Maria Magdalena

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Ist es Euch auch schon so gegangen, daß man glaubt, man kenne eine Geschichte und wird sich deren eigentliche Bedeutung erst bewußt, wenn ein kleines Puzzleteil hinzugefügt wird? Die Tage wurde eine Dokumentation über Maria Magdalena gesendet, in der ich auf ein sehr wichtiges Detail aufmerksam geworden bin. Mir war zwar schon immer klar, daß sie im Leben Jesus eine größere Rolle spielte, als dies von manchem erwünscht ist.

Waren es nicht die Frauen um Maria Magdalena, die Jesus auf seinem letzten Weg und darüber hinaus begleiteten, während sich die Jünger ziemlich unrühmlich aus dem Staub machten? Der zentrale Punkt der Christenheit ist der Glaube an die Auferstehung Jesus als Christus. Es ist doch sehr merkwürdig, daß man gerade dieses Schlüsselereignis von einer Frau verkünden ließ. Selbst Petrus der Fels hatte diese Botschaft aus dem Mund Maria Magdalenas empfangen. Das alles geschah, auch lange bevor Paulus seinen Gedanken von dem Christos mit in die Lehre einbrachte. Nicht die Apostel haben also für ein Weiterleben dieser Lehre gesorgt, sondern sie.

Sie hatte sich dabei aber nicht nur an der Lehre Jesus orientiert, sondern auch einen starken Aspekt von Spiritualität mit eingebracht. Die Geschichte mit dem Engel am Grab und der Auferstehung ist alleine ihre Vision. Ich habe mir dazu auch einmal das Evangelium nach Maria Magdalena angesehen, das genau diesem Geist folgt.
http://www.rene-finn.de/Referate/mariaevangelium.html

Diese Geschichten um Magdalena weichen sehr stark von dem ab, was man in den Schilderungen der Evangelien bis zum Tod Jesus lesen kann. Damit meine ich jedoch keine Klitterung der Ereignisse, sondern die völlig andere Denkweise von Frauen. Ein gutes Beispiel dazu sind die Vorstellungen und Gedanken der Hildegard von Bingen – die im Grunde auch diesen Weg ging: Abwendung von einer nüchternen männlichen Lehre, hin zur spirituellen Erfahrung Gottes.

Beide Frauen bezogen ihre Vorstellungen zu Gott aus Visionen und nicht aus den festgemauerten Dogmen. Erst heute habe ich von einem Meditationsabend von Frau Käßmann mit dem Thema Engel gelesen und da ist mir einmal wieder bewußt geworden, wie sehr in der christlichen Lehre der weibliche Geist fehlt.

Wenn ich Paulus lese, wird mir schon klar, warum die Evangelientexte von Magdalena nicht mit in das Neue Testament aufgenommen wurden. Zeitlich wären diese Texte bei der Kanonisierung jedenfalls schon zur Verfügung gestanden und hätten sicherlich die Geschichte um Jesus abgerundet.

Es wäre nun aber ein Fehler, diese unterschiedlichen Strömungen von Magdalena, Paulus und Johannes der Täufer aus der Lehre Jesus herauslesen zu wollen – denn es wurden von diesen zwar das gleiche Ziel verfolgt, jedoch mit einer unterschiedlichen Ausprägung versehen.

Während Magdalena noch im 3. Jahrhundert vom Kirchenvater Hyypolit zurecht als Apostola apolustorum (Apostelin der Apostel) bezeichnet wird, verdammt sie Papst Gregor I. im Jahr 591 zur Prostituierten. Eventuell hätten wir ja zu Magdalena ein anderes Bild, wenn uns im Neuen Testament nicht nur vier Evangelien vorgesetzt worden wären.

Sorry, wenn es etwas viel geworden ist, aber ich mußte diese Gedanken einfach loswerden.
Merlin
 
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Ist es Euch auch schon so gegangen, daß man glaubt, man kenne eine Geschichte und wird sich deren eigentliche Bedeutung erst bewußt, wenn ein kleines Puzzleteil hinzugefügt wird? Die Tage wurde eine Dokumentation über Maria Magdalena gesendet, in der ich auf ein sehr wichtiges Detail aufmerksam geworden bin. Mir war zwar schon immer klar, daß sie im Leben Jesus eine größere Rolle spielte, als dies von manchem erwünscht ist.

Waren es nicht die Frauen um Maria Magdalena, die Jesus auf seinem letzten Weg und darüber hinaus begleiteten, während sich die Jünger ziemlich unrühmlich aus dem Staub machten? Der zentrale Punkt der Christenheit ist der Glaube an die Auferstehung Jesus als Christus. Es ist doch sehr merkwürdig, daß man gerade dieses Schlüsselereignis von einer Frau verkünden ließ. Selbst Petrus der Fels hatte diese Botschaft aus dem Mund Maria Magdalenas empfangen. Das alles geschah, auch lange bevor Paulus seinen Gedanken von dem Christos mit in die Lehre einbrachte. Nicht die Apostel haben also für ein Weiterleben dieser Lehre gesorgt, sondern sie.

