LalDed
Sehr aktives Mitglied
Ich möchte hierzu auch etwas loswerden.
Ich kenne dich nicht und weiß weder um deine Beweglichkeit noch weiß ich, wie viel du tatsächlich täglich übst. Es mag sein, dass du dich selber so konsequent dazu anhältst, zu trainieren, und dass du ggf. auch über deine körperlichen Grenzen hinausgehst (was ich nicht weiß, aber so fühlte es sich für mich an, als ich obiges las).
Ich kann nur von mir sagen: Wenn ich obiges lese und die Option hätte, dich als meinen Yoga-Lehrer zu wählen, dann würde ich ablehnen. Nicht, weil ich dich als Menschen ablehne, oder weil ich dich "doof" finde - das ist es nicht.
Ich glaube dir, dass du viel Erfahrung hast und viel praktizierst - aber z.B. ich habe weder viel Erfahrung mit Yoga, noch kann und will ich täglich stundenlang üben. Ich brauche einen Lehrer, der mir hilft, meine eigenen Grenzen zu erkennen und im Rahmen meiner Möglichkeiten - sowohl zeitlich als auch körperlich - üben zu können. Und nicht einen Lehrer, der mir regelmäßig ein Plakat von Swami sowieso vor die Nase hält und sagt "da musst du hin - koste es was es wolle - und wenn du nicht täglich übst, dann ist sowieso Hopfen und Malz verloren". Ich empfinde bei solchen Worten ein Anspruchsdenken mir gegenüber und auch gleichzeitig eine Art Schuldzuspruch, dass wenn ich nicht das vorgegebene Pensum erledige, dass ich dann eine schlechtere Schülerin wäre.
Das ist nicht meins. Und falls du es nicht so gemeint haben solltest - zumindest bei mir kommen deine Zeilen so an.
Als Beispiel will ich B.K.S. Iyengar anführen. Dieser Mann war wahnsinnig beweglich, aber er muss wohl von Geburt an schon eine Überbeweglichkeit gehabt haben. Viele seiner Asanas habe ich nur bei ihm gesehen, nicht bei anderen. Klar, wenn ich überbeweglich bin - was genetisch veranlagt ist - dann kann ich mit dem Kopf an den Popo gelegt auch schlafen gehen.
Aber ich bin und war nie überbeweglich. Also kann es nicht mein Ziel sein, mich genauso zu "verknoten" wie z.B. Iyengar. Ich würde mich damit nur verletzen.
Man geht bei Yoga nicht "über seine Grenzen" hinweg. Das geht gar nicht. Sonst verletz man sich nachhaltig und ernsthaft.
Wenn jemand z. B. schon als Kind mit Yoga begonnen hat, dann kann dieser Mensch selbstverständlich eine Beweglichkeit haben, von der Andere nur träumen - ist auch bei Zirkusartisten so. Sie trainieren einfach schon von Kindesbeinen an.
Wenn jemand als Erwachsener beginnt oder gar erst mit 50 Jahren oder danach, sind die Grenzen natürlich gegeben.
Aber: Grenzen sind immer dazu da, geweitet zu werden. Sie sind niemals festgesetzte Tatsachen oder gar unveränderbar.
Und wer viel Yoga (und/oder vor allem richtig!) weitet seine Grenzen von alleine.
Die Frage ist, was jemand möchte, wenn er mit Yoga beginnt:
Will ich schon vorhandene Beschwerden beseitigen?
Oder habe ich so eine grosse Freude an Bewegung, dass ich gar nimmer aufhören kann zu trainieren, einfach, weil es dem Körper solche Freude bereitet?
Oder will ich einfach mich nur "ein bisschen" (und keineswegs mehr) besser fühlen?
Jede einzelne Antwort wird zu einem anderen Yogaverhalten führen, einen anderen Lehrer (oder auch gar keinen) erfordern und zu einem anderen Selbstverständnis führen.