Seal144
Sehr aktives Mitglied
Angela war gespannt, als sie mit Diogo bei dem terreiro eintraf. Am Stadtrand von Jacarepaguá, auf einem abgelegenen Hügel, stand ein einfaches Häuschen mit einem Dach aus Palmenfasern, davor war ein großer freier Platz mit hohen Palmen.
Angela beobachtete auf der Veranda die vielen Menschen, die sich dort versammelt hatten und darauf warteten, eingelassen zu werden. Es waren vor allem Schwarze und Mulatten, die sie neugierig betrachteten.
„Es wird gleich losgehen“, sagte Diogo leise zu ihr.
„Was genau wird losgehen?“ Angela war es ein bisschen unheimlich zumute.
„Am besten, du siehst es mit eigenen Augen.“
In diesem Augenblick wurde eine Tür geöffnet und sie betraten einen groβen Raum. Die Zeremonie begann, dunkelhäutige Frauen in weißen Kleidern stellten sich vor den Altar und sangen Weihrauch schwenkend und leise vor sich hinmurmelnd Lieder.
„Dort ist die ialorixá!“ Diogo deutete nach vorne. „Meine mãe de santo.”
Die mãe de santo, die heilige Mutter, wie sie genannt wird, war eine alte Mulattin in einem langen, weißen Kleid mit einem weiten Rock mit Spitzenborten verziert, und sie war barfuß. Um den Hals trug sie verschiedene Ketten aus bunten Glasperlen, und den Kopf schmückte ein weißer Turban.
Sie hob die Arme und begann leise ein Gebet an die Orixás zu sprechen; dann setzte sie sich vor einen Tisch. Plötzlich blickte sie zu Diogo herüber und winkte ihn zu sich.
„Verehrte Mutter Dona Ismélia.“ Diogo stockte. „Ich wollte mich bedanken, dass ich im Flamengo Club angenommen wurde.“
Dona Ismélia lächelte. „Ich weiβ, ich weiβ…“
Angela betrachtete die alte Frau neugierig. Sie musste weit über siebzig sein. Das Gesicht war voller Runzeln, strahlte aber Wärme aus. Dona Ismélias Augen ruhten für eine Weile auf ihr. Angela versuchte dem Blick stand zu halten, sie fühlte instinktiv die Kraft, die von der Priesterin ausging. Sie hatte das Gefühl, als schaue sie tief sie hinein. Kann sie das? fragte sich Angela erschrocken.
„Willkommen bei uns im Heiligen Haus. Diogo ist in Liebe zu dir entflammt, meine Tochter.“ Sie lachte laut und schüttelte den Kopf. „Wenn die Liebe kommt, ist sie wie das Feuer. Entweder man löscht es, solange es noch geht...“, sie zwinkerte Angela zu. „Oft geht es nicht mehr. Und das ist besser so.“ Sie schwieg kurz. „Um die Schatten zu vertreiben, von einem Toten...“
Angela wurde es erst heiβ und dann eiskalt und sie begann zu zittern.
„Habe keine Angst, meine Tochter.“ Die Priesterin legte beruhigend die Hand auf ihren Arm. „Nichts Böses geschieht dir hier.- Hörst du?“ Angela nickte stumm. Irgend etwas war mit ihr geschehen, aber sie wusste nicht genau was. Ihre Angst war einer groβen Ruhe gewichen, nachdem die Alte sie am Arm berührt hatte.
„Ich werde die Buzios-Muscheln zuerst für dich werfen“, sagte sie und begann. Sie hielt die Buzios-Muscheln in ihren zusammengefalteten Händen.
„Aduadá, dadá Orunmilá
Babá mi alari ki Babá…”
Angela wurde mehr und mehr in den Bann einer mystischen Handlung hineingezogen. Die Vergangenheit war weit weg. – Die Zukunft wurde gerade geboren. Es war etwas Außergewöhnliches, das sich ereignete.
“Exú mujibá.” Die Priesterin stampfte dreimal mit dem Fuß auf.
„Okê Oxê
Ifá Agõ...”
„Xangõ und Iansã...“ Dann murmelte die Mãe de Santo irgendwelche unverständlichen Worte. „Ihr habt die gleichen Götter, die euch beschützen und lenken, das ist sehr verheißungsvoll. Beide besitzt ihr einen guten Charakter. Ihr seid füreinander bestimmt!“
Angela hörte die Worte von der Alten. Eine Wahrheit, die sie noch nicht richtig begriff.
