Mahabharata

Mahabharata 2. Buch
Dyuta Parva – Das Würfelspiel


53 – Die Kaiser-Salbung (Messiah - Christos)

Und Duryodhana sprach weiter:
All die Könige, welche in der Welt verehrt werden,
die der Wahrheit hingegeben sind und
die Einhaltung strenger Gelübde gelobt haben,
die großes Wissen besitzen und Redegewandtheit,
welche die Veden und all ihre Zweige kennen,
welche opfern, fromm und ehrbar sind,
deren Seelen die Tugend in sich tragen,
die ruhmreich sind und die großen Krönungsriten durchgeführt haben – sie alle warten König Yudhishthira auf und ehren ihn.

Als König Yudhishthira am Ende des Opfers sein Bad nehmen sollte, brachten viele Könige mit größtem Eifer und im Zustand schönster Reinheit höchstselbst die schönen Wasserkrüge herbei. König Valhika brachte mit eigener Hand einen mit Gold überzogenen Wagen heran. König Sudakshina spannte selbst vier weiße Kamboja Zuchtpferde davor. Der mächtige Sunitha richtete freudig den unteren Mast und der Herrscher der Chedi brachte die Fahne an. Der König des südlichen Landes stand schon bereit mit einer Rüstung. Der Herrscher von Magadha hielt die Blumengirlanden und den Kopfschmuck in seinen Händen. Der große Krieger Vasudana brachte einen sechzig Jahre alten Elefanten herzu. Der König von Matsya brachte die goldenen Seitenteile des Wagens an. König Ekalavya hielt die Schuhe bereit. Der König von Avanti trug das restliche Badewasser herbei. König Chekitana hielt die Köcher und der König von Kasi den Bogen. Und Shalya hatte das Schwert in der Hand, dessen Heft und Griff mit Gold verziert waren.

Dann kamen Dhaumya und Vyasa mit dem großen asketischen Verdienst mit Narada und Asitas Sohn Devala vor sich und führten die Weihe aus, bei der dem König heiliges Wasser übers Haupt gesprenkelt wird. Die großen Rishis saßen mit frohen Herzen dabei und betrachteten die Zeremonie. Die ruhmreichen Rishis, welche die Veden verinnerlicht haben, traten mit dem Sohn von Jamadagni vor den reichlich Opfergaben verteilenden Yudhishthira hin und murmelten beständig Mantras, als ob die sieben Rishis vor den großen Indra im Himmel hintreten würden. Satyaki mit dem ungeminderten Heldenmut hielt den Schirm über dem Haupt des Königs. Arjuna und Bhima fächelten ihm Luft zu, während die Zwillinge noch mehr Chamaras (Wedel) bereithielten. Der Ozean selbst brachte die große Muschel Varunas in einer Schlinge heran, die der himmlische Künstler Visvakarma aus tausend Nishkas Gold erschaffen hatte und die Prajapati in einem früheren Kalpa (Zeitalter) dem Indra übergeben hatte. Mit eben dieser Muschel badete Krishna den Yudhishthira am Ende des Opfers, und als ich dies sah, schwanden mir die Sinne.

Die Menschen reisen über das östliche, westliche und auch südliche Meer. Doch niemand außer den Vögel kann das nördliche Meer überqueren. Doch die Pandavas haben sich sogar dort ausgebreitet, denn ich hörte, daß ihnen hundert Muscheln von dort gebracht wurden, welche nur in besonders glücksverheißenden Momenten beim Opfer geblasen wurden. Als diese Muscheln alle gleichzeitig ertönten, standen mir die Haare zu Berge. Manche der nicht so starken Könige sanken sogar zu Boden. Als sie mich in dieser Lage und die bewußtlosen Könige sahen, lachten Dhrishtadyumna, Satyaki, Kesava und die Söhne des Pandu, diese acht starken, heldenmütigen und schönen Männer laut auf. Arjuna gab danach mit leichtem Herzen fünfhundert Ochsen mit vergoldeten Hörnern an die führenden Brahmanen.

Nach diesem Opfer, oh Bharata, hat König Yudhishthira so viel Wohlstand wie der hohe Harishchandra erlangt, und weder Rantideva, Nabhaga, Jauvanashwa, Manu, Prithu, der Sohn von Vena, Bhagiratha, Yayati noch Nahusha könnten sich mit ihm messen. ... Ich kann keinen Frieden mehr finden, auch nicht durch Nachdenken. Deshalb, oh Vater, bin ich im Gram versunken, bleich und ausgemergelt.
 
