Mahabharata

Mahabharat Buch 3.181.4

Geist und Seele

Yudhishthira:
Erkläre mir die Unterschiede zwischen Geist und Seele, denn diese Erkenntnis wird als entscheidend für jene angesehen, die über den Höchsten Seele meditieren.

Schlange:
Aufgrund von Illusion wird die Seele zum Sklaven des Denkens.
Obwohl das Denken eigentlich der Seele dienen sollte, wird es doch zum Herrscher über sie.
Das Denken kommt durch die Handlungen der Wahrnehmung ins Spiel.
Die Seele ist selbstexistent und nicht die Ursache von Freude und Leid. Das Denken ist deren Ursache.
Dies, mein Sohn, ist der Unterschied zwischen Geist und Seele. Auch du bist gelehrt in dieser Sache. Was meinst du dazu?

Yudhishthira:
Oh du Kluger, dein Intelligenz (Unterscheidungsvermögen) ist scharf, und du weißt alles, was man wissen sollte. Warum befragtest du mich? Du wußtest doch alles, hast wunderbare Taten vollbracht und lebtest im Himmel. Wie konnte dich die Illusion überwältigen? Das läßt mich zutiefst zweifeln.

Schlange:
Der Wohlstand vergiftet sogar weise und entschlossene Menschen. Wer im Luxus lebt, verliert schon bald seine Vernunft.
So wurde auch ich von der törichten Seite des Wohlstandes überwältigt und fiel von meinem hohen Wohnsitz herab.
Doch nun, nachdem ich meine Bewusstheit wiedererlangt habe, kann ich dich belehren, oh Yudhishthira.

Nun, siegreicher König, du hast mir Gutes getan. Durch die Unterhaltung mit dir Frommem, hat sich mein schmerzhafter Fluch erschöpft. Damals, als ich in einem himmlischen Wagen durch die göttlichen Bereiche reiste und dabei in Hochmut schwelgte, dachte ich an nichts anderes. Ich forderte den Tribut der himmlischen Wesen und aller anderen Bewohner der drei Welten. Auf meinen Augen lag ein Bann, so dass ich allen Wesen, die ich nur anschaute, die Kraft nahm. Tausende Brahmarshis zogen meinen Wagen, und diese Schandtat war die Ursache meines tiefen Falls. Unter denen, die mich zogen, war Agastya, und ich berührte ihn mit meinem Fuß.

Da verfluchte er mich im Zorn und sprach: „Ruin ergreife dich! Werde zur Schlange!“ So verlor ich alle Pracht und fiel von Wagen und Status mit dem Kopf voran als Schlange hinab. Ich flehte den Brahmanen an: „Oh Verehrungswürdiger, möge der Fluch enden. Vergib mir törichtem Narr!“ Und freundlich versicherte er mir, dass der tugendhafte König Yudhishthira mich vom Fluch befreien, damit die grässliche Sünde des Hochmuts ausgelöscht, und ich wieder erlöst sein würde.
Voller Staunen erkannte ich seine Macht der großen Tugenden und fragte dich daher nach den Eigenschaften vom Höchsten Geist und der Brahmanen.

Wahrhaftigkeit, Güte, Selbstkontrolle, Enthaltsamkeit, Friedfertigkeit
und in all diesen Tugenden beständig sein –
dies sind die Mittel, mit denen man nach Erlösung strebt,
und nicht die Abstammung oder familiäre Beziehungen.

Möge dieser starke Bruder von dir, Bhimasena, auf ein gutes Schicksal treffen! Möge in dir immer das Glück leben! Ich muss nun wieder in den Himmel gehen.

Nach diesen Worten verließ König Nahusha seine Schlangengestalt, und stieg in himmlischer Form in die göttlichen Bereiche auf. Der fromme Yudhishthira kehrte mit Dhaumya und Bhima in die Einsiedelei zurück, und erzählte den dort versammelten Brahmanen ausführlich, was geschehen war. Auch seine drei anderen Brüder und Draupadi hörten zu und schämten sich sehr. Die Brahmanen rügten Bhima wegen seiner Verwegenheit und ermahnten ihn, so etwas nie wieder zu tun, denn sie waren um das Wohl der Pandavas besorgt. Doch gleichzeitig waren die Pandavas froh, daß Bhima außer Gefahr war, und lebten schon bald ungestört weiter im schönen Wald.
 
