Keine Erinnerungen mehr

MediCora

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Liebe Leute,

mir ist seit Tagen genauer bewusst geworden dass ich mich an meinen Vater fast gar nicht mehr erinnern kann. Wenn ich an ihn denke, dann sind es Erinnerungen, die wir damals auf Videoband festhielten, die ich mir später immer wieder anschaute. Aber so wirkliche Erinnerungen fehlen fast ganz komplett. Ich bin jetzt 25 und vor 11 Jahren hat sich mein Vater umgebracht. Er ist zwar nur mein Stiefvater gewesen, dennoch war er 10 Jahre bei uns. Ich lernte ihn kennen als ich 4 war und daran kann ich mich erinnern. Er sitzte am Tisch, ich weiss sogar was es zu essen gab. Ich saß neben ihm und hantelte mich hoch an seinen Schulter und fragte ihn wie er heisst. Kleinere Erinnerungen, wie der Umzug von seiner Wohnung zu uns nach Hause weiss ich auch noch. Während sie in seiner alten Wohnung alles zusammenpackten durfte ich an seinem Computer so ein altes Mausspiel spielen. Aber an die Jahre wo wir glücklich waren, wie mein Bruder zur Welt kam.... die 10 Jahre sind wie weggewischt.

An was kann das liegen? Ist das ein Trauma? Oder Verdrängung? Ich habe sehr gelitten, wie wohl jeder wenn der Papa einfach so geht.... er war für mich mein richtiger Vater, den, den ich geliebt hab. Ich denke auch heute noch an ihn und manchmal fallen mir Kleidungsstücke ein die er getragen hat. Sein grüner Jogginganzug von Adidas. Oder sein oranges Hemd.Davon weiss ich aber auch nicht ob es echte Erinnerungen sind, oder die vom Video. Ansonsten..keine Erlebnisse...keine Gesten.... keine Bewegungen...kein Geruch... ich hab sogar seine Stimme vergessen... :(

EDIT: Ich sollte vielleicht auch erwähnen, dass ich keine schöne Kindheit gehabt habe.Meine Mama ist seit ich denken kann Alkoholikerin, ich musste früh Verantwortung übernehmen. Als mein Papa dann starb, blieb noch mehr an mir hängen, ich fühlte mich verantwortlich für alles. Für die guten Noten von meinem Bruder, für den Haushalt, für meine Mama. Ich rief oft die Rettung wenn sie wieder mal regungslos dalag, sogar die Polizei musste mehrmals kommen um ne Zwangseinweisung durchzubringen. Sie war keine regelmäßige Trinkerin, daüfr 2-3 Wochen durch, wenn es wieder mal so weit war. In dieser Zeit mussten wir Angst haben das die Bude nicht abbrennt wenn sie vergaß den Herd auszumachen.

Auch war ich Anfangs ziemlich eifersüchtig auf meinen Bruder, er hat eine Behinderung, wurde unzählige Male operiert, und mir kam in dieser langen Zeit keine Aufmerksamkeit zu teil. Alles drehte sich um ihn. Heute finde ich es egoistisch von mir. Aber dennoch, mir wurde immer die Schuld zugeschoben wenn er weinte... dann noch mein leidensvoller Weg mit meinen Herzproblemen, immer Wasser ums Herz, furchtbare Schmerzen wochenlang. Immer wieder ins Krankenhaus, mit Cortison behandelt...sobald die Dosis verringert wurde, kamen die Schmerzen wieder. Ein Teufelskreis. vor gut 8 Jahren hörte das aber zum Glück auf. Habe heute noch oft den selben Schmerz, aber das ist wohl eher psychischer Natur habe ich rausgefunden.
So... das war das gröbste....eigentlich meine ganze Lebensgeschichte, doch um ein Trauma oder so ausschliessen zu können, muss ich wohl alles erzählen.
 
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Hallo,

ich bin sicher, daß du noch viele Erinnerungen an deinen Vater hast.

Emotionen spielen eine Schlüsselrolle beim Speichern und Abrufen von Erinnerungen. Jede Erinnerung wiederum aktiviert automatisch die daran gekoppelten Emotionen.
Vielleicht fällt es dir in vielen Punkten noch zu schwer, daß dir darum einige Erinnerungen noch verwehrt bleiben.

So... das war das gröbste....eigentlich meine ganze Lebensgeschichte, doch um ein Trauma oder so ausschliessen zu können, muss ich wohl alles erzählen

Mit Gewissheit bist du geprägt, du hast viel erleiden müssen.
Ich glaube auch, in einem anderen Theard über aktuelle Probleme von dir gelesen zu haben, die du auch mit deiner Vergangenheit verbindest?

