Mediale Vorwürfe gegen Prominente, angefangen von Sexismus bis hin zur Vergewaltigung

PsiSnake

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Es gibt in der letzten Zeit teils massive Vorwürfe gegen prominente Personen, die von Sexismus bis hin zur Vergewaltigung reichen in Bezug auf Ereignisse, die häufig Jahre bis viele Jahrzehnte zurückliegen.

Anscheinend ist der Reflex im Moment, dass das dann auch automatisch so passiert sein muss. Und die Medien und einflussreiche Personen in sozialen Medien stürzen sich auf diese Personen. So als ob man nur darauf gewartet hatte, dass auf einmal gesagt wird was sowieso allen klar war, wie uns manche Verschwörungstheorien weis machen wollen.

Gerade bei Vorwürfen, die so lange zurückliegen, wird es aber schwer für den "Angeklagten" ein Alibi zu finden oder Zeugen die einen entlasten können. Weiß ich selber noch was ich vor 10 Jahren gemacht habe? Nein, weiß ich nicht.Und ob etwas überhaupt logisch so passiert sein kann ist ebenfalls schwer zu überprüfen, weil alles so lange zurückliegt. Von physischen Spuren, wie DNA und Fingerabdrücken, brauchen wir gar nicht erst zu reden.

Hier so ein Beispiel:
http://www.news.de/promis/855679260...itte-nielsen-verteidigt-sylvester-stallone/1/
Dazu habe ich auf englischen News-Seiten Kommentare gelesen, dass sich Frau Nielsen ja kaum noch daran erinnern wird... Erschreckend, dass die Tatsache, dass man vermutlich kaum etwas rekonstruieren kann nach dieser langen Zeit dann gerade ein Problem für Stallones Glaubwürdigkeit ist, und nicht für die Person, die diese Vorwürfe macht. Dass man jemanden für unschuldig hält, wenn es wohl null Beweise für seine Schuld gibt (soweit bisher bekannt ist) sollte eigentlich völlig normal sein.

Bedeutet es, dass ich denke, dass diese Frau da lügt? Nun, es bedeutet ganz einfach, dass man auch bei einem persönlichen Urteil nicht auf harte Vorwürfe aufspringt, wenn es keinen Grund gibt diese ernst zu nehmen. Andernfalls wäre jeder Form von Hetze und Rufmord Tor und Tür geöffnet und eine Welt, in der jeder jeden ohne irgendwelche Beweise gesellschaftlich vernichten kann wäre moralisch alles andere als gut. Sollte ich natürlich jemanden persönlich gut kennen und diese Person als glaubwürdig einschätzen sieht das für mich persönlich dann anders aus. Aber ich kenne weder Herrn Stallone noch diese Frau persönlich.

Und es ist keinesfalls so, dass es nicht böswillige Gründe geben kann Prominenten (aber natürlich auch unbekannten Personen) sowas vorzuwerfen:

Der Versuch von Gruppen und Personen einen politischen (oder Konkurrenten in irgendeiner Form) Gegner los zu werden (inklusive Bezahlung einer Person, die diese Vorwürfe dann tätigt).
Persönliche Rache, weil jemand "verliebt" in einen Promi war und abgewiesen wurde (kann da zum Beispiel auch sein, dass ein Groupie sich ausgenutzt fühlt, weil der Star nicht so verliebt war wie umgekehrt und es nach dem Sex nicht zur Beziehung kam) oder weil Erwartungen/Versprechungen beruflicher Natur nicht erfüllt wurden.
Psychische Krankheit einer Person, die auf einen Star (Politiker) fixiert ist, und sich das dann einbildet als ob es tatsächlich passiert wäre.
Erpressung für Geld oder Karriere.
Oder ganz einfach auch (mediale) Aufmerksamkeit wegen der Aufmerksamkeit selbst oder zu einem anderen Zweck.

Natürlich haben mächtige, einflussreiche und wohlhabende Personen es auch leichter kriminelle Straftaten unentdeckt zu begehen, aber es scheint mir mittlerweile in der Wahrnehmung fast total unterzugehen, dass es auch mehr Gründe gibt ihnen sowas vorzuwerfen, obwohl in Wirklichkeit in einem Fall eben nichts passiert sein kann, bzw. die Situation eine andere war (siehe direkt oben).

Und was ist überhaupt mit der Unschuldsvermutung passiert?
„Jeder Mensch, der einer strafbaren Handlung beschuldigt wird, ist solange als unschuldig anzusehen, bis seine Schuld in einem öffentlichen Verfahren, in dem alle für seine Verteidigung nötigen Voraussetzungen gewährleistet waren, gemäß dem Gesetz nachgewiesen ist.“

Klar, es mag vielleicht Situationen geben, wo es trotzdem irgendwie Konsequenzen geben muss. Die Untersuchungshaft ist ein Beispiel dafür, wenn es klare Indizien für die Schuld gibt. Aber davon sind einige dieser Anschuldigungen wirklich sehr weit entfernt.

