Ich möchte Kontakt zu meinem Bruder

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Hallo,
da bin ich mal wieder....fast ein Jahr später.

Ich komme noch immer überhaupt nicht klar, mit den ganzen Veränderungen. Noch immer fühlt es sich an wie ein riesen großer Albtraum. Habe immer noch eine so große Wut auf der einen und große Traurigkeit auf der anderen Seite, was meinen Bruder betrifft.

Dass er mich allein gelassen hat und auch, dass er zu Lebzeiten nicht wirklich für mich da war. Auch auf meinen besten Freund, der sich umgebracht hat bin ich noch immer wütend. Oft beschimpfe ich alle beide in meinen Gedanken oder sogar laut. Schade, dass sie es höchstwahrscheinlich nicht mitbekommen, was sie hier zurückgelassen haben, wie viele Menschen sie unglücklich gemacht haben. Mein Bruder hat sich zwar nicht selbst das Leben genommen, aber es war ein so blöder Unfall, dass man nur den Kopf schütten kann.
Und ich bin voller Wut, Hass. Es frisst mich auf.

Der Gedanke, meine Eltern irgendwann ganz allein zu Grabe tragen zu müssen schnürt mir die Kehle zu. Aber der Tag wird kommen.

Ich lebe jetzt nur noch für meine Eltern. Wären sie nicht da, wär ich auch längst weg.
Von meinem Bruder habe ich bis heute noch nicht geträumt. Nur einmal kurz aber da konnte ich ihn nicht mal sehen im Traum.

Es ist sogar mittlerweile so, dass ich meinem Bruder im Zwiegespräch sage, er soll mich bloß nicht abholen, falls ich sterbe. Es heißt ja oft,es würden einem die Menschen die vor einem gegangen sind dann abholen. Falls das stimmen sollte....bitte nicht! Ich will wenigstens dann allein meinen Frieden und meine Ruhe finden.

Und bis mein Tag endlich kommt darf ich mit ansehen wie meine Eltern Tag für Tag ein Stück mehr vor die Hunde gehen, weil auch sie mit der Situation bis heute nicht zurecht kommen und es natürlich auch nicht schön finden, dass ich mit meinem Leben abgeschlossen habe. Sie merken ja auch, dass ich nicht mehr will und eigentlich nur noch wegen ihnen da bin.

Ich bin aber wie ein kleines trotziges Kind, dass nicht akzeptieren möchte. Bewusst möchte ich es nicht akzeptieren. Vor dem Einschlafen sage ich meinem Bruder mittlerweile jedes mal "Wehe ich träume von dir"...und wenn ich morgens aufwache, ist das erste was ich denke "na Gott, welche Menschen der mir etwas bedeutet nimmst du mir heute weg, du Drecksack"^^

Traurig aber wahr.

Dachte ich schreib mal ein kleines Update.
 
schätze wenn du dein Posting ausdruckst und es deinem Hausarzt zu lesen gibst,
dann leitet er das Nötige ein. wenn es so schlimm ist wie du es dort schilderst,
gehört das endlich in professionelle Hände und sicher nicht in ein Laien-Forum.
 
Wahrscheinlich hast du recht. Glaub aber nicht, dass das noch etwas bringt. Eine Therapie hab ich ja bereits gemacht. Was soll man noch machen? Hab keine Lust irgendwo hinzugehen wo man nur mit Tabletten vollgepumpt wird.

Wenn der Beitrag 22 so schlimm ist, kann ihn ja jemand löschen.
 
Wenn der Beitrag 22 so schlimm ist, kann ihn ja jemand löschen.

Der Beitrag ist nicht schlimm, nur unsagbar traurig... ich kann Dich sehr sehr gut verstehen, weil ich auch meinen Bruder verloren hab, ich kenne das Gefühl, wenn es einem bei einem Gedanken die Kehle zuschnürt..
nur möchte ich hier weder öffentlich noch sonst wie näher darauf eingehen.

Wenn es Dir hilft und gut tut, Dir hier einiges von der Seele zu schreiben, dann mach das, ich höre (lese) dir jedenfalls zu ........
 
Hallo,
da bin ich mal wieder....fast ein Jahr später.

Ich komme noch immer überhaupt nicht klar, mit den ganzen Veränderungen. Noch immer fühlt es sich an wie ein riesen großer Albtraum. Habe immer noch eine so große Wut auf der einen und große Traurigkeit auf der anderen Seite, was meinen Bruder betrifft.

