Mahabharata

Mahabharat 3. Buch
25 – Besuch von Markandeya

Wirklich niemand sollte ungerecht handeln und sagen: „Ich bin mächtig!“

So fühlten sich die Indra gleichenden Prinzen an diesem angenehmen Ort bald wohl und begannen sich in den von der Sarasvati umspülten Sal Wäldern zu vergnügen. Der ruhmreiche König machte es sich zur Aufgabe, all die Yatis, Munis und würdigsten Brahmanen mit Früchten und Wurzeln zu versorgen. Und Dhaumya, ihr väterlicher Priester mit der großen Energie, führte für sie die Opferriten von Ishti und Paitreya durch. Eines Tages kam ein Gast zur Heimstätte der heimatlosen Prinzen. Es war der alte Rishi Markandeya mit der intensiven und außerordentlich weitreichenden Energie. Der hochbeseelte, kraftvolle und edelmütige Yudhishthir zollte dem von den Göttern, Rishis und Menschen geehrten großen Muni, welcher den Glanz des lodernden Feuers in sich trug, alle Ehren. Der allwissende Markandeya betrachtete Draupadi, Yudhishthir, Bhima und Arjun inmitten der vielen Asketen, erinnerte sich an Raam (der Gemahl Sitas, als auch Er im Wald verbannt wurde) und lächelte. Das Lächeln des großen Muni verwunderte Yudhishthir, und niedergeschlagen fragte er ihn: „Alle Asketen hier sind traurig, wenn sie mich im Walde sehen. Warum bist du der Einzigste unter ihnen, der scheinbar glücklich lächelt?“

Markandeya erwiderte: Nun mein Kind, auch ich fühle Sorge und lächle nicht glücklich über dein Schicksal. Noch erfüllt freudiger Stolz mein Herz. Ich sehe dich heute im Elend und denke an Raam, den Sohn von Dasharath, der immer der Wahrhaftigkeit hingegeben war. Auch dieser Raam lebte auf Geheiß seines Vaters mit Lakshman (sein Bruder) im Walde. Ich sah ihn damals, wie er mit seinem Bogen auf dem Gipfel des Rishyamuka Berges wanderte. Der ruhmreiche Raam war wie Indra selbst, wie der Herr von Yama und der Vernichter von Namuchi. Ja, dieser Sündenlose mußte auch in den Wald, weil sein Vater es ihm befahl, und er akzeptierte es als seine Pflicht.

Der gefeierte Rama glich Shakra in Heldenmut und war unbesiegbar in der Schlacht. Und doch mußte er im Wald leben und allen Vergnügungen entsagen. Denn niemand sollte ungerecht handeln und sprechen: „Ich bin mächtig!“ Könige wie Nabhaga und Bhagirath haben diese meeresumgürtete Welt durch Wahrhaftigkeit erobert und sich dadurch die Welten hernach gewonnen. Niemand sollte ungerecht handeln, indem er sagt: „Ich bin mächtig!“ Der tugendhafte und wahrhafte König von Kasi und Karusha wurde verrückter Hund gerufen, weil er seine Ländereien und Reichtümer weggab. Wirklich niemand sollte ungerecht handeln und sagen: „Ich bin mächtig!“ Oh bester Mann, Sohn der Pritha, die sieben Rishis glänzen am Firmament, weil sie die Traditionen beachten, welche der Schöpfer selbst in den Veden beschreibt. Niemand sollte ungerecht handeln, indem er sagt: „Ich bin mächtig!“

Schau, hoher König, die gewaltigen Elefanten mit ihren Stoßzähnen so groß wie Felsenspitzen. Sie mißachten niemals die Gesetze des Schöpfers. Niemand sollte ungerecht handeln und sagen: „Die Macht ist mein!“ Sieh nur, du Bester der Monarchen, wie jede Kreatur gemäß ihrer Art nach den Gesetzen handelt, die der Schöpfer einst bestimmte. Deshalb sollte niemand ungerecht handeln und sagen: „Mein ist die Macht!“ Oh Sohn der Pritha, in Wahrhaftigkeit, Tugend, angemessenem Verhalten und Bescheidenheit übertriffst du alle Kreaturen. Dein Ruhm und deine Energie strahlen so hell wie das Feuer oder die Sonne. Wenn du getreu deinem Versprechen die schmerzlichen Jahre des Exils im Walde überstehst, wirst du Ruhmreicher von den Kauravas deinen strahlenden Wohlstand ganz aus eigener Energie wiederbekommen.

Vaisampayana fuhr fort: Nach diesen Worten zu Yudhishthir inmitten all der Asketen und Freunde grüßte der große Rishi Dhaumya und die Pandavas und machte sich auf den Weg nach Norden.
 
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26 – Die Brahmanen preisen Yudhishthira

Im Laufe der Zeit füllte sich der Dwaita Wald mit Brahmanen, so daß der See von vedischen Rezitationen widerhallte und so heilig wurde wie eine zweite Brahmaa Region. Es war wunderbar, all den Yayus, Rick und Samas Klängen zu lauschen, welche die Brahmanen sangen. Die vedischen Rezitationen vermischten sich mit dem Surren der Bogensehnen der Pritha Söhne, und die Bräuche der Brahmanen und Kshatriyas bildeten eine harmonische Einheit. Eines Abends wandte sich der Rishi Vaka aus der Dalvya Familie an Yudhishthir, welcher wie so oft inmitten all der anderen Rishis saß.

Vaka sprach: Sieh, oh Anführer der Kurus, die Zeit fürs Homa ist gekommen, dem all diese Brahmanen folgen, die asketische Buße üben. Es ist die Zeit, in der alle heiligen Feuer entzündet sind. All diese von dir beschützen Asketen führen an diesem heiligen Ort ihre religiösen Riten aus. Die Nachfahren von Bhrigu und Angiras, von Vasishta und Kasyapa, die Söhne der ruhmreichen Söhne Agastyas und Atris mit den exzellenten Gelübden, wahrlich, alle führenden Brahmanen aus der ganzen Welt sind nun mit dir vereint. Höre, oh Sohn der Pritha gemeinsam mit deinen Brüdern auf meine Worte.

Wie das vom Wind angefachte Feuer den Wald verschlingt, so verschlingt Brahmana-Energie vermischt mit Kshatriya-Energie alle Feinde. Alles ist möglich, wenn Brahmanen und Kshatriyas ihre Kräfte vereinen. Wer diese und die andere Welt besiegen will, darf niemals ohne Brahmanen sein, mein Sohn. Könige schlagen ihre Feinde, wenn sie einen Brahmanen an ihrer Seite haben, der sich in Religion und weltlichen Dingen auskennt, und gleichzeitig frei ist von Leidenschaft und Unwissenheit. König Bali erfreute seine Untertanen, weil er den Pflichten folgte, die zur Erlösung führen, und den Ratschlägen der Brahmanen folgte. Deshalb wurden dem Asura Bali, Virochanas Sohn, alle Wünsche erfüllt, und sein Reichtum war unerschöpflich. Er gewann sich die ganze Welt mithilfe der Brahmanen; doch er verlor alles, als er ihnen Leid zufügte.

Diese Erde mit ihrem Reichtum schätzt keinen Kshatriya als ihren Herrn, der ohne einen Brahmanen an seiner Seite ist. Doch sie verbeugt sich tief vor dem, der von einem Brahmanen geführt wird, welcher ihm seine Pflichten lehrt. Wie ein Elefant ohne Führer in der Schlacht, so verliert ein Kshatriya ohne Brahmanen seine Stärke. Die Sicht eines Brahmanen ist unvergleichlich und ebenfalls die Macht eines Kshatriya. ...Oh Yudhishthira, du hast schon immer die Brahmanen hoch geschätzt. Deshalb strahlt dein Ruhm groß und hell in den drei Welten.

