Meine Reisen, meine Länder...

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Danke Delphinium

freue mich immer auf Resonanz
wenn ich es schaffe, gehts morgen weiter
die verrückten Leute vom Dampfer...




morgen werde ich über meine erste Begegnung mit Asien erzählen
und von Tarzan... ein Matrose


frühmorgens um sechs nach seiner Wache
kam er zur Pantry:

"Willn Bier habn!"
"Du weisst doch, dass wir dir keinen Alkohol verkaufen dürfen..."

Ja, er war der einzige an Bord, der Alkoholverbot bekam.


Die Wache an Bord ist immer vier Stunden
darum sind Seeleute auch um sechs in der Lage ein Becks Bier zu trinken
oder zum Frühstück um sieben, ein Steak oder drei Spiegeleier zu essen

Ich hatte anfans Dienst in der Pantry
da gab es einen Essenslift hinunter in die Küche
der wurde mit dem Seil geholt, das geht schneller als elektrisch

man rief hinunter: drei Spiegeleier mit Speck
oder Kuddelmuddel etc

unser Chef war Stricky
er war der Stewart, viel zu dick und machte Diäten um schlank zu werden
das tat er drei Tage und war schlecht gelaunt, seine Laune liess er an uns
Mädchen aus... und wie! Wenn er dann wieder ass, dann war er der liebste Mensch den man sich vortsellen konnte. Auch er war strafversetzt von der M.S. Europa.



Ali:liebe1:
 




9.Juli Donnerstag

Wir lagen auf Reede, Nebel… man konnte nur die umher liegenden Schiffe bewundern, mehr leider vorerst nicht! Von Yokohama nichts zu sehen.
Ich war gespannt auf dieses Land und auf seine Menschen. Am Abend ging es nach Dienst dann endlich los, wir hatten inzwischen Ferryboat- Verbindung bekommen und tuckerten 45 Minuten durch die Bay von Yokohama zur Center Pier.



Yokohama Center Pier… grelle Leuchtreklamen, nur japanische Schriftzeichen und riesengroβ. Sie sind es, die das japanische moderne Straβenbild beherrschen. Es ist nahezu unmöglich alles mit den Augen aufzunehmen, aber sie sind ganz anders, die Japaner: Männer die in dicken Holzschuhen herumlaufen, Frauen in Kimonos.




Wir nahmen ein Taxi zur Izezaki-Cho, eine überdachte Einkaustrasse mit Läden, einer bunter als der andere. Und wie es sich gehört ging es dann in die Disco, wo ich das erste mal in meinem Leben heissen Sake trank. Hannes und Mira waren auch da. „Am Freitag verholen an die Boje“, sagte er. „Und am Sonntag kommen wir an die Pier, Homuko Pier Nr. C 1…“







Am Sonntag Nachmittag war frei und wir besuchten Sankei-En Garden











Montag 13.Juli Tokyo


Am Montag wagte ich das Abenteuer: allein nach Tokyo, denn keiner wollte mitkommen. Das Schwierigste erschien mir erst mal das Hinkommen, aber es war leichter als ich gedacht hatte.
Taxi nach Yokohama Central Station, ein bisschen mit Händen und Füssen reden… hai, hai
und dann so nebenbei aufpassen, nicht in den falschen Zug zu steigen.

Aber es ging alles gut, in zwanzig Minuten mit dem Express, war ich da. Tokyo damals mit 14 Millionen, ein überdimensionaler Bahnhof mit fünf Stockwerken und Rolltreppen.

Als erstes fuhr ich zum Tokyo Tower, dann Rikshafahrt um Imperial Pallace Garden
und dann nach Ginza…





Nirgends normale Schrift an den Straβenschildern, ich verstand nix. So fragte ich den ersten Japaner: „Ginza?“
„Hai, hai“, kam zur Antwort.
Das wiederholte sich mehrmals…

Irgendwann merkte ich, dass der ganze Stadtteil Ginza hieβ. Ich kaufte mir Japanische Hozdrucke auf Reispapier und schaute mir die Ginza an. Die Menschen hatten es alle so eilig und auf einmal inmitten dieser Menschenmassen fühlte ich mich einsam.