Und wenn es dann wirklich eine Vielzahl von Anschuldigungen gibt, wird es tatsächlich unwahrscheinlicher, dass die Person unschuldig ist (irgendwann bin ich dann auch persönlich nicht mehr neutral, was meint, dass ich mir eben auch ein negatives Urteil bilde, was nebenbei auch der Fall ist in Bezug auf einige dieser Promis), aber selbst dann muss es eigentlich rechtsstaatliche Verfahren geben.

LG PsiSnake
 
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Es gibt in der letzten Zeit teils massive Vorwürfe gegen prominente Personen, die von Sexismus bis hin zur Vergewaltigung reichen in Bezug auf Ereignisse, die häufig Jahre bis viele Jahrzehnte zurückliegen.

Anscheinend ist der Reflex im Moment, dass das dann auch automatisch so passiert sein muss. Und die Medien und einflussreiche Personen in sozialen Medien stürzen sich auf diese Personen. So als ob man nur darauf gewartet hatte, dass auf einmal gesagt wird was sowieso allen klar war, wie uns manche Verschwörungstheorien weis machen wollen.

Gerade bei Vorwürfen, die so lange zurückliegen, wird es aber schwer für den "Angeklagten" ein Alibi zu finden oder Zeugen die einen entlasten können. Weiß ich selber noch was ich vor 10 Jahren gemacht habe? Nein, weiß ich nicht.Und ob etwas überhaupt logisch so passiert sein kann ist ebenfalls schwer zu überprüfen, weil alles so lange zurückliegt. Von physischen Spuren, wie DNA und Fingerabdrücken, brauchen wir gar nicht erst zu reden.

Hier so ein Beispiel:
http://www.news.de/promis/855679260...itte-nielsen-verteidigt-sylvester-stallone/1/
Dazu habe ich auf englischen News-Seiten Kommentare gelesen, dass sich Frau Nielsen ja kaum noch daran erinnern wird... Erschreckend, dass die Tatsache, dass man vermutlich kaum etwas rekonstruieren kann nach dieser langen Zeit dann gerade ein Problem für Stallones Glaubwürdigkeit ist, und nicht für die Person, die diese Vorwürfe macht. Dass man jemanden für unschuldig hält, wenn es wohl null Beweise für seine Schuld gibt (soweit bisher bekannt ist) sollte eigentlich völlig normal sein.

Bedeutet es, dass ich denke, dass diese Frau da lügt? Nun, es bedeutet ganz einfach, dass man auch bei einem persönlichen Urteil nicht auf harte Vorwürfe aufspringt, wenn es keinen Grund gibt diese ernst zu nehmen. Andernfalls wäre jeder Form von Hetze und Rufmord Tor und Tür geöffnet und eine Welt, in der jeder jeden ohne irgendwelche Beweise gesellschaftlich vernichten kann wäre moralisch alles andere als gut. Sollte ich natürlich jemanden persönlich gut kennen und diese Person als glaubwürdig einschätzen sieht das für mich persönlich dann anders aus. Aber ich kenne weder Herrn Stallone noch diese Frau persönlich.

Und es ist keinesfalls so, dass es nicht böswillige Gründe geben kann Prominenten (aber natürlich auch unbekannten Personen) sowas vorzuwerfen:

Der Versuch von Gruppen und Personen einen politischen (oder Konkurrenten in irgendeiner Form) Gegner los zu werden (inklusive Bezahlung einer Person, die diese Vorwürfe dann tätigt).
Persönliche Rache, weil jemand "verliebt" in einen Promi war und abgewiesen wurde (kann da zum Beispiel auch sein, dass ein Groupie sich ausgenutzt fühlt, weil der Star nicht so verliebt war wie umgekehrt und es nach dem Sex nicht zur Beziehung kam) oder weil Erwartungen/Versprechungen beruflicher Natur nicht erfüllt wurden.
Psychische Krankheit einer Person, die auf einen Star (Politiker) fixiert ist, und sich das dann einbildet als ob es tatsächlich passiert wäre.
Erpressung für Geld oder Karriere.
Oder ganz einfach auch (mediale) Aufmerksamkeit wegen der Aufmerksamkeit selbst oder zu einem anderen Zweck.

Natürlich haben mächtige, einflussreiche und wohlhabende Personen es auch leichter kriminelle Straftaten unentdeckt zu begehen, aber es scheint mir mittlerweile in der Wahrnehmung fast total unterzugehen, dass es auch mehr Gründe gibt ihnen sowas vorzuwerfen, obwohl in Wirklichkeit in einem Fall eben nichts passiert sein kann, bzw. die Situation eine andere war (siehe direkt oben).

Und was ist überhaupt mit der Unschuldsvermutung passiert?
„Jeder Mensch, der einer strafbaren Handlung beschuldigt wird, ist solange als unschuldig anzusehen, bis seine Schuld in einem öffentlichen Verfahren, in dem alle für seine Verteidigung nötigen Voraussetzungen gewährleistet waren, gemäß dem Gesetz nachgewiesen ist.“

Klar, es mag vielleicht Situationen geben, wo es trotzdem irgendwie Konsequenzen geben muss. Die Untersuchungshaft ist ein Beispiel dafür, wenn es klare Indizien für die Schuld gibt. Aber davon sind einige dieser Anschuldigungen wirklich sehr weit entfernt.