Die mãe de santo klingelte mit dem Glöckchen und hatte damit die afrikanischen Götter gerufen. Sie war eine ausgebildete Zauberpriesterin. Dazu wird man geboren und dann berufen. Ihr ganzes langes Leben widmete sie den Göttern.
Sie hatte die Augen geschlossen und begab sich auf eine weite Reise in das Land der Geister und geheimer Symbole.
Als sie ihre Augen öffnete, warf sie die Búzios Muscheln auf die Mitte des Tisches. Gebannt starrte Angela auf das kleine Tischchen vor sich, auf dem Räucherwerk einen betäubenden Duft verströmte.
Drei Muscheln lagen mit der geöffneten Seite nach oben und dreizehn Muscheln waren geschlossen.
„Ogum hat gesprochen!“, verkündete Dona Ismélia. „Offene Wege und die Möglichkeit von unbegrenzten Siegen.“ Sie schwieg lange Zeit. Dann begann sie zu lächeln. „Du wirst siegen, meine Tochter! Auch über Gegner und Neider. Du gehst den Weg des Kriegers und Ogum wird dich leiten. Du bist Ogums und Iansãs Tochter“ Sie schwieg. “Wenn Schwierigkeiten auf deinem Lebensweg auftauchen, so komme zu mir, meine Tochter“, sagte sie schließlich. „Und du wirst kommen“, murmelte sie in sich hinein.
„Ogum? – Wer ist Ogum und wer ist Iansã?“ fragte Angela
„Ogum ist der Gott der Krieger und Iansã die Göttin des Windes, meine Tochter.“
Angela nickte verwirrt.
Dona Ismelia begann die vorherige Zeremonie für Diogo zu wiederholen und warf die Muscheln erneut auf den magischen Kreis.
Ihr Gesicht erhellte sich. „Sechzehn Muscheln sind geöffnet!“, rief sie aus. „Alle Orixás haben geantwortet! Die Götter antworten dir mit Licht auf deinem Weg und Triumph in allem.“ Sie stockte. „Auch über einen Feind wirst du siegen und eine große Reise steht bevor.“ Dona Ismélia sah ihn aufmerksam an. „Die Liebe, mein Sohn, wird in deinem Leben von Bedeutung sein! Die Liebe, sie steht neben dir. Bewahre dich vor jeglichem Hochmut, sonst stürzt du ab, vom Himmel des Ruhmes in die Tiefe. Die Zukunft hängt mit unseren Handlungen zusammen, Didi. Die Zukunft gehört den Göttern!“
Angela beobachtete auf der Veranda die vielen Menschen, die sich dort versammelt hatten und darauf warteten, eingelassen zu werden. Es waren vor allem Schwarze und Mulatten, die sie neugierig betrachteten.
„Es wird gleich losgehen“, sagte Diogo leise zu ihr.
„Was genau wird losgehen?“ Angela war es ein bisschen unheimlich zumute.
„Am besten, du siehst es mit eigenen Augen.“
In diesem Augenblick wurde eine Tür geöffnet und sie betraten einen groβen Raum. Die Zeremonie begann, dunkelhäutige Frauen in weißen Kleidern stellten sich vor den Altar und sangen Weihrauch schwenkend und leise vor sich hinmurmelnd Lieder.
„Dort ist die ialorixá!“ Diogo deutete nach vorne. „Meine mãe de santo.”
Die mãe de santo, die heilige Mutter, wie sie genannt wird, war eine alte Mulattin in einem langen, weißen Kleid mit einem weiten Rock mit Spitzenborten verziert, und sie war barfuß. Um den Hals trug sie verschiedene Ketten aus bunten Glasperlen, und den Kopf schmückte ein weißer Turban.
Sie hob die Arme und begann leise ein Gebet an die Orixás zu sprechen; dann setzte sie sich vor einen Tisch. Plötzlich blickte sie zu Diogo herüber und winkte ihn zu sich.
„Verehrte Mutter Dona Ismélia.“ Diogo stockte. „Ich wollte mich bedanken, dass ich im Flamengo Club angenommen wurde.“
Dona Ismélia lächelte. „Ich weiβ, ich weiβ…“
Angela betrachtete die alte Frau neugierig. Sie musste weit über siebzig sein. Das Gesicht war voller Runzeln, strahlte aber Wärme aus. Dona Ismélias Augen ruhten für eine Weile auf ihr. Angela versuchte dem Blick stand zu halten, sie fühlte instinktiv die Kraft, die von der Priesterin ausging. Sie hatte das Gefühl, als schaue sie tief sie hinein. Kann sie das? fragte sich Angela erschrocken.