Vaisampayana fuhr fort: Da ehrten alle anwesenden Brahmanen nebst Yudhishthir Vaka und freuten sich sehr über seine Worte. Und Dwaipayana, Narada, Jamadagnya, Prithushravas, Indradyumna, Bhalluki, Kritachetas, Sahasrapat, Karnashravas, Munja, Lavanashwa, Kasyapa, Harita, Sthulakarna, Agniveshya, Saunaka, Kritavak, Suvak, Vrihadaswa, Vibhavasu, Urdharetas, Vrishamitra, Suhotra, Hotravahana und viele andere Brahmanen der strengen Gelübde priesen Yudhishthir wie die himmlischen Rishis Indra preisen.
 
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27 – Dulde das Klagen der Frauen

Vaisampayana sprach: Des Abends saßen die prinzlichen Exilanten mit ihrer Gattin Draupadi beieinander und unterhielten sich traurig und kummervoll. Und eines Tages wandte sich die schöne und wohl unterrichtete Draupadi, welche ihren Gatten lieb und hingegeben war, an Yudhishthir.

Draupadi sprach: Die sündigen, grausamen und hinterhältigen Söhne Dhritarashtras haben bestimmt kein Mitgefühl für uns. Ich glaube nicht, daß die Hartherzigen Reue empfinden, nachdem sie dich und mich in Hirschfelle gehüllt und in den Wald gejagt haben. Das Herz von Duryodhan der bösen Taten muß aus Eisen sein, weil er dich, seinen tugendhaften älteren Bruder, mit solch harschen Worten bedachte. Und nun, nachdem er dich in solches Elend gestürzt hat, wo du doch alles Glück und niemals Kummer verdienst, freut er sich mit seinen Freunden darüber. Oh Bharata, als du in Hirschfelle gekleidet die Stadt verließest, haben nur vier Menschen keine Tränen vergossen, und das waren Duryodhan, Karna, der gemeine Shakuni und Dushasan, dieser schlimme und gräßliche Bruder von Duryodhana. Alle anderen Kurus waren in Tränen aufgelöst.

Wenn ich deine Schlafstatt hier betrachte und daran denke, wie du zuvor in allem erdenklichen Luxus lebtest, den du voll und ganz verdienst, dann bin ich traurig, oh König. Ich denke an den Thron aus Elfenbein und Juwelen in deinem Palast, vergleiche ihn mit diesem Sitz hier aus Kusha Gras und bin von Kummer überwältigt. Ich sah dich an deinem Hofe von all den anderen Königen umgeben, oh König.

Wie kann mein Herz ohne diesen Anblick Frieden finden?

Ich denke an deinen sonnengleichen Körper der mit Sandelpaste bedeckt war, und nun ist es Schlamm und Schmutz. Der Gram darüber vernebelt mir die Sinne. War früher die reinste, weiße Seide deine Kleidung, so sind es nun Lumpen. Früher trug man die beste und reinste Nahrung aller Art auf goldenen Tellern aus deinem Haus zu tausenden Brahmanen und Asketen mit und ohne festen Wohnsitz. Du erfülltest den Brahmanen alle Wünsche und ehrtest sie damit.

Wie kann mein Herz bei diesem Anblick hier nun Frieden finden?...

Ich bin so traurig darüber, oh König, daß beim Anblick von Arjuna im Exil sich dein Zorn nicht erhebt, denn dieser Prinz wurde in allem Luxus erzogen und verdient es nicht, Elend ertragen zu müssen. ...
Und dein Zorn lodert nicht auf, wenn du ihn hier so siehst?

Warum erhebt sich nicht dein Zorn, wenn du Nakula erblickst, diesen schönen, jungen, kräftigen und besten Schwertkämpfer?
Warum vergibst du dem Feind beim Anblick des schönen und tapferen Sahadeva im Exil? Beide sind von Kummer überwältigt, verdienen keine Qualen, und du schaust nur zu?
Und warum vergibst du dem Feind, wenn du mich hier im Exil siehst, die ich im Geschlecht Drupadas geboren, die Schwester von Dhrishtadyumna und die Schwiegertochter des ruhmreichen Pandu bin?

Ich bin die ergebene Ehefrau von Helden, doch du, oh Bester der Bharatas, spürst keinen Ärger in dir. Denn warum sonst bleibt dein Geist unbewegt beim Anblick deiner Brüder und von mir in dieser Not?
Es wird gesagt, daß es in der Welt keinen Kshatriya ohne Zorn gibt. Doch in dir wird dieses Sprichwort widerlegt.
Oh Sohn der Pritha, wenn ein Kshatriya bei passender Gelegenheit seine Energie nicht entfaltet, wird er von allen Wesen mißachtet. Daher solltest du deine Vergebung nicht über dem Feind ausbreiten, denn mit deiner Energie kannst du sie zweifellos alle schlagen. Denn nur wenn ein Kshatriya nicht besänftigt ist, wenn die Zeit für Vergebung kommt, dann meiden ihn die Wesen, und er trifft auf Vernichtung in dieser und der anderen Welt.
 
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28 – Die Belehrung von Prahlad

Vergebung kann Gewalt und Schwachheit besiegen
Es gibt nichts, was Vergebung nicht erreichen kann

Draupadi fuhr fort:
Zu diesem Thema wird die alte Geschichte vom Gespräch zwischen Prahladaund Bali, dem Sohn von Virochana, als Beispiel erzählt. Eines Tages fragte Bali seinen Großvater Prahlad, den weisen und pflichtbewußten Anführer der Daityas und Danavas: „Oh Vater, ist Vergebung verdienstvoller als Machtausübung? Ich bin neugierig, bitte, oh Vater, erleuchte mich. Du kennst alle Pflichten, sag mir aufrichtig, welches von den zweien ist verdienstvoll? Ich werde strikt deinen Worten folgen.“ Da antwortete dem Zweifelnden sein weiser Großvater Prahlada: „Wisse, mein Kind, daß diese doppelte Wahrheit gewiß ist: Weder Machtausübung noch Vergebung ist ausschließlich verdienstvoll.

Wer immer nur vergibt, muß viel Unheil erleiden. Diener, Fremde und Feinde mißachten ihn andauernd. Kein Wesen verneigt sich vor ihm. Deswegen loben die Gelehrten nicht das beständige Vergeben. Die Diener eines Mannes, der nur vergibt, mißachten ihn, begehen zahlreiche Verfehlungen und stehlen ihm seinen Reichtum. Sind die Diener niederträchtig, fahren sie in seinem Wagen, tragen seine Kleidung und seinen Schmuck, liegen in seinem Bett, sitzen auf seinem Stuhl, essen sein Essen und trinken seinen Trank. Sie folgen nicht dem Befehl ihres Meisters und geben nicht die Dinge an andere, wie er es ihnen gebot. Sie ehren ihren Meister nicht mit dem Respekt, der ihm gebührt. Und Mißachtung ist in dieser Welt schlimmer als der Tod.

Mein Kind, zu dem allseits vergebenden Mann sprechen Diener, Fremde, Gefolgsleute und sogar seine Söhne freche Worte. Wer solch einen Ehemann nicht achtet, begehrt sogar seine Gattin. Und die Gattin verfällt der Ignoranz und tut, was ihr beliebt. Wenn Diener, die sich immer dem Vergnügen zuneigen, von ihrem Herrn nicht die kleinste Bestrafung erhalten, dann begehen sie viele Schandtaten und schaden ihrem Herrn. Dieses und anderes Leid haftet dem an, der ständig vergibt.

Doch höre nun, mein Sohn, die Verwerflichkeiten von denen, die niemals vergeben. Wer voller Zorn ist, den umgibt Dunkelheit, und immer unzufrieden bestraft er aus eigener Energie heraus ständig andere Menschen, ob sie es nun verdienen oder nicht. Diese Energie jedoch trennt ihn von seinen Freunden, und er wird sowohl von Freunden als auch von Fremden gehaßt. Weil er ständig andere verletzt, verliert er Wohlstand und langes Leben und erntet Mißachtung, Leid, Hass und Verwirrung. Auch hat er ständig Feinde. Wenn er aus Wut heraus bestraft, erhält er nur rauhe Worte zurück. Und wenn er immerfort seine strafende Energie auf Wohltäter und Feinde gleichermaßen ausdehnt, wird er zur Gefahr für die Welt, wie eine Schlange zur Gefahr für die Menschen wird, in deren Haus sie sich einnistet.

