Meine Onkels wollen meiner Oma den Tod meines Vaters verschweigen!

Hallo @Rico77

Es ist absolut klar, dass sie das erfahren muss. Jeder Mensch will wissen wie es Menschen geht die einem wichtig sind.

Und selbst wenn man glaubt, dass es irgendwie besser wäre wenn sie es nicht weiß. Wie soll das funktionieren, wenn der Sohn sie jetzt nicht mehr besuchen kommt, sich nicht mehr meldet usw? Das klingt keinesfalls besser und ist gegenüber ihrem Sohn ja wohl auch unfair, der sich ja offensichtlich bis zu letzt um Kontakt bemüht hat. Der würde auch nicht wollen, dass die Mutter denkt, dass er sich nun auf einmal nicht mehr interessiert.

Egal ob es gut gemeint ist, das ist nicht richtig so, was die Onkel da tun. Und es ist keine Einmischung in fremde Angelegenheiten, wenn der Enkel und Sohn des Verstorbenen ihr das auch mitteilt.

Die einzige Ausnahme die ich da sehe ist fortgeschrittenes Alzheimer (oder vergleichbar), sofern davon auszugehen ist, dass die alte Person es am nächsten Tag schon nicht mehr weiß. Da kann man es dann nicht jeden Tag wieder erzählen, das wäre grausam.

LG PsiSnake
 
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Sie ist 96 man weiß dass auch ihre Tage gezählt sind.

Selbst sowas kann man überhaupt nicht sicher sagen. Jeanne Calment lebte dann noch mehr als ein Vierteljahrhundert ;).
Klar, wird sehr wahrscheinlich nicht so kommen. Aber wenn jemand mit 96 wirklich noch (vergleichsweise) gut drauf ist, ist es gar nicht mal so unwahrscheinlich, dass derjenige 100 + wird. Und wie erklärt man, dass der Sohn sich nicht mehr meldet?
 
@Rico77

Dein Vater ist gerade ernsthaft verhindert,
weil Gott ihn zu sich bereits gerufen hat...
Vielleicht kannst du deiner Oma
es so (oder ähnlich) vermitteln.
In einem schönen Moment.
 
Menschen verkraften oft die Wahrheit besser als man glaubt. Falsche Rücksichtnahme hilft nicht, denn wenn die Bindung hoch ist, spürt man einiges auch weit entfernt.
Vermutlich ahnt sie auch etwas.
Wirklich etwas vormachen kann man anderen nicht wirklich etwas.

Bei den Onkeln sehe ich eher Egoismus. Ihnen sind die möglichen Folgen unangenehm. Es wird zum eigenen Besten verschwiegen. Mit Rücksicht auf die Oma hat es nichts zu tun.

Ehrlich sein und dann auffangen und nicht aus Eigennutz jemanden etwas verschweigen, nur weil man keine Verantwortung übernehmen will.

Wahrhaftig sein und Sie wird verstehen und Dankbar sein, Gewissheit zu haben.
 
Hallo Rico, willkommen im Forum.
Du überlegst, Deiner 96-jährigen Oma gegen den Willen der Bezugspersonen Deiner Oma zu sagen, dass ihr Sohn verstorben ist, (nur) weil Du nicht lügen möchtest, bzw. weil es "die Wahrheit" ist. Es ist natürlich gut, die Wahrheit zu sagen und nicht zu lügen. Doch man muss nicht immer alles jedem überall zu jeder Zeit sagen. Das geht ja auch nicht.
Kannst Du Dir vorstellen, das Thema des Tods gar nicht anzusprechen, sondern über alles andere zu sprechen, alles andre, was wichtig ist?
Dann brauchst Du nicht lügen. Niemanden verletzt Du damit. Dann machst Du nichts falsch - denke ich.
Aber wenn Du einer fast hundertjährigen Frau in den letzten Tagen ihres Lebens hier auf Erden eine so schwere Botschaft überbringst, obwohl Dich zwei Verwandte bitten, es nicht zu tun und obwohl Du selbst Zweifel hast ob das richtig ist und obwohl sich im Jenseits doch alle wiedertreffen und es gar keinen Informationsvorteil bietet - dann kannst Du allerdings einen großen Schaden anrichten, großen Kummer verursachen. Wem tut das gut? Also besser das Thema vermeiden, wenn es geht. Nur wenn man direkt gefragt wird, wenn Dir die Dame in die Augen guckt und Dich fragt: Wo ist mein Sohn, sage es mir jetzt, ist mein Sohn noch am Leben? Dann muss man ehrlich antworten. Aber es kann sein, dass diese Frage niemals gestellt wird. Dann muss sie auch nicht angesprochen werden.

