Meines? Deines? oder Wer hat´s erfunden?

Lucia

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Berlin
Durch immer wiederkehrende Diskussionen im Bezug auf die Verwendung von spirituellen und traditionellen Ritualen aus anderen Kulturbereichen ein paar Gedanken aus meinem persönlichen, schamanischen Eck dazu.

Gerade im esoterisch-schamanischen Bereich werden seit Jahren vermehrt Rituale wie „Schwitzhütte“, „Medizinrad“ und dergleichen angeboten.
Selbst wenn die Anbieter manches mal nicht „echt indianisch“ dazu schreiben, obwohl das oft genug der Fall ist, sind diese Worte Schlüsselreize, die die entsprechenden Konsumenten anlocken sollen, denn es wird natürlich damit ein entsprechendes Bild vermittelt. Ein Bild von nativen Ritualen, die die Romantikschiene bedienen, wobei dieses Bild mit den ursprünglichen Verwendern nicht viel zu tun hat. Einige wehren sich auch gegen den Ge-Brauch ihrer Spiritualität, wie beispielsweise die Lakota, und, von diesen inspiriert, mittlerweile auch die Aborigenes.
***link zur eigenen homepage entfernt***

Viele die derartige Rituale durchführen, berufen sich auf LehrerInnen aus den jeweiligen Traditionen. Diese würden es ja sein, die ihnen die Legitimation zur Durchführung der Rituale geben. Nun, zum einen – überall gibt es Menschen, die von etwas leben müssen. Und um überleben zu können, ist nun mal mittlerweile fast weltweit Geld notwendig. Durch solche Rituale erhält man dieses Geld. Ergo mag´s verständlich sein, dass dann jemand Rituale weiter gibt. So sie es denn wirklich einfach so tun.
Die Argumentation, dass ja Schwitzhütten, Medizinradrituale, etc. hier bei uns von american Natives durchgeführt wurden/werden - auch von SchamanInnen aus anderen Kulturen werden deren traditionelle Rituale hier bei uns gemacht, gelehrt – vernächlässigt einen wichtigen Aspekt. Die meisten von diesen Natives fordern zumeist dazu auf, dass wir hier unsere eigenen Wurzeln, Geister, Rituale wieder finden bzw. Rituale mit unseren eigenen Geistern entwickeln, eigene Namen dafür verwenden oder neue Namen erfinden sollen. Das bedeutet eben genau das, nicht dieselben Namen, die ja in Esokreisen zugkräftig sind, für die große Kohle, zu verwenden, sei das nun "Schwitzhütte", "Medizinrad" oder dergleichen. Auch wenn Ottilie und Otto Konsument am ehesten damit was anfangen könnten.
Denn das ist es, was man als Kulturraub und auch als spirituellen Raub bezeichnen kann.

Aus der schamanischen Perspektive gehe ich nun davon aus, dass diejenigen, die sich "SchamanIn" nennen, ja wohl auch Kontakt zur Geisterwelt haben werdem und sich dort sehr gut Rat holen können, Unterstützung, um Rituale zu entwickeln, um aussagekräftige Namen für diese Rituale zu finden. Denn die Geister hier haben auch schon mit unseren Vorfahren zusammen gearbeitet und auch die kannten beispielsweise, um bei den bekannteren Plagiaten zu bleiben, Schwitzrituale.
Um sich darüber zu informieren, selbst auf niedrigstem Niveau, braucht man bloß zu googlen, um eine aus dem nördlichen Europa kommende – mittlerweile auch bei uns schon standardisierte - Technik geschichtlich zu betrachten - die Sauna!
Wälzt man lieber Geschichtsbücher, so findet man auch dort einiges was von Interesse sein könnte. Zum Beispiel schreibt Herodot über die Skythen:

"Es wächst nämlich in ihrem Lande Hanf, welcher dem Linnen ganz ähnlich ist, mit Ausnahme der Dicke und Größe, worin dasselbe der Hanf bei weitem übertrifft; es wächst derselbe teils von selbst, teils wird er gesät, und verfertigen sich daraus die Thrakier sogar Kleider, welche den linnenen ganz ähnlich sind [...]
Von diesem Hanf nehmen nun die Skythen den Samen und schlüpfen dann unter die Decken; hernach werfen sie den Samen auf die durch Feuer glühenden Steine. Der hingeworfene Samen fängt an zu rauchen und verbreitet einen solchen Dampf, dass kein hellenisches Schwitzbad darüber gehen dürfte. Die Skythen aber brüllen vor Freude über ein solches Schwitzbad."