Sie hatte sich dabei aber nicht nur an der Lehre Jesus orientiert, sondern auch einen starken Aspekt von Spiritualität mit eingebracht. Die Geschichte mit dem Engel am Grab und der Auferstehung ist alleine ihre Vision. Ich habe mir dazu auch einmal das Evangelium nach Maria Magdalena angesehen, das genau diesem Geist folgt.
http://www.rene-finn.de/Referate/mariaevangelium.html

Diese Geschichten um Magdalena weichen sehr stark von dem ab, was man in den Schilderungen der Evangelien bis zum Tod Jesus lesen kann. Damit meine ich jedoch keine Klitterung der Ereignisse, sondern die völlig andere Denkweise von Frauen. Ein gutes Beispiel dazu sind die Vorstellungen und Gedanken der Hildegard von Bingen – die im Grunde auch diesen Weg ging: Abwendung von einer nüchternen männlichen Lehre, hin zur spirituellen Erfahrung Gottes.

Beide Frauen bezogen ihre Vorstellungen zu Gott aus Visionen und nicht aus den festgemauerten Dogmen. Erst heute habe ich von einem Meditationsabend von Frau Käßmann mit dem Thema Engel gelesen und da ist mir einmal wieder bewußt geworden, wie sehr in der christlichen Lehre der weibliche Geist fehlt.

Wenn ich Paulus lese, wird mir schon klar, warum die Evangelientexte von Magdalena nicht mit in das Neue Testament aufgenommen wurden. Zeitlich wären diese Texte bei der Kanonisierung jedenfalls schon zur Verfügung gestanden und hätten sicherlich die Geschichte um Jesus abgerundet.

Es wäre nun aber ein Fehler, diese unterschiedlichen Strömungen von Magdalena, Paulus und Johannes der Täufer aus der Lehre Jesus herauslesen zu wollen – denn es wurden von diesen zwar das gleiche Ziel verfolgt, jedoch mit einer unterschiedlichen Ausprägung versehen.

Während Magdalena noch im 3. Jahrhundert vom Kirchenvater Hyypolit zurecht als Apostola apolustorum (Apostelin der Apostel) bezeichnet wird, verdammt sie Papst Gregor I. im Jahr 591 zur Prostituierten. Eventuell hätten wir ja zu Magdalena ein anderes Bild, wenn uns im Neuen Testament nicht nur vier Evangelien vorgesetzt worden wären.

Sorry, wenn es etwas viel geworden ist, aber ich mußte diese Gedanken einfach loswerden.
Merlin




shalom merflin


wie kommst du auf der abwegige ige idee, dass für die karholisch kiche um dier wahrheit geht. das leben und wirken "der rabbi" war eine sache - wa die kirche heute lehrt ist eine andere.... schin allein der erhöhung der rabbi zum "gottes sohn" ist pervers - aus jüdischer sicht. hätte ER das gelehrt, so wäre er damals gesteiningt worden. auch die person der mirjam aus magdala wurde milde ausgedrückt missvertanden - oder absichtlich verfälscht...


shimon
 
hi shiomon ...wünsche dir frohe besinnlich,gesegnete weihnachten..

liebe grüße jupi

ps.gehe bald in die kirche...mitternachtsmesse...:umarmen:
 
Hallo Shimon,

lese da bitten nochmals meine Gedanken. Ich hatte doch von den unterschiedlichen Vorstellungen von Jesus, Johannes der Täufer, Magdalena und Paulus geschrieben. Die orthodoxen Christen hatten sich mit ihrer Institution an die paulinische Vorstellung angeschlossen. Der Weg, den hingegen Magdalena eingeschlagen hatte, läßt sich noch eher mit den Vorstellungen der Hildegard von Bingen vergleichen.

Jesus hatte sich nie als Christus verstanden, diese Vorstellung ist doch erst nach seinem Tod mit der Vision von der Auferstehung geboren worden. Magdalena war jene, die mit dem sterblichen Menschen Jesus einen Schritt zur Erhöhung weiterging. Darin liegt dann auch der Grund, warum der gnostische Gedanke der Griechen Einzug in das Christentum fand. Nicht umsonst hatten die späteren Gnostiker und Häretiker Magdalena besonders verehrt.