Doch wer kann sich irgendeines Glücks erfreuen, wenn er eine Gefahr für die Welt ist? Die Menschen meiden und kränken ihn, wann immer sie Gelegenheit dazu finden. Daher sollten die Menschen niemals ihre Macht übermäßig gebrauchen. Auch sollten sie nicht zu allen Gelegenheiten vergeben. Macht und Vergebung sollten angemessen angewandt werden. Wer im rechten Augenblick vergibt oder auch seine Macht in aller Strenge ausüben kann, wird Glückseligkeit erfahren in dieser und der anderen Welt.

Nun werde ich dir die Gelegenheiten für Vergebung darlegen, wie sie die Gelehrten beschreiben und denen alle Folge leisten sollten. Höre genau zu, was ich dir erzähle.
Wenn dir jemand einen Dienst erwiesen hat, aber dich später schwer beleidigt, dann solltest du dich an seine frühere Hilfe erinnern und ihm die Kränkung vergeben.
Es sollte auch denen verziehen werden, die aus Unwissenheit oder Narrheit beleidigend wurden, denn Wissen und Weisheit sind für Menschen nicht immer einfach zu erlangen.
Wer dir wissentlich schadet und dann Unwissenheit vortäuscht, sollte allerdings immer bestraft werden, auch wenn der Schaden trivial war. Denn solch hinterhältige Absicht sollte niemals vergeben werden.

Die erste Kränkung eines jeden Wesens sollte verziehen werden. Die zweite Kränkung sollte bestraft werden, auch wenn sie nur gering war.
Wenn jemand einen Schaden ohne Absicht beging, sollte seiner Bitte um Gnade nach sorgfältigen und umsichtigen Erkundigungen nachgegeben werden. Vergebung kann Gewalt und Schwachheit besiegen.
Es gibt nichts, was Vergebung nicht erreichen kann. So erkenne, daß Vergebung viel kraftvoller ist (als sie scheint).
Immer sollte mit Achtung vor Ort und Zeit gehandelt und die eigene Stärke oder Schwäche bedacht werden. Nichts trägt Erfolg in sich, wenn Ort und Zeit nicht geachtet werden. Bedenke immer Ort und Zeit, mein Kind.
Manchmal wird einem Kränkenden vergeben, weil man das Volk fürchtet. Dies sind die Zeiten für Vergebung. Und es wird auch gesagt, daß in allen anderen Fällen dem Kränkenden mit Macht begegnet werden sollte.

Draupadi fuhr fort:
So meine ich, oh König, daß die Zeit für dich gekommen ist, machtvoll zu handeln. Es ist nicht angemessen, an den habgierigen Söhnen Dhritarashtras Vergebung zu üben, wenn sie uns immer wieder schaden und kränken. Es ziemt sich für dich, deine Macht auszuüben. Denn der Demütige, der nur Vergebung übt, wird mit der Zeit mißachtet, während der stets Grimmige die Menschen immer gewalttätiger verfolgt. Nur der ist wahrlich ein König, der zur rechten Zeit sowohl strafend als auch vergebend ist.
 
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29 – Wer Gleiches mit Gleichem vergilt, oder wem Gewalt angetan wird und sich mit Gewalt rächt,
verursacht die Vernichtung aller Kreaturen, denn dann regiert die Sünde in der Welt

Wer seinen Ärger beherrscht, erntet Wohlstand, und wer vom Ärger beherrscht wird, das Gegenteil

Es gibt keine Tat, die ein wütender Mensch nicht tut, und kein Wort, was er unausgesprochen läßt.

Die Weisen kontrollieren ihren Ärger
Und wer weise ist, wird kein Leiden erfahren, wenn er seinen Zorn beherrscht

Nur der Aufrechte und Vergebende ist immer siegreich
Edelmut ist nützlicher als Unaufrichtigkeit
und Sanftheit besser als grausames Benehmen

wütende Menschen sehen die Dinge nicht in ihrem wahren Licht

Wer eine starke Intelligenz hat, verbannt die Wut in sichere Entfernung.

Unwissende halten ihren Ärger für positive Energie

Vergebung ist Tugend. Vergebung ist Opfer. Vergebung sind die Veden.

Vergebung ist Stille des Geistes


Yudhishthira antwortete: Ärger kann Geißel und auch Wohltäter der Menschen sein. Wisse, oh du Weise, daß Ärger die Wurzel allen Wohlstandes, aber auch all seiner Gegenteile ist. Denn, oh du Schöne, wer seinen Ärger beherrscht, erntet Wohlstand, und wer vom Ärger beherrscht wird, das Gegenteil. Man sieht überall, daß Zorn die Ursache für jegliche Vernichtung in dieser Welt ist. Wie kann einer wie ich sich dem Ärger verschreiben, der so zerstörend in der Welt wirkt? Der zornige Mensch begeht Sünden und tötet sogar seinen Lehrer. Der zornige Mensch beleidigt Höhergestellte mit harschen Worten, denn er kann nicht mehr unterscheiden, was gesagt werden sollte und was nicht.

Es gibt keine Tat, die ein wütender Mensch nicht tut, und kein Wort, was er unausgesprochen läßt. Aus Wut kann ein Mensch einen anderen töten, obwohl er es nicht verdient hat. Aus Wut kann einer verehrt werden, der eigentlich den Tod verdient. Der zornige Mensch kann sogar seine eigene Seele in die Regionen Yamas senden. All dies Unheilsame bedenkend, kontrollieren die Weisen ihren Ärger, denn sie wünschen sich großen Wohlstand in dieser und der anderen Welt... Wie kann einer wie ich sich in Zorn verlieren? Oh Tochter von Drupada, indem ich all dies bedenke, erhebt sich in mir kein Zorn.

Wer sich einem wütenden Menschen nicht entgegenstellt, rettet sich und andere vor großer Gefahr. Er wird sogar als Heilung für sich und den ärgerlichen Menschen angesehen. Wenn ein schwacher Mensch, der von anderen gepeinigt wird, wütend auf die stärkeren Peiniger wird, dann wird er törichterweise zur Ursache seiner eigenen Vernichtung. Und für den, der bewußt seine Vernichtung herbeiführt, gibt es keine (seligen) Regionen nachher zu gewinnen. Deshalb wird gesagt, oh Tochter von Drupada, daß ein abhängiger Mensch seine Wut kontrollieren sollte. Und wer weise ist, wird kein Leiden erfahren, wenn er seinen Zorn beherrscht, auch wenn er gepeinigt wird. Denn er gewinnt sich Freude in der anderen Welt, weil er seinen Peiniger mit Gleichmut besiegt hat.

So wird gesagt, daß der weise Mensch, ob nun schwach oder stark, immer seinem Peiniger vergeben und dessen Zwangslage nicht ausnutzen sollte. Ja, die Tugendhaften, oh Draupadi, loben den, der seine Wut besiegt hat. Nur der Aufrechte und Vergebende ist immer siegreich, denn Edelmut ist nützlicher als Unaufrichtigkeit und Sanftheit besser als grausames Benehmen. Wie kann also einer wie ich Zorn entfalten, auch wenn es darum ginge, Duryodhana zu schlagen, wenn Zorn so viele Makel hat, daß die Tugendhaften ihn aus ihrer Seele verbannen?

Wer von den tiefschauenden Weisen als wahrhaft starker Charakter angesehen wird, zeigt sich nur äußerlich zornvoll und kontrolliert tatsächlich seine sich erhebende Wut. Oh du mit den schönen Hüften, wütende Menschen sehen die Dinge nicht in ihrem wahren Licht. Sie erkennen nicht den Weg und mißachten andere Menschen, ja töten sogar Unschuldige oder Lehrer. Wer also einen starke Intelligenz hat, verbannt die Wut in sichere Entfernung.

