Mahabharata

Mahabharat 3.93

Die Enthaltsamkeit des Körpers ist materielles Gelübde
Anstrengungen, die den Geist von unheilsamen Gedanken reinigen, sind als spirituelles Gelübde anzusehen


Vaisampayana sprach: Die restlichen, verbliebenen Brahmanen traten nun vor den reisefertigen Yudhishthira hin und sprachen:
Du bist bereit, mit deinen Brüdern und dem ruhmreichen Rishi Lomasa auf eine Pilgerreise zu heiligen Tirthas zu gehen. Oh König, bitte nimm uns mit. Ohne dich sind wir nie in der Lage, eine solche Reise zu unternehmen, denn der Weg ist gefährlich und schwierig, und Tirthas sind immer von Raubtieren umlagert. Viele Tirthas können von kleinen Gruppen niemals besucht werden. Oh du vorzüglicher Bogenschütze, du und deine Brüder sind immer tapfer. Wenn ihr uns beschützt, können auch wir die Tirthas besuchen. So gestatte uns, oh Herr der Erde, durch deine Gnade die gesegneten Früchte von Tirthas zu erlangen.

Durch deine Energie beschützt, werden wir durch ein Bad in den heiligen Gewässern von allen unseren Sünden befreit. Und so wirst auch du bestimmt in die schwierig zu erlangenden Bereiche kommen, die nur Kartavirya, Ashtaka, der königliche Weise Lomapada und der herrschaftliche und heldenhafte Bharat errungen haben. In deiner Gesellschaft möchten wir Prabhasa und die anderen Tirthas sehen, auch Mahendra und die anderen Berge, die Ganga nebst den vielen anderen Strömen, und Plaksha und die vielen anderen gigantischen Bäume.

Oh Herr der Menschen, wenn du nur ein wenig Achtung für Brahmanen empfindest, dann gewähre uns diese Bitte. Du wirst sicher Gutes davon haben. Ja, Tirthas sind auch immer von Rakshasa befallen, welche Buße und Enthaltsamkeit stören. Es ziemt sich für dich, uns zu beschützen. Unter Lomasas Schutz und in unserer Gesellschaft wirst du zu all den Tirthas pilgern, von denen Dhaumya, Narada und der himmlische Rishi Lomasa mit dem großen asketischen Reichtum gesprochen haben, oh du mit den starken Armen. Und dies wird dich von all deinen Sünden reinigen.

Nach diesen respektvollen Worten antwortete der König, welcher von seinen heldenhaften Brüdern, allen voran Bhima, umgeben war, mit Freudentränen in den Augen: So sei es.

Dann ward mit Erlaubnis von Lomasa und Dhaumya der Beschluß gefaßt, wann die Brüder und Drupadas Tochter mit den makellosen Gesichtszügen losmarschieren würden. Genau zu dieser Zeit erschienen die höchst weisen Vyasa, Parvata und Narada im Kamyaka Wald, um den Söhnen Pandus das Geleit zu geben. Yudhishthira grüßte und ehrte sie angemessen, und die Gesegneten sprachen zu ihm:
Oh Yudhishthira, Bhima und ihr Zwillinge, verbannt alle unheilsamen Gedanken aus eurem Geist. Reinigt erst eure Herzen und beginnt dann eure Pilgerreise.

Die Brahmanen bezeichnen die Enthaltsamkeit des Körpers als irdisches Gelübde und
die Anstrengungen, die den Geist von unheilsamen Gedanken reinigen, als spirituelles Gelübde.
Oh König, ein Geist ohne unheilsame Gedanken ist wahrlich rein. So reinigt euch und pflegt freundliche Gefühle für alle Wesen, bevor ihr euch auf den Weg zu den Tirthas macht.

Befolgt irdische Gelübde für euren Körper,
und reinigt euren Geist mit spirituellen Gelübden.
Dann werdet ihr die Früchte ernten, welche euch vom Pilgern erzählt wurden.

Zustimmend befolgten da die Pandavas mit Draupadi die üblichen, von den himmlischen und irdischen Rishis ausgeführten, glücksverheißenden Riten, ehrten die Füße der Rishis und machten sich mit Dhaumya, Lomasa und den verbliebenen Asketen noch am selben Tag auf den Weg. Sie folgten dem Vollmond Agrahayana, in dem die Pushya Konstellation aufsteigend war.

Zwar waren die Helden in Bast und Felle gehüllt und trugen verfilzte Locken auf dem Haupt, doch gleichzeitig waren sie von undurchdringlichen Rüstungen beschützt und mit Schwertern bewaffnet. Köcher, Pfeile und Bögen hielten sie in ihren Händen, auch Dolche und andere Waffen lagen griffbereit. Und so reisten die heldenhaften Pandu-söhne mit Indrasena, einigen Gefolgsleuten und wenigen Köchen und Dienern auf fünfzehn Wagen los, die Gesichter nach Osten gewandt.
 
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Mahabharat 3.94

Wenn Schamlosigkeit, schlechtes Betragen und untugendhafte Neigungen ohne alle heilsamen Gelübde herrschen,
da werden die
Lebewesen
sofort von Vergebung, Wohlstand und Moral verlassen.

Yudhishthir fragte: Oh bester himmlischer Rishi, ich denke nicht, daß ich ganz ohne Verdienst bin. Und doch plagt mich so großer Kummer, daß ich mir nicht vorstellen kann, daß es jemals einen König wie mich gab. Ich sehe, wie es meinen Feinden an guten Eigenschaften und an Moral mangelt. Doch warum, oh Lomasa, gedeihen sie in der Welt voller Wohlstand?

Lomasa antwortete: Bekümmere dich nicht, oh König, wenn sündige Menschen erst einmal Wohlstand finden, nachdem sie mit sündigen Taten danach gestrebt haben. Es kann schon geschehen, daß Sünden Glück und Gutes bringen und sogar die Feinde bezwingen. Doch die Vernichtung überkommt einen solchen Menschen bis zur Wurzel.

Oh König, ich habe viele Daityas und Danavas gesehen, wie sie durch ihre Sünden zu Wohlstand gelangten. Und ich habe auch ihre Vernichtung gesehen, damals im längst vergangenen Zeitalter. Die Sura-Götter folgten der Tugend, während die Asura-Götter sie verdammten. Die
Sura-Götter
besuchten die Tirthas, während die
Asura-Götter
ihnen fernblieben.