Schöne Grüße,
Sunset
 
Ja! EIgentlich dreht sich bei mir alles um die Vergangenheit. Ich kann mich SO einfach nicht lösen. Viele sagen bei solch einer Problematik, schau nach vorne, schliesse ab. Aber es GEHT nicht. :/ Und ich bin selbst schuld denn bis heute bin ich zu blöd um eine Therapie zu machen. Lieber geh ich hier her und suddere herum über mein Leben.:(

Aber welch einen Grund hat ein Gehirn die Erinnerungen in den Hintergrund zu schieben? Ich verstehs nicht, ich würde mich ja gerne erinnern, aber es ist nichts da. Ja viell. schon aber im tiefsten Unterbewusstsein. :/
 
Du hast diese Zeit eigentlich schon früher vergessen, denn du hattest eigentlich gar keine Zeit um richtig zu trauen,vielleicht hast es ihm nicht verziehen,damals,das er gegangen ist und ließt dich alleine mit diesen ganzen Problemen,du hast hier das richtige getan,du schreibst darüber,suchst nach Antworten ich bin mir sehr sicher,das es der erste wichtiger schritt ist,du wirst dich wieder an vieles Erinnern können,weil du es schritt für schritt zulassen wirst..
 
Das Gehirn - bzw. wir selbst lassen immer nur soviel Erinnerung zu, wie wir auch verkraften können.
Ich habe auch ein Vater Problem - und hab heute mit 33 noch daran zu kauen. Der Verstand verstehts, das Herz nicht, wahrscheinlich nie.... bei mir jedenfalls!

Glg W. :)
 
Du hast diese Zeit eigentlich schon früher vergessen, denn du hattest eigentlich gar keine Zeit um richtig zu trauen,vielleicht hast es ihm nicht verziehen,damals,das er gegangen ist und ließt dich alleine mit diesen ganzen Problemen,du hast hier das richtige getan,du schreibst darüber,suchst nach Antworten ich bin mir sehr sicher,das es der erste wichtiger schritt ist,du wirst dich wieder an vieles Erinnern können,weil du es schritt für schritt zulassen wirst..

Getrauert habe ich eigentlich genug... ich bin in keine Schockstarre verfallen, ich hab mich ganz gehen lassen, habs gleich meiner besten Freundin erzählt, und allen in meinem umkreis ich hab geweint und getrauert... ich weiss nicht, ich denke mir schon öfter dass es vielleicht bloß Selbstmitleid ist, und er mein Vorwand ist dass ich aufeinmal wenn ich ihn auf nem Foto seh zum heulen anfang? Aber nicht mal das weiss ich.

Darüber schreiben tu ich gerne, ich bin keine Verdrängerin eigentlich, ich erzähle und teile es gerne, weil mich das erleichtert, andererseits ist es mir peinlich wenn sich Leute wie ihr Zeit nehmt für mich und meine "unwichtigen" Probleme analysiert. (für euch sind sie ja unwichtig).
 
Getrauert habe ich eigentlich genug... ich bin in keine Schockstarre verfallen, ich hab mich ganz gehen lassen, habs gleich meiner besten Freundin erzählt, und allen in meinem umkreis ich hab geweint und getrauert... ich weiss nicht, ich denke mir schon öfter dass es vielleicht bloß Selbstmitleid ist, und er mein Vorwand ist dass ich aufeinmal wenn ich ihn auf nem Foto seh zum heulen anfang? Aber nicht mal das weiss ich.

Darüber schreiben tu ich gerne, ich bin keine Verdrängerin eigentlich, ich erzähle und teile es gerne, weil mich das erleichtert, andererseits ist es mir peinlich wenn sich Leute wie ihr Zeit nehmt für mich und meine "unwichtigen" Probleme analysiert. (für euch sind sie ja unwichtig).

Dann ist es gut,sehr gut...Und das überzeugt mich noch mehr davon,das es irgendwann wieder bei dir kommt,das was du so vermisst..
 
Ja könnte bei mir schneller und leichter gehen... aber um ne Therapie komm ich wohl nicht rum.... Und das bald... jaja ich rede schon wieder nur.... aber morgen ist das schon wieder vergessen... ich krieg meinen arsch nicht hoch, denn dann muss ich ALLES was ich innerlich schon so oft durchgekaut habe nochmal erzählen...und immer wieder ....
 
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Das Gehirn - bzw. wir selbst lassen immer nur soviel Erinnerung zu, wie wir auch verkraften können.
Ich habe auch ein Vater Problem - und hab heute mit 33 noch daran zu kauen. Der Verstand verstehts, das Herz nicht, wahrscheinlich nie.... bei mir jedenfalls!

Glg W. :)


Hast du das alleine aufgearbeitet oder hast du Hilfe bekommen? Sei es jetzt spirituell, oder ein einfacher Therapeut?
 
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