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Mahabharat Buch 3.183

Krishnas Rede zu Yudhishthir

Vaisampayana fuhr fort:
Im Walde Kamyaka angekommen, wurden Yudhishthira und die anderen von den dort lebenden Heiligen gastfreundlich empfangen. Abgeschieden lebten die Pandavas nur für eine Weile, dann kamen viele Brahmanen zu ihnen, um ihnen behilflich zu sein.

Einer dieser Brahmanen sprach eines Tages:
Der liebe Freund von Arjuna, Krishna mit den starken Armen und der großen Selbstbeherrschung, der Nachfahre von Sura mit dem erhabenen Intellekt wird bald kommen, denn er weiß, dass ihr hier seid. Krishna wünscht immer euer Wohlergehen und sehnt sich nach eurem Anblick. Und Markandeya, der viele Jahre härtester Enthaltsamkeit widmete, und sich Studium und Buße hingab, wird mit ihm kommen und euch treffen.

Im selben Moment, indem die Worte ausgesprochen waren, kam Krishna in Sicht auf seinem Wagen, den die Pferde Saivya und Sugriva zogen. Diesen Besten unter denen, die auf Wagen reisen, begleitete Satyabhama, wie Sachi, die Tochter von Puloma, immer Indra begleitet. Krishna, der Sohn Devakis, kam eilends herbei, um die gerechten Nachfahren der Kurus zu sehen. Er stieg vom Wagen ab, und verbeugte sich mit frohem Herzen und großer Höflichkeit vor Yudhishthira, dem tugendhaften König, und vor Bhima, dem Stärksten der Männer.

Dann grüßte er Dhaumya, während die Zwillinge sich vor ihm beugten. Arjuna mit dem lockigen Haar wurde herzlich umarmt, und für Draupadi fand er tröstende Worte. Nach der langen Zeit konnte Krishna kaum von seinem lieben Freund Arjuna lassen. Wieder und wieder umarmte er ihn, wie auch seine geliebte Gattin Satyabhama die Tochter Drupadas und geliebte Gattin der Pandavas immer wieder an ihr Herz zog. Dann zollten die Söhne Pandus nebst Draupadi und den Priestern Krishna Respekt und umringten ihn von allen Seiten.

Als Krishna wieder mit Arjuna vereint war, diesem Gewinner von großem Reichtum und dem Terror der Asura-Götter, da strahlte er in Schönheit wie Shiva, der große Herr aller geschaffenen Wesen, wenn er mit Kartikeya, seinem Sohn, vereint ist. Und der diadem-gekrönte Arjuna erzählte, was ihm alles im Wald geschehen war und erkundigte sich anschließend nach seiner Gattin Subhadra und seinem Sohn Abhimanyu.

Dann setzten sich alle nieder und Krishna sprach lobende Worte zu Yudhishthira:
Oh König, die Tugend ist dem Erobern von Königreichen vorzuziehen,
denn wer Tugend übt, übt Enthaltsamkeit.

Du hast mit Wahrhaftigkeit und Unvoreingenommenheit alles befolgt, was dir die Pflicht gebot, und damit hast du dir diese und die nächste Welt gewonnen. Zuerst hast du studiert und deine religiösen Pflichten ausgeführt, hast die Kunst der Waffen erlernt und dir Reichtum gewonnen, indem du den Methoden der Kriegerkaste gefolgt bist, und hast allzeit hochgeehrte Opferriten gefeiert.

Du strebst nicht nach sinnlichen Vergnügungen und handelst nicht aus eigennützigen Motiven.
Auch weichst du nicht aus Gier nach Reichtum vom Pfad der Tugend ab.
Du wirst zu Recht ein tugendhafter König genannt, oh Sohn der Pritha.
Du hattest schon Königreiche und Schätze und alle Möglichkeiten des Vergnügens,
und doch waren Nächstenliebe, Wahrhaftigkeit und Enthaltsamkeit, auch Vertrauen, Meditation, Vergebung und Geduld dein größtes Entzücken.