Zuerst überkam die sündigen
Asura-Götter
der Hochmut.
Aus dem Hochmut kam Eitelkeit, und Eitelkeit gebiert Wut.
Aus Wut jedoch erhebt sich jegliche bösartige Neigung, und die gipfelt in Schamlosigkeit.
So verschwand das gute Benehmen unter den
Asura-Götter
.

Doch als einmal Schamlosigkeit, schlechtes Betragen und untugendhafte Neigungen ohne alle heilsamen Gelübde herrschten,
da wurden die
Asura-Götter
sofort von Vergebung, Wohlstand und Moral verlassen.
Der Wohlstand suchte die
Sura-Götter
auf, während das Unglück zu den
Asura-Götter
strebte.
Und der Gott Kali beherrschte die stolzen, unvernünftigen und unglücklichen Danavas und Daityas.
So überkam sie bald die Vernichtung, denn sie hatten keine Riten und Opfer mehr, nur Unvernunft, Hochmut und elende Herzen.

In Niedertracht gehüllt, gingen sie unter. Die
Sura-Götter
jedoch übten Tugend, pilgerten zum Meer, den Flüssen, Seen und heiligen Orten und reinigten sich von allen Sünden. Mit Askese, Opfer, Buße, Gaben und Segnungen gewannen sie Wohlstand.
Und ihr Schicksal wurde außerordentlich günstig, denn sie führten immer Opfer und heilige Taten durch, ließen von allen unheilsamen Handlungen ab und besuchten die Tirthas. Laß dich davon führen, oh König. Bade auch du mit deinen Brüdern in Tirthas, denn das wird dir den Wohlstand zurückbringen.

Dies ist der ewige Pfad. Wie die Könige Nriga, Sivi, Aushinara, Bhagiratha, Vasumanas, Gaya, Puru und Pururavas, die sich mit asketischer Buße, Pilgern, dem Berühren von heiligem Wasser und dem Besuch von ruhmreichen Asketen Ruhm, Heiligkeit, Verdienst und Reichtum gewannen, so wirst auch du zu großem Wohlstand gelangen. Wie Ikshvaku mit seinen Söhnen, wie Muchukunda, siehe Srimad Bhagavatam 10.52, Mandharti und König Marutta, wie die Götter durch die Kraft der Askese und die himmlischen Rishis alle Ruhm erlangten, so wirst auch du diesen großen Ruhm finden. Die Söhne Dhritarashtras jedoch, welche Sklaven der Sünde und Unwissenheit sind, werden ohne Zweifel bald wie die Daityas vernichtet werden.
 
Mahabharat 3.95 – Die Pilgerreise beginnt

Vaisampayana sprach: So wanderten die heldenhaften Söhne des Pandu von Ort zu Ort, bis sie schließlich in Naimisha ankamen. Sie badeten im Strom der Gomati, dieser heiligen Tirtha, führten ihre Waschungen aus und verschenkten Kühe und Reichtümer. Wiederholt führten sie das Wasseropfer für die Götter, Ahnen und Brahmanen in den Tirthas Kanya, Ashwa und Go durch. Dann verbrachten sie einige Zeit in den Kalakoti und Vishaprastha Bergen, pilgerten dann nach Vahuda und reinigten sich im Strom.

Dann reisten sie nach Prayag, zum Opferplatz der Götter, tauchten in den Zusammenfluß von Ganga und Yamuna ein und übten asketische Buße von großem Verdienst. So wuschen sich die Pandavas der wahrhaften Versprechen in dieser Tirtha ihre Sünden ab. Von Brahmanen begleitet gingen sie dann nach Vedi, welche dem Schöpfer (Brahmaa) heilig ist und von den Asketen verehrt wird. Sie blieben für einige Zeit und erfreuten die Brahmanen mit Früchten und Wurzeln aus der Wildnis und geklärter Butter. Auch hier übten die Helden asketische Enthaltsamkeit mit großem Verdienst.

Ihr nächstes Ziel war Mahidhara, welche dem tugendhaften königlichen Weisen Gaya von unvergleichlichem Glanze gewidmet ist. In der Nähe sind der Berg Gayasira und der malerische Fluß Mahanadi mit schönen, schilfbewachsenen Ufern. Auf dem himmlischen Gipfel ist eine wunderbare Tirtha namens Brahmasara, die von den Asketen sehr verehrt wird. Am Ufer des Sees lebte einst der ewige Gott der Gerechtigkeit -Yama, und der ruhmreiche Rishi Agastya begab sich an den See, um die Gottheit zu schauen.

Von diesem See nehmen alle Flüsse ihren Lauf, und hier ist Mahadeva, der Träger von Pinaka, immer anwesend. Als die heldenhaften Pandavas dort anlangten, lebten sie nach dem Gelübde Chaturmasya, wie es in den Traditionen und Riten des großen Rishi-yajna Opfers beschrieben wird. Hier steht auch der ewige Banian Baum. Jedes Opfer, was hier durchgeführt wird, schafft ewigen Verdienst. Und auf diesem Opferplatz der Götter, welcher ewigen Verdienst geben kann, begannen die Pandavas mit konzentrierten Seelen zu fasten.

Da gesellten sich zu ihnen hunderte, Askese-reiche Brahmanen, welche alle das Chaturmasya Opfer nach den rechten Riten durchführten. Während des Opfers sprachen die erfahrenen, vedenkundigen und alten Brahmanen, welche nun den Hofstaat der Pandavas bildeten, von vielen Dingen in tiefer Weisheit. Eines Tages sprach auch Shamatha, ein gelehrter, gelübde-treuer und heiliger Brahmane, welcher ein Leben im Zölibat führte, zu ihnen über Gaya, den Sohn des Amurttaraya.

Shamatha sprach:
Gaya, der Sohn von Amurttaraya, war ein vorzüglicher, königlicher Weiser. Hört, ihr Bharatas, wie ich von seinen verdienstvollen Taten erzähle. Hier an diesem Ort zelebrierte Gaya viele Opfer, die sich durch enormen Reichtum an verschenkter Nahrung und viele andere Gaben an die Brahmanen auszeichneten. Es gab Berge von gekochtem Reis, Seen voller geklärter Butter, Flüsse von Milch und Ströme von reichlich gewürztem Curry. Tag für Tag wurde das Essen gekocht und an alle Ankömmlinge verteilt.

