Dieser kleine Exkurs über Polarität und Dualität
war notwendig, um klarzumachen, dass es wünschenswert ist, in Polaritäten zu leben, nicht aber in abhängigen Dualitäten, die nur ein Schwarz-Weiss Denken hervorbringen und für die Integration schädlich sind. Denn die Gier hat nur eines im Sinn, m e h r zu haben, zu sein und zu gelten als der Andere oder die Anderen. Dadurch, dass Menschen diesen Unterschied nicht kennen oder ihn vielleicht auch nicht wissen wollen, ist verständlich, dass sie aus Unkenntnis heraus immer wieder in die Falle der Gier hineintappen. Unsere Welt lebt heute von und mit der Gier. Aber es geht auch anders.
Wer bewusst in der Polarität lebt,
der erkennt andere als gleichwertig, als gleichgut, als gleichschön an, jeder auf seine Weise. Er (oder sie) lebt im Gleichgewicht mit den anderen Menschen, wie Mann und Frau in der ersten biblischen Schöpfung. Wer in der Dualität lebt, will m e h r und lebt im Ungleichgewicht, wie Adam und Eva in der zweiten Schöpfung, die ja auch noch die Schlange der Verführung und den Teufel ins Spiel gebracht hat und Gott nicht als den liebenden Vater, sondern sich dem verbietenden, strafenden und Gericht-haltenden Demiurgen Jaldabaoth der Gnosis unterwirft.
Ich frage mich, warum wird immer wieder diese zweite Schöpfungsgeschichte angeschaut und hervorgehoben wird, nicht aber die erste? Ich will die Antwort selbst geben, weil Machtgier, Habgier und Neugier so anziehend, vor allen Dingen für den Mann sind. Das macht ihn zum Herrscher und Patriarchen. Über wen? Zuerst über die Frau und seine Kinder, sein Hausgesinde. Das stachelt seine Gier an.
Wen wunderts, dass Frauen sich erhoben haben, um sich gegenüber dem Patriarchen zu emanzipieren. Die Krux ist nur, dass viele der Emanzen nicht die Polarität von Mann und Frau, sondern wieder die Dualität wollen, jetzt aber eine Abhängigkeit von einem Zerrbild der Frau, das eigentlich eine männliche Frau ist, oder gar den Mann von sich abhängig machen will. Das alles ist Dualität.
Im jüdischen Talmud,
von dem eigentlich die Bibel abstammt, zumindest der Pentateuch, die 5 Bücher Moses, ist bei der zweiten Adam-und-Eva Schöpfungeschichte die Rede von Lilith, der ersten Frau des Adam. Diese wollte gleichberechtigt leben - und wurde von ihm in die Wüste geschickt. Adam wollte keine Polarität wie Lilith. Er wollte Dualität, Patriarch sein und hat von seinem Gott auch die fügsame zweite Frau Eva bekommen.
Seither besteht das zwiespältige Bild der Frau in einer fügsamen, venusischen, sich für den Mann schön machenden Eva und in einer gleichwertig-polaren, für den Mann partnerschaftlichen Waage-Venus. Zwischen beiden lebt in der Frau ein archaisches Verdrängungstrauma, die Lilith, die in jedem Radix eine bestimmte Position in Zeichen und Haus hat, wo dieses Verdrängungstrauma je im einzelnen gelöst werden möchte.
Alles Liebe