Als die Bewohner von Kurujangala Draupadi ganz außer sich in der Versammlungshalle erblickten, da konnte keiner außer dir dieses der Tugend und Moral so widerwärtige Verhalten ertragen. Kein Zweifel, du wirst schon bald in lobenswertester Weise über die Menschen herrschen, und alle deine Wünsch werden erfüllt sein. Wir sind bereit, die Kurus zu züchtigen, sobald du deine Seite der Vereinbarung erfüllt hast.
 
Mahabharat Buch 3.183.2

Krishnas Rede über Ritter



Als nächstes wandte sich Krishna an Dhaumya, die Brüder Yudhishthiras und Draupadi:
Wie wunderbar ist es, dass durch euren Segen Arjuna gekrönt wiederkam und alle Waffen von ihm errungen wurden.

Dann setzte er noch an Draupadi gewandt hinzu:
Und wie schön ist es, dass du wieder sicher mit Arjuna vereint bist, diesem Gewinner von Schätzen. Deine Söhne, oh Tochter von Yajnasena, studieren fleißig die Waffenkunst, sind wohlerzogen und benehmen sich ganz so hervorragend wie ihre gerechten Freunde.

Dein Vater und deine Brüder boten ihnen ganze Königreiche an, doch die Knaben fanden daran keine Freude im Hause Drupadas oder bei ihren Onkeln. Sie reisten lieber ins Land der Anartas, um dort mit großer Begeisterung die Kunst der Waffen zu erlernen. Als sie die Stadt der Vrishnis betraten, gefiel es ihnen sofort. Und genau wie du oder die ehrenwerte Kunti sie erziehen würde, so leitet sie Subhadra in achtsamer Weise an. Vielleicht ist sie sogar noch sorgfältiger mit ihnen.

Und wie mein Bruder Bal, der Lehrer von Aniruddha, Sunitha, Bhanu und Abhimanyu ist, so ist er auch der Lehrer und die Zuflucht deiner Söhne. Als guter Lehrer gibt er deinen tapferen Söhnen unablässig Lektionen im Gebrauch von Keule, allen Wurfgeschossen, Schwert und Faustschild, und lehrt sie, den Wagen zu lenken und auf Pferden zu reiten. Ja, er gab ihnen ein sehr gutes Training und ist mit deinen Söhnen und Abhimanyu sehr zufrieden. Und wenn deine Söhne ausgehen, um ihre Übungen zu machen oder sich zu vergnügen, dann folgen ihnen viele Pferde, Wagen und Elefanten.

Dann sprach Krishna noch einmal zu Yudhishthira:
Die kampferprobten Männer der Stämme Dasarha, Kukura und Andhaka stellen sich unter dein Kommando, oh König. Befiehl ihnen, was du willst. Die Armee der Madhus ist so unwiderstehlich wie der Sturm. Ihr Anführer ist Bal, dessen Waffe der Pflug ist. Sie halten ihre Bögen bereit, auch die Pferde, Streitwagen und Elefanten, und alle Reiter und Fußsoldaten warten nur auf deinen Befehl.

Treibe Duryodhana, diesen Gemeinsten unter den sündigen Menschen, und seine Gefolgsleute und Freunde auf den Pfad, den der Herr von Saubha nahm, dieser Sohn der Erde (Saubha ist die lüftedurcheilende Stadt von König Salwa, den Krishna schlug). Es ist gut, oh Herrscher der Erde, dass du die Vereinbarung erfüllst, welche damals in der Versammlungshalle beschlossen wurde.

Doch möge die Stadt Hastinapura sich für dich bereitmachen, nachdem alle feindlichen Truppen von uns geschlagen wurden. Erfreue dich noch eine Weile an all den schönen Orten, welche du kennenlernen möchtest, und kehre dann befreit von allen Sünden und Sorgen nach Hastinapura zurück, dieser wohlbekannten Stadt inmitten eines großartigen Reiches.
 