Die Brahmanen bekamen dabei reines Essen vor allen anderen. Nach jedem Opfer wurden kostbare Geschenke an die Brahmanen verteilt, und ihre vedischen Gesänge erhoben sich bis in den Himmel. So laut waren die Mantra Gesänge, daß sie alle anderen Geräusche übertönten. Die heiligen Klänge erfüllten die Erde, alle Himmelsrichtungen, das Firmament und die Himmel selbst. Alle Anwesenden fanden dies wunderbar. Die Menschen waren so glücklich über die vorzügliche und köstliche Nahrung, die der ruhmreiche Gaya ihnen anbot, daß sie diese Verse sangen:

Wer würde heute noch hungrig sein in Gayas großem Opfer? Es wurden fünfundzwanzig Berge Nahrung aufgegessen. Was der königliche Weise Gaya mit dem unermeßlichen Glanze in diesem Opfer gewann, wurde niemals zuvor von einem Menschen erlangt, noch wird es in Zukunft geschehen. Die Götter wurden von Gaya mit geklärter Butter so übersättigt, daß sie von keinem anderen noch Opfergaben annehmen konnten. Niemand kann die Sandkörner auf Erden zählen, die Sterne im Himmel oder die Regentropfen aus den Wolken. Und so können auch nicht die Gaben in Gayas Opfer gezählt werden.

Oh König, viele Male hat König Gaya solche Opfer durchgeführt, hier am Ufer der Brahmasara.
 
Mahabharat 3.96

Agastya Muni schafft selbst eine Frau für sich
um seine Ahnen aus höllischen Zustände zu retten

Vaisampayana sprach: Später pilgerte der königliche Sohn der Kunti, welcher sich immer mit großzügigen Gaben an die Brahmanen hervortat, zur Einsiedelei des Agastya und ließ sich in Durjaya nieder. Und es geschah, daß dieser Beste unter den Rednern, König Yudhishthira, Lomasa fragte, warum Agastya hier Vatapi tötete. Auch erkundigte sich der König nach dem Ausmaß an Heldenkraft, über welche der menschenfressende Daitya (Sohn Ditis) verfügte, und nach dem Grund, welcher den Zorn des ruhmreichen Agastya gegen den Asura erregte.

Und Lomasa antwortete: Oh Sohn des Kuru Geschlechts, in alter Zeit lebte ein Daitya namens Ilwala in der Stadt Manimata, dessen jüngerer Bruder Vatapi war. Eines Tages bat dieser Sohn der Diti einen Brahmanen mit asketischem Verdienst: „Oh Heiliger, gewähre mir einen Sohn, der Indra, (alias Jehova, siehe Zeus der Sohn des Regens und Blitzes) ebenbürtig ist.“

Doch der Brahmane verweigerte ihm diesen Segen. Und der Asura Ilwala entflammte im Zorn und wurde von diesem Tage an ein Feind der Brahmanen. Mit der Kraft der Illusion verwandelte der ärgerliche
Asura
seinen Bruder Vatapi, der ihm zu Diensten war und jede beliebige Gestalt annehmen konnte, in ein Schaf. Das Fleisch des Schafes wurde köstlich und sauber zubereitet und den Brahmanen als Nahrung angeboten. Doch sobald sie davon gegessen hatten, wurde es ihnen zum Verhängnis.

Denn wen immer Ilwala mit seiner Stimme zu sich rief, der kam zu ihm zurück, auch wenn es aus dem Bereich Yamas war. Derjenige nahm dann seine ursprüngliche Gestalt wieder an und erschien vor Ilwala. So rief Ilwala seinen Bruder Vatapi, nachdem die Brahmanen vom Fleisch gegessen hatten. Und Vatapi, selbst ein mächtiger
Asura-Gott
mit magischen Kräften, hörte die laute Stimme seines Bruders, nahm seine alte Gestalt wieder an, zerriß dabei die Brahmanen und kehrte lachend zu seinem Bruder zurück. Auf diese Weise tötete der hartherzige Ilwala viele Brahmanen.

Doch eines Tages schaute der ruhmreiche Agastya seine verstorbenen Vorfahren, wie sie kopfüber in einer Grube hingen. Und er fragte sie: „Was ist mit euch geschehen?“ Ihre Antwort war: „Wegen fehlender Nachkommen hängen wir in diesem Loch mit den Köpfen nach unten. Wir sind deine Ahnen und in dieser Grube gefangen. Wenn du uns einen guten Sohn zeugst, oh Agastya, dann werden wir von dieser Hölle errettet, und du gelangst in den gesegneten Zustand eines Vaters.“

Agastya verfügte über große Energie, Wahrheit und Moral, und so sprach er: „Ihr Pitris (Ahnen), ich werde euer Begehr stillen. Fürchtet euch nicht länger.“ Dann begann der ruhmreiche Rishi darüber nachzudenken, wie er sein Geschlecht fortführen könne. Doch er sah nirgends eine würdige Ehefrau für ihn, in welcher er seine Geburt in Form eines Sohnes nehmen konnte. So nahm der Rishi von allen Wesen den Teil, der als wunderschön galt, und schuf sich eine hervorragende Frau. Dieses für ihn geschaffene Mädchen gab der Asket mit dem großen asketischen Verdienst zum König von Vidharba, der zu dieser Zeit harte Entsagung übte, um Kinder zu bekommen.

Das gesegnete Mädchen mit dem lieblichen Gesicht nahm seine Geburt (in der königlichen Linie des Vidharba) und wuchs von Tag zu Tag schöner und strahlender heran. Der Herrscher von Vidharba freute sich außerordentlich über ihre Geburt und erzählte den Brahmanen davon, welche das Mädchen segneten und ihr den Namen Lopa-mudra gaben. Sie wuchs schnell und in großer Schönheit und glich sowohl dem Lotus im Wasser wie auch der strahlenden Flamme.

Als das Mädchen in die Pubertät kam, warteten ihr hundert zauberhaft geschmückte Jungfrauen und hundert gehorsame Dienerinnen auf. In ihrer Mitte strahlte sie, wie Rohini am Firmament unter all den vielen kleineren Sternen hervorglänzt. Sie war so schön, hatte so gute Manieren und ein vorzügliches Benehmen, daß niemand es wagte, um ihre Hand anzuhalten, aus Furcht vor ihrem Vater, dem König von Vidharba. Dieser und alle Verwandten erfreuten sich sehr an Lopamudra, welche lieb und der Wahrhaftigkeit zugetan war und sogar die Apsaras (Himmlische Gesellschaft-Mädchen) an Schönheit übertraf. Doch der Vater erkannte sehr wohl, daß sie im heiratsfähigen Alter war, und begann zu überlegen, wem er seine Tochter zur Frau geben sollte.
 
