Kleine Geschichten und Gedichte

Werbung:
Herbstlaubgesang der Ahnen


Es war im letzten Herbst gewesen. Ich war im Park unterwegs und wollte die herbstliche Atmosphäre ein wenig auf mich wirken lassen. Irgend etwas zog mich heute hier hin. War es der morgentliche Nebel, der mich reizte? Gleich nach dem Frühstück hatte ich mich auf den Weg gemacht. 8.00 Uhr morgens. Es war noch recht früh für einen Spaziergang. Vorsichtshalber hatte ich mich dick eingepackt, denn es war frisch hier draussen. Nebel war aus den Wiesen aufgestiegen und hatte sich über das Wasser des kleinen Sees gelegt. Der Wind fasste in die Nebelbänke und formte teilweise bizzare Formen und Bilder daraus. Noch war die bunte Herbstpracht nicht zu sehen, der Nebel war noch zu stark.

Ich suchte die Bank unter meinem Lieblingsahorn auf und liess mich darauf nieder. Er war mein Freund und wir hatten uns schon oft unterhalten, wenn ich hier sass. Dann stand ich schnell wieder auf, um den darauf liegenden Frühtau aufzuwischen, denn es war klamm am Po geworden. Eine Lage Taschentücher machte die Sache erträglicher. Ich schlug die Beine übereinander und breitete meine Arme links und rechts auf der Lehne der Bank aus. Tief sog ich die nebelige kühle Morgenluft ein. Ein paar Atemzüge. Ich schloss die Augen und genoss die entspannende Ruhe. Der Wind bewegte den feuchten Nebel, der sich streichelnd auf meinen Wangen bemerkbar machte. Mir kam ein Thema in den Kopf, mit dem ich mich in der letzten Zeit öfters beschäftigt hatte. Es waren meine Ahnen. Eltern, Grosseltern und Urgrosseltern waren Menschen, zu denen ich einen Bezug hatte. Aber wer waren die Menschen dahinter, bzw. davor?
Dann muss ich wohl eingeduselt sein. Fühlte mich warm eingepackt. Der Ahorn senkte zwei seiner Äste herunter und umfasste mich sanft. Ein gelbbraunes Blatt kitzelte meine Nase. Ich fühlte mich geborgen und schaute mit dem inneren Auge auf den See. Die Oberfläche war fast nicht zu sehen, da noch viel Nebel auf der Wasseroberfläche lag. Dann bildete sich ein Loch im Nebel. Es war als würde jemand den Nebel wegpusten. Das Loch im Nebel wurde grösser und gab ein Stück der Wasseroberfläche frei. Es sah so aus, als würde ein Tor oder eine Tür geöffnet auf der Wasseroberfläche. Dann sah ich sie! Zwei Personen kamen aus der Öffnung im See hervor und entstiegen dem Wasser und näherten sich mir. Ich staunte nicht schlecht, als ich sie im Vorbeigehen erkannte, denn es waren........ meine Eltern. Sie bedachten mich eines wohlwollenden Blickes. Meine Grosseltern mütterlicherseits erschienen. Mein Opa! Ich habe ihn so sehr geliebt. Die Eltern meines Vaters liefen danach an mir vorbei. Ich hatte sie kaum gekannt. Kein Wort wurde gesprochen, aber von allen Wesen kam etwas bei mir an und irgendwie fand Kommunikation statt. Alle waren anders und verschieden und von manchen schnappte ich etwas auf wie - so hätte ich nicht leben können, aber Respekt für Deine Art - am Ende war es immer anerkennend und aufbauend.

Alle die vorbeigelaufen waren, liessen im Vorbeigehen ein Blatt vor mir fallen. Wie eine Visitenkarte, dachte ich. Wie ein: Ich war hier und wir sind uns begegnet. Mir war so, als würde ihr Vorbeimarsch von einer leisen Musik begleitet, die mich sehr beruhigte. Es war ein merkwürdiges Gefühl, je weiter es in der Zeit zurück ging. Ich sah Knappen, Ritter, Gutsherren, Mägde, Bauern, Soldaten, Kräuterfrauen. Der Strom der Menschen wurde immer breiter. Kreuzritter waren dabei, Kirchenleute und wilde Burschen. Es reichte inzwischen sehr weit zurück in die Vergangenheit. Bis weit vor unserer Zeitrechnung. Mit jedem Blatt dass vor mir hinfiel hatte ich das Gefühl, gestärkt und unterstützt zu werden. Dann riss es plötzlich ab. Ich kam zurück ins Hier und Jetzt. Fühlte mich wieder auf der Bank sitzen. Angefüllt. Stark. Warme Sonnenstrahlen berührten meine Wangen. Ich schlug die Augen auf. Die Bank und ich waren von Blättern überschüttet! Es mussten Abertausende gewesen sein. Von den Ahnen war niemand mehr zu sehen, aber ein gutes Gefühl blieb mir. Trotzdem sah ich mich suchen um.

"Keine Sorge, sie stehen alle hinter Dir" sagte mein Freund.

Der alte Ahorn.....