Das ist meine Perspektive. Meine Perspektive muss gar nichts bedeuten für Dich und die Familie. Aber Du hattest gefragt und ich wäge immer ganz pragmatisch ab, bei allen Entscheidungen.

Manchmal hilft uns Gott oder ein guter Geist in diesen Situationen. Da wünsche ich Dir Unterstützung.
Liebe Grüße
evamaira
Eines Tages liegt die Mutter im Sterben und wartet auf ihren Sohn, der nicht kommt. Was dann? Weiter Lügen und ihr im Glauben lassen ihr Sohn liebt sie nicht, sonst wäre er ja gekommen.
 
Eines Tages liegt die Mutter im Sterben und wartet auf ihren Sohn, der nicht kommt. Was dann? Weiter Lügen und ihr im Glauben lassen ihr Sohn liebt sie nicht, sonst wäre er ja gekommen.
Hallo, ich melde mich doch noch einmal hier.
In meinem Beitrag schrieb ich ja, dass ich ein Lügen nicht unterstütze. Für mich ist es auch Lügen, wenn man einfach nicht antwortet auf eine Frage.
Mit keiner Zeile wollte ich Unaufrichtigkeit unterstützen.
Mir geht es darum:
In der Situation gibt es eine Sterbende bzw. eine Dame, die dem Tod selbst nah ist. Sie ist krank. Ihre Situation, ihre Befindlichkeit, ihr Interesse und ihre Bedürfnisse müssen meiner Ansicht nach im Vordergrund stehen.
Wir sind alle nicht vor Ort. Dies kann nur der Fadenersteller und die der DAme am nächsten stehende Person feststellen: Wie es der Dame gerade geht.

Danach wird entschieden, wie man mit ihr interagiert. Sie wird selbst zum Ausdruck bringen, was sie möchte und wer ihr nah ist, wird das erkennen und respektieren.

Worum es mir ging: klarzumachen, dass kein moralischer Kodex und die Befindlichkeiten von einem selbst höher zu bewerten sind als die Bedürfnisse der Dame.

Ich habe Menschen beim Sterbeprozess begleitet. Von denen habe ich nicht erwartet, dass sie sich um meine Befindlichkeiten kümmern (wie fühle ich mich mit diesem oder jenem Verhalten). Ich bin darauf eingegangen, was deren Wünsche waren.

Ich habe Menschen erlebt, die angesichts des nahenden Todes einer Angehörigen von mir - von mir und der Sterbenden erwartet haben, dass wir uns mit deren Gefühlen, Gewissen und deren Trauer beschäftigen.
Ehrlich gesagt hat mich das neben der Trauer, die ich selbst hatte damals, richtiggehend angekotzt.
Ich meine nicht die unsicheren Nachfragen: Was soll ich nur tun? Diesen Menschen habe ich gesagt dass sie gar nichts tun müssen, sie können einfach nur da sein oder vielleicht dieses oder jenes miterledigen helfen wenn ihnen danach ist - und ansonsten einfach die Wünsche der Kranken respektieren. Mehr ist nicht nötig.