Mahabharat 3.97 – Lopamudra und Agastya

Zu genießen was in der Welt der Menschen existiert, verringert die Tugend

Lomasa fuhr fort:
Als Agastya das Mädchen für fähig hielt, die Pflichten der Häuslichkeit auszuüben, trat er vor den Herrscher von Vidharba und sprach:
Ich bitte dich, oh König, übergib mir deine Tochter Lopamudra.

Nach diesen Worten schwanden dem König erst mal die Sinne. Und obwohl er dem Muni seine Tochter nicht geben wollte, so wagte er es doch nicht, sein Gesuch abzulehnen. Er ging zu seiner Königin und sprach:
Der Rishi verfügt über große Energie. Wenn er wütend wird, kann er mich mit dem Feuer seines Fluches vernichten. Oh du mit dem süßen Gesicht, was ist dein Vorschlag?

Doch die Königin konnte kein Wort der Antwort sagen. Lopamudra bemerkte die Sorgen ihrer Eltern wohl, trat zur rechten Zeit an sie heran und sprach:
Oh Monarch, es ziemt sich nicht für dich, um mich zu trauern. Vermähle mich mit Agastya, und rette dich, indem du mich fortgibst.

So übergab der König seine Tochter dem ruhmreichen Agastya mit allen Riten. Und der Muni sprach sodann zu seiner Gattin:
Trenne dich nun von deinen kostbaren Roben und Ornamenten.

Dies tat die großäugige Dame mit den wohlgerundeten Schenkeln unverzüglich. Sie kleidete sich in Lumpen, Bast und Hirschfell und nahm die Lebensweise, Taten und Gelübde ihres Gatten an. Dann verließen sie den Königshof und wanderten nach Gangadwara, wo sich der ruhmreiche Rishi der härtesten Askese widmete, die hilfsbereite Gattin immer an seiner Seite. Lopamudra begann wohlgemut ihrem Herrn zu dienen, denn sie spürte großen Respekt für ihren Ehemann. Und auch in Agastya wuchs eine große Liebe zu seiner Gemahlin.

Nach einiger Zeit, oh König, erblickte der ruhmreiche Rishi seine Lopamudra asketisch strahlend nach ihrem reinigenden Bad zum Abschluß ihrer Periode. Höchst zufrieden mit ihren Diensten, ihrer Reinheit und Selbstkontrolle, und auch mit ihrer Anmut und Schönheit rief er sie zu sich, um sich mit ihr in Liebe zu vereinen. Doch das Mädchen errötete schamvoll, faltete die Hände und sprach liebevoll:

Ohne Zweifel heiratet der Mann seine Frau um der Kinder willen. Doch ich bitte dich, oh Rishi, mir so viel Liebe zu zeigen, wie ich für dich empfinde. So bitte liebe mich in einem Bett, wie ich es im Palast meines Vaters hatte. Ich wünsche mir auch, daß wir beide für diese besondere Gelegenheit mit Blumengirlanden und Ornamenten geschmückt sind. Denn ich kann mich nicht zu dir legen in diesen rotgefärbten Lumpen. Es ist auch keine Sünde, oh Zweifachgeborener, für die Vereinigung von Liebenden Schmuck zu tragen.

Agastya erwiderte: Oh gesegnetes Mädchen mit der schlanken Taille, ich besitze keinen Reichtum, wie ihn dein Vater hat.
Sie sprach:Wenn du über einen Schatz an Askese verfügst, dann bist du kraft deiner asketischen Energie sicher in der Lage, alles hierher zu bringen, was in der Welt der Menschen existiert.

Und Agastya antwortete ihr: Dies ist schon so, wie du sagst. Nur würde ich damit all meinen Verdienst verschwenden. Oh bitte mich um etwas, was meinen asketischen Verdienst nicht verringert.

Und Lopamudra sprach: Oh du mit dem Reichtum an Askese, meine fruchtbare Zeit wird nicht lange anhalten. Aber auf andere Weise möchte ich nicht zu dir kommen, noch will ich deinen Verdienst vermindern. So finde einen Weg, mir meinen Wunsch zu erfüllen, ohne deine Tugend zu verletzen.

Da sprach Agastya: Nun gesegnetes Mädchen, wenn es der feste Entschluß deines Herzens ist, dann werde ich auf die Suche nach Reichtum gehen. Warte du hier, wie es dir beliebt.
 
Mahabharat 3.98

Agastya bittet die Könige um Reichtümer

Deren Haushalte waren leider im Gleichgewicht ("schwarzer Null")
und somit nur wenn die Könige sich verschulden würden konnte sie ihm helfen


Und Lomasa erzählte weiter: So begab sich Agastya zu König Srutarvan, welcher als wohlhabender als die anderen Könige erachtet wurde, um ihn um Reichtum zu bitten. Als der König von den Grenzwächtern seines Landes erfuhr, daß der topfgeborene Rishi auf dem Wege zu ihm war, ging er ihm mit seinen Ministern entgegen und empfing den heiligen Mann respektvoll. Er bot dem Gast zuerst Arghya an und erkundigte sich dann unterwürfig und mit gefalteten Händen nach dem Grund seines Kommens.

Agastya antwortete ihm: Oh Herr der Erde, wisse, ich kam zu dir, weil ich Schätze suche. Gib mir den Anteil, der deinen Möglichkeiten entspricht und ohne anderen weh zu tun.
Da präsentierte ihm der König das Gleichgewicht von seinem Einkommen und seinen Ausgaben und sprach:
Oh Gelehrter, nimm von meinen Besitztümern, was dir gefällt.

Doch der Rishi, der immer beide Seiten mit gleichen Augen betrachtete, bedachte die Ausgewogenheit der Gelder und kam zu dem Schluß, daß er jemandem schaden würde, wenn er unter diesen Umständen etwas annähme. So wanderte Agastya weiter zu König Vradhnashwa und nahm König Srutarvan mit auf die Reise. Auch dieser König empfing ihn voller Achtung, bot ihm Arghya an und Wasser zum Waschen der Füße. Als er sich nach dem Grund des Besuchs erkundigt hatte, gab ihm Agastya dieselbe Antwort:
Oh Herr der Erde, wir sind hier, weil wir Reichtum wünschen. Gib uns, was du kannst, ohne andere zu verletzen.