Und wenn es dann wirklich eine Vielzahl von Anschuldigungen gibt, wird es tatsächlich unwahrscheinlicher, dass die Person unschuldig ist (irgendwann bin ich dann auch persönlich nicht mehr neutral, was meint, dass ich mir eben auch ein negatives Urteil bilde, was nebenbei auch der Fall ist in Bezug auf einige dieser Promis), aber selbst dann muss es eigentlich rechtsstaatliche Verfahren geben.

LG PsiSnake


Ist doch schon ewig ein offenes Geheimnis, wie 's in gewissen Branchen läuft.
Wenn sich jemand durchgehend anständig und respektvoll gegenüber seinen Mitmenschen verhält, hat auch keiner einen Grund, sich zu beschweren.
 
Und was ist überhaupt mit der Unschuldsvermutung passiert?
„Jeder Mensch, der einer strafbaren Handlung beschuldigt wird, ist solange als unschuldig anzusehen, bis seine Schuld in einem öffentlichen Verfahren, in dem alle für seine Verteidigung nötigen Voraussetzungen gewährleistet waren, gemäß dem Gesetz nachgewiesen ist.“

Das ist so ein Problem zwischen Gruppendynamik und Recht. Im Recht gilt die Unschuldsvermutung, Eine Gruppe schließt jedoch jemanden bei Fehlverhalten (zur Vermeidung weiterer negativer Ereignisse) gleich aus. Genau deshalb wurde im Recht ja die Unschuldsvermutung festgeschrieben. Nur wird halt der unreflektierte Moloch von den Medien vor sich hergetrieben ... und der ist in seinem abgestumpften Leben so sensationsgeil, dass er gierig jede noch so kleine Sensation aufgreift und dann halt lieber gleich lyncht ohne lange nachzufragen.

Ganz krass hat man das z.B. im Fall des deutschen Heilpraktikers und seinen Krebspatienten gesehen. Genau bei desem Thema besteht natürlich in der Gesellschaft ein erhöhter Sicherheitsbedarf, und auch Interesse der Ärztelobby. Also wurde bereits vorverurteilt und ein Mensch beruflich zerstört, ohne dass es ein ordentliches Gerichtsverfahren gegeben hätte.
 
Mal wieder ein neuer solcher Fall:
https://www.morgenpost.de/vermischt...uke-mockridge-vergewaltigung-ex-freundin.html
oder https://www.tvmovie.de/news/luke-mo...igungsvorwuerfen-2021-keine-shows-mehr-120049

Fairerweise sage ich, dass ich Luke Mockridge witzig finde (bin nicht der große Comedy-Fan, aber mag ihn in dem Kontext sozusagen, obwohl ich garantiert nur eine kleine Auswahl seiner Shows gesehen habe, aber er ist mir insofern bekannt auf jeden Fall), und seine Ex nicht einmal kenne...

Aber das Verfahren ist lange eingestellt, die Justiz hat also gesprochen, und gibt, wohl seit Monaten, trotzdem einen Aufruhr in sozialen Medien usw. mit dem Ziel ihn komplett zu canceln. Dieser öffentliche Pranger immer wieder ist ein absoluter Skandal. Hier ist es noch nicht einmal Vorverurteilung, sondern es negiert den Fakt, dass rechtlich nichts (mehr) gegen ihn im Raum steht.

Es ist vollkommen richtig und sinnvoll, dass ein einzelner Vorwurf, offensichtlich ohne Beweise, nicht ausreichen kann und darf, um jemanden gesellschaftlich fertig zu machen. Dass Schuld bewiesen werden muss, ist ein hohes Gut in einem Rechtsstaat.

Und man soll auch bitte nicht mit dem Argument kommen, dass Frauen (bei sowas) nicht lügen. Das kam alles erwiesenermaßen schon vor, und wenn die meisten Vorwürfe stimmen, folgt daraus nicht, dass alle Vorwürfe korrekt sind. Das ist eine verquere Logik. Als Ex hat sie auch ein klares Motiv (Unwahrheiten zu behaupten), und der Vorwurf ist nicht mit einem zu vergleichen, wo eine von einem Unbekannten in ein Gebüsch gezerrt wurde (oder ähnlich).

Generell würde es in vielen Fällen sowieso unmöglich sein für Leute die mit einer anderen Person in einer Beziehung standen, einen solchen Vorwurf zu widerlegen. Aber so funktioniert unsere Justiz aus guten Gründen nicht. Wäre zu einfach, Leute mit Lügen zu vernichten. Nebenbei sind wir auch nicht mehr in den 50ern wo solche Vorwürfe für Frauen eher negative Konsequenzen hatten. Nein, aus Sicht von uns Außenstehenden ist Mockridge unschuldig, Ende.

Freunde seiner Ex können ihr glauben, wenn sie sie kennen, und für vertrauenswürdig halten, aber gesellschaftlich darf es nicht so laufen wie hier in Teilen (das ist schon Misandrie so), auch wenn der Sender ihm zumindest den Rücken stärkt.
 
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