Warum Magdalena keinen Einzug in die Evangelien finden konnte, liegt am damaligen Bild zur Rolle der Frauen. Paulus hatte dieses Verständnis sehr deutlich dargelegt:
1. Brief an die Korinther 14: [34] Wie in allen Gemeinden der Heiligen lasset euere Weiber schweigen in der Gemeinde; denn sie soll nicht zugelassen werden, daß sie reden, sondern sie sollen untertan sein, wie auch das Gesetz sagt [35] Wollen sie etwas lernen, so lasset sie daheim ihre Männer fragen. Es steht den Weibern übel an, in der Gemeinde zu reden.

Eine Auffassung, die also schon lange vor der Institution Kirche vertreten wurde und sich wie mit einem roten Faden über Gregor I. über das Mittelalter bis in unsere Tage zieht. Ich erinnere daran, daß auch Hildegard von Bingen um das Recht kämpfen mußte, als Frau ihre Gedanken niederschreiben zu dürfen.

Es geht hier also um die Verteidigung des Patriarchats und nicht um die Verteidigung der Lehre oder der Institution Kirche. Wenn Magdalena als Apostelin der Apostel anerkannt würde, müßte auch die Rolle Petrus überdacht werden und damit auch der alleinige Anspruch der Männer auf das höchste Amt der römisch-katholischen Kirche: der Papst.


Merlin
 
Es geht hier also um die Verteidigung des Patriarchats und nicht um die Verteidigung der Lehre oder der Institution Kirche. Wenn Magdalena als Apostelin der Apostel anerkannt würde, müßte auch die Rolle Petrus überdacht werden und damit auch der alleinige Anspruch der Männer auf das höchste Amt der römisch-katholischen Kirche: der Papst.


Merlin

:thumbup:

Danke für den interessanten beitrag, Merlin!
Verteidigen will man, was man zu verlieren fürchtet. Den verlust fürchtet man,
weil man sich ohne das zu verlierende nicht heil fühlt. Wer sich nicht heil wähnt, unterliegt scheinbar.
Das ist in den köpfen tief verankert und nicht nur auf das patriarchat anwendbar.
Die frage ist, warum sehen bis heute viele nicht, dass sie schon (ge)heil(t) sind?

Gute nacht.:)
 
Fröhliches Beisammensein zu Weihnachten, wünsch ich allen zusammen.

Es hat eine Zeit gegeben, da haben mich solche Themen sehr interessier:

„Wie war die lehrende Struktur im Urchristentum?“ oder

„Was war das Spiel zur Auflockerung?“ usw.

Den Unterhaltungswert hat man mit den Heilungen abgedeckt, und davor war es erforderlich, zum Lernen, dass zuerst jemand „krank“ gemacht wurde, damit danach eine „Gesundmachung“ möglich war.
Und am Ende pflegte der Meister nicht zu sagen, der Betroffene solle wieder kommen, wenn er erneut krank werde, sondern er solle zuschauen und bemühen sich ordentlich zu benehmen, damit das nicht wieder vorkomme.

Ich bemühe mich auch, immer wieder darauf hinzuweisen, es gab im Urchristentum eine Zweierreihe von Apostelpaaren, wobei jeweils ein geistiger und ein weltlicher Vertreter willkürlich bestimmt wurden. Unabhängig von den Talenten der Akteure, sondern wie es der Zufall im Leben wollte, nach der Zeitreihenfolge im Jahreskreis. Da konnte es schon passieren, dass der weltliche Petrus zum geistigen Teil gemacht wurde, und der ambitionierte geistig literarische Johannes hat den weltlichen Teil abbekommen.

Dabei handelt es sich gleichzeitig auch um das bekannteste Paar aus der Bibel, es ist jedem geläufig.

Im Erfassen der Dinge und Werte machte sich das jedoch sehr positiv bemerkbar. Eine Unterscheidung in den geistigen oder weltlichen Bereich war unbedingt erforderlich, und bei Unklarheit war es üblich, beide Richtungen darzustellen und die Bewertung wohin damit, wurde einfach offen gelassen.
Genau so wurden dann auch endgültige Bestimmungen in einer Angelegenheit selbst behandelt.

Jetzt kommen wir dem Thema schon sehr nahe.

Egal ob weltlicher Vertreter, oder geistiger Part, eines war sicher, Frauen waren da!
Speziell war auch eine Maria Magdalena anwesend, immer wieder.
Dazu gab es nur eine eindeutige Erklärung.
Hinfällig ein: „sie könnte vielleicht da gewesen sein“;
oder ein: „da waren keine Frauen.“

Den Unterschied bemerkt man recht kräftig, wenn wir uns die Berichte aus der Vergangenheit der Apostel inhaltlich betrachten, an denen sie gewiss nicht beteiligt waren, wie die Ereignisse rund um die Geburt des Nazaräners.