Dass er mich allein gelassen hat und auch, dass er zu Lebzeiten nicht wirklich für mich da war. Auch auf meinen besten Freund, der sich umgebracht hat bin ich noch immer wütend. Oft beschimpfe ich alle beide in meinen Gedanken oder sogar laut. Schade, dass sie es höchstwahrscheinlich nicht mitbekommen, was sie hier zurückgelassen haben, wie viele Menschen sie unglücklich gemacht haben. Mein Bruder hat sich zwar nicht selbst das Leben genommen, aber es war ein so blöder Unfall, dass man nur den Kopf schütten kann.
Und ich bin voller Wut, Hass. Es frisst mich auf.

Der Gedanke, meine Eltern irgendwann ganz allein zu Grabe tragen zu müssen schnürt mir die Kehle zu. Aber der Tag wird kommen.

Ich lebe jetzt nur noch für meine Eltern. Wären sie nicht da, wär ich auch längst weg.
Von meinem Bruder habe ich bis heute noch nicht geträumt. Nur einmal kurz aber da konnte ich ihn nicht mal sehen im Traum.

Es ist sogar mittlerweile so, dass ich meinem Bruder im Zwiegespräch sage, er soll mich bloß nicht abholen, falls ich sterbe. Es heißt ja oft,es würden einem die Menschen die vor einem gegangen sind dann abholen. Falls das stimmen sollte....bitte nicht! Ich will wenigstens dann allein meinen Frieden und meine Ruhe finden.

Und bis mein Tag endlich kommt darf ich mit ansehen wie meine Eltern Tag für Tag ein Stück mehr vor die Hunde gehen, weil auch sie mit der Situation bis heute nicht zurecht kommen und es natürlich auch nicht schön finden, dass ich mit meinem Leben abgeschlossen habe. Sie merken ja auch, dass ich nicht mehr will und eigentlich nur noch wegen ihnen da bin.

Ich bin aber wie ein kleines trotziges Kind, dass nicht akzeptieren möchte. Bewusst möchte ich es nicht akzeptieren. Vor dem Einschlafen sage ich meinem Bruder mittlerweile jedes mal "Wehe ich träume von dir"...und wenn ich morgens aufwache, ist das erste was ich denke "na Gott, welche Menschen der mir etwas bedeutet nimmst du mir heute weg, du Drecksack"^^

Traurig aber wahr.

Dachte ich schreib mal ein kleines Update.


Hallo whimsical!

Hast du schon mal eine Trauergruppe besucht?
https://www.trauergruppe.de/

Oder nach einem Trauerbegleiter?
http://bv-trauerbegleitung.de/

So, wie es aussieht, befindest du dich noch in der 2. Trauerphase (nach Verena Kast).

Zweite Phase: Intensive aufbrechende Emotionen
In dieser Phase treten verschiedene Emotionen meistens mit großer Intensität auf. Darunter sind natürlich Trauer, Verlustschmerz, Einsamkeit, Angst, Zorn und Wut, aber auch Freude und Erleichterung (wenn der Verstorbene zum Beispiel nach langem Leiden verschieden ist) kommen auf, die jedoch oft noch mit Schuldgefühlen und einem schlechten Gewissen verbunden sind.

Gerade Gefühle wie Schuld und ein schlechtes Gewissen können dabei sehr belastend sein und den Trauernden in dieser Phase fest halten, wenn er der Meinung ist, er habe zu Lebzeiten dem Hingeschiedenen gegenüber etwas versäumt, nicht genug für ihn getan, trage womöglich selbst die Schuld am Tod des geliebten Menschen (wenn man zum Beispiel einen Unfall verursacht hat, bei dem der andere gestorben ist) oder habe ihn nicht genug geliebt oder gewürdigt. Diese Schuldgefühle können sich zu einem ernsthaften Problem entwickeln, so dass daraus eine Depression bis hin zu Suizidgedanken entstehen kann.

Die Wut und die Aggression, die in dieser Phase entstehen, können sich gegen Dritte richten (Ärzte oder Pflegepersonal, einen Unfallverursacher etc.), bei gläubigen Menschen gegen Gott – „Gott, wie konntest du zulassen, dass mein unschuldiges Kind stirbt!“ -, gegen sich selbst – „Warum habe ich nicht besser aufgepasst!“ – oder gegen den Toten, besonders wenn dieser durch Suizid verstorben ist – „Wie konntest du mir das antun und mich verlassen!