H.A. - hier genannt Tolkien
 
Herbstlaubgesang der Ahnen


Es war im letzten Herbst gewesen. Ich war im Park unterwegs und wollte die herbstliche Atmosphäre ein wenig auf mich wirken lassen. Irgend etwas zog mich heute hier hin. War es der morgentliche Nebel, der mich reizte? Gleich nach dem Frühstück hatte ich mich auf den Weg gemacht. 8.00 Uhr morgens. Es war noch recht früh für einen Spaziergang. Vorsichtshalber hatte ich mich dick eingepackt, denn es war frisch hier draussen. Nebel war aus den Wiesen aufgestiegen und hatte sich über das Wasser des kleinen Sees gelegt. Der Wind fasste in die Nebelbänke und formte teilweise bizzare Formen und Bilder daraus. Noch war die bunte Herbstpracht nicht zu sehen, der Nebel war noch zu stark.

Ich suchte die Bank unter meinem Lieblingsahorn auf und liess mich darauf nieder. Er war mein Freund und wir hatten uns schon oft unterhalten, wenn ich hier sass. Dann stand ich schnell wieder auf, um den darauf liegenden Frühtau aufzuwischen, denn es war klamm am Po geworden. Eine Lage Taschentücher machte die Sache erträglicher. Ich schlug die Beine übereinander und breitete meine Arme links und rechts auf der Lehne der Bank aus. Tief sog ich die nebelige kühle Morgenluft ein. Ein paar Atemzüge. Ich schloss die Augen und genoss die entspannende Ruhe. Der Wind bewegte den feuchten Nebel, der sich streichelnd auf meinen Wangen bemerkbar machte. Mir kam ein Thema in den Kopf, mit dem ich mich in der letzten Zeit öfters beschäftigt hatte. Es waren meine Ahnen. Eltern, Grosseltern und Urgrosseltern waren Menschen, zu denen ich einen Bezug hatte. Aber wer waren die Menschen dahinter, bzw. davor?
Dann muss ich wohl eingeduselt sein. Fühlte mich warm eingepackt. Der Ahorn senkte zwei seiner Äste herunter und umfasste mich sanft. Ein gelbbraunes Blatt kitzelte meine Nase. Ich fühlte mich geborgen und schaute mit dem inneren Auge auf den See. Die Oberfläche war fast nicht zu sehen, da noch viel Nebel auf der Wasseroberfläche lag. Dann bildete sich ein Loch im Nebel. Es war als würde jemand den Nebel wegpusten. Das Loch im Nebel wurde grösser und gab ein Stück der Wasseroberfläche frei. Es sah so aus, als würde ein Tor oder eine Tür geöffnet auf der Wasseroberfläche. Dann sah ich sie! Zwei Personen kamen aus der Öffnung im See hervor und entstiegen dem Wasser und näherten sich mir. Ich staunte nicht schlecht, als ich sie im Vorbeigehen erkannte, denn es waren........ meine Eltern. Sie bedachten mich eines wohlwollenden Blickes. Meine Grosseltern mütterlicherseits erschienen. Mein Opa! Ich habe ihn so sehr geliebt. Die Eltern meines Vaters liefen danach an mir vorbei. Ich hatte sie kaum gekannt. Kein Wort wurde gesprochen, aber von allen Wesen kam etwas bei mir an und irgendwie fand Kommunikation statt. Alle waren anders und verschieden und von manchen schnappte ich etwas auf wie - so hätte ich nicht leben können, aber Respekt für Deine Art - am Ende war es immer anerkennend und aufbauend.

Alle die vorbeigelaufen waren, liessen im Vorbeigehen ein Blatt vor mir fallen. Wie eine Visitenkarte, dachte ich. Wie ein: Ich war hier und wir sind uns begegnet. Mir war so, als würde ihr Vorbeimarsch von einer leisen Musik begleitet, die mich sehr beruhigte. Es war ein merkwürdiges Gefühl, je weiter es in der Zeit zurück ging. Ich sah Knappen, Ritter, Gutsherren, Mägde, Bauern, Soldaten, Kräuterfrauen. Der Strom der Menschen wurde immer breiter. Kreuzritter waren dabei, Kirchenleute und wilde Burschen. Es reichte inzwischen sehr weit zurück in die Vergangenheit. Bis weit vor unserer Zeitrechnung. Mit jedem Blatt dass vor mir hinfiel hatte ich das Gefühl, gestärkt und unterstützt zu werden. Dann riss es plötzlich ab. Ich kam zurück ins Hier und Jetzt. Fühlte mich wieder auf der Bank sitzen. Angefüllt. Stark. Warme Sonnenstrahlen berührten meine Wangen. Ich schlug die Augen auf. Die Bank und ich waren von Blättern überschüttet! Es mussten Abertausende gewesen sein. Von den Ahnen war niemand mehr zu sehen, aber ein gutes Gefühl blieb mir. Trotzdem sah ich mich suchen um.

"Keine Sorge, sie stehen alle hinter Dir" sagte mein Freund.

Der alte Ahorn.....


H.A. - hier genannt Tolkien

Wunderbar erzählt, lieber @Tolkien !
Ich konnte beim Lesen deiner Zeilen geistig alles richtig vor mir sehen, danke mein Lieber:kiss3:
 
Werbung:
Zurück
Oben