Wer vom Zorn beherrscht wird, erlangt nur schwer Großzügigkeit, Würde, Mut, Geschick und all die anderen Eigenschaften, die zu einem wahrhaft starken Charakter gehören. Wer seiner Wut entsagt, erlangt die rechte Energie zur rechten Zeit, und dies gelingt einem zornigen Menschen nur sehr schwer und selten, du Weise.

Unwissende halten ihren Ärger für positive Energie. Doch der Ärger wurde den Menschen gegeben, um die Welt zu zerstören. Wer sich nun angemessen verhalten will, muß den Ärger loslassen. Wer den Ärger nicht loslassen kann, verliert mit der Zeit alle vorzüglichen Tugenden seiner Kaste. Mögen verblendete Narren jeden Respekt außer Acht lassen, doch ich, oh makellose Dame, kann es nicht. Gäbe es unter den Menschen nicht einige, die der Erde in Vergebung gleichen, gäbe es keinen Frieden unter den Menschen, sondern nur aus Wut geborenen Streit. Wer von seinem Herrn gezüchtigt wird und dann Gleiches mit Gleichem vergilt, oder wem Gewalt angetan wird und sich mit Gewalt rächt verursacht die Vernichtung aller Kreaturen, denn dann regiert die Sünde in der Welt.

Wenn grobe Worte mit groben Worten vergolten werden, wenn der Vater den Sohn schlägt und der Sohn den Vater, wenn Ehemänner ihre Frauen züchtigen und die Frauen sich gleichermaßen rächen, wie könnte dann noch etwas gedeihen, oh Draupadi, wenn der Ärger alles beherrscht? Das Werden der Wesen kommt aus dem Frieden, oh du mit dem schönen Gesicht. Wenn der König sich im Zorn verliert, oh Draupadi, treffen seine Untertanen schon bald auf Vernichtung. Denn Zorn hat Zerstörung und Elend der Völker zur Folge.

Nur Vergebung wie die Erde gewährt Geburt, Leben und Wohlstand. Oh du Schöne, man sollte unter allen Umständen vergeben, denn das sichert den Fortbestand der Menschheit. Nur der ist weise und würdig, der seinen Zorn besiegt und Vergebung zeigt, auch wenn er von Starken verletzt, beleidigt und gekränkt wird. Der Mächtige, der seinen Zorn mäßigt, gewinnt sich ewigwährende Regionen der Freude, während der Zornige töricht genannt wird und in dieser und der andere Welt Vernichtung erfährt. Oh Draupadi, der ruhmreiche und edle Kasyapa hat zu diesem Thema folgende Verse zu Ehren vergebender Menschen gesungen:

Vergebung ist Tugend. Vergebung ist Opfer. Vergebung sind die Veden. Vergebung ist Sruti (heilsames Hören). Wer das weiß, ist in der Lage, alles zu vergeben. Vergebung ist Brahma, Wahrheit, asketischer Verdienst und dessen Bewahrung, Askese, Heiligkeit und der Zusammenhalt des Universums. Menschen mit Vergebung erreichen die Regionen, die von Menschen mit vielen, verdienstvollen Opfern, Vedenkundigen und Menschen mit reichem asketischen Verdienst gewonnen werden. Wer vedische Opfer und all die verdienstvollen Riten der Religion ausführt, kommt in andere Bereiche. Doch wer Vergebung übt, gelangt in die hochverehrte Welt von Brahmaa. Vergebung ist die wahre Macht der Mächtigen. Vergebung ist Opfer. Vergebung ist Stille des Geistes.

Wie könnte jemand wie ich, oh Draupadi, die Vergebung nicht üben, in der Brahma, Wahrheit und Weisheit gegründet ist? Der weise Mensch sollte immer vergeben, denn wer alles vergeben kann, kommt zu Brahma. Sowohl diese als auch die andere Welt gehört denen, die vergeben können. In dieser Welt erlangen die Vergebenden Ehre und in der anderen Welt Seligkeit. Wer mit Vergebung seinen Zorn besiegt, gelangt in höhere Bereiche. Und deshalb wird Vergebung als die höchste Tugend angesehen. Ja, diese Verse sang Kasyapa über die Vergebung. So zügele dich, oh Draupadi, nachdem du dies alles vernommen hast. Gib deinem Zorn keine Macht.

Unser Großvater Bhishma, der Sohn von Shantanu, wird den Frieden ehren. Krishna, der Sohn von Devaki, wird den Frieden ehren. Unser Lehrer Drona und auch Vidura werden von Frieden sprechen. Kripa und Sanjaya werden ebenfalls Frieden predigen. Und Somadatta, Yuyutsu, Dronas Sohn Aswatthaman und unser Großvater Vyasa sprechen immerzu von Frieden. Von ihnen zum Frieden überredet wird König Dhritarashtra uns unser Königreich wiedergeben. Nur wenn er sich der Versuchung anheimgibt, wird er auf Vernichtung treffen. Oh Dame, die Bharatas sind im Laufe ihrer Geschichte in eine Krise geraten, die großes Elend bringen wird. Dies spüre ich seit geraumer Zeit. Duryodhana verdient das Reich nicht, weil er nicht zur Vergebung fähig ist. So wäre auch ich ohne Vergebung dieses Reiches unwürdig. Vergebung und Sanftheit sind die Eigenschaften der Selbstbeherrschten. Sie stellen ewige Tugend dar. Deshalb sollte ich diese Eigenschaft bewahren.
 
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30 – Es scheint, dass Menschen in dieser Welt niemals Wohlstand durch Tugend, Sanftmut, Vergebung, Geradlinigkeit und Tadellosigkeit erlangen


Der Mensch ist dem Willen des Transzendentalen Herrn unterworfen; er ist nicht sein eigener Herr
Noch vor ihrer Geburt, wird alles Glück und Leid der Wesen gemäß ihrer Taten bestimmt.
Sein Taten sind wie Samen, die aus denen der Baum des Lebens sprießen


In Dunkelheit gehüllt sind die Wesen nicht Meister ihres Glücks oder Leids.
Niemand kann sich selbst lenken.
Wie eine hölzerne Puppe mit Fäden an ihren Gliedern bewegt wird, so bewegt der allumfassende Herr die Wesen

Der Transzendentale Herr durchdringt alle Wesen wie der Raum ein jedes Objekt, und bestimmt ihr Wohl und Wehe
Und der Transzendentale Gott selbst, der alles durchdringt und alle Arten von Taten vollführt, bewegt sich durchs Universum auf eine Weise, dass niemand sagen kann: „Das ist der Transzendentale Gott.


Gewöhnliche Menschen sehen die Dinge nicht wie sie der Transzendentale Gott bestimmt
Nur die in Wahrheit gegründeten Munis erkennen es. Ihnen erscheinen die Dinge in einem wahrhaften Licht.
Jedes Wesen ist ein Diener des Transzendentalen Herrn und von niemandem sonst.

Draupadi erwiderte: Ich verneige mich vor Dhatri und Vidhatri (Geber und die Verkörperung der Taten), die unsere Sinne umwölken. Du bewertest die Last, die du trägst, ganz anders als deine Väter und Großväter. Taten bewirken, daß Menschen in die verschiedensten Situationen im Leben geraten. Taten bewirken unvermeidliche Wirkungen; und man wünscht sich Befreiung von reiner Narrheit. Es scheint, daß Menschen in dieser Welt niemals Wohlstand erlangen durch Tugend, Sanftmut, Vergebung, Geradlinigkeit und Tadellosigkeit. Denn wenn es so wäre, oh Bharata, wäre diese unerträgliche Katastrophe niemals über dich und deine energetischen Brüder gekommen, denn ihr verdient dieses Elend nicht. Sowohl in guten als auch in schlechten Tagen war dir niemals etwas lieber als die Tugend. Du hast sie immer höher geschätzt als dein Leben.
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Und alle Brahmanen, Höhergestellten und Himmlischen wissen, daß dein Königreich und dein Leben der Tugend gehören. Ich denke, du kannst Bhima und Arjuna verlassen, auch die Zwillinge und mich. Doch du kannst niemals die Tugend verbannen. Ich habe gehört, daß ein König die Tugend beschützt und die Tugend wiederum den König. Doch dich beschützt die Tugend ganz und gar nicht! Wie der Schatten einen Menschen verfolgt, so sucht dein Herz einzig und allein die Tugend, oh Tiger unter den Männern. ...