Auch dieser Monarch war mit seinem Einkommen und seinen Ausgaben im Gleichgewicht, und bot dem Rishi trotzdem an, sich zu nehmen, was er begehrt. Doch auch hier nahm Agastya Abstand davon, etwas anzunehmen und ging mit den Königen Vradhnashwa und Srutarvan weiter zum enorm reichen Trasadasyu, dem Sohn von Purukutsa. Nun, auch der hochbeseelte Purukutsa ging den Ankömmlingen respektvoll entgegen, empfing sie mit allen Würden und erfragte ihr Begehr. Die Antwort war: Oh Herr der Erde, wisse, wir kamen zu dir, weil wir uns Reichtum wünschen. Gib, was du kannst und ohne anderen zu schaden.

Doch auch dieser Monarch war in derselben Situation wie die beiden zuvor, und Agastya lehnte die angebotenen Schätze ab. Da schauten sich die Könige untereinander an und sprachen zum Rishi:
Oh Brahmane, es gibt da einen Danava namens Ilwala, der unter allen Wesen der Erde über gewaltigen Reichtum verfügt. Laßt uns zu ihm gehen und ihn um Reichtümer bitten.
Der Vorschlag wurde für gut befunden und alle zusammen machten sich auf den Weg zu Ilwala.
 
Mahabharat 3.99

Die Frau Agastyas wählt einen Sohn namens Dridasyu wie Tausend Söhne

Lomasa sprach: Als Ilwala von der Ankunft der Könige mit dem großen Rishi erfuhr, ging er ihnen mit seinen Ministern entgegen und begrüßte sie ehrend, hieß sie gastfreundlich willkommen und bot ihnen fein gekochtes und gewürztes Fleisch an, nämlich seinen Bruder, der sich zuvor in einen Widder verwandelt hatte. Doch die königlichen Weisen wußten um das Fleisch des asuras und wurden traurig, betrübt und ganz verzweifelt.

Da sprach Agastya zu ihnen: Seid nicht bekümmert, ich werde den großen asura ganz allein aufessen.

Er setzte sich auf einem vorzüglichen Platz nieder, und der asura-Prinz Ilwala servierte ihnen lächelnd das Essen. Agastya aß das ganze Fleisch auf, und als das Essen vorüber war, rief Ilwala seinen Bruder zu sich. Doch nur Luft kam aus dem Magen des ruhmreichen Rishi, begleitet von einem Geräusch, das so laut wie Donnergrollen war.

Doch Ilwala gab nicht auf und rief immer wieder: Komm heraus, oh Vatapi, komm zu mir!
Daraufhin brach Agastya in lautes Gelächter aus und rief: Wie kann er herauskommen? Ich hab ihn längst verdaut!

Nun war es an Ilwala, traurig und verzweifelt zu sein. Er und seine Minister falteten die Hände, und er sprach zum Rishi und seinen Begleitern: Warum kamt ihr zu mir, und was kann ich für euch tun?

Lächelnd antwortete Agastya: Wir wissen, oh Asura, daß du über große Macht und ebenso großen Reichtum verfügst. Diese Könige sind nicht wohlhabend, und auch ich benötige dringend Reichtum. Gib uns, was du kannst, ohne anderen zu schaden.

Da grüßte Ilwala den Rishi und sprach: Wenn du weißt, was ich euch in Gedanken geben könnte, dann sei es euer.

Agastya antwortete: Oh großer Asura, du beabsichtigst, jedem dieser Könige zehntausend Kühe und ebenso viele goldene Münzen zu geben. Für mich hast du zweimal so viel geplant, und außerdem einen goldenen Wagen und ein Paar gedankenschnelle Pferde. Und wenn du nun nachfragst, wirst du erfahren, daß der Wagen wirklich aus Gold ist.

So erkundigte sich Ilwala, fand alles, wie es Agastya gesagt hatte, und gab mit traurigem Herzen alles her: die Kühe, die Münzen, den goldenen Wagen und die Rosse namens Virava und Surava. Diese Rosse brachten die Könige nebst Agastya in einem Augenzwinkern zur Einsiedelei des Rishis. Dann verabschiedeten sich die Könige und kehrten in ihre Städte zurück. Und Agastya konnte mit diesen Schätzen seiner Ehefrau all ihre Wünsche erfüllen.

Da sprach Lopamudra zu ihm: Oh Ruhmreicher, du hast alles erfüllt, was ich begehrte. Zeuge nun ein Kind mit mir, welches große Energie besitzen soll.

Und Agastya sprach milde zu ihr: Oh gesegnete Schöne, ich bin sehr zufrieden mit deinem Betragen. Nun höre meinen Vorschlag bezüglich deiner Nachkommenschaft. Möchtest du tausend Söhne haben? Oder hundert Söhne, wobei ein jeder zehn Söhnen gleicht? Oder zehn Söhne, die hundert ebenbürtig sind? Oder nur einen Sohn, der tausend besiegen kann?

Lopamudra antwortete: Laß mich einen Sohn haben, der tausend ebenbürtig ist, oh du Askesereicher. Ein guter und gelehrter Sohn ist besser als viele schlechte Söhne.

Der fromme Muni sprach: „So sei es.“, wohl wissend, daß seine hingebungsvolle Gattin von gleicher Neigung war. Nachdem sie empfangen hatte, zog sich Agastya in die Wälder zurück, und der Fötus wuchs sieben Jahre in ihrem Leib. Nach dieser langen Zeit gebar sie den höchst gelehrten und strahlenden Dridasyu. Es war ein großer Brahmane und ruhmreicher Asket, der mit gewaltiger Energie seine Geburt als Sohn des Rishi Agastya nahm. Und bei seiner Geburt war es, als ob die Veden nebst den Upanishaden und den Angas ihre Verkörperung gefunden hätten. Schon als Kind trug er große Mengen an Brennstoff für die Opferfeuer in die Einsiedelei seines Vaters, und wurde daher Idhmavaha (Träger von heiligem Holz) genannt. Und wenn Agastya seinen tugendhaften Sohn betrachtete, war er sehr glücklich.