Zurück auf den Dampfer, dachte ich. Während das Taxi zur Tokyo Station fuhr, fiel mir ein
dass es nicht sicher war, ob wir an der Homuko Pier bleiben würden… wir sollten an die Boje verholt werden, entweder heute Nacht oder noch heute Nachmittag. Es war inzwischen 17 Uhr und rush hour in Tokyo...



Als ich mit dem Taxi die Homuko Pier erreichte und mein Dampfer da ruhig lag, da kam er mir auf einmal wie ein Stück Heimat vor… ich atmete auf und stieg die Gangway hinauf. Alles klar vordern und achtern murmelte ich dankbar.


Wir wurden noch abends an die Boje verholt, ungefähr dreihundert Meter von der Pier entfernt… das war auch die Nacht, wo Tarzan, nach seinem Landgang an Bord zurückschwamm, denn es war kein Boot in Sicht und seine Wache sollte bald beginnen.
Seinen Ausweis gab er zwischen die Zähne und dann schwamm er los…
Es gab viel Gelächter an Bord der Friesenstein, aber Tarzan bescheerte uns in Nagoya noch eines seiner Tarzanabenteuer…


wir blieben sechs Wochen in Japan
und besuchten die Häfen: Yokohama, Kobe, Nagoya
dann Süd Korea und erneut Yokohama...



Ali:liebe1:
 



Mittwoch 15.Juli

Inzwischen war die Friesenstein von der Homuko Pier an die Boje verholt.
Heute sollte unser Ausflug zum Hakone Nationalpark starten. Endlich mal ein wirklicher freiert Tag. Denn es blieben sonst nur ein paar Stunden am Nachmittag und einmal die Woche ein freier Tag.

Mit dem Ferryboat bis Center Pier, wo uns, das waren mehr als der halbe Dampfer… ein Reisebus mit japanischer Hostess empfing. Sogar unser Captain Vetter mit Frau waren dabei und das Englisch der Hostess klang sehr sehr seltsam, aber so hatten wir viel zum lachen während der Fahrt.

In Serpentinen fuhren wir die Berge hinauf und der Mount Fuji kam näher und näher…









Unterwegs hielten wir bei einem Shrine. Ein schmaler Pfad führte durch Wald, es war feucht, es musste vorher gerade geregnet haben.
Der Bau aus Holz mit kunstvollen Schnitzereien, auf einem Berg gelegen.





Plötzlich schlug ein Mönch auf eine zwei Meter hohe Standtrommel, unten aus dem Tal, kamen Mönche in farbigen Gewändern langsam die Stufen herauf und begaben sich in das Innere des Tempels. Das Trommeln, welches zuerst langsam begann, wurde immer schneller, bis es plötzlich aufhörte. Dann setzte Musik ein, fremdartig. Es war ein Stück Japan, welches gar nicht mehr richtig dazugehörte.
Die Jahrtausendealte Vergangenheit dieses Landes, tauchte in meinem Inneren auf… es zerrinnt alles, es geht seinen Weg, den es gehen muss. Ich höre dieser fremden, melancholischen Musik zu, die mir auf einmal vertraut wird.




Danach besuchten wir Buddha…

Der Buddha von Kamakura in Japan




Ich näherte mich mit einer gröβeren Gruppe junger Leute und wir waren sehr ausgelassen...
Einer rannte voraus und ging sofort in den Buddha hinein um von dort oben...
aus einem Kopf zu uns irgendwas herunter zurufen...




Aber in mir verstummte alles
in mir wurde es still
und dann war da eine Sehnsucht in mir
eine Art Zugehörigkeitsgefühl
so als ob du nach Hause kommst...

es war noch ein langer Weg bis zum Buddha in mir…





am Lake Ashi fuhren wir Bötchen








in der Ferne der Mount Fuji...

und last not least...
besuchten wir Odawara Jo - die Burg von Kamakura
Kamakura Zeit, nennt man auch jene Epoche in Japan, der Samurai und des Rittertums




Wir erreichten bei Dunkelheit erst Yokohama und gingen alle zufrieden an Bord.
Am nächsten Tag hatten wir Besuch von einem Schwesternschiff, der Weserstein unterwegs auf grossem turn via Cape Good Hope. Kitty kam an Bord. Sie fuhr früher auf der Friesenstein und man erinnerte sich an sie noch all zu gut...Kitty rollte an, im stattlichen Alter von dreiundfünfzig Jahren und fuhr immer noch zur See.