Aber denen, die sagten: Ich würde ja gern zu Besuch kommen, aber die ist ja schon so vom Tod gezeichnet und da habe ich Schwierigkeiten mit klarzukommen und kannst Du mir helfen und ihr sagen, dass ich sie ja so schätze und dass bla bla bla

Sie wollten selbst als "gut" dastehen und ihnen war die Person, die krank war, im Grunde egal.

Kann sein, dass mir das noch in den Knochen steckt und ich das nicht endgültig verarbeitet habe.
Es erklärt aber, warum ich auf der Position bin, dass es kein per-se-Rezept gibt: DAS muss man machen (xy sagen, xy tun), damit man ein guter Mensch ist.

Worauf es ankommt: die Person, die krank ist, dement ist, die dem Tod selbst nah ist. Wenn man darauf achtet und nicht auf die eigenen Prinzipien schielt, dann kann man nichts falschmachen.

Für den Fadenersteller: was die Verwandten drumrum machen, deren Sache.
Lass Dein Herz über Dein Handeln mit Mitgefühl entscheiden, wenn Du vor der Dame stehst. Du wirst es spüren, was richtig ist und was nicht.

und wir hier haben eigentlich gar kein recht zu urteilen - nur unsere Erfahrungen und was wir denken können wir schreiben

aber der Fadenersteller wird sich in dem Moment der Entscheidung schon so oder so für das Richtige entscheiden
was für ihn richtig ist

und dabei von Herzen alles Gute ...

lg
eva
 
Hallo, ich melde mich doch noch einmal hier.
In meinem Beitrag schrieb ich ja, dass ich ein Lügen nicht unterstütze. Für mich ist es auch Lügen, wenn man einfach nicht antwortet auf eine Frage.
Mit keiner Zeile wollte ich Unaufrichtigkeit unterstützen.
Mir geht es darum:
In der Situation gibt es eine Sterbende bzw. eine Dame, die dem Tod selbst nah ist. Sie ist krank. Ihre Situation, ihre Befindlichkeit, ihr Interesse und ihre Bedürfnisse müssen meiner Ansicht nach im Vordergrund stehen.
Wir sind alle nicht vor Ort. Dies kann nur der Fadenersteller und die der DAme am nächsten stehende Person feststellen: Wie es der Dame gerade geht.

Danach wird entschieden, wie man mit ihr interagiert. Sie wird selbst zum Ausdruck bringen, was sie möchte und wer ihr nah ist, wird das erkennen und respektieren.

Worum es mir ging: klarzumachen, dass kein moralischer Kodex und die Befindlichkeiten von einem selbst höher zu bewerten sind als die Bedürfnisse der Dame.

Ich habe Menschen beim Sterbeprozess begleitet. Von denen habe ich nicht erwartet, dass sie sich um meine Befindlichkeiten kümmern (wie fühle ich mich mit diesem oder jenem Verhalten). Ich bin darauf eingegangen, was deren Wünsche waren.

Ich habe Menschen erlebt, die angesichts des nahenden Todes einer Angehörigen von mir - von mir und der Sterbenden erwartet haben, dass wir uns mit deren Gefühlen, Gewissen und deren Trauer beschäftigen.
Ehrlich gesagt hat mich das neben der Trauer, die ich selbst hatte damals, richtiggehend angekotzt.
Ich meine nicht die unsicheren Nachfragen: Was soll ich nur tun? Diesen Menschen habe ich gesagt dass sie gar nichts tun müssen, sie können einfach nur da sein oder vielleicht dieses oder jenes miterledigen helfen wenn ihnen danach ist - und ansonsten einfach die Wünsche der Kranken respektieren. Mehr ist nicht nötig.

Aber denen, die sagten: Ich würde ja gern zu Besuch kommen, aber die ist ja schon so vom Tod gezeichnet und da habe ich Schwierigkeiten mit klarzukommen und kannst Du mir helfen und ihr sagen, dass ich sie ja so schätze und dass bla bla bla

Sie wollten selbst als "gut" dastehen und ihnen war die Person, die krank war, im Grunde egal.