Mahabharat Buch 3.183.3

der Heilige Markandeya eingeladen

So hatte Krishna seinen Standpunkt klar gelegt, und Yudhishthira überlegte eine Weile und sprach dann lobend und mit gefalteten Händen zu Krishna:
Oh Kesava (Bezwinger des Asura Keshi), du bist zweifellos die Zuflucht für die Söhne des Pandu. Wir haben in dir einen wahren Beschützer. Ich zweifle nicht daran, dass du alles tun wirst, was du eben erwähnt hast, und sogar mehr, wenn die Zeit gekommen ist. Wie versprochen werden wir die zwölf Jahre im einsamen Wald verbringen und die ausgemachte Zeit von einem Jahr unerkannt leben. Dann werden wir Zuflucht zu Dir nehmen. Denn dies sollte die Absicht aller sein, die sich mit dir verbinden, oh Krishna. Wir werden nicht vom Pfad der Tugend weichen, denn die Söhne der Pritha mit ihrer Wohltätigkeit, ihrer Frömmigkeit, ihrem Volk, ihren Ehefrauen und Verwandten haben dich als Beschützer.

Während dieses Gesprächs zwischen Krishna und Yudhishthira erschien der Heilige Markandeya, welcher im Verlaufe seiner langen Buße grau geworden war. Er hatte schon viele tausend Lebensjahre gesehen, hatte eine fromme Seele und war großer Enthaltsamkeit zugetan. Weiter trug er keine Zeichen des Alters, so Tod los wie er war. Ihn zierten Schönheit, ein junges Antlitz, Großmut und viele andere gute Eigenschaften. Als er erschien, ehrten ihn alle Brahmanen und auch Krishna nebst den Söhnen Pandus. Freundlich nahm der Geehrte Platz, und Krishna sprach ihn im Namen aller Anwesenden an:

Oh Markandeya, hier sind die Söhne des Pandu, viele Brahmanen, die Tochter Drupadas, Satyabhama und ich versammelt, und wir alle sind begierig, deine vorzüglichen Worte zu vernehmen. Entfalte für uns die heiligen Geschichten und Geschehnisse aus längst vergangenen Zeiten und die ewigen Regeln des rechten Betragens, von denen sich Könige, Frauen und Heilige leiten lassen sollten.

Als dann alle Platz nahmen, da stellten sich auch Narada und die himmlischen Heiligen mit den reinen Seelen ein, um dem Geschehen beizuwohnen. Alle Anwesenden ehrten Narada mit der großen Seele, indem sie ihm Wasser anboten, um seine Füße zu waschen und die wohlbekannte Opfergabe namens Arghya. Der göttergleiche Narada erkannte sofort, dass alle den Worten Markandeyas lauschen wollten, und gab seine Zustimmung lächelnd und angemessen:
Oh Heiliger der Brahmanen-Klasse, sprich aus, was du den Söhnen des Pandu eben sagen wolltest.
 
Mahabharat Buch 3.183.4

der Heilige Markandeya über die Früchte von Taten

Dann erkannte Yudhishthira, daß der große Heilige bereit war zu sprechen, und schlug ihm einige Themen vor, indem er ihn fragte:
Du bist schon alt an Jahren und weißt um die Taten von Sura- und Asura-Göttern, ruhmreichen Heiligen und Königen. Wir erachten dich als äußerst würdig, um geehrt und geachtet zu werden, und lange schon sehnten wir uns nach deiner Gesellschaft. Hier ist der Sohn Devakis, Krishna, der uns besuchen kam. Wenn ich uns ansehe, wie wir vom Glück abfielen, und wenn ich über die böswilligen Söhne Dhritarashtras nachdenke, wie sie in allen Dingen gedeihen, dann erhebt sich ein Gedanke in meinem Geist.

Es ist der Mensch, der gute oder böse Taten vollbringt, und sich an den Früchten seiner Taten erfreut. Wie kann der Höchste der Wirkende sein? Oh Bester von denen, die um das Göttliche wissen, wie folgen die Taten den Menschen?
Geschieht dies in dieser Welt? Oder in einer späteren Existenz?

Und, oh gerechter Zweifachgeborener, auf welche Weise wird ein körperhaftes und lebendes Wesen mit seinen ihm nachfolgenden guten und schlechten Taten vereint? Passiert das nach dem Tod oder noch in dieser Welt? Ist das, was uns in dieser Welt geschieht, ein Resultat unserer Taten in dieser Welt? Oder werden unsere Taten erst in kommenden Welten Früchte tragen? Und wo verweilen die Taten eines lebenden Wesens, wenn es gestorben ist?