Diese Gefühle werden im Allgemeinen eher als heilsam angesehen, da Wut, Zorn und Aggression verhindern, dass man zu tief in einer Depression versinkt. Gemäß dem Modell der Trauerphasen sollte der Trauernde diese unterschiedlichen Gefühle zulassen und ausleben, damit er nicht in dieser Phase der Trauer stecken bleibt.

http://www.trauerphasen.de/#zweite-phase-intensive-aufbrechende-emotionen

Ich wünsche dir, dass du Menschen findest, die mit deiner Trauer umgehen können.

Alles Gute! :)
 
Ich wünsche dir, dass du Menschen findest, die mit deiner Trauer umgehen können.

Um Himmels willen bloß nicht. Ich will niemanden mehr kennenlernen. Keine neuen Freundschaften, keinen potentiellen Partner. Niemanden mehr.
Erst letztes Jahr habe ich jemanden kennengelernt, an den ich mich gewöhnt habe. Rest gelöscht. Ist ja auch egal. Er wird gehen, aus meinem Leben.

Mein ganzes Leben ist geprägt davon. Immer werden mir liebe Menschen genommen. Entweder durch den Tod oder irgendwas anderes. Auf jeden Fall werden sie mir genommen.
Als ich noch studiert habe hat meine damalige beste Freundin das Studium abgebrochen, sie lebt jetzt woanders, hat ein anderes Leben. Man hat noch sporadisch Kontakt, aber trotzdem ist sie weg.

Mein bester Freund wurde mir genommen, er hat sich umgebracht.
Mein Bruder wurde mir genommen, er starb bei einem Unfall.

Und so geht es mein Leben lang. Und das ist nicht nur bei Menschen so. Ich kann mich nicht mal mehr an Gegenständen erfreuen, (nicht, dass das vergleichbar wäre mit Menschen).
Entweder sie gehen auf mysteriöse Weise kaputt, oder was auch immer.

Vielleicht ist das ja meine Lebensaufgabe, lernen Loszulassen? Toll und wenn ich das dann gelernt habe, mach ich Abflug und beiß ins Gras, weil meine Aufgabe dann ja erledigt ist. Was für ein Drecksleben. Soll man lachen oder weinen?
 
Zuletzt bearbeitet:
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Um Himmels willen bloß nicht. Ich will niemanden mehr kennenlernen. Keine neuen Freundschaften, keinen potentiellen Partner. Niemanden mehr.
Erst letztes Jahr habe ich jemanden kennengelernt, an den ich mich sehr gewöhnt habe, den ich sehr gern habe, einfach so als Freund, der nun abschwirrt, auf Weltreise geht und dann im Ausland arbeiten wird.

Mein ganzes Leben ist geprägt davon. Immer werden mir liebe Menschen genommen. Entweder durch den Tod oder irgendwas anderes. Auf jeden Fall werden sie mir genommen.
Als ich noch studiert habe hat meine damalige beste Freundin das Studium abgebrochen, sie lebt jetzt woanders, hat ein anderes Leben. Man hat noch sporadisch Kontakt, aber trotzdem ist sie weg.

Mein bester Freund wurde mir genommen, er hat sich umgebracht.
Mein Bruder wurde mir genommen, er starb bei einem Unfall.

Und so geht es mein Leben lang. Und das ist nicht nur bei Menschen so. Ich kann mich nicht mal mehr an Gegenständen erfreuen, (nicht, dass das vergleichbar wäre mit Menschen).
Entweder sie gehen auf mysteriöse Weise kaputt, oder was auch immer.

Vielleicht ist das ja meine Lebensaufgabe, zu lernen Loszulassen? Toll und wenn ich das dann gelernt habe, mach ich Abflug und beiß ins Gras, weil meine Aufgabe dann ja erledigt ist. Was für ein Drecksleben. Soll man lachen oder weinen?


Hm, es ist eher unwahrscheinlich, in einer Trauergruppe neue Partner oder Freunde zu finden.
Da geht 's einfach darum, sich gegenseitig zu helfen, mit der Trauer fertig zu werden.
Es kann natürlich trotzdem passieren, klar.
Was deine Lebensaufgabe ist, kann ich nicht beurteilen.
Vielleicht hast du dir vorgenommen, alleine klar zu kommen? :dontknow:
Hast du schon mal eine Rückführung gemacht?
 
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