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54 – Wer neidisch ist, ist unglücklich und leidet
eines anderen Güter zu begehren ist niedrig und gemein

Dhritarashtra sprach: Du bist mein ältester Sohn, den meine älteste Ehefrau gebar. Sei nicht neidisch auf die Pandavas, mein Sohn. Wer neidisch ist, ist unglücklich und leidet Todesqualen. Oh Bulle der Bharatas, Yudhishthir kennt keine Arglist, ist ebenso reich wie du, seine Freunde sind auch die deinen, und er ist nicht eifersüchtig auf dich. Warum bist du es? Was Freunde und Verbündete betrifft, bist du Yudhishthir ebenbürtig. Warum solltest du töricht die Habe deine Bruders begehren? Laß ab davon. Hör auf, neidisch zu sein und gräme dich nicht. Und falls du die Würde begehrst, die aus der Durchführung des Opfers entstand, dann laß die Priester für dich das große Opfer Saptatantu vorbereiten. Mit großem Respekt und voller Freude werden die Könige der Erde dann auch dir so viel Reichtum, Juwelen und Ornamente bringen.

Ach Kind, eines anderen Güter zu begehren ist niedrig und gemein. Nur wer mit sich zufrieden ist und sich den Pflichten seiner Klasse widmet, erfreut sich des Glücks. Niemals den Reichtum anderer zu begehren, sich seiner eigenen Habe zu widmen und das Gewonnene zu schützen, dies sind die Zeichen wahrer Größe.

Wer im Elend unbewegt bleibt, in den eigenen Tätigkeiten geschickt ist,
sich immer bemüht, wachsam und demütig ist, der erfährt Wohlstand.


Die Söhne von Pandu sind wie deine eigenen Arme. Hack dir deine Arme nicht ab. Versinke nicht in inneren Zwistigkeiten wegen des Wohlstandes deiner Brüder. Sei nicht eifersüchtig auf die Söhne Pandus, oh König. Dein Reichtum ist dem ihren vollkommen gleich. Es ist eine große Sünde, sich mit Freunden zu entzweien. Denn ihr habt dieselben Großeltern! Gib reiche Almosen bei großen Opfern, erfreue dich an allen dir teuren und ersehnten Dingen, vergnüge dich freizügig in der Gesellschaft mit Frauen und erfreue dich am Frieden.
 
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55 – Duryodhanas Widerrede

Wer keine Intelligenz besitzt und nur lediglich von den Dingen hört, kann nicht die wahre Bedeutung der Schriften verstehen
Wer anderen Schmerzen bereitet, ist ein Feind
Nur der wird zum Feind, der den anderen auf irgendeine Weise verfolgt.

Unzufriedenheit ist die Wurzel von Reichtum
Nur wer nach Wohlstand strebt, ist ein Mann von dieser Welt

Duryodhan antwortete: Wer keine Intelligenz besitzt und nur lediglich von den Dingen hört, kann nicht die wahre Bedeutung der Schriften verstehen, wie ein Löffel keine Ahnung vom Geschmack der Suppe hat, in der er schwimmt. Du weißt alles, und verurteilst mich doch! Wie zwei Boote miteinander vertäut sind, so sind wir beide miteinander verbunden. Zollst du deinen eigenen Interessen keine Achtung? Oder hegst du feindliche Gefühle gegen mich? Deine Söhne und Verbündete sind dem Untergang geweiht, weil du als ihr Herrscher die Dinge, die jetzt getan werden müssen, in der Zukunft wähnst. Es strauchelt der, dessen Führer nur nach dem Willen anderer läuft. Und wie kann man dem Pfad folgen, den ein Mißgeleiteter vorgibt?