Herodot 4, 73 - 75, zitiert nach Bähr, Chr. (Hg.): Herodot, 9 Bücher zur Geschichte. Köln 1898.

Nun sollte es doch für SchamanInnen ein Leichtes sein, die Geister ihrer Ahnen und/oder die Geister des Landes, die all das gesuchte und gewünschte Wissen in sich tragen, zu kontaktieren. Damit wäre es keine Schwierigkeit alte Rituale neu zu beleben. Schließlich haben sie ja alle - weil "SchamanIn" - einen engen Kontakt zur Geisterwelt, oder worin liegt ansonsten eine der Wissensquellen?
Wenn dann doch von solchen Menschen gängige und vor allem zugkräftige Namen für Rituale verwendet werden - s.o. "Medizinrad", "Schwitzhütte" etc. - dann gibt es in meinen Augen nur zwei Möglichkeiten:

Zum einen: sie haben keinen Kontakt zur Geisterwelt und sind bloße Plagiatoren, womit sie gar nicht die Möglichkeit haben, da etwas zu entwickeln oder wiederzubeleben.
Zum anderen: sie sind einfach geschäftstüchtig und wollen bereits gut Bekanntes verwenden, um damit zu verdienen und sich Werbung samt Erklärungen zu ersparen - egal, ob das wer auch immer gut finden oder nicht.


Womit sich natürlich eine entscheidende Frage stellt:

Wie groß und ernsthaft ist er in diesen Fällen denn wirklich, der so oft betonte "Respekt" vor anderen Menschen, ihren Meinungen und Traditionen??

Artikel vom 22.03.2009, aus dem Online-Magazin WurzelWerk, Rubrik "Schamanenblick".
Da das Copyright bei mir liegt, gibt es keine Schwierigkeiten damit, ihn in vollständiger Länge hier einzustellen.

:)
 
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damit möchte ich auch antwort geben auf die frage "woher habe ich meine praktiken" - das findet sich in dem artikel.
und gleichzeitig auch eine erwiderung auf das plakative totschlagargument von wegen "toleranz und respekt".

für alle mitdenkenden leserInnen natürlich genauso.

:)
 
Ich praktiziere weder rituale noch schwitzhütten, medizinräder oder sonstwas, was aus einer anderen kultur stammt.

Nur.... müßte ich - falls ich obigem folgen möchte - nicht auch konsequenterweise meine trommel abgeben?

Mal so in den raum gestellt

silberelfe
 
Ich praktiziere weder rituale noch schwitzhütten, medizinräder oder sonstwas, was aus einer anderen kultur stammt.

Nur.... müßte ich - falls ich obigem folgen möchte - nicht auch konsequenterweise meine trommel abgeben?

mußt du nicht, denn bereits die "heilpraktiker des mittelalters" (O-Ton Carlo Ginzburg) - die italienischen benandanti - verwendeten die trommel für ihre zwecke.

gruß
sonnentänzer
 
Haaresträubend finde ich auch, daß Techniken usw. als Schamanismus verkauft werden. Da bietet jemand eine Schwitzhütte an und das ist dann Schamanismus. Weder der Anbieter, noch die, die daran teilnehmen, wissen was Schamanismus ist. Sie folgen einfach irgendwelchen Symboliken und Ritualhandlungen aus einem anderen Kulturkreis ohne einen wirklich schamanischen Bezug herzustellen.
Wenn ein gewisses Grundtalent da ist, dann ist das bei obigem Beispiel oft trotzdem einfach so, als setze man sich in sein tolles Auto, bleibt dabei aber in der Garage.

ciao, :blume: Delphinium
 
Hi,


um was geht es eigentlich.... um die Abzoke von Menschen die Hilfe im Schamanimus suchen? Von Menschen die eigentlich keine Ahnung haben was Schamanismus ist und Seminar anbieten um sehr viel Geld?

Geht es um Verteidigung... gegen wen/ was?
Was soll vermittelt werden?


Ich denke jeder Mensch hat die Möglichkeit Informationen einzuholen, bevor er sich bei einem Seminar anmeldet, oder bei einem "angeblichen" Schamanen
"hilfe" holt, oder was auch immer im Schamanismus interessiert.



lg
 


Ich habe - da ich gerne die meinungen derer lese, die es betrifft - mir die verlinkten statements der lakota und der aborigines durchgelesen. Beim text der lakota fand ich, dass da eigentlich auch der gebrauch der trommel drunter fällt. Mich würde interessieren, warum du das nicht so verstehst.


@ Sonnentänzer

danke für die nützliche info, werde darüber mal nachlesen.


