Hühnergeschichten

JohannB

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Es wird ja nicht so oft über Hühner gesprochen, es sei den es geht ums Abendessen, so dachte ich mir dies mal zum allgemeinen Thema zu machen und fange mit den wilden Hühnern an.

Wilde Hühner

Ich werde dir ein Beispiel geben. Es ist wie wilde Hühner. Wir alle wissen, wie wilde Hühner sind. Es gibt kaum ein Tier auf der Erde, das vorsichtiger gegenüber Menschen ist. Als ich damals in diesen Wald hier kam, lehrte ich die Hühner. Ich beobachtete sie und zog viele Lehren aus ihnen.

Zuerst kam mir eines während einer Gehmeditation über den Weg - wenn es näher kam, sah ich es nicht direkt an. Was immer ich machte, sah ich nicht in seine Richtung. Ich machte keine Bewegung welche es schrecken hätte können. Nach einer Weile versuchte ich, still zu stehen und es anzusehen. So wie meine Augen es streiften, rannte es davon. Wenn ich aufhörte, auf das Huhn zu sehen, begann es wieder im Mist zu scharren, auf der Suche nach Futter wie zuvor. Aber jedes Mal, wenn ich es ansah, rannte es fort.

Nach einer Weile beobachtete es offensichtlich, wie ruhig ich war, und legte seine Wachsamkeit ab. Sobald ich ihm jedoch etwas Reis in seine Richtung warf, rannte es weg. Aber das war mir gleich. Ich setzte fort, stets Reis für es zu streuen. Nach einer Weile kam es zurück, aber es machte keine Anstalten, den Reis zu fressen. Es wusste nicht, was es ist. Es dachte, ich plane, es umzubringen und Curry aus ihm zu machen. Aber ich nahm keine Rücksicht darauf, ob es isst oder nicht.

Nach einer Weile begann es, im Mist um den Platz hier zu scharren. Wahrscheinlich ist ihm in den Sinn gekommen, was es ist. Am nächsten Tag kam es zum selben Platz zurück und begann wieder, Reis zu fressen. Wenn der Reis aus war, streute ich mehr für es. Es rannte wieder weg. Aber als ich das wieder und wieder tat, wurde es so, dass es nur mehr ein wenig zurück wich und dann wieder kam, um weiter Reis zu fressen. Nun verstand es.

Zuerst hatte das Huhn den Reis als Feind angesehen, weil es nicht bekannt damit war. Es sah es nicht klar. Das war der Grund, warum es stets davon lief. Aber als es zahmer wurde, kam es zurück, um nachzusehen, was der Reis nun wirklich war. Das war dann der Moment, wo es wusste: „Das ist Reis. Das ist kein Feind. Es ist nicht gefährlich.“ So war es, als die wilden Hühner begannen, zum Fressen zu kommen, von diesem Tag an bis heute.

In dieser Weise lernte ich von wilden Hühnern. Wir sind genau wie sie. Bilder, Klänge, Gerüche, Geschmäcker, körperliche Berührungen und Gedanken sind Wege, um uns Wissen über das Dhamma zu vermitteln. Sie geben Lehren für jedermann, der praktiziert. Wenn wir sie klar und im Einklang mit der Wahrheit sehen, sehen wir, dass das ist, was sie sind. Wenn wir die Dinge nicht klar sehen, werden sie immer unsere Feinde sein und wir werden stets vor ihnen davon laufen.

108 Dhamma-Gleichnisse, Ajahn Chah

Danke sehr und bitte schön
 
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Eine merkwürdige Welt, in der man Hühner erschrecken muss, damit sie irgendwann Vertrauen finden*g
Es ist eine künstliche Bindung, mit Gewalt erzeugt. So passiert es tausendfach.
Das, was Angriff kommuniziert, kann man weglassen, dann laufen Tiere auch nicht weg. Vor was auch?
 
Johann`s-Hühner-Geschichten

Es war 3:12 nachts und er dachte sich:
Es gibt nicht viel zu tun
Ich schreib` mal über`s Huhn


Inhalt

Prolog
Gemeingefährliche Hühner, Teil I
Gemeingefährliche Hühner, Teil II
Gemeingefährliche Hühner, Teil III

Danksagung an die Lieblingshühner
 
Hier fiel auf, daß das Ende des Huhns in der Geschichte weggelassen wurde.

In deutschen Märchen heißt es dann etwa so: ...und lebten noch viele Jahre glücklich zusammen bis ans Ende ihrer Tage...

In amerikanischen Krimis wäre das eher so: ...John Doe aß das Huhn, es war sehr lecker. Sheriff Foster zog seinen '45er, John wegen Wilderei im Jail.

Als Zen Geschichte wäre ein denkbarer Schluß: Huhn und Fütternder lachten herzlich, denn es war ohne Belang.
Ob der Fütternde dann das Huhn (wie und zu welchem Zweck auch immer) mitnahm wäre für eine Zen-Geschichte ebenfalls belanglos.
 
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Eine merkwürdige Welt, in der man Hühner erschrecken muss, damit sie irgendwann Vertrauen finden*g
Es ist eine künstliche Bindung, mit Gewalt erzeugt. So passiert es tausendfach.
Das, was Angriff kommuniziert, kann man weglassen, dann laufen Tiere auch nicht weg. Vor was auch?

