Ist unsere Gesellschaft religionsfeindlich (geworden)?

pan1234

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7. Juni 2015
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824
Ich weiß, dass ich mich hier im Forum schon oft sehr kritisch über diverse Religionen geäußert habe, aber irgendwie, seitdem ich selbst wieder religiöser geworden bin, merke ich, dass oft das Thema "Religion" tabuisiert wird. Man darf quasi nicht öffentlich über Religion sprechen. Man hört dann maximal nur "Religion ist Privatsache" oder "Jedem das Seine".

Kommt euch das auch so vor, dass unsere Gesellschaft religionsfeindlich geworden ist und das Religion immer mehr zum Tabu-Thema wird?

Kommt das nur mir so vor, dass es etwas für viele etwas total Schlimmes ist, wenn man generell über Religion(en) und religiöse Erfahrungen spricht, ohne über eine bestimmte Religion zu sprechen?

Ich finde es wichtig, dass Religion (auch der Nicht-Glaube wie der Atheismus) sollte ein öffentliches Thema bleiben, denn wenn man nicht mehr darüber redet, dann gibt es keine intellektuelle Auseinandersetzung mit dem Thema und das führt irgendwann vielleicht dazu, dass sich radikale Gruppeierungen von Religiösen bilden.
 
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Religion war immer ein Tabuthema. Weil es in der Gesellschaft viel zu wenig Wissen über andere Religionen gibt. Die ethische Basis des Anderen ist daher nicht bekannt, und daher ist er nicht berechenbar (gilt genauso beim Atheismus).

Die individuelle Sichtweise ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Daher war es in den Gemeinschaften auch immer wieder wichtig, religiöse Flagge zu zeigen und an den Ritualen teilzunehmen (egal was man real glaubt). Denn es gibt den Anderen Sicherheit, dass der Andere "auch zum Club gehört" und damit den implitit geschlossenen Vertrag einer gemeinsamen ethischen Basis einhält.

Ethische Ideale, wie sie in Relgionen vertreten werden, haben aber mit den Anforderungen des realen Lebens nichts zu tun. Daher bildet sich persönlich individuell eine Interpretation der jeweiligen religiösen Vorgaben aus. Eine Diskussion über diese individuellen Sichtweisen kann aber nur zu Streit führen, weil jeder in seiner Sichtweise auf das Leben und die Welt recht hat. Aber es ohne das Leben des anderen zu verstehen keine gemeinsame Sichtweise geben kann.
 
Ich finde es wichtig, dass Religion (auch der Nicht-Glaube wie der Atheismus) sollte ein öffentliches Thema bleiben, denn wenn man nicht mehr darüber redet, dann gibt es keine intellektuelle Auseinandersetzung mit dem Thema und das führt irgendwann vielleicht dazu, dass sich radikale Gruppeierungen von Religiösen bilden.
Dieses Forum hier ist ganz sicher öffentlich - das heißt, es ist für jeden zugänglich.

Nicht umsonst gibt es schon über 49 500 registrierte Mitglieder und insgesamt mehr als 5 1/2 Millionen Beiträge.

Ich weiß nicht, wie oft hier ins Unterforum Religion+Spiritualtiät gegangen wird, aber es scheinen kaum mehr als 1000 Menschen zu sein. Von denen sind nicht wenige ganz schwer gegen jede Religion. Das heißt, es könnte das durchaus ein Spiegel für eine allgemeine Religionsfeindlichkeit sein.

Dies ist wie ein Sog. Einerseits durch den gefühllosen Alltag, andererseits durch das Gefühl, durch die Wissenschaft ausreichend "aufgeklärt" zu sein.
 
Dies ist wie ein Sog. Einerseits durch den gefühllosen Alltag, andererseits durch das Gefühl, durch die Wissenschaft ausreichend "aufgeklärt" zu sein.
Blöderweise wissen die Wissenschaftsgläubigen nicht, dass Theismus (in welcher Form auch immer) gar nicht naturwissenschaftlich zu verstehen ist, weil der Glaube an Gott immer so etwas wie Kunst ist. Ein Bild kann man auch schwer naturwissenschaftlich vermessen. Sicher kann man Muster erkennen, aber trotzdem ist Kunst unNATURwissenschaftlich.
 
