Kelten vs. Germanen

Hallo sylphe!
Die Rückschlüsse aus mythologischen Texten auf die realen Lebensbedingungen der Menschen ist ein weites Feld - nicht von der Hand zu weisen, aber auch mit extremen Unsicherheiten behaftet. Nichtsdestotrotz sehr spannend, man vergleiche die griechischen Dramen mit dem Leben der antiken Griechen, die mittelalterlichen Deutschen mit den Grimm-Märchen, oder sogar die Hollywood-Helden mit den realen Amerikanern.

Die Nibelungensage ist nun eine relativ neue Dichtung, aber mit deutlichen Bezügen zu mittelalterlichen Edda-Texten, die man sich auch dazu ansehen müsste, wenn man mehr über das Germanenbild lernen möchte.

Ich weiß nicht, ob ich den selben Film gesehen habe. Es gab da so einige, ich habe eine relativ neue Verfilmung gesehen, die mir auch ganz gut gefallen hat. Was sich aus einem solchen Film ergebende Germanenbild ist natürlich auch immer sehr abhängig vom Drehbuchautor, Produzenten, Regie, Schauspielern.

Grundsätzlich ist die Formulierung, Ausgestaltung und Ausschmückung eines Mythos in ein literarisches Werk auch immer ein Spiegel des kollektiven Germanenbildes. Und da kann man eindeutig sagen, dass sich das im letzten Jahrhundert erheblich gewandelt hat. Z.B. waren die Helden früher eher rein militärische Könner und Unterworfene eines Moralcodexes, heutzutage kommt das Element der Liebe, die Differenziertheit der Motivation mehr zur Geltung.

Alle Mythen und Legenden basieren aufeinander und entstammen einander. Alles hat ein Ursprung, nur durch die unterschiedlich Zeiten und Sprachen entwickelte sich alles sozusagen, wie bei der "stillen Post". :)

Ich frage mich wie du (CHrisael) darauf kommst, dass die Germanen die Frau als solches nicht schätzten oder nicht respektierten?

Alles Liebe
Sadira
 
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Hier wurde bisher viel Unsinn geschrieben, so daß es Zeit wird, Einiges richtig zu stellen.

1. Eine Gegenüberstellung Kelten vs. Germanen mag von suggestivem Reiz sein, allerdings gilt es zu beachten, daß beide keine Völker waren, sondern jeweils Sammelbezeichnungen für eine Vielzahl unterschiedlichster Stämme, denen jedoch der indogermanische Ursprung gemeinsam ist.

2. Das vermeintlich etwas höhere kulturelle Niveau der Kelten resultiert aus deren relativ größerer Nähe zu den bereits bestehenden Hochkulturen des Mittelmeerraumes.

3. Rauhe Sitten gibt es bei allen vorzivilisatorischen Völkern, auch bei jenen Kelten, die weniger von der Mittelmeerzivilisation berührt worden sind als z. B. die Gallier. So waren die alten Eiren in Irland noch im Mittelalter dafür bekannt, die Köpfe ihrer erschlagenen Feinde abzuhacken und das Blut aus ihrem Schädel zu trinken.

4. Die soziale Stellung der Frau war gerade bei den Germanen ungemein hoch! Die Helden, die sich in den Schlachten mit entblößter Brust dem Feinde entgegen warfen, kämpften stets für die vergötterten Frauen, welche daselbst die Schlachten oft noch von hinten unterstützten, die Männer anfeuerten, Ordnung in die Schlachtreihen brachten und zuweilen gar selbst zur Waffe griffen. Jedenfalls gab es bei den Germanen keinerlei Prostitution! Dieses Laster, welches im römischen Reiche so blühte, war den unverdorbenen germanischen Frauen gänzlich unbekannt. Es wurde mehrmals überliefert, daß Frauen von Heeren, die von römischen Truppen vernichtet worden sind, sich das Leben genommen haben, um der Prostitution im römischen Reiche zu entgehen, so ungemein hoch war ihre Sexualmoral!

Bei den Kelten hingegen hat es bei einigen Stämmen Prostitution gegeben, allerdings haben die Kelten auch nur Frauen besiegter anderer Stämme zu solchen gemacht und auch nicht alle keltischen Stämme hingen diesem Laster an.