Da plante ich meine weitere Zukunft und beschloss mich bei Fluggesellschaften zu bewerben, bekam auch Antwort und lernte jeden Tag Englisch... aber zurück zu Kitty: sie wäre so gerne auf der Friesenstein gefahren, aber Grewe unser Funkoffizier, meinte, er würde sofort abmustern, sonst schmisse er sie noch Aussenbords...
Wir hatten eine Riesengaudi mit ihr, sie war ein ulkiger Vogel, denn sie trank jede Menge und rauchte wie ein Schlot.

Am nächsten Tag, Auslaufen nach Kobe, endlich mal wieder ein Tag auf See.
Wir liefen zur gleichen Zeit wie die Weserstein aus und es gab noch viel Gewinke. Kitty winkte mit einem grossen weissen Tuch... die Weserstein war bereits auf Heimreise und würde auf den Phillipinen, Penang und Singapore noch Ware an Bord nehmen.







 





20. Juli

Kobe einlaufen um sechs Uhr morgens…
Wir lagen wieder auf Reede, in der Ferne konnte man die Akashi-Kaikyo Bridge im Morgennebel erkennen, die vom Festland zum groβen Container Terminal führte.





in der Mittagspause nahm ich meine Kodak Instamatic und gehe an Deck um ein paar Fotos zu schiessen und traf als erstes den Bootsmann. Der Bootsmann war auch einer von denen, die morgens zur Pantry kamen und über groβen Durst klagten. Unser Steward Stricky dann: „um die nächste Ecke ist ein Supermarkt…“



Dann traf ich Perez, ein spanischer Matrose, der regelmäβig meine Schuhe versteckte
und das war so: als ich mal meine Schuhe in der Pantry vergaβ, waren sie am nächsten Morgen verschwunden. Da Perez die 4-8 Wache hatte, fragte ich ihn.
„Ich habe die Schuhe auβenbords geschmissen“, meinte er.
„Wo standen die Schuhe?“
„Vor der Kabine vom Captain.“
„Schwarze Schuhe?“, wollte ich wissen.
„Ja, und alt obendrein.“
„Das waren meine Schuhe und keine alten Schuhe, und meine einzigen festen Schuhe, denn in Japan kriege ich keine in meiner Gröβe!“
„Na, dann schau halt mal im Feuerlöschkasten neben der Pantry…“

„Que passa?“, fragte er. „Ah fotografieren…“ und schon deutete er auf einen Mast, den wir dann hochkletterten, natürlich voller Schmieröl. Wir landeten auf dem Zwischenbootsdeck, klemmten uns beide unter den Hut und Peter der 1.Elektriker fotografierte.




Dann war da Harry, unser dänischer Matrose, der völlig betrunken auβenbords hing und den Dampfer anpinselte. Er war aber Gott sei dank angeseilt...
Er pinselte wie ein Wilder, das muss man ihm lassen, auch wenn er knocke ist, kann der noch malen. Und heute hatte er Geburtstag…



Harry feierte schon mal den Geburtstag gestern Abend vor… kam mit einer Kiste Bier zu uns hoch. Es war wohl so gegen 19 Uhr. Er wolle nur mit uns dreien, mit Mikel, Wolfgang und mir, seinen Geburtstag vorfeiern. Aber Harry musste vorher schon vorgefeiert haben, denn er fing bald mit dem Teppich an zu tanzen. Er nahm den Teppich und drehte sich mit ihm im Kreis.
Na und wir waren auch nicht mehr so ganz nüchtern und machten einen entsetzlichen Krach. Ein Wunder, dass der Captain sich nicht rührte, dessen Kabine war genau unter uns. denn unsere Feierlichkeiten fanden auf dem Brückendeck in Mikels Kabine statt.




das war die Zeit wo ich obendrein Tabakspfeide rauchte, neben mir Lothar
ein Ingenieursassistent


Wir klatschten zu Harrys Solo eifrig in die Hände, der fühlte sich ermutigt und begann mit einem Stuhl weiterzutanzen. Denn Teppich schmiss er vorher auf den Gang, und wir lieβen ihn gewähren, es war schlieβlich sein Vorgeburtstag…