Oh König, du verfügst über gereifte Weisheit, ehrst die Alten und beherrschst deine Sinne. Es ist nicht recht von dir, uns zu verdammen, denn wir suchen unsere eigenen Interessen zu schützen. Vrihaspati hat gesagt, daß die Gepflogenheiten von Königen sich von denen anderer Menschen unterscheiden. Könige sollten immer mit Eifer ihre Interessen verfolgen. Das Verhalten eines Kshatriya wird vom Erfolg bestimmt. Ob es nun tugend- oder lasterhaft ist, welches Zögern kann es geben, den Pflichten der eigenen Klasse zu folgen? ... Oh Bulle unter den Bharatas, die sich mit Waffen auskennen sagen, daß alle Mittel zur Bezwingung eines Feindes, ob nun offen oder verborgen, als Waffen gelten, und nicht nur das Schwert. Wer anderen Schmerzen bereitet, ist ein Feind, oh König. Unzufriedenheit ist die Wurzel von Reichtum. Und daher wünsche ich, oh König, unzufrieden zu sein. Nur wer nach Wohlstand strebt, ist ein Mann von Welt.

Dabei sollte niemand seine Zuneigung an Reichtum und Einfluß hängen, denn gehortete Schätze können schnell wieder von Königen geplündert werden. Es war in einer Zeit des Friedens als Shakra trotz seines Versprechens Namuchi den Kopf abschlug. Er hatte sich entschlossen, der ewigen Gewohnheit gegenüber dem Feind zu folgen. Wie eine Schlange Frösche und andere kleine Tiere in Erdlöchern verschlingt, so verschlingt die Erde Könige und Brahmanen, die friedlich in ihren Häusern verweilen. Niemand ist von Natur aus der Feind eines anderen. Nur der wird zum Feind, der den anderen auf irgendeine Weise verfolgt. Und wer aus Torheit einen wachsenden Feind ignoriert, verliert bald seine Lebensgeister wie bei einer unbehandelten Krankheit.

So unbedeutend ein Feind auch scheinen mag, läßt man ihn wachsen, wird er einen verschlingen, wie die weißen Ameisen an der Wurzel eines Baumes sich schließlich ins Innere fressen. Oh Bharata, oh Ajamida, akzeptiere niemals den Wohlstand deines Feindes. Diese Taktik sollten die Weisen immer wie eine Habe mit sich tragen. Nur wer sich die Vergrößerung seines Wohlstandes wünscht, wächst inmitten seiner Familie wie der Körper sich von Geburt an natürlich entwickelt. Heldenmut verleiht schnelles Wachstum. Obwohl ich mich nach den Schätzen der Pandavas sehne, sind sie noch nicht mein. Und deswegen zweifle ich an meinen eigenen Fähigkeiten. Doch diesen Zweifel muß ich zerstreuen. Entweder bekomme ich ihre Güter oder vergehe in der Schlacht. Oh König, wenn mein Geist in diesem Zustand ist, sorge ich mich nicht um mein Leben, denn ich sehe nur noch, wie die Pandavas täglich reicher werden, während wir verarmen.
 
ich hoffe das für wahr genommen wird, daß es sich hier um innere Feinde handelt und nicht äußere...wie Gier Neid Hass usw
 
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56 – Filosofie der Dummen - Wird Reich oder stirb bei dem Versuch:

Der Narr, der jedes Risiko meiden will, verschwendet sich wie ein Insekt in der Regenzeit. Weder Krankheit noch Tod warten, bis man im Wohlstand angelangt ist. Solange man lebt und gesund ist, sollte man seine Pläne verwirklichen.

Nun ergriff Shakuni das Wort: Oh du Bester unter den siegreichen Männern, ich werde für dich dem Yudhishthira seine Schätze entreißen, nach denen sich dein Herz verzehrt. Ruf dazu, oh König, den Sohn Kuntis zu dir. Ein erfahrener Mann kann, ohne selbst Schaden zu nehmen, einen unerfahrenen Mann durch das Werfen der Würfel besiegen. Wisse, oh Bharata, das Spiel ist mein Bogen, die Würfel meine Pfeile, die Zeichen auf ihnen meine Bogensehne und das Würfelbrett mein Streitwagen.

Duryodhana sprach: Der im Würfeln geschickte Shakuni ist bereit, den Reichtum von Yudhishthira in einem Spiel zu gewinnen. Gib ihm bitte die Erlaubnis dazu.

Dhritarashtra antwortete: Ich folge immer den Ratschlägen meines ruhmreichen Bruders Vidura. Ich werde mich mit ihm beraten und dann entscheiden, was in der Sache zu tun sei.