Ich denke auch, dass unsere Gesellschaft religionsfeindlich geworden ist.

Ich denke aber auch, dass Teile der Religion einen "Geheimbundstatus" erreicht haben. Was durchaus positiv zu bewerten wäre.

Zitat von Franziskus: "Wer bin ich, dass ich entscheiden kann, ob Homosexualität schlecht sei" ... oder so ähnlich - ich weiß nicht mehr genau, wie er es gesagt hat.
 
Kommt euch das auch so vor, dass unsere Gesellschaft religionsfeindlich geworden ist und das Religion immer mehr zum Tabu-Thema wird?
Ganz im Gegenteil.
Religion wächst und mahnt ihrerseits zur Ideologisierung (auch wenn das letztlich nur interpretiert ist). Und sowas ist zwangsläufig nicht wirklich förderlich für eine humanistische, friedliche, wissenschaftsbasierte und dialogbereite Übereinkunft zwischen den Kulturen auf diesem Planeten.
Im effizienten und lösungsorientierten Dialog wird man auch mal das persönliche oder das ein oder andere, hochkulturell basierte Gesicht verlieren.
Das darf ein Religiöser allerdings nicht.
 
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Ich weiß nicht, wie oft hier ins Unterforum Religion+Spiritualtiät gegangen wird, aber es scheinen kaum mehr als 1000 Menschen zu sein. Von denen sind nicht wenige ganz schwer gegen jede Religion. Das heißt, es könnte das durchaus ein Spiegel für eine allgemeine Religionsfeindlichkeit sein.

Dies ist wie ein Sog. Einerseits durch den gefühllosen Alltag, andererseits durch das Gefühl, durch die Wissenschaft ausreichend "aufgeklärt" zu sein.
ich kenne wenig wirklich überzeugte Atheisten

Was ich auch oft erlebe ist, das anscheinend kein Glaube vorhanden ist, aber zu Karfreitag wird dann doch kein Fleisch gegessen, zu Weihnachten wird in die Kirche gerannt und im Ernstfall wird dann doch ein Stoßgebet gen Himmel geschickt.

So wirklich komplett Atheist, jemand sich seiner Sache wirklich sicher ist, gibt es eher weniger ..würde ich meinen
 
aber zu Karfreitag wird dann doch kein Fleisch gegessen, zu Weihnachten wird in die Kirche gerannt und im Ernstfall wird dann doch ein Stoßgebet gen Himmel geschickt.
Da steckt auch eine Menge sozialer Druck hinter. Karfreitag ist eh die reine Heuchelei. Man ißt kein Fleisch, dafür sauteuren Fisch, den man sich sonst nicht leisten mag. Was soll das? Und Weihnachten in der Kirche hat wohl eher was folkloremäßiges.

Im "Ernstfall" schicke ich garantiert kein Stoßgebet richtung Himmel, sondern rufe mein Totem an. Aber prinzipiell hast Du recht. Es ist erstaunlich, wie viele angebliche Nichtreligiöse in Notsituationen anfangen, lautstark Gebete zu winseln (und damit letztlich Panik zu verbreiten). Würdelos und jämmerlich.
 
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So wirklich komplett Atheist, jemand sich seiner Sache wirklich sicher ist, gibt es eher weniger ..würde ich meinen
Ich kenne schon jemanden für den Gott nur ein Gedankenkonstrukt ist und Atheismus ist für ihn eine Art Ersatzreligion ohne Lebenskonzept dahinter. Also ziemlich Langweiliges. Wenn man meint, dass es kein Konzept hat, kommt er plötzlich mit einem Interesse an anderen Religionen daher und versucht wissenschaftlich zu erklären, wieso es doch keinen geben kann. Eigentlich besteht seine Atheismus nur darin zu erklären, warum etwas nicht geben kann. Was es für ihn gibt, erklärt er nicht bzw. warum es dir Welt gibt, will oder kann er nicht erklären.
 
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