Gegen 22 Uhr wollte Harry plötzlich an Land… wir überlegten, soweit wir dazu noch in der Lage waren, ob wir noch Ferryboatverbindung hätten und es kam hin.
Harry machte einen Hechtsprung zur Tür hinaus und wir hinterher.
Als uns dann der Wind um die Ohren wehte, wurden wir wieder voll aufnahmefähig für unsere Tour durch Kobes Bars und Discos. Na, jedenfalls kamen wir alle drei am frühen Morgen wieder, oder waren wir nicht vier?
Ein neuer Tag begann, wir stärkten uns mit Mengen an Cola, nur noch Cola und dann war ja wirklich Harrys Geburtstag. Es war sechs Uhr und mein Dienst begann…

Aber zurück zu meiner Mittagspause:
Ich machte noch ein paar Aufnahmen, wie es aussieht, wenn ein Schiff auf Reede liegt. Wie mit den Ladebäumen die Ware gelöscht wird. Die meiste Arbeit haben die Offiziersassistenten, aber der zweite Offizier ist immer anwesend oder der Dritte.









Kobe war eine aufregende Zeit mit vielen Partys
morgens sagten wir uns: nein! Heute Abend gehts früh in die Koje
aber wenn dann der Abend kam...

in Kobe mussten wir vier Stewardessen auch eine Bootsübung machen
wir hatten 14 Meter eine Strickleiter an der Bordwand runterzuklettern
und tuckerten dann mit dem ¨Retungsboot durch den Hafen von Kobe
der helle Wahnsinn... wir hätten nie ohne Sicherheitsseil runterklettern dürfen
aber wir Mädchen haben es überlebt und den Seeleuten unseren Mut bewiesen


vier Tage später Auslaufen nach Süd Korea



Aphrodite:liebe1:



 


24 Juli
6 Uhr morgens, Auslaufen nach Süd Korea

Wir hatten eine Fahrt von dreiβig Stunden und durchquerten das Südchinesische Meer
mit einem wunderschönen Sonnenuntergang.




Am 25 um 13 Uhr, ankerten wir in der Bucht von Yosu, 10 Km von Yosu entfernt, der Hafen war zu klein für unseren Dampfer.
Versteckt zwischen Inseln mit smaragtgrünem Wasser, draussen drückend heiβ, warteten wir der Dinge. Wir hatten Schwergut an Bord, um ein E-Werk hier aufzubauen.



Endlich kamen die Koreaner an Bord und begannen zu löschen. Als erstes fiel ihnen dabei ein Eisenstahlträger in Luke 3 und noch so einige Scherze. Aber sie waren alle nett und sehr neugierig und standen am nächsten Morgen haufenweise vor den Bulleis der Offiziersmesse.

Es war frühmorgens… ich schlecht gelaunt und müde, und lauter Koreaner am gucken, wie ich da mit dem Feudel den Boden wischte. Als ich sie entdeckte stieβ ich einen lauten Fluch aus und rannte mit dem Feudel raus um sie zu vertreiben. Es war sehr lustig, wie sie vor mir die Flucht ergriffen…
Zwei von den Stauern kamen auch zum Essen, das war auch in Japan so, eine Gefälligkeit der Reederei.

Wir besuchten die deutschen Ingenieure und ihre Frauen an Land, mit Dinnerparty. Das Essen alles aus Konserven…

Am 27 Juli Pusan. Ich blieb an Bord, wir bekamen zwar Shore-Pass, aber es gab immer wieder Unruhen in Pusan. Ab 22 Uhr war Ausgehverbot...





28 Juli Auslaufen Pusan

dunkle Wolken verdunkelten mein Paradies
mein Freund Wolfgang, ein Offiziersassi bekam Probleme
mit der Post... er fuhr vorher auf der Seute Deern
ein Ausbildungssegelschiff für die Handelsmarine
und hatte eine Freundin in Norwegen...

ich begann mir ernsthaft Gedanken über meine Zukunft zu machen
lernte intensiv Englisch. Das Leben auf See war nichts auf Dauer
Zwei Fluggesellschaften meldeten sich inzwischen auch die Lufthansa...
und mein Exverlobter wollte dass ich zu ihm zurückkehre



Ali
:liebe1:
 
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