Duryodhana widersprach: Vidura handelt immer zum Wohle der Söhne Pandus. Doch seine Gefühle uns gegenüber sind ganz anders, oh Kaurava. Ohne Zweifel wird er dir von unserem Vorschlag abraten. Niemand sollte seine Taten von der Meinung anderer abhängig machen, denn die Gedanken zweier Menschen stimmen selten in irgend etwas überein. Der Narr, der jedes Risiko meiden will, verschwendet sich wie ein Insekt in der Regenzeit. Weder Krankheit noch Yama warten, bis man im Wohlstand angelangt ist. ...

Dhritarashtra sprach: Ach Sohn, deine Feindschaft gegenüber den Starken kann ich niemals loben. Feindschaft verändert die Gefühle und ist eine gefährliche Waffe, auch wenn sie nicht aus Eisen ist. Du betrachtest etwas als Segen, was großes Unheil in sich trägt und die gräßlichen Konsequenzen von Krieg im Schlepptau führt. Wenn es einmal beginnt, dann wird es scharfe Schwerter und spitze Pfeile hervorbringen.

Duryodhana erwiderte: Die Menschen erfanden das Würfelspiel in längst vergangenen Tagen. Darin ist weder Zerstörung noch Waffengeklirr. Nimm die Worte Shakunis an und gib unverzüglich Befehl, eine Halle zu errichten. Die Tür zum Himmel und zum Glück wird sich uns durch die Würfel öffnen. Wahrlich, wer sich dem Spiel hingibt, verdient ein gutes Schicksal. Die Pandavas werden dir damit nicht mehr überlegen sein. So spiel mit ihnen.

Dhritarashtra sprach: Deine Worte empfehlen sich mir nicht. Doch tu, was dir beliebt, oh Herrscher der Menschen. Aber du wirst deine Taten bereuen, welche diesen Worten folgen, denn sie sind so unmoralisch, daß sie niemals Wohlstand bringen können. Das hat Vidura vorausgesehen, denn er schreitet immer auf dem Pfad von Weisheit und Wahrhaftigkeit. So komme also das große Elend, welche das Leben der Kshatriyas fordert, wie es das Schicksal wünscht.

Vaisampayana fuhr fort: Mit diesen Worten erachtete der wankelmütige Dhritarashtra das Schicksal als übermächtig und unvermeidlich. Vom selbigen des Verstandes beraubt, gehorchte er den Worten seines Sohnes und befahl seinen Leuten mit lauter Stimme, eine schöne Versammlungshalle namens Kristallgewölbe zu errichten mit der prachtvollsten Ausstattung, tausend Säulen, Gold und Lapislazuli, hundert Torbögen, volle zwei Meilen lang und ebenso breit.

Tausend kluge Handwerker und begabte Künstler folgten unverzüglich seinem Befehl und errichteten mit dem größten Eifer einen Palast mit allem Erdenklichen darinnen. Schon bald konnten sie dem König freudig melden, daß der Palast fertig, schön und entzückend war und mit Gold, Juwelen und bunten Teppichen geschmückt. So rief der gelehrte König Dhritarashtra seinen Bruder Vidura zu sich, den Obersten seiner Minister, und sprach: „Geh nach Indraprastha und bring unverzüglich Prinz Yudhishthir her. Er soll mit seinen Brüdern kommen, die kostbare Halle mit all ihren erlesenen Edelsteinen, prachtvollen Teppichen und edlen Möbeln betrachten und an einem freundschaftlichen Würfelspiel (die Lüge) teilnehmen.“
 
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57 – Vidura widerspricht noch einmal

Die Rolle eines Jeden ist vorgeschrieben - und wird von den Wissenden als Schicksal genannt
Das ganze Universum bewegt sich nach dem Willen des Schöpfers; es ist nicht frei

König Dhritarashtra sprach so, nachdem er die Neigung seines Sohnes verstanden hatte und weil er wußte, daß das Schicksal unvermeidlich ist. Doch der kluge Vidura billigte nicht die Worte seines Bruders.

Vidura sprach: Ich bin nicht mit deinem Befehl einverstanden, oh König. Tu dies nicht! Ich fürchte, das dies die Vernichtung unseres Geschlechts zur Folge hat. Wenn deine Söhne die Einheit verlieren, wird sich Zwist erheben. Und genau dies befürchte ich bei diesem Würfelspiel.

Dhritarashtra sprach: Wenn das Schicksal uns nicht feindlich gesonnen ist, dann sorge ich mich nicht um dieses Spiel. Das ganze Universum bewegt sich nach dem Willen des Schöpfers unter dem kontrollierenden Einfluß des Schicksals. Es ist nicht frei. So geh, Vidura, und bring auf mein Geheiß Yudhishthira her, den unbesiegbaren Sohn der Kunti.
 