Für deinen Frieden wurde das Viswadeva Opfer durchgeführt, und alle geweihten Dinge wurden erst den Gästen und allen anderen Wesen angeboten, während du immer nur von den Resten lebtest. In deinem Haus wurden ständig die wünscherfüllenden Ishti und Pashubandha Riten abgehalten, alle regulären Riten eines guten Haushalts, das Paka Opfer und viele mehr. ... Du hast selbst die großen Opfer durchgeführt, wie das Asvamedha (Pferdeopfer), das Rajasuya, das Pundrika (Elefantenopfer) und das Gosava (Kuhopfer), ... Wie konnte es geschehen, daß sich dein Geist zu den Übeln des Würfelspiels hingezogen fühlte? ...

Viele alte Geschichten werden erzählt, um die Wahrheit zu verdeutlichen, daß der Mensch dem Willen des Transzendentalen Herrn unterworfen ist, und nicht sein eigener Herr ist. Der hohe Gott und Lenker bestimmt alles Wohl und Wehe dieser Welt. Noch vor ihrer Geburt, wird alles Glück und Leid der Wesen gemäß ihrer Taten bestimmt. Die Taten sind dann wie Samen (aus denen der Baum des Lebens sprießt).

Oh heldenhafter Mann, wie eine hölzerne Puppe mit Fäden an ihren Gliedern bewegt wird, so bewegt der allumfassende Herr die Wesen.
Der Transzendentale Herr durchdringt alle Wesen wie der Raum ein jedes Objekt, und bestimmt ihr Wohl und Wehe.
Und wie ein Vogel an der Leine, so hängt jede Kreatur vom Transzendentalen Herrn ab.
Jedes Wesen ist ein Diener des Transzendentalen Herrn und von niemandem sonst.

Niemand kann sich selbst lenken. Wie ein Perle auf der Schnur, wie ein Bulle durch den Nasenring oder wie ein Baumstamm, der in der Mitte eines Stroms schwimmt, so folgen wir den Befehlen des Schöpfers, sind erfüllt von Seinem Geist und in Ihm gegründet.
Der Mensch hängt von der Universalen Seele ab und kann nicht einen Moment unabhängig sein.

In Dunkelheit gehüllt sind die Wesen nicht Meister ihres Glücks oder Leids.
Sie gehen zur Hölle oder in den Himmel ein, wie der Transzendentale Herr sie eben führt.
Wie ein Strohhalm dem starken Wind ausgeliefert ist, so hängen alle Wesen an dem Transzendentalen Gott.
Und der Transzendentale Gott selbst, der alles durchdringt und alle Arten von Taten vollführt, bewegt sich durchs Universum auf eine Weise, dass niemand sagen kann: „Das ist der Transzendentale Gott.“

Dieser Körper mit seinen Eigenschaften ist nur dazu da, daß der Transzendentale Herr die Wesen die Früchte ihrer Taten ernten lassen kann, seien sie angenehm oder schmerzhaft. Erkenne die Macht der Illusion, die der Transzendentale Gott verbreitet, und welche die in ihr gefangenen Wesen sogar ihre Kameraden töten läßt.
Nur die in Wahrheit gegründeten Munis erkennen es. Ihnen erscheinen die Dinge in einem wahrhaften Licht.
Gewöhnliche Menschen sehen die irdischen Dinge nicht wie sie. der Transzendentale Gott bestimmt, welches Wesen welchen Weg während Schöpfung und Auflösung nimmt.

Und, oh Yudhishthira, der Allmächtige verbreitet Illusion und vernichtet die Kreaturen, indem er sie als Werkzeuge benutzt,
so wie man Holz mit Holz bearbeiten kann, Stein mit Stein oder Metall mit Metall.
Wie es ihm beliebt, verfährt der Transzendentale Gott mit seinen Kreaturen.
Er erschafft oder vernichtet sie wie ein Kind mit Spielzeug spielt.

Mir scheint es, oh König, daß sich der Transzendentale Gott manchmal liebvoll wie Mutter oder Vater zu seinen Kreaturen verhält, und manchmal scheint er ihnen mit Zorn zu begegnen wie eine grausame Person. Wenn ich sehe, wie edle und aufrechte Menschen leiden müssen, während die Sünder fröhlich sind, bin ich völlig verstört.

Im Angesicht deines Leidens und Duryodhanas Freude, kann ich nicht mehr hoch vom Großen Lenker sprechen, der solche Mißverhältnisse zuläßt. Oh Herr, welche Früchte erntet der Große Lenker, indem er Duryodhana Wohlstand gewährt, wo jener die Gesetze übertritt, betrügerisch und habgierig ist, und Tugend und Religion verletzt.

Wenn eine Tat dem Täter anhaftet und niemandem sonst, dann wäre der Transzendentale Gott selbst befleckt mit der Sünde jeder Tat.
Doch wenn ihm die Sünde einer Tat nicht anhaftet, dann wäre die Macht (des Individuums und nicht des Transzendentalen Gottes) die wahre Ursache von Taten, und so traure ich um jene, die ihre Macht nicht ausüben.
 
Mahabharat 3. Buch Kapitel 31

Wenn ich tugendhaft handle, dann nicht, weil ich die Früchte der Tugend ernten will,
sondern weil ich den Geboten der Veda und dem Verhalten der Guten und Weisen folgen will

Der Mensch, der sich um die Früchte der Tugend sorgt, wird zum Händler der Tugend
Seine Natur ist niedrig und sollte niemals zu den Tugendhaften gezählt werden


Viele spirituell Verwirklichte reinigten ihre Seelen nur mit Tugend
Der unwissende Narr denkt, dass nur die äußere Welt in der Lage ist, seine Sinne zu befriedigen


Wenn Askese, Enthaltsamkeit und Zölibat, Opfer, Studium der Veden, Wohltätigkeit und Ehrlichkeit keine Früchte trügen,
dann würden die Menschen nicht seit vielen Generationen diese Tugenden üben.

Wer seinen Geist unter Kontrolle hat, ist mit Wenigem zufrieden

Nur die Zweifachgeborenen, die alles Bemühen und alle Wünsche aufgelöst, alle Sünden verbrannt und einen Geist entwickelt haben,
in dem Ruhe, Frieden und Heiligkeit leben, verstehen alles.​

Yudhishthira sprach: Deine Rede, oh Draupadi, ist flüssig, gewandt und voller vorzüglicher Redewendungen. Wir haben dir aufmerksam zugehört. Doch du sprichst die Sprache der Gottlosen! Oh Prinzessin, wenn ich handle bin ich niemals um die Früchte meiner Taten besorgt.
Ich gebe, weil es meine Aufgabe ist zu geben. Ich opfere, weil es meine Aufgabe ist zu opfern. Oh du dunkle Schöne, ich führe alles so gut wie möglich aus, was zum Leben eines häuslich Lebenden eben gehört, und bekümmere mich nicht darum, ob meine Taten Früchte tragen oder nicht.

Oh du mit den schönen Hüften, wenn ich tugendhaft handle, dann nicht, weil ich die Früchte der Tugend ernten will, sondern weil ich den Geboten der Veda und dem Verhalten der Guten und Weisen folgen will. Natürlich ist mein Herz der Tugend zugeneigt, oh Draupadi. Doch der Mensch, der sich um die Früchte der Tugend sorgt, wird zum Händler der Tugend. Seine Natur ist niedrig und sollte niemals zu den Tugendhaften gezählt werden. Außerdem bleiben ihm die Früchte der Tugend verwehrt, wie auch dem mit sündigem Herzen, welcher das Gute tugendhafter Handlungen anzweifeln.