5. Nun der entscheidende Punkt: Die uns historisch bekannten Germanen aus der römischen Kaiserzeit waren nur der späte Abglanz einer ein Jahrtausend zuvor weitaus höher stehenden Kultur, namentlich der Kultur der nordischen Bronzezeit! Diese Protogermanen des 2. Jahrtausends stellten überhaupt die erste Hochkultur in Europa, ihr auf Bronzebasis basierendes Kunsthandwerk übertraf das der alten Ägypter, Etrusker, Babylonier usw. um Längen! Im Gegensatz zu diesen Völkern des Südens interessierten sich die bronzezeitlichen Vorgermanen weniger für großartige Architektur, sondern mehr für feinere Kunst in Form von reich verzierten Schwertern, Haarspangen der Frauen, Bürsten, Sonnenrädern usw. Im dänischen Nationalmuseum zu Kopenhagen ist einiges davon zu besichtigen.

6. Der Historiker Dieter Braasch hat diese bronzezeitliche Kultur untersucht. Es sei hier auf seine Studien verweisen (google > Dieter Braasch).

7. Die Religiosität der Protogermanen stand außerordentlich hoch. Die gesamte christliche Symbolik (die Dreifaltigkeit, der Schöpfungsmythos usw.), die unter dem Namen des Christentums über ein Jahrtausend später auf der Bühne der Weltgeschichte erschien, war hier vorweggenommen.

8. Es ist richtig, daß der Krieg bei den germanischen Stämmen eine große Rolle spielte. Dabei darf aber nicht übersehen werden, daß dadurch auch das kriegerische Ethos viel weiter ausgefeilt war als bei allen anderen Stämmen und Völkern der Erde (mit Ausnahme vielleicht der Japaner, aber diese sind in vieler Hinsicht ein Sonderfall). Die berühmte Ritterlichkeit des Mittelalters ist ein germanisches Erbstück und ohne den germanischen Einfluß in Europa undenkbar. So wurden Feigheit und Hinterlist gegenüber anderen Stämmen ebenso verachtet wie „unfaire“ Waffen, z. B. Bogenschützen, die den Feind auf großen Entfernung niederstrecken konnten. Bogenschützen spielten zwar bei den späteren Wikingern eine gewisse Rolle, nicht aber bei den meisten der klassischen germanischen Stämme, welche die Feigheit dieser Waffe verachteten. Bei ritterlichen Zweikämpfen zwar es verboten, einen am Boden liegenden Gegner zu quälen oder auch nur weiter anzugreifen. Sadismus oder leichte Siege gegenüber wehrlosen Gegnern, also das, was in der altorientalischen Welt eine so große Rolle spielte (man lese nur die Bibel), gab es bei den Germanen de facto nicht. Nicht ohne Grund bezieht sich das Wort „fair“ auf die Haarfarbe, für welche die alten Germanen bei anderen Völkergruppen bekannt waren ...

9. Schlußendlich gibt es zu sagen, daß sich Germanen und Kelten kulturell und ethisch sehr nahe standen. Beide blieben einer naturnahen Lebensweise treu (die Germanen noch mehr als die Kelten), trotzten dem römischen Imperialismus (allerdings nur die Germanen mit Erfolg) und verfügten über höheres, heute längst verloren gegangenes Wissen.
 
Hier wurde bisher viel Unsinn geschrieben, so daß es Zeit wird, Einiges richtig zu stellen.

1. Eine Gegenüberstellung Kelten vs. Germanen mag von suggestivem Reiz sein, allerdings gilt es zu beachten, daß beide keine Völker waren, sondern jeweils Sammelbezeichnungen für eine Vielzahl unterschiedlichster Stämme, denen jedoch der indogermanische Ursprung gemeinsam ist.

Bis auf den indogermanische ursprung kann ich dir nur zustimmen. Manche genanalysen sagen da was anderes, aber es wird ja weitergeforscht. DIE kelten und DIE germanen gabs nicht.

9. Schlußendlich gibt es zu sagen, daß sich Germanen und Kelten kulturell und ethisch sehr nahe standen. Beide blieben einer naturnahen Lebensweise treu (die Germanen noch mehr als die Kelten), trotzten dem römischen Imperialismus (allerdings nur die Germanen mit Erfolg) und verfügten über höheres, heute längst verloren gegangenes Wissen.

Naturnahe lebensweise, nona. damals gabs ja noch keinen aldi:D Trotzendemen sollten wir heute ein bisschen abstand von der romantik der keltisch/germanischen stämme nehmen.