Markandeya antwortete:
Oh Bester von denen, die Worte benutzen, diese Fragen sind dir angemessen und genau das, was sein soll. Du weißt alles, was es zu wissen gibt. Und doch stellst du diese Fragen, um der Form willen. Und ich werde dir antworten.
So lausche mit aufmerksamem Geist, wie der Mensch in dieser und der kommenden Welt Glück und Elend erfährt.

Der Herr aller geborenen Wesen kam als Erstes und schuf für die körperlichen Wesen reine, makellose und tugendhaften Impulsen folgende Körper, du weiser Nachfahre des Kuru.
Die Menschen damals hatten alle Wünsche erfüllt,
gaben sich lobenswerten Lebensweisen hin, sprachen die Wahrheit, und waren gut und rein.

Sie waren den Göttern gleich und konnten nach Belieben in den Himmel aufsteigen und wieder herabkommen, was sie auch taten.
Sie hatten sowohl Leben als auch Tod unter Kontrolle,
litten nur wenige und leichte Qualen und kannten weder Angst noch Sorge, nur erfüllte Wünsche.

Sie besuchten die Götter
und großen Weisen,
wussten im Herzen alle rechten Gesetze,
waren beherrscht und ohne jeglichen Neid.
So lebten sie viele tausend Jahre und hatten viele tausend Nachkommen.
(Das war der Zeitalter der Wahrheit und Tugend - Satya oder Krita Yuga)

Doch dann, im Laufe der Zeit, wurden sie eingeschränkter und konnten nur noch auf Erden wandeln,
denn sie überkam Lust und Wut, Gier und Achtlosigkeit, und sie hingen an Falschheit und Tricks.

Wegen ihrer ungerechten und ungesegneten Taten kamen sie,
nachdem sie ihren irdischen Körper verlassen mussten, auf verschlungenen Wegen in die Hölle.
Dort wurden sie wieder und wieder gegrillt (bestraft für ihre Taten)
und trugen ihre elende Existenz auch immer wieder in diese wunderbare Welt.

Ihre Begehren blieben unerfüllt, ihre Absichten unvollkommen, und ihr Wissen wurde vergeblich.
Ihre Sinne waren verwirrt, und alles machte ihnen Sorge.
So wurden sie auch zur Ursache von Leiden für andere Wesen.

Hinterhältige Taten markierten ihren Pfad. Sie wurden in unehrliche Familien geboren.
Und sie plagten Krankheiten und die Angst vor dem Terror der anderen. I
hre Lebensspanne wurde immer kürzer, ihr Leben immer sündiger,
und sie ernteten damit die Früchte für ihre grässlichen Taten.

Sie begehrten alles und wurden materialistisch und rücksichtslos im Geist, oh Sohn der Kunti.
 
Mahabharat Buch 3.183.5

der Heilige Markandeya über die Früchte von Taten II

Das Schicksal jeder Kreatur nach dem Tod wird von ihren Taten in dieser Welt bestimmt.
Du hast mich gefragt, wo dieser Schatz von Taten von sowohl Weisen als auch Unwissenden verbleibt
und wie sie die Früchte ihrer guten und bösen Taten ernten. So höre die Regeln dafür.

Die Menschen mit ihrem subtilen, vom Transzendentalen Herrn geschaffenen Körper häufen einen großen Vorrat an Tugend und Laster an. Nach dem Tod geben sie ihren schwachen (irdischen) Körper auf und werden sofort in einer anderen Ordnung von Wesen geboren.
Niemals gibt es einen Moment, in dem ein Lebewesen nicht existiert.

In seinem neuen Leben folgen ihm seine Taten als sein Schatten unveränderlich nach, und ihre Früchte machen sein Schicksal entsprechend elend oder glücklich. Die Weisen erkennen durch innere Schau, dass alle Kreaturen durch den Vernichter an ein unveränderliches Schicksal gebunden und nicht in der Lage sind, den Früchten ihrer Taten und damit einem guten oder bösen Schicksal zu entgehen. Dies, oh Yudhishthira, ist das Verhängnis aller Kreaturen, die tief in spirituelle Unwissenheit getaucht sind.
 