***Textteil entfernt, da der zitierte Beitrag entfernt wurde***

:morgen:
 
Durch immer wiederkehrende Diskussionen im Bezug auf die Verwendung von spirituellen und traditionellen Ritualen aus anderen Kulturbereichen ein paar Gedanken aus meinem persönlichen, schamanischen Eck dazu.

Gerade im esoterisch-schamanischen Bereich werden seit Jahren vermehrt Rituale wie „Schwitzhütte“, „Medizinrad“ und dergleichen angeboten.
Selbst wenn die Anbieter manches mal nicht „echt indianisch“ dazu schreiben, obwohl das oft genug der Fall ist, sind diese Worte Schlüsselreize, die die entsprechenden Konsumenten anlocken sollen, denn es wird natürlich damit ein entsprechendes Bild vermittelt. Ein Bild von nativen Ritualen, die die Romantikschiene bedienen, wobei dieses Bild mit den ursprünglichen Verwendern nicht viel zu tun hat. Einige wehren sich auch gegen den Ge-Brauch ihrer Spiritualität, wie beispielsweise die Lakota, und, von diesen inspiriert, mittlerweile auch die Aborigenes.

Viele die derartige Rituale durchführen, berufen sich auf LehrerInnen aus den jeweiligen Traditionen. Diese würden es ja sein, die ihnen die Legitimation zur Durchführung der Rituale geben. Nun, zum einen – überall gibt es Menschen, die von etwas leben müssen. Und um überleben zu können, ist nun mal mittlerweile fast weltweit Geld notwendig. Durch solche Rituale erhält man dieses Geld. Ergo mag´s verständlich sein, dass dann jemand Rituale weiter gibt. So sie es denn wirklich einfach so tun.
Die Argumentation, dass ja Schwitzhütten, Medizinradrituale, etc. hier bei uns von american Natives durchgeführt wurden/werden - auch von SchamanInnen aus anderen Kulturen werden deren traditionelle Rituale hier bei uns gemacht, gelehrt – vernächlässigt einen wichtigen Aspekt. Die meisten von diesen Natives fordern zumeist dazu auf, dass wir hier unsere eigenen Wurzeln, Geister, Rituale wieder finden bzw. Rituale mit unseren eigenen Geistern entwickeln, eigene Namen dafür verwenden oder neue Namen erfinden sollen. Das bedeutet eben genau das, nicht dieselben Namen, die ja in Esokreisen zugkräftig sind, für die große Kohle, zu verwenden, sei das nun "Schwitzhütte", "Medizinrad" oder dergleichen. Auch wenn Ottilie und Otto Konsument am ehesten damit was anfangen könnten.
Denn das ist es, was man als Kulturraub und auch als spirituellen Raub bezeichnen kann.

Aus der schamanischen Perspektive gehe ich nun davon aus, dass diejenigen, die sich "SchamanIn" nennen, ja wohl auch Kontakt zur Geisterwelt haben werdem und sich dort sehr gut Rat holen können, Unterstützung, um Rituale zu entwickeln, um aussagekräftige Namen für diese Rituale zu finden. Denn die Geister hier haben auch schon mit unseren Vorfahren zusammen gearbeitet und auch die kannten beispielsweise, um bei den bekannteren Plagiaten zu bleiben, Schwitzrituale.
Um sich darüber zu informieren, selbst auf niedrigstem Niveau, braucht man bloß zu googlen, um eine aus dem nördlichen Europa kommende – mittlerweile auch bei uns schon standardisierte - Technik geschichtlich zu betrachten - die Sauna!
Wälzt man lieber Geschichtsbücher, so findet man auch dort einiges was von Interesse sein könnte. Zum Beispiel schreibt Herodot über die Skythen:

"Es wächst nämlich in ihrem Lande Hanf, welcher dem Linnen ganz ähnlich ist, mit Ausnahme der Dicke und Größe, worin dasselbe der Hanf bei weitem übertrifft; es wächst derselbe teils von selbst, teils wird er gesät, und verfertigen sich daraus die Thrakier sogar Kleider, welche den linnenen ganz ähnlich sind [...]
Von diesem Hanf nehmen nun die Skythen den Samen und schlüpfen dann unter die Decken; hernach werfen sie den Samen auf die durch Feuer glühenden Steine. Der hingeworfene Samen fängt an zu rauchen und verbreitet einen solchen Dampf, dass kein hellenisches Schwitzbad darüber gehen dürfte. Die Skythen aber brüllen vor Freude über ein solches Schwitzbad."


Herodot 4, 73 - 75, zitiert nach Bähr, Chr. (Hg.): Herodot, 9 Bücher zur Geschichte. Köln 1898.