Nun, oh König, so bekam Agastya einen hervorragenden Sohn, und seine Ahnen gelangten daraufhin in die gewünschten Bereiche. Seit dieser Zeit ist dieser wunderschöne Ort als die Einsiedelei des Agastya bekannt. Die heilige und von Göttern und Gandharvas verehrte Bhagirathi fließt angenehm vorüber, wie eine sich sanft im Wind wiegende Flagge. Ein Stück weiter stürzt sie über schroffe Felsen tiefer hinab und ähnelt einer ängstlichen Schlange, die sich an bergige Hänge drückt.

Einmal aus den verfilzten Locken Mahadevas ausgetreten bewässert sie den Süden und ernährt ihn wie eine Mutter, bis sie sich schließlich mit dem Ozean vereinigt, als wäre sie seine geliebte Braut. Taucht ihr in den heiligen Strom ein, wie ihr es wünscht, oh Söhne des Pandu. Und schaut dort die Tirtha des Bhrigu, die in allen drei Welten und von allen Rishis verehrt wird. Als Raam (mit der Axt, Sohn des Jamadagni, aus dem Geschlecht des Bhrigu) hier badete, da gewann er seine Stärke wieder, die ihm Rama (der Sohn des Dasaratha) genommen hatte. Badet hier, ihr Brüder und auch Draupadi, und ihr werdet eure Energie wiederbekommen, die euch Duryodhana nahm.

Vaisampayana sprach:
Nach diesen Worten von Lomasa tauchten die Pandavas und ihre Gattin in den heiligen Strom ein und brachten den Göttern und Ahnen das Wasseropfer dar. Nach dem Bade strahlte Yudhishthiras Körper viel glanzvoller, und er wurde unüberwindlich für alle Feinde.

Später fragte Yudhishthira den Lomasa: Oh Ruhmreicher, warum wurde Raamas Energie gemindert? Und wie gewann er sie zurück? Oh du Hoher, ich möchte es erfahren, bitte erzähl.


Die Begegnung von Raam mit der Axt und Raam, Sohn des Dasaratha - Vishnu

Und Lomasa begann: So lausche der Geschichte von den beiden klugen Raamas. Für die Vernichtung Ravanas nahm Vishnu seine Geburt im Sohn des ruhmreichen Dasaratha, welcher in Ayodhya in die Welt kam. Davon hörte Raam aus der Linie des Bhrigu und ging neugierig nach Ayodhya. Er nahm den himmlischen Bogen mit, der den Kshatriyas so viel Verderben brachte, um den Heldenmut von Dasarathas Sohn zu erkunden.

Als Dasaratha vom Nahen des Helden hörte, sandte er seinen Sohn Raam aus, um ihn gebührend zu empfangen. Raam trat dem Ankömmling mit bereiten Waffen entgegen, als Raam mit der Axt lächelnd sprach:
Oh hoher Prinz, spanne mit aller Kraft diesen Bogen, wenn du kannst. In meiner Hand war er das Werkzeug, um die Kaste der Kshatriyas auszulöschen.

Und Dasarathas Sohn antwortete: Oh Ruhmreicher, es ziemt sich nicht für dich, mich so zu demütigen. Weder bin ich in den Tugenden der Kshatriyas ungenügend, noch prahlen die Nachkommen von Ikshvaku jemals mit ihrer Waffenkunst.

Doch Raam aus der Linie des Bhrigu sprach: Mögen die schlauen Worte nun Waffenstillstand halten. Nimm den Bogen!

So nahm Dasarathas Sohn ärgerlich den tödlichen Bogen aus der Hand des anderen, spannte ihn lächelnd ohne alle Mühe, und die Sehne machte ein so lautes Geräusch wie Donnergrollen, daß alle Wesen sich fürchteten.

Dann sprach der mächtige Held: Sieh, ich habe den Bogen gespannt. Was, oh Brahmane, soll ich sonst für dich tun?

Da gab ihm der Sohn des Jamadagni einen himmlischen Pfeil und sprach: Hier, leg den auf die Sehne und spanne sie bis zum Ohr.

Da loderte in Dasarathas Sohn der Zorn auf, und er sprach: Ich habe sehr wohl vernommen, was du gesagt hast, und dir verziehen. Oh Sohn aus dem Geschlechte des Bhrigu, du bist voller Eitelkeit! Durch die Gunst deines Großvaters hast du Energie, welche die von Kshatriyas übersteigt. Und deswegen beleidigst du mich. Schau mich nun in meiner ursprünglichen Gestalt! Ich gewähre dir die Sicht!

Da erblickte Raam mit der Axt im Körper des Helden die Adityas mit den Vasus, die Rudras, Sadhyas und Maruts, die Pitris, Hutashana, die Sternenkonstellationen und Planeten, die Gandharvas, Rakshasas, Yakshas, Flüsse und Tirthas, die mit Brahmaa vereinten ewigen Rishis, die Valakhilyas, die himmlischen Rishis, die Meere und Berge, die Veden, Upanishaden, die Vashats und Opfer, die Samas in ihren lebendigen Gestalten, die Kunst der Waffen und die Wolken mit Regen und Blitz. Dann schoß der ruhmreiche Vishnu den Pfeil ab, und die Erde wurde vom Geräusch des Donners erfüllt, brennende Meteore fielen herab, und Blitze zuckten durch den Himmel.

Es fielen Staub- und Regenschauer auf die Erde, Wirbelwinde und gräßliche Klänge ließen alles erbeben und die Erde schüttelte sich. Die Energie des Pfeils verwirrte den Sohn Jamadagnis und kaum abgeschossen, kehrte der Pfeil grell leuchtend in die Hand des Schützen zurück. Da kehrten dem Raam mit der Axt langsam Sinne und Bewußtsein wieder, und er verbeugte sich vor Raam, dieser Manifestation von Vishnus Macht. Auf Vishnus Geheiß begab er sich in die Berge von Mahendra und lebte von da an in Angst und Schande. Nach einem Jahr kamen die Pitris und sahen den einst großen Asketen ohne alle Energie, ohne jeden Stolz und tief in Kummer versunken.

Da sprachen die Pitris zu Raam: Ach Sohn, als du vor Vishnu tratst, war dein Benehmen ihm gegenüber nicht angemessen. Er verdient für alle Zeit Ehre und Respekt in den drei Welten. Nun geh zum heiligen Fluß mit dem Namen Vadhusara. Bade in allen Tirthas dieses Stroms, und du wirst deine Energie zurückerhalten. Es gibt in diesem Fluß die Tirtha Diptoda, wo dein Großvater Bhrigu im himmlischen Zeitalter asketische Buße von großem Verdienst übte.