Mahabharat Buch 3.183.5

der Heilige Markandeya über die Früchte von Taten III

Doch höre nun von der Vollkommenheit, die Menschen mit hohem spirituellem Bewusstsein erlangen.
Solche Menschen
  • sind von großer asketischer Tugend,
  • kennen alle weltlichen und heiligen Gesetze,
  • sind beständig in der Ausübung ihrer vorgeschriebene Verpflichtungen
  • und der Wahrhaftigkeit ergeben.
  • Sie ehren angemessen ihre Lehrer und Höhergestellten,
  • üben Yoga,
  • sind vergebend, zufrieden, energetisch, edel und im allgemeinen mit allen Tugenden versehen.
  • Durch Zügelung ihrer Leidenschaften haben sie einen kontrollierten Geist.
  • Das Yoga bewahrt sie vor Krankheiten.
  • Und weil sie keine Ängste und Sorgen hegen, ist ihr Geist nicht aufgewühlt.
Ob während der Geburt, als Kinder, reife Menschen oder im Mutterleib verborgen,
unter allen Umständen erkennen sie mit ihrem spirituellen Auge
die Verbindung zwischen ihrer Seele und der Höchsten Seele.
 
Mahabharat Buch 3.183.6

der Heilige Markandeya über die Früchte von Taten IV

Diese Rishis mit der großen Seele gehen mit konkretem oder auch intuitivem Wissen durch die Arena der Taten und kehren dann in die Wohnstatt der Himmlischen zurück. Die Menschen bekommen alles, was sie haben, durch
  • die Gunst der Götter,
  • das Schicksal
  • und ihre eigenen Taten.
Zweifle nicht daran, oh Yudhishthira. Ich erachte es als höchstes Gut, wenn man das in dieser Welt erkennt.
  • Manche erlangen Glück in dieser, aber nicht in der nächsten Welt.
  • Andere sind hier unglücklich, doch in der nächsten Welt glücklich.
  • Und wieder anderen geschieht Glück oder auch Unglück in beiden Welten.
  1. Wer über großen Reichtum verfügt, glänzt jeden Tag unter schön geschmückten Leuten.
  • Doch wer in sinnliche Genüsse vernarrt ist, wird sich nur in dieser Welt daran erfreuen, und nicht in der nächsten.
  • Wer sich aber
    • spiritueller Meditation
    • und dem Studium der Veden widmet,
    • wer fleißig Askese übt
    • und die Energie seines Körpers für die Ausübung seiner Pflichten einsetzt,
    • wer seine Leidenschaften zügelt
    • und davon absieht, fühlende Wesen zu töten,
wird in der nächsten Welt Glück erfahren, aber nicht in dieser.

2. Und wer
  • zuerst ein frommes Leben führt,
  • sich Wohlstand auf tugendhafte Weise gewinnt,
  • dann heiratet und Opfer ausführt,
wird Glückseligkeit hier und später erlangen.

3. Doch diese Narren, welche
  • weder nach Wissen streben, Askese üben, Nachkommen zeugen,
  • noch zum Wohle der Welt beitragen,
werden weder in dieser noch in der nächsten Welt Glückseligkeit erlangen.​
 
Zuletzt bearbeitet:
Mahabharat Buch 3.183.7

der Heilige Markandeya zu den Pandavas

Ihr seid alle wissend, habt Macht, Stärke und himmlische Entschlossenheit.
Um Übel zu vernichten und die Zwecke der Götter zu erfüllen,
kamt ihr aus der anderen Welt (der Himmlischen) und nahmt eure Geburt in dieser.

Ihr seid so mutig, ausdauernd und asketisch, übt Selbstkontrolle
und folgt den religiösen Traditionen, dass ihr nach Vollbringung großer Taten die Götter, Ahnen und Rishis zufriedenstellt,
und dass ihr euch durch eure eigenen Taten zur rechten Zeit
den Bereich des Höchsten erringen werdet, diese Heimat aller tugendhaften Menschen.
Oh du Zierde des Kuru Geschlechts, mögen wegen deiner Leiden niemals Zweifel deinen Geist durchkreuzen,
denn sie sind zu deinem Wohle!
 