Leider kann ich noch keine link setzen, aber da gibts eine expertin zumindest für keltisch dingens, cretimaceltica.at
 
Comradeon, schön das du mit einigen Vorurteilen gegenüber den Germanen aufgeräumt hast, bin ganz deiner Meinung.
Die Frau als Gebärmaschine gabs wohl eher im Nationalsozialismus,da konnten die alten Germanen garnix für:D
Wer sich für Germanen interessiert, dem empfehle ich die Germania von Tacitus zu lesen. Über die Frauen schreibt er z. B.
" Die Germanen glauben sogar, den Frauen wohne etwas heiliges und seherisches inne ; deshalb achten sie auf ihren Rat und hören auf ihren Bescheid."
Schön das hier mal wieder was geschrieben wird:)
 
Hier wurde bisher viel Unsinn geschrieben, so daß es Zeit wird, Einiges richtig zu stellen.

1. Eine Gegenüberstellung Kelten vs. Germanen mag von suggestivem Reiz sein, allerdings gilt es zu beachten, daß beide keine Völker waren, sondern jeweils Sammelbezeichnungen für eine Vielzahl unterschiedlichster Stämme, denen jedoch der indogermanische Ursprung gemeinsam ist.
Jein, da es kulturelle Gemeinsamkeiten gab innerhalb der germanischen Stämme gab (vor allem durch die Religion und Sprache).

2. Das vermeintlich etwas höhere kulturelle Niveau der Kelten resultiert aus deren relativ größerer Nähe zu den bereits bestehenden Hochkulturen des Mittelmeerraumes.
Nein.Kelten kannten schon Eisen als an das römische Reich noch gar nicht zu denken war. Allerdings wurden die Festland Kelten erst "zivilisierter" als diese vom römischen Reich erobert wurden und übernahmen später auch viel, was zu erhöhten Wohlstand führte und somit zu einer höheren Lebenserwartung.

3. Rauhe Sitten gibt es bei allen vorzivilisatorischen Völkern, auch bei jenen Kelten, die weniger von der Mittelmeerzivilisation berührt worden sind als z. B. die Gallier. So waren die alten Eiren in Irland noch im Mittelalter dafür bekannt, die Köpfe ihrer erschlagenen Feinde abzuhacken und das Blut aus ihrem Schädel zu trinken.

4. Die soziale Stellung der Frau war gerade bei den Germanen ungemein hoch! Die Helden, die sich in den Schlachten mit entblößter Brust dem Feinde entgegen warfen, kämpften stets für die vergötterten Frauen, welche daselbst die Schlachten oft noch von hinten unterstützten, die Männer anfeuerten, Ordnung in die Schlachtreihen brachten und zuweilen gar selbst zur Waffe griffen. Jedenfalls gab es bei den Germanen keinerlei Prostitution! Dieses Laster, welches im römischen Reiche so blühte, war den unverdorbenen germanischen Frauen gänzlich unbekannt. Es wurde mehrmals überliefert, daß Frauen von Heeren, die von römischen Truppen vernichtet worden sind, sich das Leben genommen haben, um der Prostitution im römischen Reiche zu entgehen, so ungemein hoch war ihre Sexualmoral!

Das möchte ich so nicht unterschreiben, da Germanen sehr wohl Sklaven hielten und es auch bei Männern nicht verpöhnt gewesen war mehrere Frauen zu halten(darunter fällt auch fremdgehen), während Frauen dafür juristisch belangt werden konnten. Allerdings hatten Frauen eine Vormachtsstellungen im Familienhaushalt.

Bei den Kelten hingegen hat es bei einigen Stämmen Prostitution gegeben, allerdings haben die Kelten auch nur Frauen besiegter anderer Stämme zu solchen gemacht und auch nicht alle keltischen Stämme hingen diesem Laster an.

