Ich möchte Kontakt zu meinem Bruder

whimsical

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7. Januar 2016
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Hallo,

ich schrieb über den Tod meines Bruders ja bereits unter meinem alten Account Annabel.

Ich würde so gerne Kontakt zu ihm aufnehmen aber weiß nicht wie. Ich komme nicht damit klar, dass er tot ist, vor allem komme ich mit den ganzen Umständen nicht klar. Dass er so sinnlos und leichtsinnig selbstverschuldet starb, dass wir so viele Jahre keinen Kontakt hatten. Dass es eine langsame Annäherung zwischen uns gab vor seinem Tod.
Und, dass wir nie die Chance bekommen werden uns wieder näher zu kommen, als Bruder und Schwester.

Wir sind fast 5 Jahre auseinander. Er ist der ältere. Als Kind hatten wir natürlich Kontakt. Miteinander gespielt. Was Geschwister halt so tun. Daran habe ich auch schöne Erinnerungen. Aber irgendwie ist mir das zu wenig. Als mein Bruder dann älter wurde, zog er auch recht früh von zuhause aus.
Im Grunde hatten wir fast 10 Jahre oder länger keinen wirklichen Kontakt.

Er hat mir vor seinem Tod einen Brief geschrieben, den er aber nie abgeschickt hatte, warum auch immer. (Wir fanden ihn bei der Wohnungsauflösung in seinem Schreibtisch).
Es macht mir sehr zu schaffen, dass so viele Jahre sinnlos verstrichen sind. Im Grunde waren wir ja wie fremde zum Schluss.

Mit all dem kann ich nicht umgehen. Es ist so unfair, dass wir als Erwachsene nicht mehr die Chance bekommen haben uns wieder näherzukommen, bzw. dass er genau da gestorben ist, wo ganz langsam wieder Kontakt entstand. (Aber das war kaum der Rede wert). Ich weiß ganz genau, dass wir heute ein besseres Verhältnis hätten und bestimmt auch wieder richtig Bruder und Schwester wären. Aber so sollte es ja leider nich mehr kommen.

Jeden Tag macht mich das fertig. Ich kann das nicht so ganz akzeptieren. Hinzu kommt ja auch noch, dass ich ihn nach seinem Tod nicht noch einmal sehen konnte. (Ich weiß gar nicht ob ich das hätte können). Aber vll. hätte mir das auf eine Art geholfen zu akzeptieren, dass er wirklich tot ist. Die Polizei hat uns aber davon abgeraten, da er wohl sehr entstellt war.

Nun sitze ich fast jeden Abend da, und weiß nicht wie ich seinen Tod jemals überwinden kann, zumal ich ja nicht mal richtig begriffen habe, dass er tot ist. Ich weiß nur ich hatte mal einen Bruder, mit dem ich mal viel Kontakt und eine schöne Kindheit hatte. Dann war ewig lang nichts, er wurde mir richtig fremd.Und dann als es langsam besser wurde starb er. Außerdem wohnte er in einem anderen Bundesland. Er kam meistens nur an Feiertagen zu uns.

Bin sehr traurig, wenn ich darüber nachdenke, dass ich noch einen Bruder haben könnte, dass wir jetzt vll. richtig guten Kontakt hätten. Auf eine Art fühle ich mich auch im Stich gelassen von ihm. So fühlte ich mich schon damals, als ich so viele Probleme hatte mit 14, 15 oder wann das war und es ihn nicht interessiert hat. Dass er sich als der große Bruder nicht mal für mich eingesetzt hat und so.
Und durch seinen Tod hat er mich auf eine Art wieder im Stich gelassen. Zumindest fühlt es sich so an.

Ich komm damit nicht klar. Ich würde so gerne noch einmal mit ihm reden. Ich rede ja öfters abends/nachts bevor ich einschlafe mit ihm. Aber das gibt mir nichts mehr. Ich habe danach nicht mehr das Gefühl, dass er das alles mitbekommt.

Was soll ich tun? Ein Medium kontaktieren? Ist das eine gute Idee oder kann es einem unter Umständen danach auch schlechter gehen?
 
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Ich komm damit nicht klar. Ich würde so gerne noch einmal mit ihm reden. Ich rede ja öfters abends/nachts bevor ich einschlafe mit ihm.

ohje, das klingt traurig, tut mir leid für euch, aber ich würde auf Träume mit ihm warten, verstorbene kommen ganz oft in Träumen und dann gibt es viele gute Gespräche.

Was soll ich tun? Ein Medium kontaktieren? Ist das eine gute Idee oder kann es einem unter Umständen danach auch schlechter gehen?

ich kann Dir davon nur abraten, nicht nur weil es viel Geld kostet, auch weil Du da Nachahmer-Seelen anziehst, die sich dann als Deinen Bruder ausgeben, aber nicht ER sind und Du kannst Dich unter Umständen an solche lästigen Seelen binden, resp. sie an Dich, die wirst Du dann nicht mehr los, besser die Finger von solchen Dingen lassen, lebe Deine Trauer ganz und gar, dann wird sich etwas in Dir beruhigen, aber die Trauer ist eine wichtige Phase.....hast Du in der Familie Hilfe zur Trauer.?
 
An der Entscheidung des Bruders ist leider nichts rückgängig zu machen. Niemand wird dir deinen Bruder zurückbringen und durch Jenseitskommunikation wird auch nicht der erwünschte Kontakt mit dem Bruder zustandekommen, den du zu Lebzeiten gern gehabt hättest.