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Mahabharat Buch 3.184

Brahmanen und der Tod

Da baten die Söhne Pandus den hochbeseelten Markandeya:
Wir möchten von der Größe der Brahmanen hören. Sprich davon zu uns.
Und der hochgeehrte, zutiefst tugendhafte, höchst spirituelle, gelehrte und energiereiche Weise sprach:

Einst ging ein gutaussehender und mit kräftigen Gliedern gesegneter Prinz aus dem Geschlecht der Haihayas auf die Jagd. Er durchstreifte die Wildnis mit ihren großen Bäumen und dichtem Gras bis er unweit von sich einen Muni entdeckte, welcher in das Fell einer schwarzen Antilope gehüllt war. Er meinte, einen Hirsch zu sehen und tötete ihn. Als er die Verwechslung entdeckte, durchzuckte ihn peinigender Schmerz, und völlig gelähmt vor Kummer ging er zu den hohen Führern seines Stammes.

Der Lotusäugige erzählte den Erfahrenen alles, was geschehen war, und sie waren zutiefst bewegt im Geist, als sie die Botschaft vernahmen und den Körper des Munis sahen, der sich zuvor nur von Früchten und Wurzeln ernährt hatte. Und alle mühten sich herauszufinden, wessen Sohn der Muni gewesen sein mochte. Auf ihrer Reise gelangten sie zur Einsiedelei des Arishtanemi, einem Sohn des Kasyapa. Sie grüßten den allseits enthaltsamen großen Muni und blieben demütig stehen, während der Ruhmreiche geschäftig war, seine Gäste zu empfangen.

Doch sie wehrten seine Bemühungen ab und sprachen zu ihm:
Durch eine Laune des Schicksals verdienen wir nicht dein Willkommen, denn wir haben einen Brahmanen getötet.

Da fragte der ehrenwerte Rishi:
Wie geschah es, daß ein Brahmane durch euch getötet wurde? Und sagt, wer mag er sein? Dann werdet ihr die Kraft meiner asketischen Buße erfahren.

So erzählten sie ihm alles, und gingen an den Ort, an dem sie den Leichnam zurückgelassen hatten. Doch nirgends fanden sie den Körper des toten Rishi. Nach langer, vergeblicher Suche kehrten sie schließlich um. Beschämt waren sie und verwirrt, wie manchmal nach einen Traum. Da begegneten sie dem Muni Tarkshya, der sie ansprach:
Ihr Prinzen, kann dies der Brahmane sein, den ihr getötet hattet? Er ist mein Sohn und voller geheimnisvoller Gaben aus spirituellen Übungen.

Als sie den Rishi erblickten, riefen sie zutiefst erstaunt:
Welch Wunder! Wie kann es sein, daß ein Toter wieder zum Leben erweckt wird?
Schöpft er die Kraft aus tiefster Tugend, durch die er wiederbelebt wurde? Oh, wir möchten es hören, wenn es enthüllt werden darf.

Und die Antwort war:
Der Tod, ihr Herren der Menschen, hat keine Macht über uns. Ich werde euch den Grund kurz und verständlich erklären.
Wir führen unsere eigenen geheimen Pflichten aus, und daher ist der Tod kein Terror für uns.
Wir bewirten unsere Gäste fürstlich mit Essen und Trinken und unsere Familien und Freunde mit reichlicher Kost.
Wie selbst essen nur von dem, was übrigbleibt. Deswegen fürchten wir uns nicht vor dem Tod.
Wir sind friedlich, enthaltsam, freigebig, vergebend und besuchen gern heilige Schreine.
Wir leben an heiligen Orten zusammen mit Menschen, welche große spirituelle Kraft haben.
So ist der Tod nichts Schlimmes für uns.
Nun habe ich euch alles in Kürze gesagt. Kehrt nun wieder heim, und seid geheilt von all der weltlichen Eitelkeit und Sünde.

So grüßten die Männer den großen Muni, sprachen „Om“ (So sei es!) und kehrten frohen Herzens in ihre Stadt zurück.
 
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