Ich spreche zu dir im Namen der Veda, welche den höchsten Beweis in dieser Sache bildet: Niemals sollte die Tugend angezweifelt werden.
Wer dies tut, ist dazu bestimmt, als Scheusal wiedergeboren zu werden.
Wer mit niederer Motivation Dharma, Tugend oder die Worte der Rishis anzweifelt,
wird von den Regionen der Glückseligkeit ausgeschlossen, wie die Shudras (Dienerkaste) von den Veden.

Oh du Kluge, wenn ein edel geborenes Kind die Veden studiert und nach Tugend strebt, wird es von den königlichen Weisen wie ein würdiger Weiser angesehen.
Doch der zweifelnde Sünder, der Dharma und Schriften nicht achtet, gilt sogar niedriger als ein Räuber.

Du hast mit deinen eigenen Augen den großen Asketen Markandeya mit der unermeßlichen Seele gesehen, als er zu uns kam.
Nur durch Tugend hat er die Unsterblichkeit im Fleische erlangt.
Vyasa, Vasishta, Maitreya, Narada, Lomasa, Shuka und all die anderen Rishis reinigten ihre Seelen nur mit Tugend.

Du hast mit eigenen Augen gesehen, wie sie mit himmlischer Askese in der Lage sind, wirksam Fluch oder Segen auszuteilen und sogar den Göttern überlegen sind.
Oh du Sündenlose, diese himmlischen Rishis leben, was in den Veden geschrieben steht, und betrachten die Tugend als höchstes Gebot.
Es ziemt sich daher nicht für dich, du liebenswürdige Königin, mit törichtem Herzen am Transzendentalen Herrn oder seinen Taten zu zweifeln oder ihn zu rügen.

Wer hochmütig auf seiner eigenen Meinung beharrt, und damit törichterweise Dharma (Vorgeschriebene Pflicht) und Tugend anzweifelt, der mißachtet auch andere Meinungen und schimpft die hellsichtigen Rishis Verrückte.
Der unwissende Narr denkt, daß nur die äußere Welt in der Lage ist, seine Sinne zu befriedigen, und ist allem anderen gegenüber blind.
Wer Dharma anzweifelt, kennt keine Sühne für seine Vergehen, ist erfüllt von allen Arten von Ängsten und erreicht nie die glückseligen Regionen hiernach.
Wer Offensichtliches leugnet, die Veden verleumdet und aus Lust und Habgier sündigt, geht in die Hölle ein.

Das ist gewiß. Doch wer der Dharma mit Vertrauen folgt, du Liebenswerte, gewinnt ewige Glückseligkeit in der anderen Welt.
Für einen, der die Worte der Rishis oder das Verhalten der Tugendhaften mißachtet, existiert weder diese noch die andere Welt.
So zweifle nicht an der alten Dharma , oh Draupadi, die von den Guten praktiziert und von den Rishis geformt wird,
welche Transzendentales Wissen haben und alles sehen können.

Oh Tochter von Drupada, die Dharma ist das einzige Floß für diejenigen, die in den Himmel wollen. Sie ist für die Reisenden wie ein Schiff über den Ozean.
Oh du Makellose, wenn die Handlungen der Tugendhaften keine Früchte trügen, dann wäre das Universum in schlimmste Dunkelheit gehüllt.
Niemand würde Erlösung suchen, niemand nach Wissen oder Wohlstand streben, und die Menschen würden wie Tiere leben.

Wenn Askese, Enthaltsamkeit und Zölibat, Opfer, Studium der Veden, Wohltätigkeit und Ehrlichkeit keine Früchte trügen, dann würden die Menschen nicht seit vielen Generationen diese Tugenden üben.
Wenn alle Taten fruchtlos wären, gäbe es nur gräßliche Verwirrung.
Und weshalb üben die Götter, Rishis, Gandharvas und Rakshasas Tugend in der Welt, wo sie doch alle unabhängig von menschlichen Begrenzungen sind?

Sie sehen vollkommen klar, daß der Transzendentale Herr alle Früchte bezüglich der Tugend gibt. Nur deshalb üben sie Tugend in dieser Welt.
Dies, oh Schöne, ist die ewige Quelle von Wohlstand!
Tugend und Übel können nicht ohne Wirkung sein, denn wir sehen die Früchte von Wissen und Askese.

Erinnere dich an die Umstände deiner eigenen Geburt, oh Schöne, wie sie dir berichtet wurden, und auch wie der heldenhafte Dhrishtadyumna geboren wurde, dein Bruder. Das ist der beste Beweis, oh du mit dem lieblichen Lächeln.
Wer seinen Geist unter Kontrolle hat, erntend die Früchte seiner Taten und ist mit Wenigem zufrieden.

Unwissende Narren sind nie zufrieden, egal, wieviel sie bekommen, denn sie kennen keine Seligkeit, welche in der kommenden Welt aus der Tugend entsteht.
Die Fruchtbarkeit von tugendhaften und sündhaften Taten jedoch, sowie das Entstehen und Vergehen von Taten sind sogar den Göttern ein Mysterium, oh du Wunderschöne. Niemandem ist dies bekannt, und schon gar nicht gewöhnlichen Menschen. Die Götter bewahren dieses Mysterium, und deshalb bleibt ihr Verhalten unergründlich. Nur die Zweifachgeborenen, die alles Bemühen und alle Wünsche aufgelöst, alle Sünden verbrannt und einen Geist entwickelt haben, in dem Ruhe, Frieden und Heiligkeit leben, verstehen alles.

Oh Draupadi, wenn du auch jetzt die Früchte der Tugend nicht sehen kannst, so solltest du doch niemals an Dharma oder am Transzendentalen Herrn zweifeln. Opfere willig und übe Wohltätigkeit, ohne überheblich zu sein. Die Taten in dieser Welt haben ihre Wirkungen (Früchte), und Tugend ist ewigwährend.
Brahmaa (das erste Lebewesen in einem Universum) selbst lehrte dies seiner spirituellen Söhne, wie es Kasyapa bestätigt. So laß deinen Zweifel sich wie Nebel auflösen, oh Schöne. Denk nach, und vertausche Skepsis mit Vertrauen. Verleumde den Transzendentalen Herrn nicht, denn er ist der Herr aller Kreaturen. Lerne, wie du ihm nahe sein kannst (wie du ihn erkennen kannst). Verbeuge dich vor ihm. Ändere deinen Geist. Und mißachte niemals dieses höchste Wesen, durch dessen Gnade die Sterblichen durch Mitgefühl unsterblich werden können.
 
Mahabharat 3. Buch Kapitel 32

Kummer löst Klagen aus
Die Lebensweise der Kreaturen leitet aus den Taten ihrer früheren Leben her

Menschen trachten danach, ihren Lebenswandel mittels ihrer Taten in dieser und der kommenden Welt zu beeinflussen
Zufall, persönliche Fähigkeit, spontaner Erwerb oder Schicksal - es ist immer das Resultat von Taten aus einem früheren Leben

Der Transzendentale Herr, lässt alle Kreaturen handeln , wie sie handeln; denn die Kreaturen selbst sind träge

Ob nun Erfolg oder Mißerfolg, Verzweiflung ist niemals am Platze, denn der Erfolg von Taten hängt von vielen zusammenwirkenden Umständen ab
in der Verbindung aller nötigen Qualitäten sollte Entschlossenheit die erste sein

Draupadi sprach:
... Wisse, oh Bharata, daß ich außer mir bin vor Kummer und nicht aufhören kann zu klagen. ...Jedes bewußte Wesen in dieser Welt sollte handeln. Nur die Unbewußten leben, ohne zu handeln. ...
Menschen fühlen Schmerzen, wenn über ihren Abbildern Zauberformeln ausgesprochen werden.
Ja es scheint so, Yudhishthira, daß sich die Lebensweise der Kreaturen aus den Taten ihrer früheren Leben herleitet.
Menschen unterscheiden sich von anderen Wesen dahingehend, daß sie danach trachten, ihren Lebenswandel mittels ihrer Taten in dieser und der kommenden Welt zu beeinflussen.

