Also meiner Meinung nach ist der gesellschaftliche Umbruch weder für Männer noch für Frauen wirklich einfach zu bewältigen.
Die alten - und nicht unbedingt tollen- Rollenmodelle der Geschlechter wurden über den Haufen geworfen, aber was etabliert sich nun auf den Trümmern und mit den Überresten dieser vergangenen Zeiten.
Was braucht die Gesellschaft für eine positivere Entwicklung der Geschlechterrollen?
Es stimmt was Du schreibst, wobei ich hier weniger die gesellschaftlichen Regeln per se sehe, sondern schlicht und einfach die normalen Regeln des Zusammenlebens und des Umganges in Beziehungen miteinander.
Die alten Rollenmodelle sind sicherlich noch in sehr vielen Menschen verankert. Schließlich können wir nur das sein, was uns unsere Eltern als Handlungsalternativen gelehrt haben ... und das ist leider in sehr vielen Fällen nur sehr wenig. Resultat der Veränderungen ist eine die steigende Gewalt im häuslichen Umfeld (= fehlen von Handlungsalternativen) bzw. eine generelle Unsicherheit aller Beteiligten.
Was würde die Gesellschaft brauchen? Natürlich primär einmal der Wille des Einzelnen das System überhaupt ändern zu wollen. Das alleine ist schon ein Problem, da sich das alte System zu einem grossen Teil einerseits auf Grund praktischer Fakten (5-10 Kinder im bäuerlichen Haushalt), andererseits aber auch aus historischen Gründen (auch der Steinzeitmann war Jäger, auch die Steinzeitfrau war für die Kinderaufzucht zuständig), aber auch klassisch ein sehr bequemes System für beide Seiten (Mann braucht sich um die Kleinigkeiten des Lebens nicht zu kümmern, Frau braucht nur in begrenztem Rahmen Verantwortung zu tragen für die Versorgung der Familie).
Was ich im Moment sehe, ist einfach die Große Unsicherheit bei den Menschen. Weil sie nicht wissen, wie sie mit dem neuen System umgehen sollen, weil sie nicht wissen wie sie aus ihren anerzogenen Rollenbildern herauskommen sollen.
Das wir das alte System jetzt umgestoßen haben ist sicherlich ein grosser Schritt in eine richtige Richtung. Aber wir müssen uns auch klar darüber sein, dass es ein Versuch ist, der in dieser Form in >200.000 Jahren Menschheitsgeschichte bisher nicht unternommen worden ist. In welcher Zeit erwarten wir also Anpassungen? Jetzt spielen wir gerade erst einmal ein halbes Jahrhundert mit dem neuen System herum, knappe 2 Generationen.
Und ... es hat bei dem System noch niemand bewertet, ob es für uns als Menschheit überhaupt gut ist. Was dabei herauskommt sind "fremderzogene" Kinder (wir sehen was bei den Schlüsselkindern der 70er und 80er herausgekommen ist), sind Kinder denen die Mutterliebe vorenthalten wird - genauso wir früher der Vater sehr oft psychisch "abwesend" war.
Was ich ganz toll finde, dass sich in der neuen Generation sehr viele Frauen wieder genau für das alte System entscheiden. Weil sie für ihre Kinder das Beste haben wollen - selbst wenn es auf Kosten einer sinnlosen Karriere in einer Machtmaschinerie geht. Aber auch in der Wissen, dass ihnen nach den Kindern trotzdem der Weg in eine Karriere offen steht.
Liebe Grüße