Für so manchen werde ich hier nichts Neues schreiben, aber manches lässt sich durch ERfahrungsberichte unterschiedlich zum Ausdruck bringen und verstehen, weshalb ich hier einmal über "Meditation und Sex" aus meiner Sicht schreiben möchte.
Es gibt sehr unterschiedliche Meditationstechniken. Ja, das Wort "Meditation" ist so unbestimmt, dass wir es einerseits für einfache Präsenz, Achtsamkeit, Bewusstheit verwenden können, manche bezeichnen damit sogar geführte Fremdsuggestionen/führungen via CD/DVD, andererseits kann man damit auch lediglich das Eintauchen in den meditativen Zustand ansprechen. Wenn ich hier von Meditation spreche, dann beziehe ich mich auf die Erfahrung und Praxis der achtsamen Präsenz, der Bewusstheit.
Diese lässt sich auch im Alltag schulen und entwickeln, hierfür ist jedoch in der Regel auch der konzentrierte Rückzug in die Stille sehr hilfreich.
Alles, was das Bewusstsein hier wieder erfahren kann, das ist: Präsenz, Jetzt, Stille, Offenheit, Gegenwart.
Was hat dies nun mit der Sexualität zu tun?
Nun, zunächst können wir in der Sexualität unseren eigenen Leib wahrnehmen; oder wir können ihn auch nicht wahrnehmen. Eventuell leiten uns bestimmte Vorstellungen (Orgasmus, Männlichkeit/Weiblichkeit, Anerkennung, Romantik), so dass wir an unserem Körper (und am Körper des anderen) lediglich "reizende" Aspekte wahrnehmen. Präsenz bedeutet hier, dass wir unseren Leib achtsam wahrnehmen, dass wir hineinspüren, feinfühlig werden, immer feinere Empfindungen spüren, statt den groben Empfindungen den feinen Empfindungen nachgehen, sie wahrnehmen.
Präsenz bedeutet hier auch, dass wir unsere Vorstellungsmuster erkennen, loslassen, einfach in der Gegenwart ankommen.
Präsenz beobachtet die "Erregung", die "Geilheit", die "Lust" und lässt sie einfach da sein, lässt sie ziehen.
Meditative Sexualität in diesem Sinne sucht nicht danach, die Erregung zu erhöhen, den Orgasmus zu multiplizieren, das Becken zu fixieren, sondern zielt einerseits auf die beschriebene Präsenz.
Das ist jedoch nur einer Seite.
In der Sexualität können wir einem anderen Menschen begegnen. Bleiben wir auf diese beschriebene Weise präsent, dann können wir auch den anderen präsent, offen wahrnehmen. Wir können ihm in die Augen blicken, seine weiche Seite, seine Seele berühren, wir können in dieser Weise Nähe eingehen, uns mit unseren weichen, seelischen Aspekten "berühren".
Dieses seelische Berühren wird durch Präsenz für uns und den anderen möglich. Durch dieses seelische Berühren nehmen wir an uns feine Empfindungen und am anderen feine Empfindungen wahr. Auf diese Weise konzentriert sich die Erregung nicht im Becken, sondern ein Fluss feiner Empfindungen gleitet durch den gesamten Leib.
Wenn wir verliebt sind, dann stellt sich diese Erfahrungen öfters ein - aber wir müssen nicht verliebt sein, um derart präsent und offen die Gegenwart zu erfahren.
Wenn uns diese feinen Empfindungen durchfluten, unsere weichen, seelischen Wesenskerne sich berühren, dass ist es ganz unnötig, "Erregung", "Orgasmen", etc. zu forcieren. Die Gefühle, die sich dann einstellen, sind sehr intensiv und gehen über die Erregung hinaus, die primär auf Erregung zielt.
Sexualität die primär auf Erregung zielt ruft nach immer mehr, immer stärker, leidenschaftlicher, lustvoller. Zwischen die seelen schiebt sich dann der "Sex".
Sexualität, die auf feinen Empfindungen, seelischer NÄhe und Intimität beruht, schwingt sich ganz von alleine in intensive Gefühle und Nähe ein.
Es ist wundervoll, dem anderen auf diese Weise zu begegnen.
Wenn ich mich an den Sex erinnere, den ich in einer anderen Phase meines Lebens praktizierte, als ich primär auf Erregung, Orgasmen, etc. zielte, dann kann ich darüber sagen, dass ich damals danach oft eine innere Kälte, eine Abgetrenntheit, eine seelische Kälte fühlte. Ganz egal, wie oft die Partnerin zum Orgasmus kam, wie eruptiv mein eigener Orgasmus war: ich fühlte, dass keine seelische Verbindung zustande kam, dass etwas fehlte.
Meditativer Sex füllt mich hingegen ganz von innen aus, erfüllt meine Seele, gibt mir das Gefühl, dem anderen tiefgehend zu begegnen, mit ihm verbunden zu sein. Auch danach fühle ich mich eingebettet wie in eine Energiewolke, voller Geborgenheit, Vertrautheit und Harmonie.
Es ist eine wundervolle Erfahrung, dem anderen Menschen auf diese Weise immer näher zu kommen, ihm immer wieder in der Präsenz, im Moment, ganz einmalig, individuell zu begegnen.
Alles Liebe,
E.