Tatsächlich leben alle Wesen gemäß dem Einfluß ihrer ehemaligen Leben, selbst der Schöpfer und Lenker des Weltalls, wie ein Kranich immer wieder am Wasser lebt (obwohl es ihm niemand gelehrt hat).
Ohne Taten ist der Lebensweg für eine Kreatur unmöglich. Für eine Kreatur muß es Taten geben, ohne geht es nicht. Deswegen solltest du handeln, oh König, und keinen Tadel auf dich laden, indem du das Handeln ablehnst.
Hülle dich in Taten wie in Waffen und Rüstung. Es mag vielleicht nur einen unter Tausenden geben, der den Nutzen von Taten oder Arbeit wahrhaft erkennt. Und doch muß man handeln, um sich zu schützen und seinen Wohlstand zu mehren. Denn wenn man nicht nach Gewinn strebt, und seinen Reichtum nur verteilt, dann ist er bald erschöpft, und sei es auch ein so riesiger Berg wie der Himavat.

Ohne Handlungen wären alle Wesen der Welt bald verschwunden. Und wenn Taten keine Früchte trügen, hätten sich die Wesen nie vermehrt.
Manchmal sieht es so aus, als würden einige Wesen Taten vollbringen, die keine Früchte haben, aber ohne Taten (und Früchte) gäbe es gar keinen Lebensweg.
Die Menschen, welche nur an vorbestimmtes Schicksal glauben sind genauso tadelnswert wie jene, die nur unbestimmten Zufall sehen.

Nur die sind zu loben, welche an die Wirksamkeit von Taten glauben. Wer schlaff und tatenlos liegen bleibt, weil er sich einzig und allein dem Schicksal ergibt, wird bald auf Vernichtung treffen wie ein ungebrannter, irdischer Krug im Regen. Und auch, wer nur an Zufall glaubt, und deshalb inaktiv bleibt, obwohl er handeln könnte, lebt nicht lang, denn sein Leben vergeht in Schwäche und Hilflosigkeit.

Gelangt ein Mensch unverhofft zu Reichtum, sagt man, es war der Zufall, der ihn reicht machte, denn niemand schien sich darum bemüht zu haben.
Und, oh Pritha Sohn, alles Glück, was jemand durch religiöse Riten gewinnt, wird Schicksal genannt.
Doch wenn jemand etwas erlangt, was als die direkte Konsequenz seiner Taten zu erkennen ist, dann nennt man dies persönliche Fähigkeit.

Oh Bester der Menschen, wisse auch, daß der spontan und ohne erkennbare Ursache erhaltene Reichtum 'spontaner Erwerb' genannt wird (wenn man zum Beispiel auf der Suche nach einer verlorenen Münze ein kostbares Juwel findet). Doch wie auch immer man es nennt: Zufall, persönliche Fähigkeit, spontaner Erwerb oder Schicksal - es ist immer das Resultat von Taten aus einem früheren Leben.
Und der Transzendentale Herr, der Lenker dieses Universums, richtet und verteilt die Anteile an die Menschen dieser Welt gemäß ihrer früheren Taten.
So sind auch die heilsamen oder unheilsamen Taten eines Menschen die Ergebnisse von früheren Taten gemäß der göttlichen Gesetze.
Dieser Körper ist nur ein Instrument in der Hand des Transzendentalen Herrn und handelt, wie es die Taten erfordern.
Er ist eigentlich inaktiv, und handelt nur, wie Gott es wünscht.

Oh Sohn der Kunti, es ist der Höchste Herr, welcher alle Kreaturen handeln läßt, wie sie handeln. Denn die Kreaturen selbst sind träge.

Oh Held, die Menschen fühlen zuerst ein Ziel in ihrem Geist, dann vollbringen sie die Tat und handeln dabei gemäß ihrer Intelligenz. ...

Wenn es nicht der Transzendentale Herr selbst wäre, der heilsame und unheilsame Früchte verteilt, dann gäbe es kein Elend unter den Geschöpfen.
Wären die Wirkungen früherer Taten nur ein Mythos, dann wären alle Menschen im Verfolgen ihrer Zwecke immer erfolgreich...

Nur der Aktive und Geschickte wird sicher Erfolg ernten und sich am Wohlstand erfreuen. Kluge Menschen handeln mit Vertrauen in sich selbst, und betrachten die Schüchternen als erfolgslose Zweifler.
Und umgekehrt betrachten die Zweifler die Selbstsicheren mit Vertrauen als erfolgreich.

Der Bauer durchpflügt mit dem Pflug die Erde und sät den Samen. Dann sitzt er still, und wartet auf den Regen, welcher den Samen wachsen läßt. Falls die Wolken ihn verschmähen, ist der Bauer aber nicht schuld. Er kann zu sich selbst sagen: Ich habe getan, was alle tun. Trifft mich dennoch Mißerfolg, kann mir niemand die Schuld geben. – So bewahrt er sich und versinkt nicht in Selbstvorwürfen.

Oh Bharata, niemand sollte verzweifeln und sagen: Ich handle, doch Erfolg ist mir nicht beschieden. – Ob nun Erfolg oder Mißerfolg, Verzweiflung ist niemals am Platze, denn der Erfolg von Taten hängt von vielen zusammenwirkenden Umständen ab. ... Denn in der Verbindung aller nötigen Qualitäten sollte Entschlossenheit die erste sein...
 
Mahabharat 3. Buch Kapitel 33

In einem Leben im inneren Frieden, fühlt man kein Leid.
Leidenschaft schaft Leid
Gaben, Opfer, Respekt für die Weisen, Studium der Veden und Ehrlichkeit sind die höchsten Tugenden

Die Weise , die ein wenig ihrer Tugend wie Samen ausstreuen, vermehren damit ihre Tugend

Während Bhima den Worten Draupadis aufmerksam zugehört hatte, spürte er Zorn in sich. Er seufzte schwer und wandte sich an den König.
Bhima der Zornige sprach: Begib dich auf den Pfad, oh Monarch, den gute Männer wegen ihrer Königreiche schon vor dir gegangen sind. Was gewinnen wir schon, wenn wir hier im Asyl der Asketen leben, getrennt von Dharma, Artha und Kama? Nicht mit Tugend, Ehrlichkeit oder Macht hat Duryodhana uns unser Königreich weggeschnappt, sondern durch unfaire Würfel. ...

Wegen dir
wurde uns das Reich gestohlen, obwohl wir am Leben sind, wie einem Armlosen die Früchte und einem Beinlosen das Vieh gestohlen werden kann. Du bist dem Ansammeln von Tugend treu ergeben. Nur um dich zu erfreuen, oh Bharata, ließen wir die Wellen der Katastrophe über uns zusammenschlagen. ... Dein Lebensweg wird weder von Draupadi, Arjuna, Abhimanyu, den Srinjayas, von mir noch von den Söhnen der Madri gelobt. Von deinen Gelübden geplagt rufst du nach Dharma!...

Du siehst, daß in uns Heldentum lebt. Nur, weil du ein Leben in Frieden angenommen hast, fühlst du nicht dieses Leid. Und wenn wir alle im gerechten Kampf stürben, ohne dem Feind den Rücken zuzukehren, wäre das um Vieles besser als dieses Exil, denn im Kampf gewinnen wir uns in der anderen Welt die glückseligen Bereiche... Wer an den Bräuchen unserer Klasse hängt, sich große Taten wünscht und Beleidigungen rächen möchte, fühlt sich an diese Pflicht gebunden. Wem das Königreich geraubt wurde, sollte sich in die Schlacht stürzen, denn solche Tat wird in der Welt bekannt und bringt Ruhm und nicht Verleumdung.