Raam tat, wie ihm geheißen, und bekam in dieser Tirtha seine verlorene Energie zurück. Dies geschah damals, als Raam mit den makellosen Taten auf Vishnu (in Gestalt von Dasarathas Sohn) traf.
 
Mahabharat 3.100
Dadhichi und die Waffe Vajra

Eines Tages sprach Yudhishthira zu Lomasa: Oh bester Zweifachgeborener, ich möchte noch mehr über die Taten von Agastya hören, diesem ruhmreichen Rishi mit der großen Intelligenz.

Lomasa sprach: So höre noch eine wunderbare und außergewöhnliche Geschichte über den Rishi und über seine unermeßliche Energie. Im Krita (Vollkommener) Zeitalter (siehe Die universelle Zyklen) gab es einige schreckliche Danava Stämme, welche unbesiegbar in der Schlacht waren. Sie waren unter dem Namen Kalakeyas bekannt und verfügten über gräßliche, heldenhafte Stärke. Sie folgten Vritra, bewaffneten sich gründlich und griffen die Himmlischen mit Indra von allen Seiten an. Also beschlossen die Sura-Götter gemeinsam mit Indra die Vernichtung von Asura-Gott Vritra und begaben sich zu
Brahmaa (das erste bedingte Lebewesen im Universum - Der Urschöpfer innerhalb des Universums).
Als sie mit gefalteten Händen vor ihm standen, sprach Parameshti zu ihnen:

Ich weiß um alles, was ihr sucht, oh Sura-Götter. Und so werde ich euch die Mittel zeigen, wie ihr Asura-Vritra schlagen könnt. Es gibt da einen hochbeseelten und großen Rishi namens Dadhichi. Geht zu ihm und bittet ihn um einen Segen. Wenn ihr den Sieg begehrt, so geht alle zusammen zu ihm und sprecht: „Gewähre uns einen Segen für das Wohl der drei Welten!“ – Er wird seinem Körper entsagen und euch seine Knochen geben. Aus diesen werdet ihr die gräßliche und machtvolle Waffe Vajra formen, welche sechs Seiten hat, einen furchtbaren Klang und die Macht, sogar den gewaltigsten Feind zu vernichten. Mit dieser Waffe wird Indra mit den hundert Opfern Vritra schlagen. Nun habe ich euch alles gesagt. Eilt euch, die Tat zu vollbringen.

Die Sura-Götter verließen den Großen Vater und begaben sich mit Narayana an ihrer Spitze zur Einsiedelei von Dadhichi. Diese war am anderen Ufer der Sarasvati gelegen und prunkte mit vielen Bäumen und Kletterpflanzen...

Es glich die Einsiedelei des Dadhichi dem Himmel selbst, in welche die Sura-Götter nun eintraten. Sie erblickten den wie die Sonne strahlenden Rishi und bewunderten seine Anmut wie die des Großen Vaters (Brahmaa) selbst. Die Himmlischen ehrten die Füße des Rishi, verbeugten sich vor ihm und baten ihn um den Segen, wie es ihnen der Große Vater gesagt hatte. Sehr zufrieden sprach da Dadhichi zu den Himmlischen: Ihr Götter, ich werde tun, was gut für euch ist. Ich werde für euch meinen Körper aufgeben.

Und sofort nach diesen Worten gab dieser Beste unter den Menschen mit kontrollierter Seele sein Leben auf. Wie angewiesen nahmen die Götter die Knochen des verstorbenen Rishi, gingen mit frohen Herzen zu Twashtri, dem himmlischen Architekten, und erzählten ihm den Plan zum Sieg. Twashtri war höchst erfreut bei ihren Worten, und er erbaute mit großer Sorgfalt und Achtsamkeit die Vajra Waffe aus den Knochen des Rishi. Die fertige Waffe übergab er voller Freude an Indra und sprach:
Oh Hoher, verbrenne die schrecklichen Feinde der Sura-Götter mit dieser Waffe zu Asche. Und wenn du den Feind geschlagen hast, dann herrsche glücklich über die ganze himmlische Domäne mit denen, welche dir folgen, oh Anführer der Himmlischen.

Voller Freude und mit angemessenem Respekt nahm da Purandara (Indra alias Zeus oder Jehova) die Vajra Waffe aus Twashtris Händen entgegen.
 
Mahabharat Buch 3.101

Tod des Asura-Gottes Vritra

Lomasa erzählte: Mit dem Donnerkeil (Vajra) bewaffnet und von allen Himmlischen unterstützt griff Indra den Vritra an, welcher zu der Zeit die gesamte Erde und den Himmel eingenommen hatte. Ihm standen riesige Kalakeyas mit erhobenen Waffen zur Seite, die gigantischen Bergen mit turmhohen Gipfeln glichen. Die folgende Schlacht zwischen den Sura-Göttern und Danavas dauerte nur kurz, doch sie war extrem fürchterlich und belastete die drei Welten (die über der Erde - der Himmlischen, die Irdische und die Unterirdische - der Asura-Götter) bis zum Äußersten.

Mit lautem Knall prallten die erhobenen Dolche und Schwerter aufeinander, die von heroischen Händen geführt wurden. Es fielen die abgeschlagenen Köpfe vom Himmel zur Erde wie Palmyra Früchte auf den Boden rollen, wenn sie vom Baum herabfallen. Die Kalakeyas waren mit eisenbewehrten Schlagstöcken bewaffnet und trugen goldene Rüstungen, als sie gegen die Sura-Götter anstürmten. Dem Aufprall dieser stolzen und ungestümen Armee konnten die Sura-Götter nicht standhalten. Ihre Reihen brachen, und sie flohen angstvoll davon. Vritra war stolz auf seine Heere und Indra mit den tausend Augen niedergeschlagen.

Auch ihn ergriff die Furcht vor den Kalakeyas, und so suchte er ohne einen Moment zu verlieren Zuflucht bei Narayan (der Transzendentale Herr). Der ewige Vishnu erkannte, wie bedrückt Indra war, und vermehrte seine Kraft, indem er ihm einen Teil seiner Energie übertrug. Auch die makellosen Brahmarshis, die Sura-Götter und höchst gesegneten Rishis übertrugen ihre Kräfte auf Indra. Durch ihre Gunst wurde der Anführer der Sura-Götter mächtiger als je zuvor. Vritra blieb dies nicht verborgen, und er sandte mächtige Schreie aus, welche die Erde, die Himmelsrichtungen, das Firmament, die Himmel und Berge erbeben ließen.