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58 –
Welcher kluge Mann würde einem Glücksspiel zustimmen?
Das ganze Universum gehorcht dem Willen des Schöpfers, der Kontrollierende des Schicksals. Es ist nicht frei

Wie ein greller Strahl unsere Augen blendet, so entzieht uns das Schicksal die Vernunft.
Der Mensch fügt sich in die Herrschaft der Vorsehung, als ob er mit einem Seil gebunden wäre

Vaisampayana fuhr fort: So folgte Vidura gegen seinen Willen dem Befehl des Königs. Er nahm sich willige Pferde von großer Kraft und Schnelligkeit, welche ebenso geduldig wie ausgeglichen waren, und reiste zur Heimstatt der Söhne Pandus. Er kam in die Stadt und begab sich unter den Ehrerbietungen zahlloser Brahmanen zum Palast. Sogleich trat der kluge und tugendhafte Vidura in diesem wundervollen Haus, welches der Heimstatt Kuveras glich, vor Yudhishthira hin. Der ruhmreiche, wahrhafte und feindlose Ajamida grüßte Vidura ehrfürchtig und erkundigte sich sogleich nach König Dhritarashtra und seinen Söhnen.

Yudhishthira sprach: Oh Khatta, dein Geist scheint mir freudlos zu sein. Kommst du in Frieden und Glück zu uns? Ich hoffe, die Söhne Dhritarashtras sind ihrem alten Vater gehorsam? Und das Volk folgt gern der Herrschaft des Königs?

Daraufhin übermittelte Vidura seine Botschaft: ...Der König... bittet dich, nach Hastinapura zu kommen, um König Dhritarashtras neu erbauten Palast zu besichtigen. ... So begib dich mit deinen Brüdern dorthin, erfreu dich an dem Haus und nimm an einem freundschaftlichen Würfelspiel teil. ... Auch all die Spieler und Wetteifrigen hat der ruhmreiche König schon bestellt, du wirst die Mogler alle treffen. Deswegen kam ich her, oh König. Stimme nun dem Befehl des Königs zu.

Yudhishthira gab zu bedenken: Aber Khatta, wenn wir uns zu einem Würfelspiel niedersetzen, kann es zum Streit kommen. Welcher kluge Mann würde daher einem Spiel zustimmen? Was denkst du, was das Beste für uns ist? Wir folgen deinem Rat.

Vidura sprach: Ich weiß, daß Wetten und Spielen die Wurzel von Desaster ist, und habe wirklich versucht, den König davon abzubringen. Und doch schickt er mich zu dir. Nun weißt du alles, oh Kluger. Tu, was richtig ist.
Yudhishthira erkundigte sich: Welche unehrlichen Spieler sind außer den Söhnen Dhritarashtras noch zum Spiel versammelt? Sag uns, Vidura, wer es ist, gegen den wir unsere Schätze setzen müssen.
Vidura antwortete: Oh Monarch, es sind Shakuni, der König von Gandhara und ein Meister im Würfeln, ...

Yudhishthira sprach: Es scheint, daß sich dort die verzweifeltsten und härtesten Spieler versammelt haben, welche immer auf Betrug bauen. Nun, das ganze Universum gehorcht dem Willen des Schöpfers, der Kontrollierende des Schicksals. Es ist nicht frei, oh Gelehrter. Ich wünsche wahrlich nicht zu spielen, auch nicht auf Geheiß von König Dhritarashtra. Doch der Vater möchte immer das Nützliche für den Sohn. Du bist unser Meister, oh Vidura. Sag, was wäre gut für uns? Ich möchte nicht spielen und werde es nicht tun, solange mich der hinterhältige Shakuni in der Sabha nicht fordert. Doch wenn er mich fordert, werde ich nicht entfliehen. Das habe ich auf ewig geschworen.

Vaisampayana erzählte weiter: Nach diesen Worten befahl Yudhishthira, unverzüglich mit den Vorbereitungen für die Reise zu beginnen. ... Mit den Worten: „Wie ein greller Strahl unsere Augen blendet, so entzieht uns das Schicksal die Vernunft. Und der Mensch fügt sich in die Herrschaft der Vorsehung, als ob er mit einem Seil gebunden wäre.“, begann König Yudhishthira, dieser Bezwinger seiner Feinde, mit Vidura die Reise, ohne über die Vorladung Dhritarashtras weiter nachzusinnen...

