Da gibt es in Sabine Bodes Buch "Kriegsenkel" auch so eine beeindruckende Beschreibung einer Somatisierung: Die fürchterlichen Kopfschmerzen der Frau, die ihren Opa immer vor ihren Eltern in Schutz genommen hatte, welche diesen als Nazi beschimpften. Sie und ihren Opa verband eine besondere Liebe, welche dazu führte, dass die Frau die Schrecken der Nazizeit vor allen, auch in der Schule, ständig verharmloste.
Später, als der Grossvater gestorben war, sah sie sich durch einen Besuch ihres Vaters in Weimar plötzlich mit der Tatsache konftrontiert, dass ihr Opa einmal KZ-Aufseher war. Sie hatte dann zwei Monate lang furchtbare Kopfschmerzen, die durch nichts zu besänftigen waren. Dann erinnerte sie sich, wie ihr Grossvater immer was von Genickschuss gemurmelt hatte. Die Frau erwähnte, wie sie sich zum ersten mal zusammen mit ihrem Vater betrank und am nächsten Morgen über ihren Kater scherzte. Danach waren die Kopfschmerzen verschwunden.
Ich weiss von meinem eigenen deutschen Opa auch nicht viel. Ausser, dass er Schiffskoch war bei der Kriegsmarine, dass er getrunken hat und Rheuma hatte. Und, dass er manchmal mit meiner Mutter wochenlang nicht gesprochen hat. Da liegt vieles im Dunkeln. Er ist drei Jahre bevor ich geboren wurde, gestorben.