Auch Indra wurde von dem Gebrüll zutiefst erschüttert, und sorgenvoll wollte er den Asura so bald wie möglich schlagen. Gewaltig warf er den mächtigen Vajra, und der große Asura in der goldenen Rüstung und dem feinen Schmuck fiel der Länge nach getroffen zu Boden, wie einst der große Berg Mahendra, als ihn Vishnus Hand davonschleuderte. Und obwohl der König der Daityas besiegt war, rannte Shakra (Indra) panisch vom Schlachtfeld, um sich in einem Teich zu verstecken, denn er meinte, daß die Vajra Waffe nicht von seiner Hand entwichen und Vritra immer noch am Leben war.

Die Sura-Götter und großen Rishis jedoch erfüllte große Freude, und sie priesen Indra auf vielfältige Art und Weise. Dann rauften sie sich wieder zusammen und griffen die Danavas an, welche durch den Tod ihres Anführers allen Mut verloren hatten. Schon beim Anblick des himmlischen Heeres rannten sie panisch in die Tiefen des Ozeans davon. Dort, in der schaumlosen, von Fischen und Krokodilen wimmelnden Tiefe sammelten sie sich wieder und begannen mit neuem Hochmut die Vernichtung der drei Welten zu planen.

Die Klugen und Erfahrenen rieten dies und das, ein jeder nach seiner Weise. Doch dann wurde der gräßliche Entschluß gefaßt, daß zuerst die Personen vernichtet werden müßten, die Wissen und asketische Tugenden besaßen. Denn die Welten werden von Askese gestützt, und so kamen die verschworenen Söhne der Göttin Diti zu dem Schluß: „Verliert keine Zeit und vernichtet die Askese. Tötet alle Menschen auf Erden, welche asketische Tugend haben, um Pflicht und Moral wissen und über Spirituelle Wissen verfügen. Denn wenn sie vernichtet sind, dann wird das ganze Universum zerstört.“

Nach diesem Beschluß waren alle Danavas wieder glücklich, und sie machten den Ozean mit seinen riesigen Wogen, das Reich Varunas, zu ihrem Fort, von dem aus sie ihre Streifzüge unternahmen.
 
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Mahabharat Buch 3.102

Die Vernichtung der Asketen

Lomasa fuhr fort: Nun begannen die Kalakeyas ihre Steifzüge aus dem großen Wasserreich, welches die Heimstatt Varunas ist. In der Dunkelheit der Nacht verschlangen die wütigen Daityas die Munis in den Wäldern und an heiligen Orten. In der Einsiedelei des Vasishta fielen ihnen einhundert und acht Brahmanen zum Opfer und neun Asketen. In der Einsiedelei des Chyavana verschlangen sie hundert Brahmanen, die nur von Früchten und Wurzeln lebten. Am Tage versteckten sie sich in den Tiefen des Meeres, und bei Nacht töteten sie Brahmanen. Auch in der Einsiedelei des Bharadvaja erschlugen sie jede Menge Brahmanen, die ihre Seele gezügelt hatten, auf die Brahmacharya Art und nur von Luft und Wasser lebten.

Der Stolz auf ihre Waffen und ihr Niedergang ließen sie in der Dunkelheit der Nacht nach und nach viele Rishis in ihren Einsiedeleien töten. Die Menschen entdeckten zwar am Morgen die mageren, toten Körper der Munis am Boden liegend, konnten die Danavas aber nicht entdecken. Viele der Leichname waren ohne Blut und Fleisch, ohne Fett und Organe und mit verstreuten Gliedern. Hier und da fanden sie Haufen von Knochen wie ausgebleichte Muschelschalen am Meeresstrand. Der Fußboden war übersät mit den Scherben der Opfergeräte, mit denen die Asketen zuvor sorgfältig das heilige Feuer bewahrt hatten.

So litt das Universum durch den Terror der Kalakeyas schrecklich, denn
ohne das Studium der Veden und Vashats,
ohne heilige Feste und religiöse Riten wurde alles freudlos.
Die Menschen litten Furcht. Manche der Überlebenden der Massaker rannten aus Angst um ihr Leben davon. Sie versteckten sich in Höhlen und hinter Wasserfällen. Und manche starben sogar aus Furcht, ihr Leben zu verlieren. Andere wiederum bewaffneten sich und zogen tapfer und als mächtige Bogenschützen aus, um mit großen Mühen die Spuren der Daytias auszumachen. Doch sie fanden sie nicht, denn sie hatten sich in den Tiefen des Meeres versteckt. So brachen die Mutigen ihre Suche ab und kehrten wieder nach Hause zurück.

So litt das Universum, denn die Opferfeste und religiösen Riten hatten aufgehört, was die Götter zutiefst quälte. Diese versammelten sich um Indra und berieten sorgenvoll die Lage. Dann traten sie vor den hohen und unerschaffenen Narayan, diesen unbesiegten Gott in Vaikuntha (siehe Die spirituelle Welt Vaikunta), und baten um seinen Schutz. Sie verbeugten sich vor dem Vernichter des Madhu und sprachen zu ihm:

Oh Herr, du bist der Schöpfer, Beschützer und Vernichter von uns und dem gesamten Universum. Du hast alle Kreaturen geschaffen. Du mit den Lotusaugen hast vor langer Zeit zum Wohle der Wesen die Gestalt eines Ebers angenommen und die versunkene Erde wieder aus dem Ozean gehoben. Oh Bester der männlichen Wesen, als Löwenmensch schlugst du einst den mächtigen Daitya Hiranyakashipu. Auch der große Daytia Vali konnte von keinem anderen besiegt werden. Du nahmst die Gestalt eines Zwerges an, und verstießest ihn aus den drei Welten.

Oh Herr, durch dich wurde der mächtige Bogenschütze und hinterhältige Daytia Jambha geschlagen, welcher ständig die Opfer störte. Zahllose dieser Heldentaten sind durch dich geschehen. Oh Vernichter des Madhu, uns beherrscht die Angst, und du bist unsere Zuflucht. Daher kommen wir zu dir und erzählen dir unsere Sorgen. Beschütze die Welten, die Götter und auch Shakra (Indra alias Jehova oder Zeus) vor dieser schrecklichen Angst.
 
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