In Hastinapur angekommen, betrat er den Palast Dhritarashtras, um sich vor dem König zu beugen. Danach grüßte er Bhishma, Drona, Karna, Kripa und den Sohn Dronas, umarmte alle und wurde von allen umarmt. ... Schließlich trat der Starkarmige mit seinen Brüdern in die inneren Gemächer des weisen Dhritarashtra ein, und traf dort die allseits ihrem Herrn folgsame Gandhari mit ihren Schwiegertöchtern, als ob Rohini von vielen Sternen umgeben wäre. Er grüßte Gandhari und wurde von ihr gesegnet. ...

Vom König entlassen zogen sich die Pandavas in die ihnen zugewiesenen Gemächer zurück, die alle kostbar ausgestattet waren. Hier wurden sie von den Damen in Dhritarashtras Haus mit Dushala (die Schwester Duryodhanas) an der Spitze besucht. Doch als die Schwiegertöchter Dhritarashtras die blendende Schönheit Draupadis sahen, wurden sie traurig und neidisch. ... Nach einem köstlichen Mahl zogen sich alle in ihre Gemächer für die Nacht zurück. Von hübschen Frauen in den Schlaf gesungen, erfreuten sie sich mit frohen Herzen an Liebe und Schlaf in dieser köstlichen Nacht. Die Barden weckten sie mit lieblicher Musik am frühen Morgen. Die Helden erhoben sich, gingen durch die üblichen Morgenriten, betraten die Versammlungshalle und wurden von allen gegrüßt, die sich dort zum Spiel versammelt hatten.
 
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59 –
Ganz sicher ist das Glücksspiel unmoralisch.

Die Weisen halten sich vom Stolz der Spieler fern, der bei betrügerischem Spiel aufkommt.
Mach dir nicht auf verzweifelte Art und Weise den Reichtum zu eigen,

Das Verhalten von Spielern, auch wenn es ohne Tricks zugeht, sollte nicht angenommen werden.


Mit dem Wunsch nach Sieg, welcher nicht allzu ehrbar ist, treffen sich Hochgeborene zum Wettstreit und Gelehrte zum Disput.

Vaisampayana sprach: Die Söhne Prithas mit Yudhishthir an ihrer Spitze traten in die Halle und näherten sich allen Königen, die anwesend waren. Sie ehrten und grüßten sie, wie es sich nach Alter und Rang ziemte, und ließen sich dann auf frischen Sitzen mit kostbaren Teppichen nieder. Nachdem sich alle gesetzt hatten, wandte sich Shakuni, der Sohn Suvalas, an Yudhishthir.
"Oh König, die Halle ist gefüllt. Alle haben auf dich gewartet. Laß uns die Würfel holen und die Regeln festlegen, oh Yudhishthir."

Yudhishthira antwortete: "Warum, oh König, lobst du das Würfeln? Unehrenhaftes Spiel ist Sünde, und es ist keine Kshatriya Heldentat darin. Ganz sicher ist es unmoralisch. Die Weisen halten sich vom Stolz der Spieler fern, der bei betrügerischem Spiel aufkommt. Oh Shakuni, tritt nicht wie ein Lump mit Betrug gegen uns an.

Shakuni sprach: Der hochbeseelte Spieler kennt das Geheimnis von Gewinn und Verlust. Er ist geschickt im Vereiteln der betrügerischen Tricks seiner Gegner und kennt alle Spielarten. Er weiß wahrlich, wie man spielt, und erträgt alles, was während des Spiels geschieht. Oh Sohn der Pritha, es ist nur der Einsatz beim Würfeln, der uns Leiden bringen kann, wenn er verloren oder gewonnen wird. Deswegen wird das Würfeln als Makel betrachtet. Doch laß uns nun das Spiel beginnen, oh König. Sorge dich nicht. Laß den Einsatz festsetzen und zögere nicht länger.