Oh König, die Tugend, welche einen selbst und Freunde und Familie quält, ist in Wahrheit keine Tugend (Es quält nicht die in Tugend Verankerten). Sie ist eher ein Laster, welches noch mehr Leid bringt. Tugend ist manchmal auch die Schwäche eines Menschen. So kann er sich manchmal noch so sehr in der Tugend üben, doch wahre Tugend und Wohlstand bleiben aus, wie Freude und Leid einen Toten nicht heimsuchen. ... . Freude hat immer Tugend zur Wurzel, und die Tugend verbindet sich mit der Freude. Wisse, oh Monarch, die beiden hängen voneinander ab wie der Ozean und die Wolken. Denn der Ozean bildet die Wolken, und die Wolken füllen den Ozean.

Das Glück, das man spürt, wenn man etwas berührt oder besitzt, wird Freude (Kama) genannt. Sie existiert im Geist und hat keine körperliche Existenz, die man vielleicht sehen könnte.
Wer sich Reichtum wünscht, sucht auch nach großer Tugend, um seinen Wunsch mit Erfolg zu krönen
.
Wer sich (materielle) Freude wünscht, sucht auch nach (materielles) Reichtum (um seinen Wunsch zu erfüllen). Doch Freude liefert nichts weiter.
Eine Freude kann nicht zur nächsten führen und Früchte tragen, wie man zwar Asche aus Holz gewinnt, doch nichts weiter aus Asche.

Oh König, wie ein Jäger die Vögel, so tötete die Sünde die Kreaturen der Welt.
Wer also von der Begierde nach Freude verleitet nicht das Wesen der Tugend erkennt, verdient es, von allen geschlagen zu werden und wird zum Lumpen in dieser und der nächsten Welt.
Es ist offensichtlich, oh König, daß du weißt, daß die (materielle) Freude aus dem Besitz vieler schöner Dingen kommen kann.
Ihr Verlust oder ihr Zerfall mit dem Alter oder dem Tod verursacht das, was Leiden genannt wird.
Solches Leid hat uns nun übermannt, oh König. Das Glück, das aus den fünf Sinnen, dem Herzen und dem Intellekt kommt, wird Freude (Kama) genannt.
Und diese Freude, oh König, ist eine der besten Früchte unserer Taten (als Menschen), so meine ich.

In dieser Reihenfolge sollte man auf Tugend, Wohlstand und Freude (Dharma, Artha, Kama) achten, oh Monarch. Man sollte sich nicht einzig und allein der Tugend widmen, noch Reichtum als höchstes Gut erachten oder das Vergnügen. Alle drei sind zu verfolgen. Die Schriften sagen, man sollte Tugend am Morgen üben, Reichtum am Mittag und Vergnügen am Abend.
Sie sagen auch, daß man das Vergnügen im ersten Teil des Lebens suchen sollte, den Wohlstand im zweiten Teil und die Tugend zuletzt.
Deshalb teilen die Weisen ihre Zeit überlegt zwischen den Dreien auf, oh du bester Redner. ...

Gaben, Opfer, Respekt für die Weisen, Studium der Veden und Ehrlichkeit sind die höchsten Tugenden und wirken heilsam in dieser und der nächsten Welt. ...
Das ganze Universum hängt von Tugend ab. Nichts ist höher. ...

Das Abweichen von den Pflichten der eigenen Kaste wird niemals gelobt. So halte dein Herz im Einklang mit der Klasse, zu der du gehörst, wie es sein sollte. Wirf diese Schwäche ab, sammle deine Energien und trage deine Last wie ein Mann. Kein König kann die Herrschaft über die Erde, Wohlstand oder Reichtum nur durch Tugend erreichen, oh Monarch. ...
So werden auch die als weise angesehen, die ein wenig ihrer Tugend wie Samen ausstreuen, um ihre Tugend damit zu vermehren.

Das Königreich und sein Volk zu beschützen, wie es unsere Ahnen taten, ist auch eine Art der Askese. Durch andere Askese kann ein Kshatriya nicht die Regionen der Glückseligkeit erlangen, wie durch fairen Kampf, ob er nun in Sieg oder Niederlage endet. Im Angesicht deines Leids, oh König, kam die Welt zu der Schlußfolgerung, daß das Licht die Sonne und die Anmut den Mond verlassen könnte, (aber niemals du deine Tugend). Die guten Menschen, ob in Versammlung oder allein, loben dich und tadeln die anderen (Duryodhana usw.). Und noch viel mehr sprechen die Kurus und die Brahmanen freudig über deine Beständigkeit in der Wahrheit, denn du hast niemals aus Unwissenheit, Gemeinheit, Habsucht oder Angst ein unwahres Wort gesprochen.

Wenn ein König eine Sünde beging während er sein Reich ausbaute, so wird diese Sünde später in großen Opfern mit reichen Almosen gesühnt. Wie der Mond die Wolken hinter sich läßt, so wird ein König von allen Sünden gereinigt, wenn er den Brahmanen Häuser und Kühe schenkt. ...

Oh Sohn der Kunti, du bist mächtig. So zermürbe den schwachen Feind wie Indra die Asuras, und hol dir von Duryodhana die Schätze wieder, an denen er sich jetzt erfreut. ...
 
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Mahabharat 3. Buch Kapitel 34 - Yudhishthiras Antwort

Denn Ärger treibt die Geduld davon
Der Geist kann nicht unter Kontrolle gehalten werden, wenn er von Arroganz, Eitelkeit oder Hochmut beeinflusst wird
Königreiche, Söhne, Ruhm und Reichtum - sie alle kommen nicht an den sechzehnten Teil der Wahrhaftigkeit heran.

Nach diesen Worten Bhimas meisterte der hochbeseelte König Ajatashatru (einer ohne Feinde, Yudhishthir) seine Geduld und blieb fest in der Wahrheit verwurzelt. Nach einigen Augenblicken sprach er zu Bhima:
Kein Zweifel, oh Bharata, all dies ist wahr. Ich kann dich nicht rügen, weil du mich mit scharfen Worten quälst. Denn nur wegen meiner Torheit ist dieses Leid über dich gekommen. Ich warf die Würfel, um Dhritarashtras Sohn sein Königreich nebst Herrschaft wegzunehmen. Deswegen hatte ich auch den gerissenen Shakuni im Auftrag von Suyodhana („dur“ impliziert böse oder schlecht, Yudhishthira nennt Duryodhana oft Suyodhana, d.h. ein fair kämpfender Krieger) als Gegenspieler.

Shakuni kommt aus den Bergen und ist äußerst trickreich. Vor allen versammelten Königen besiegte er mich in jeglicher List Unerfahrenen auf ganzer Linie. Und so überkam uns diese Misere, oh Bhimasena. Ich konnte meinen Geist kontrollieren, als ich sah, wie die Würfel in geraden und ungeraden Zahlen den Wünschen von Shakuni folgten. Denn Ärger treibt die Geduld davon. Oh Bruder, der Geist kann nicht unter Kontrolle gehalten werden, wenn er von Arroganz, Eitelkeit oder Hochmut beeinflußt wird. ... Ich denke lediglich, daß vorbestimmt war, was uns geschieht. ... Doch erneut wurden wir in die Versammlung berufen, und du weißt genauso gut wie Arjuna, was Duryodhana vor allen Bharatas zu mir sagte...

Wir tragen nun die Konsequenzen unseres Versprechens. Wozu jetzt, nach so langer Zeit, die groben Worte? ... Warte auf die Rückkehr besserer Tage, oh Bhima, wie der Drescher auf die Getreideernte. Wer beleidigt wurde und es schafft, an seinem Feind Rache zu nehmen, wenn dessen Feindschaft Blüten und Früchte trägt, dann hat er eine große Tat vollbracht und gewinnt sich unsterblichen Ruhm. Auch erhält er großen Wohlstand, so sagt man. Seine Feinde verbeugen sich vor ihm. Und seine Freunde scharen sich um ihn, wie die Himmlischen um Indra zu seinem Schutze. Doch wisse, oh Bhima, mein Versprechen kann niemals unwahr werden. Ich erachte die Tugend höher als das Leben selbst und als einen gesegneten Zustand himmlischer Existenz. Königreiche, Söhne, Ruhm und Reichtum - sie alle kommen nicht an den sechzehnten Teil der Wahrhaftigkeit heran.
 
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