Ein solcher Zugang könnte maximal dazu führen, die Beweggründe nachvollziehen zu können (verstehen wäre hier das falsche Wort) ...es beläuft sich auf Vergebung - Kannst du deinem Bruder verzeihen, daß er nicht für dich da war, als du ihn als großen Bruder gebraucht hättest?

Dein Bruder hat Entscheidungen getroffen, die aus seiner Sicht für ihn und die Gesamtsituation das Beste waren, er wußte und konnte es nicht besser oder anders machen, sonst hätte er es anders gehalten.

Vielleicht war der Weg, in den 10 Jahren keinen Kontakt zu dir zu suchen seine Art und Weise, seine kleine Schwester vor seinem etwas rauheren Leben fernzuhalten - mußte seinen Weg gehen und wollte nicht daß du ihm auf diesem Weg nachfolgst oder damit in Berührung kommst. Den Brief zu Schreiben, ein großes Bedürfnis, ihn nicht abzuschicken - ein große Überwindung.
Das ist allerdings reine Spekulation, aus ähnlichen Vorfällen herausgehend.

Verzeih deinem Bruder, das Rad kann nicht zurückgedreht werden. Mehr wirst du weder für dich, noch für deinen Bruder tun können.

Mit dem Geist eines Verstorbenen zu Reden kann sehr verstörend wirken, darum rate ich davon ab. Bei einem Bedürfnis im Sinne einer "offenen Rechnung", zu begleichender Dinge über den Tod hinaus, mag eine schamanische Schau hilfreich sein, aber derlei Dinge sollten von Schamanen des Vertrauens behandelt werden, mit jahrelanger Erfahrung mit Seelen im Zwischenzustand. @silberelfe käme mir da in den Sinn.

Ansonsten rate ich zu einer therapeutischen Begleitung, Hilfe anzunehmen, um deinen Bruder loslassen zu können.

Mehr wirst du weder für ihn noch für dich kaum tun können und da dies allein so schwierig ist, such dir eine erfahrene Hilfe.

Wenn die Menschen in die Welt kommen, sind sie durch Ärzte und Hebammen bestens begleitet. Im Sterben fühlen sich Menschen und Angehörige leider oft alleingelassen - so wie Sexualität ein Tabuthema um 19Jh. war, ist es heut mit Tod und Sterben, niemand will davon etwas wissen. (Solange, bis man selbst betroffen ist) Es gibt allerdings auch "Hebammen", die aus dem Leben hinausbegleiten und Angehörige betreuen...^^
 
Kannst du deinem Bruder verzeihen, daß er nicht für dich da war, als du ihn als großen Bruder gebraucht hättest?

Verzeih deinem Bruder,

zum Thema Vergebung fällt mir noch ein, dass man/frau in der Regel, sich selber vergeben muss, dass solche Erwartungen an den anderen da waren, da kann der andere nix für, der ist frei seine eigenen Entscheidungen zu treffen ohne dass ihm jemand vergeben muss, weil sonst bindet das wieder erneut, als ob der andere etwas falsch gemacht hätte und da sind versteckte Vorwürfe drin, die binden.
 
Und durch seinen Tod hat er mich auf eine Art wieder im Stich gelassen. Zumindest fühlt es sich so an.
Ich komm damit nicht klar. Ich würde so gerne noch einmal mit ihm reden. Ich rede ja öfters abends/nachts bevor ich einschlafe mit ihm. Aber das gibt mir nichts mehr. Ich habe danach nicht mehr das Gefühl, dass er das alles mitbekommt.
Scheint, als ginge es Dir nur um Dich selber.
Laß ihn in Ruhe und in Frieden weiterziehen...!
 
zum Thema Vergebung fällt mir noch ein, dass man/frau in der Regel, sich selber vergeben muss, dass solche Erwartungen an den anderen da waren, da kann der andere nix für, der ist frei seine eigenen Entscheidungen zu treffen ohne dass ihm jemand vergeben muss, weil sonst bindet das wieder erneut, als ob der andere etwas falsch gemacht hätte und da sind versteckte Vorwürfe drin, die binden.

In familiären Verhältnissen ist das etwas anders, da sind Menschen bereits verbunden - von "wieder verbunden" kann man hier so nicht sprechen. "Ansprüche" an Familienmitglieder gerichtet können auf Versprechen oder Erwartungen beruhen...punkto der Erwartungen muß ich mir selbst verzeihen, punkto der Versprechen - dem anderen.
 
In familiären Verhältnissen ist das etwas anders, da sind Menschen bereits verbunden - von "wieder verbunden" kann man hier so nicht sprechen. "Ansprüche" an Familienmitglieder gerichtet können auf Versprechen oder Erwartungen beruhen...punkto der Erwartungen muß ich mir selbst verzeihen, punkto der Versprechen - dem anderen.

mit "binden" meinte ich etwas anderes als bereits in Familiären Banden gebunden zu sein..:)
 
mit "binden" meinte ich etwas anderes als bereits in Familiären Banden gebunden zu sein..:)

Hier sind wir dann aber im Bereich der Selbsterkenntnis...bringt nix wem zu sagen, daß er loslassen muß...

Das ist die eigentliche Trauerarbeit- die seine Zeit braucht, das kann und darf lange dauern, sollte aber nicht untätig verschleppt werden, sonst "ziehts" und bindet, auch die Hinterbliebenen...was hier aber gesund oder ungut ist, ist so individuell, da muß jeder Fall einzeln angeschaut werden...

Hier in dem Fall ist alles ok, so wie es ist...Trauerarbeit (aktiv) kann aber dennoch kein Fehler sein. :)
 
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