Yudhishthira sprach: Devala, dieser beste Muni, Sohn von Asita, hat uns immer gelehrt, welche Taten in den Himmel, die Hölle oder andere Bereiche führen. Er hat gesagt, das es Sünde ist, einen Spieler zu betrügen. Der Sieg in der Schlacht, ohne Gerissenheit und Hinterlist, ist das beste Spiel. Doch wetten und um Einsätze spielen ist nicht gut. Ehrenhafte Menschen benutzen nicht die Sprache der Mlechas oder hinterhältige Tricks. Aufrechte Männer pflegen einen gerechten Kampf. Mach dir nicht auf verzweifelte Art und Weise den Reichtum zu eigen, den wir gemäß unserer Fähigkeiten für das Wohl der Brahmanen erstreben, oh Shakuni. Nicht einmal Feinde sollten mit übertriebenen Einsätzen im verlogenen Spiel besiegt werden. Ich begehre weder Erfolg noch Reichtum mittels Hinterlist. Das Verhalten von Spielern, auch wenn es ohne Tricks zugeht, sollte nicht angenommen werden.

Shakuni erwiderte: Oh Yudhishthir, mit dem Wunsch nach Sieg, welcher nicht allzu ehrbar ist, treffen sich Hochgeborene zum Wettstreit und Gelehrte zum Disput. Und doch gilt dies nicht als unehrlich. Und mit ebendiesem Wunsch nach Sieg spielt ein erfahrener Würfelspieler mit einem nicht so erfahrenen, oder spricht einer, der in den Künsten der Wissenschaften gelehrt ist, mit einem, der es nicht ist. Und auch hier gilt es nicht als verwerflich. Ein trefflicher Krieger kämpft auch mit einem in Waffen ungeübten Mann, und die Starken nähern sich den Schwachen. Das ist üblich in einem Wettstreit. Das Motiv ist Sieg, oh Yudhishthira. Wenn du mir also hier gegenübersitzt und meinst, meine Motive seinen unehrenhaft, und dich ängstigst, dann tritt vom Spiel zurück.

Da sprach Yudhishthira: Wenn man mich fordert, dann trete ich niemals zurück. Dies habe ich auf ewig geschworen. Denn, oh König, das Schicksal ist allmächtig. Wir alle sind unter seiner Kontrolle. Mit wem hier in dieser Versammlung soll ich spielen? Wer kann mir ebenbürtige Einsätze wagen? Laßt das Spiel beginnen.

Duryodhana sprach: Oh Monarch, ich werde Juwelen, Perlen und Schätze aller Art zur Verfügung stellen. Und mein Onkel Shakuni wird für mich spielen.
Yudhishthira antwortete: Für sich selbst einen anderen spielen lassen scheint mir gegen die Regel zu sein. Doch wenn die Gelehrten es hier erlauben und still bleiben, dann laßt uns spielen.
 
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60 – Der Betrug beginnt

Nun kamen auch die Könige mit Dhritarashtra an der Spitze herzu und nahmen in der Halle Platz. Hinter dem Monarchen saßen Bhishma, Drona, Kripa und der hochbeseelte Vidura mit traurigen Herzen. ... Die Halle mit den versammelten Königen glich einer Konklave der Himmlischen mit glücklichem Schicksal. Sie alle hatten die Veden studiert, waren tapfer und hatten leuchtende Gesichter. Und das "freundschaftliche" Würfelspiel konnte beginnen.

Yudhishthira sagte: Oh König, diese bezaubernde Perlenkette wurde gewonnen, als einst der Ozean gequirlt wurde. Sie ist sehr alt und in reines Gold gefaßt. Sie ist mein erster Einsatz. Und was setzt du dagegen, großer König? Worum möchtest du spielen?

Duryodhana antwortete: Ich habe hier viele Juwelen und edle Steine, doch ich bin nicht so stolz darauf. Nun, gewinn dir diesen Einsatz.

Vaisampayana sprach: Dann ergriff der erfahrene Shakuni die Würfel, warf und sprach zu Yudhishthira: Siehe, ich habe gewonnen.
 
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61 – Yudhishthir wird betrogen wie jeder der mit dem Glückspiel zu tun hat

Yudhishthira protestierte: Du hast meinen Einsatz mit unfairen Mitteln gewonnen! Sei nicht so selbstsicher, oh Shakuni. Laß uns nun tausend um tausend setzen. Ich habe viele schöne Krüge, und in jedem schlummern tausend Nishkas Gold, Silber und andere edle Metalle. Dies ist mein Schatz und den setze ich nun, oh König.
Doch Shakuni sprach zum Erhalter des Kuru Geschlechts, dem ältesten Sohn Pandus, dem herrlichen strahlenden König Yudhishthira:
Siehe, ich habe gewonnen.