Kann sein, dass mir das noch in den Knochen steckt und ich das nicht endgültig verarbeitet habe.
Es erklärt aber, warum ich auf der Position bin, dass es kein per-se-Rezept gibt: DAS muss man machen (xy sagen, xy tun), damit man ein guter Mensch ist.

Worauf es ankommt: die Person, die krank ist, dement ist, die dem Tod selbst nah ist. Wenn man darauf achtet und nicht auf die eigenen Prinzipien schielt, dann kann man nichts falschmachen.

Für den Fadenersteller: was die Verwandten drumrum machen, deren Sache.
Lass Dein Herz über Dein Handeln mit Mitgefühl entscheiden, wenn Du vor der Dame stehst. Du wirst es spüren, was richtig ist und was nicht.

und wir hier haben eigentlich gar kein recht zu urteilen - nur unsere Erfahrungen und was wir denken können wir schreiben

aber der Fadenersteller wird sich in dem Moment der Entscheidung schon so oder so für das Richtige entscheiden
was für ihn richtig ist

und dabei von Herzen alles Gute ...

lg
eva
Es stand doch nirgends, dass sie im Sterben liegt, sondern das Sie 96 Jahre alt ist.
Jeder Mensch hat doch das Bedürfnis die Wahrheit zu erfahren. Ich weiß, das man einem anderen nicht wirklich etwas vormachen kann.

Ihr jetzt die Wahrheit sagen ist besser als wenn sie wirklich im Sterben liegt.

Der Punkt ist doch, sie wartet auf ihn, weil er ihr sagte, er kommt im November. Nun kommt er natürlich nicht und was sagt man ihr dann im Dezember? Man tischt ihr eine Lüge auf. Er wäre gerne gekommen, aber wegen dies und jenes verhindert.
Je länger man ihr es verschweigt, desto schlimmer wird es doch.
 
War in so einer Situation und habe mich für die Wahrheit entschieden.
Selber wünsche ich mir, die Wahrheit zu erfahren.
Ja, es geht den meisten so, aber nicht allen. Ich vermute, dass Dein Gegenüber auch zum Ausdruck gebracht hat, dass er oder sie die Wahrheit wissen will. Es geht darum, ob jemand in Frieden sterben kann oder nicht. Den meisten gibt die Wahrheit Frieden. Aber nicht allen. Das muss man in der jeweiligen Situation entscheiden.
 
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Es stand doch nirgends, dass sie im Sterben liegt, sondern das Sie 96 Jahre alt ist.
Jeder Mensch hat doch das Bedürfnis die Wahrheit zu erfahren. Ich weiß, das man einem anderen nicht wirklich etwas vormachen kann.

Ihr jetzt die Wahrheit sagen ist besser als wenn sie wirklich im Sterben liegt.

Der Punkt ist doch, sie wartet auf ihn, weil er ihr sagte, er kommt im November. Nun kommt er natürlich nicht und was sagt man ihr dann im Dezember? Man tischt ihr eine Lüge auf. Er wäre gerne gekommen, aber wegen dies und jenes verhindert.
Je länger man ihr es verschweigt, desto schlimmer wird es doch.
Ich fürchte, ich werde wirklich missverstanden; daher noch einmal: kein Verschweigen, kein Anlügen! Das unterstütze ich nicht.
Wenn sie fragt, wo ist mein Sohn, sagt es mir, dann soll man natürlich sagen, was Sache ist. Dann antwortet man auf ihre Frage.

Wenn sie aber nicht fragt, weil sie ggf. nicht orientiert ist, dann wäre es grausam, ihr einzuhämmern, dass der Sohn tot ist.

PsiSnake hat dies in seinem Beitrag noch besser ausgedrückt in einem der letzten Absätze seines Beitrags.

Mir geht es darum, dass nicht der eigene Verhaltenskodex hier zählt sondern der aufrichtige und mitfühlende Umgang mit der Dame.
 
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