„Willkommen bei uns im Heiligen Haus. Diogo ist in Liebe zu dir entflammt, meine Tochter.“ Sie lachte laut und schüttelte den Kopf. „Wenn die Liebe kommt, ist sie wie das Feuer. Entweder man löscht es, solange es noch geht...“, sie zwinkerte Angela zu. „Oft geht es nicht mehr. Und das ist besser so.“ Sie schwieg kurz. „Um die Schatten zu vertreiben, von einem Toten...“
Angela wurde es erst heiβ und dann eiskalt und sie begann zu zittern.
„Habe keine Angst, meine Tochter.“ Die Priesterin legte beruhigend die Hand auf ihren Arm. „Nichts Böses geschieht dir hier.- Hörst du?“ Angela nickte stumm. Irgend etwas war mit ihr geschehen, aber sie wusste nicht genau was. Ihre Angst war einer groβen Ruhe gewichen, nachdem die Alte sie am Arm berührt hatte.
„Ich werde die Buzios-Muscheln zuerst für dich werfen“, sagte sie und begann. Sie hielt die Buzios-Muscheln in ihren zusammengefalteten Händen.
„Aduadá, dadá Orunmilá
Babá mi alari ki Babá…”
Angela wurde mehr und mehr in den Bann einer mystischen Handlung hineingezogen. Die Vergangenheit war weit weg. – Die Zukunft wurde gerade geboren. Es war etwas Außergewöhnliches, das sich ereignete.
“Exú mujibá.” Die Priesterin stampfte dreimal mit dem Fuß auf.
„Okê Oxê
Ifá Agõ...”
„Xangõ und Iansã...“ Dann murmelte die Mãe de Santo irgendwelche unverständlichen Worte. „Ihr habt die gleichen Götter, die euch beschützen und lenken, das ist sehr verheißungsvoll. Beide besitzt ihr einen guten Charakter. Ihr seid füreinander bestimmt!“
Angela hörte die Worte von der Alten. Eine Wahrheit, die sie noch nicht richtig begriff.
Die mãe de santo klingelte mit dem Glöckchen und hatte damit die afrikanischen Götter gerufen. Sie war eine ausgebildete Zauberpriesterin. Dazu wird man geboren und dann berufen. Ihr ganzes langes Leben widmete sie den Göttern.
Sie hatte die Augen geschlossen und begab sich auf eine weite Reise in das Land der Geister und geheimer Symbole.
Als sie ihre Augen öffnete, warf sie die Búzios Muscheln auf die Mitte des Tisches. Gebannt starrte Angela auf das kleine Tischchen vor sich, auf dem Räucherwerk einen betäubenden Duft verströmte.
Drei Muscheln lagen mit der geöffneten Seite nach oben und dreizehn Muscheln waren geschlossen.
„Ogum hat gesprochen!“, verkündete Dona Ismélia. „Offene Wege und die Möglichkeit von unbegrenzten Siegen.“ Sie schwieg lange Zeit. Dann begann sie zu lächeln. „Du wirst siegen, meine Tochter! Auch über Gegner und Neider. Du gehst den Weg des Kriegers und Ogum wird dich leiten. Du bist Ogums und Iansãs Tochter“ Sie schwieg. “Wenn Schwierigkeiten auf deinem Lebensweg auftauchen, so komme zu mir, meine Tochter“, sagte sie schließlich. „Und du wirst kommen“, murmelte sie in sich hinein.
„Ogum? – Wer ist Ogum und wer ist Iansã?“ fragte Angela
„Ogum ist der Gott der Krieger und Iansã die Göttin des Windes, meine Tochter.“
Angela nickte verwirrt.
Dona Ismelia begann die vorherige Zeremonie für Diogo zu wiederholen und warf die Muscheln erneut auf den magischen Kreis.
Ihr Gesicht erhellte sich. „Sechzehn Muscheln sind geöffnet!“, rief sie aus. „Alle Orixás haben geantwortet! Die Götter antworten dir mit Licht auf deinem Weg und Triumph in allem.“ Sie stockte. „Auch über einen Feind wirst du siegen und eine große Reise steht bevor.“ Dona Ismélia sah ihn aufmerksam an. „Die Liebe, mein Sohn, wird in deinem Leben von Bedeutung sein! Die Liebe, sie steht neben dir. Bewahre dich vor jeglichem Hochmut, sonst stürzt du ab, vom Himmel des Ruhmes in die Tiefe. Die Zukunft hängt mit unseren Handlungen zusammen, Didi. Die Zukunft gehört den Göttern!“