5. Nun der entscheidende Punkt: Die uns historisch bekannten Germanen aus der römischen Kaiserzeit waren nur der späte Abglanz einer ein Jahrtausend zuvor weitaus höher stehenden Kultur, namentlich der Kultur der nordischen Bronzezeit! Diese Protogermanen des 2. Jahrtausends stellten überhaupt die erste Hochkultur in Europa, ihr auf Bronzebasis basierendes Kunsthandwerk übertraf das der alten Ägypter, Etrusker, Babylonier usw. um Längen! Im Gegensatz zu diesen Völkern des Südens interessierten sich die bronzezeitlichen Vorgermanen weniger für großartige Architektur, sondern mehr für feinere Kunst in Form von reich verzierten Schwertern, Haarspangen der Frauen, Bürsten, Sonnenrädern usw. Im dänischen Nationalmuseum zu Kopenhagen ist einiges davon zu besichtigen.
Nazi Propaganda vom feinsten. Die edlen Barbaren aus dem Norden die die Zivilisation nach Europa brachten!.
6. Der Historiker Dieter Braasch hat diese bronzezeitliche Kultur untersucht. Es sei hier auf seine Studien verweisen (google > Dieter Braasch).
Erste hälfte des 20 Jhd. sollte alles sagen.
7. Die Religiosität der Protogermanen stand außerordentlich hoch. Die gesamte christliche Symbolik (die Dreifaltigkeit, der Schöpfungsmythos usw.), die unter dem Namen des Christentums über ein Jahrtausend später auf der Bühne der Weltgeschichte erschien, war hier vorweggenommen.
Es stimmt zwar, dass viele heidnische Symboliken, Feste und Traditionen übernommen wurde, allerdings kommen die Eva und Adams Mythen aus einer ganz anderen Ecke der Welt, auch gab es viele kulturelle Einflüsse durch andere Kulturen.

Aber die indogermanische Familie(Kelten, Römer, Griechen ;Germanen, aber auch Inder etc.) hat einen gemeinsamen Ursprung, besonders was die Religionen angeht.
8. Es ist richtig, daß der Krieg bei den germanischen Stämmen eine große Rolle spielte. Dabei darf aber nicht übersehen werden, daß dadurch auch das kriegerische Ethos viel weiter ausgefeilt war als bei allen anderen Stämmen und Völkern der Erde (mit Ausnahme vielleicht der Japaner, aber diese sind in vieler Hinsicht ein Sonderfall). Die berühmte Ritterlichkeit des Mittelalters ist ein germanisches Erbstück und ohne den germanischen Einfluß in Europa undenkbar. So wurden Feigheit und Hinterlist gegenüber anderen Stämmen ebenso verachtet wie „unfaire“ Waffen, z. B. Bogenschützen, die den Feind auf großen Entfernung niederstrecken konnten. Bogenschützen spielten zwar bei den späteren Wikingern eine gewisse Rolle, nicht aber bei den meisten der klassischen germanischen Stämme, welche die Feigheit dieser Waffe verachteten. Bei ritterlichen Zweikämpfen zwar es verboten, einen am Boden liegenden Gegner zu quälen oder auch nur weiter anzugreifen. Sadismus oder leichte Siege gegenüber wehrlosen Gegnern, also das, was in der altorientalischen Welt eine so große Rolle spielte (man lese nur die Bibel), gab es bei den Germanen de facto nicht. Nicht ohne Grund bezieht sich das Wort „fair“ auf die Haarfarbe, für welche die alten Germanen bei anderen Völkergruppen bekannt waren ...

xD Mit Ausnahme der Japaner zu geil. Im übrigen bei einem Kampf um Leben und Tod interessiert es niemanden, wer wie wen tötet.Zu mal sich das Mittelalter wohl eher an der Antike orientierte (alte römische Reich und Griechenland), sollte eigentlich auch schon der Name " Deutsches Römisches Reich heiliger Nation" bestätigen. Römische Legionäre galten als Vorbild der Ritter von Ehre und Ruhm. Orientalischer Sadismus blablabla hier wird eindeutig semitische Phobie geschürt

9. Schlußendlich gibt es zu sagen, daß sich Germanen und Kelten kulturell und ethisch sehr nahe standen. Beide blieben einer naturnahen Lebensweise treu (die Germanen noch mehr als die Kelten), trotzten dem römischen Imperialismus (allerdings nur die Germanen mit Erfolg) und verfügten über höheres, heute längst verloren gegangenes Wissen.

Und weil sie verloren sind, weiß man natürlich dass diese höheres Wissen(was auch immer das bedeuten mag!) existierte. :rolleyes:

@ Thread ersteller

Im übrigen waren die Wikinger kein Stamm, es haben sich halt viele Bauern zu einem Verband geschloßen um Viking zu betreiben, auch schloßen sich dem Wikinger, innerhalb der Gruppierungen auch andere Menschen nicht nordischer Herkunft, diesen räuberischen Vikings an.
 
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und von Malcom Todd Die Germanen.
 
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