Nun sollte es doch für SchamanInnen ein Leichtes sein, die Geister ihrer Ahnen und/oder die Geister des Landes, die all das gesuchte und gewünschte Wissen in sich tragen, zu kontaktieren. Damit wäre es keine Schwierigkeit alte Rituale neu zu beleben. Schließlich haben sie ja alle - weil "SchamanIn" - einen engen Kontakt zur Geisterwelt, oder worin liegt ansonsten eine der Wissensquellen?
Wenn dann doch von solchen Menschen gängige und vor allem zugkräftige Namen für Rituale verwendet werden - s.o. "Medizinrad", "Schwitzhütte" etc. - dann gibt es in meinen Augen nur zwei Möglichkeiten:

Zum einen: sie haben keinen Kontakt zur Geisterwelt und sind bloße Plagiatoren, womit sie gar nicht die Möglichkeit haben, da etwas zu entwickeln oder wiederzubeleben.
Zum anderen: sie sind einfach geschäftstüchtig und wollen bereits gut Bekanntes verwenden, um damit zu verdienen und sich Werbung samt Erklärungen zu ersparen - egal, ob das wer auch immer gut finden oder nicht.


Womit sich natürlich eine entscheidende Frage stellt:

Wie groß und ernsthaft ist er in diesen Fällen denn wirklich, der so oft betonte "Respekt" vor anderen Menschen, ihren Meinungen und Traditionen??

Artikel vom 22.03.2009, aus dem Online-Magazin WurzelWerk, Rubrik "Schamanenblick".
Da das Copyright bei mir liegt, gibt es keine Schwierigkeiten damit, ihn in vollständiger Länge hier einzustellen.

:)



Ich bin der Meinung, dass wir nicht nur Rituale wie z.B.: "Schwitzhütte", etc...., sondern auch Begriffe und Ausdrücke von "Urwaldschamanen" oder Schamanen der nordamerikanischen Indianern nicht unbedingt in unsere Kultur einbauen müssen, um richtig schamanisch arbeiten zu können!
Im Christentum, welches Teil meiner Kultur ist, gibt es einige schamanische Ansätze, aber unter einem "Deckmantel" verborgen. Und geht man davon aus, dass vielleicht wichtige Indizien in der Bibel absichtlich entfernt oder verändert wurden, hätte die Bibel vielleicht den Charakter eines schamanischen Lehrbuches.
Die Worte Jesus, " Tut dies zu meinen Gedächtnis ", waren vielleicht eine Aufforderung an seine 12 "Schüler" diese schamanischen Rituale weiter zu führen. Dann könnte ich persönlich mit dem Begriff - "Heiliger Geist" auch etwas mehr anfangen. Denn jener Jesus war es, der den "heiligen Geist" (spirits) immer wieder gerufen hat um Predigten zu halten, die voller Weisheit und Wahrheit steckten, um Menschen zu heilen und Wunder zu vollbringen. Ich denke, dass es hier einige Parallelen zum Schamanismus gibt, aber vielleicht gehe ich da wieder zu weit.
lg - chollo
 
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Ich bin der Meinung, dass wir nicht nur Rituale wie z.B.: "Schwitzhütte", etc...., sondern auch Begriffe und Ausdrücke von "Urwaldschamanen" oder Schamanen der nordamerikanischen Indianern nicht unbedingt in unsere Kultur einbauen müssen, um richtig schamanisch arbeiten zu können!
Im Christentum, welches Teil meiner Kultur ist, gibt es einige schamanische Ansätze, aber unter einem "Deckmantel" verborgen. Und geht man davon aus, dass vielleicht wichtige Indizien in der Bibel absichtlich entfernt oder verändert wurden, hätte die Bibel vielleicht den Charakter eines schamanischen Lehrbuches.
Die Worte Jesus, " Tut dies zu meinen Gedächtnis ", waren vielleicht eine Aufforderung an seine 12 "Schüler" diese schamanischen Rituale weiter zu führen. Dann könnte ich persönlich mit dem Begriff - "Heiliger Geist" auch etwas mehr anfangen. Denn jener Jesus war es, der den "heiligen Geist" (spirits) immer wieder gerufen hat um Predigten zu halten, die voller Weisheit und Wahrheit steckten, um Menschen zu heilen und Wunder zu vollbringen. Ich denke, dass es hier einige Parallelen zum Schamanismus gibt, aber vielleicht gehe ich da wieder zu weit.
lg - chollo

ich persönlich habs eher mit heimischen geistern anstatt mit hebräischen wüstengöttern die alleinige aufmerksamkeit und missionierung befehlen.
aber natürlich wer mag ...

:)
 
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