch sehr lange Reise durch alle zwölf Reiche beendet. Ich werde nun wieder direkt laufen und mich bei der Venus und ihrer Natur ausgiebig erholen und die Beine in der Sonne baumeln lassen. Aber wir werden uns immer wieder sehen, und darauf freue ich mich schon jetzt. Mache es gut und erinnere dich meiner letzten Worte".

Mars blickte Merkur etwas wehmütig nach und rief: "Mein lieber Freund, ich halte es wie du und mache mich gleich auf den Weg zu Neptuns Reich".

Alles liebe C by Arnold
 
Zurück
Oben