Entgegen meiner Gepflogenheit, ihn als gebürtig in Nazareth auszuweisen, endgültig, mit einer späteren Huldigung im Tempel von Jerusalem,
finden wir zum Beispiel bei Matthäus und Lukas recht romantische Schilderungen, die Zuflucht zu Engelsdarstellungen suchen.
Die „Bilder“ werden unklar und verschwommen, sind nicht mehr eindeutig,
oder in zwei gegensätzlichen Richtungen zeigend, wie das beim Meister selbst üblich gewesen ist.

Dazu kommt – und da sind wir wieder näher beim Thema – im geistigen Teil der Lehre wollte man von einer Kraft ausgehen, von einer externen helfenden Kraft, wenn möglich.
Eine Grundvoraussetzung, die sehr alte Leute, kleine Kinder und Frauen, als schwächere der Gesellschaft tunlichst ausschließen wollte.
Denn hier waren die Voraussetzungen grundsätzlich nicht vorhanden,
und die Erwartungshaltung von Kraft und Energie war relativ gering.
Dem ist zum Beispiel auch der junge spätere Evangelist Johannes zum Opfer gefallen, und wurde etwa bei Petrus durch Matthäus „ersetzt“. In der ersten Zeit nach den Ereignissen in Jerusalem.

Hier wäre noch einiges zu sagen, betreffend der Worte bei Johannes unter dem Kreuz: siehe Dein Sohn und siehe Deine Mutter, was die Verwandtschaftsverhältnisse betrifft, mit einem vorausgehendem Martyrium den Nazaräners in diesem familiären Bereich.
Oder der Umgang mit dem Glauben der Samariter im Verhältnis zum Weiterleben nach einer NTE im gesamten Judentum.
Oder die aus gesundheitlichen Gründen vorwiegend verwendete Beschneidung, die von Moses genau so wie vom Nazaräner eine ablehnende Bewertung erfahren hat, und erst durch einen Paulus wegen römischer gesellschaftlicher Überlegungen aus dem Verkehr gezogen wurde.

Darüber wollen wir uns jedoch ein wenig später unterhalten, nicht wahr?




und ein :weihna2
 
Liebe Mipa,

so sehe ich das auch – wobei mancher nur glaubt er er würde sein Seelenheil in Händen halten. Das Seelenheil ist jedoch kein Besitz, den man horten kann – sondern etwas, um das man sich jeden Tag neu bemühen muß. Eine Mühe, die Frauen nun einmal leichter gelingt als den Männern.

In dieser hohen Kompetenz zur Spiritualität liegt dann auch die Angst der Männer etwas von ihrer Dominanz und damit auch von ihrer Stellung in der Gesellschaft aufgeben zu müssen. Man stelle sich den Dammbruch vor, wenn die Kleriker zugeben würden, daß Frauen im Grunde doch die besseren Seelsorger wären. Wie groß muß diese Angst sein, wenn man den Frauen das Denken in Abrede stellt?

Merlin
 
Hallo Teigabid,

wie man in den Evangelien sehen kann, spielen beim Ende Jesus nur noch Frauen eine Rolle: Nicht Jesus oder die Jünger sprechen – sondern Maria Magdalena!

Was mich hier interessiert ist die Frage, wie sich einer Lehre gestalten könnte, die mit einer Heilsbringerin verbunden wäre. Eventuell würde da ja nicht nur über die Nächstenliebe und das Seelenheil nachgedacht, sondern mehr danach gehandelt.

Merlin
 
Hallo Merlin,

interessante Frage.
Ich könnte mir das so vorstellen:

Vor jedem Gedanken ist ja erstmal das Gefühl und je nachdem, wie wir sind, erfolgt dann die entsprechende Handlung. Männer tun sich, meiner Meinung nach, schwerer mit dem Ausdrücken und Ausleben ihrer Gefühle. Das zeigt sich oft in mehr rationalem Handeln.
Ich glaube, mit einer Frau als Heilbringerin wäre die ganze Lehre mehr fundiert auf emotionaler Basis. Eine Frau versteht es meisterhaft, an das Gefühl im Menschen zu appellieren und darüber den Verstand zu erreichen. Über die Begeisterung lässt sich so fast spielerisch dass Tun herbeiführen.
Die Ziele dieser Lehre wären mehr ausgerichtet auf ein Miteinander statt Gegeneinander. Das Verhältnis zum Materiellen ein anderes.
Wie gesagt, meine Vorstellung.

Alles Liebe
Elfenkind62
 
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Die Lehre von Gut und Böse.
Himmel und Hölle.
Sünde
Teufel


ich denke es würdes sich Alles verändern, druch FRAU.

Kein Stein blieb auf einem anderen Stein.
 
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