Yudhishthira sprach: Hier ist mein heiliger, siegreicher und königlicher Streitwagen, der unsere Herzen erfreute, als er uns hertrug. Er ist tausend andere Wagen wert, hat harmonische Proportionen, ist mit Tigerfellen ausgekleidet, hat vorzügliche Räder und einen prächtigen Fahnenmast, ... Er wird von acht edlen Rossen gezogen, die im ganzen Reich bekannt sind und so weiß wie die Strahlen des Mondes. Ihren Hufen kann kein irdisches Wesen entkommen. Diesen Schatz, oh König, setze ich als nächstes.
Doch schnell hatte Shakuni die Würfel mit unfairem Trick geworfen und sprach:
Siehe, ich habe gewonnen.

Yudhishthira sprach: Ich habe hunderttausend junge Dienerinnen mit goldenen Ketten und Ringen um Handgelenk und Oberarm, mit Nishkas und anderen Ornamenten um den Hals geschwungen, mit kostbaren Girlanden und Kleidern und mit Sandelpaste, Juwelen und Perlen verschönt. Sie alle sind wohlgeübt in den vierundsechzig eleganten Künsten, ganz besonders singen und tanzen sie schön, und sie warten auf mein Geheiß den Himmlischen, Snataka Brahmanen und Königen auf. Mit diesem Schatz, oh König, fordere ich dich.
Shakuni hatte die betrügerischen Würfel schon bereit und: „Siehe, ich habe gewonnen.“, waren seine Worte.

Yudhishthira sprach: Dann setze ich tausend Diener, welche die Gäste bedienen. Sie tragen seidene Kleidung, sind weise und geduldig, haben ihre Sinne unter Kontrolle, obwohl sie noch jung sind, tragen Ohrringe und bewirten die Gäste Tag und Nacht mit gefüllten Tellern und Platten. Dies sei mein Einsatz, oh König.
Shakuni würfelte mit unfairen Mitteln und sprach: Siehe, ich habe gewonnen.

Yudhishthira sprach: Nun, Sohn des Suvala, eintausend Elefanten in Saft und Kraft mit goldenen Riemen, Schmuck,...Kühe. Dies sei mein Einsatz, oh König. Lachend erwiderte da Shakuni, der Sohn des Suvala: Siehe, ich habe gewonnen.

Yudhishthira sprach: Ich habe so viele Wagen wie Elefanten, mit goldenen Deichseln und Fahnenmasten, wohltrainierte Pferden und Wagenkämpfern, die hervorragend kämpfen können. Ein jeder erhält tausend Münzen Lohn jeden Monat, unabhängig davon, ob er kämpft oder nicht. Diesen Schatz, oh König, setze ich.
Auch nach diesen Worten erwiderte der hinterhältige Shakuni, welcher Feindschaft geschworen hatte:
Siehe, ich habe gewonnen.

Yudhishthira sprach: Ich habe Pferde aus der Tittiri, Kalmasha und Gandharva Zucht. Chitraratha gab sie mit Ornamenten geschmückt freudig Arjuna, dem Träger des Bogens Gandiva, nachdem dieser ihn in der Schlacht besiegt hatte. Diesen Schatz, oh König, setze ich nun.
Bereit war Shakuni, betrügerisch fielen die Würfel, und er sprach:
Sieh nur, ich habe gewonnen.

Yudhishthira sprach: Ich habe zehntausend Fuhrwerke mit rassigen Zugtieren angespannt. Ich habe sechzigtausend Krieger, von jeder Größe tausend Auserwählte, die alle mutig und heldenhaft sind. Sie trinken Milch und essen guten Reis und haben breite Schultern. Diesen Schatz, oh König, setze ich.
Und wieder nutzte Shakuni unfaire Mittel und sprach:
Siehe, ich habe gewonnen.

Yudhishthira sprach: Ich habe vierhundert Nidis (besonders wertvolle Juwelen), die alle in Blätter von Kupfer und Eisen eingehüllt sind. Ein jedes ist fünf Draunikas des kostbarsten und reinsten Blattgoldes der Jatarupa Art wert. Die setze ich nun, oh König.

Shakuni war bereit, betrog und sprach:
Siehe, ich habe gewonnen.
 
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