Gut beobachtet, genau so denken die Hühner. Danke, Venja, für die Reflexionen. Kennen Sie wild Hühner? Die wohnen im Wald. Herrenlos. Unterscheiden sich kaum von den Domestizieren.
 
Hier fiel auf, daß das Ende des Huhns in der Geschichte weggelassen wurde.

In deutschen Märchen heißt es dann etwa so: ...und lebten noch viele Jahre glücklich zusammen bis ans Ende ihrer Tage...

In amerikanischen Krimis wäre das eher so: ...John Doe aß das Huhn, es war sehr lecker. Sheriff Foster zog seinen '45er, John wegen Wilderei im Jail.

Als Zen Geschichte wäre ein denkbarer Schluß: Huhn und Fütternder lachten herzlich, denn es war ohne Belang.
Ob der Fütternde dann das Huhn (wie und zu welchem Zweck auch immer) mitnahm wäre für eine Zen-Geschichte ebenfalls belanglos.

Neverending story... "Und wenn sie nicht aufgewacht sind, dann kreisen Sie noch immer"

Aber ich habe eine passende globalere Hühnergeschichte zu Ihrem Einwurf:

Der König des Todes

Wir leben wie ein Huhn, das nicht weiß, was vorgeht. Am Morgen nimmt es seine Küken, um nach Futter zu scharren. Am Abend kommt es zurück, um im Hühnerstall zu schlafen. Am nächsten Morgen geht es wieder raus, um Futter zu suchen. Sein Besitzer streut jeden Tag Reis zum Fressen, aber es weiß nicht, warum sein Besitzer es füttert. Das Huhn und der Besitzer denken in völlig unterschiedlicher Weise.

Der Besitzer denkt: "Wie viel wird das Huhn wohl wiegen?" Die Gedanken des Huhns beschränken sich auf das Futter. Wenn es der Besitzer aufhebt, um es zu wiegen, denkt es, der Besitzer zeigt seine Zuneigung.

Auch wir wissen nicht, was vor sich geht: Woher wir kommen, wie viele Jahre wir leben, wohin wir gehen, wer uns dort hin bringt. Wir haben keinen blassen Schimmer.

Der König des Todes ist wie der Besitzer des Huhns. Wir wissen nicht, wann er sich unserer annimmt, da wir ganz vertieft sind - vertieft und fixiert in Form, Klang, Geruch, Geschmack, Tastempfindung und Gedanken. Wir haben kein Gespür, dass wir älter werden. Wir haben kein Gespür, was genug ist.

In einfacher Sprache - Ajahn Chah

Als hätten Sie's geahnt, oder?
 
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Es war 3:12 nachts und er dachte sich:
Es gibt nicht viel zu tun
Ich schreib` mal über`s Huhn


Inhalt

Prolog
Gemeingefährliche Hühner, Teil I
Gemeingefährliche Hühner, Teil II
Gemeingefährliche Hühner, Teil III

Danksagung an die Lieblingshühner

Eine nette Idee, wenn Sie sich dessen annehmen wollen und dann nach ein paar Tagen aus dem Thema eine kleines Buch machen.
 
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Gut beobachtet, genau so denken die Hühner. Danke, Venja, für die Reflexionen. Kennen Sie wild Hühner? Die wohnen im Wald. Herrenlos. Unterscheiden sich kaum von den Domestizieren.
Weißt Du.. alle Haustiere, die wir haben, waren mal Wildtiere. Wenn Wildtiere z.B. sehr vertrauensvoll reagieren - weil sie das Vertrauen spiegeln, was man zulässt - dann sind viele Menschen sehr erstaunt. Wenn ihr Kanarienvogel im Käfig das auch tut, ist es normal.

Bei mir reagieren die freien Vögel (wild sind sie nicht) genauso wie meine kleinen Papageien, die noch sehr viel "Wildes", oder sollte ich "Freies" sagen, haben?
Ich habe den Vögeln hier draußen immer Futter gegeben und ihnen zugepfiffen. Sie haben irgendwann geantwortet und sind sehr zutraulich geworden. Sie kennen mich gut. Sie pfeifen mir auch nach, wenn ich einige hundert Meter weiter weg bin. Ihr Kommunikationssystem ist sehr intelligent. Sie geben sich über weite Strecken durch ihre Laute, Informationen über Umgebung, Situation, welche Menschen dort sind, usw. Es ist wie ein Netzwerk. Ebenso kommunizieren sie telepathisch, energetisch.
Außerdem haben sie mich schon zweimal um Hilfe gerufen. Eine Amsel saß auf meinem Balkon. Sie war sehr aufgeregt. Ich ging raus und sie flog auf einen Busch und war immer noch aufgeregt. Ich kam zu ihr und sie flog wieder ein Stückchen weiter. Ich folgte ihr und kam dann - etwa 20m weiter - an einen Baum, unter dem eine Katze stand. Als ich die Katze verscheuchte, war Ruhe*g
Das soll heißen: Die Reaktion der Tiere ist Spiegel unserer inneren Haltung. Nicht die Tiere sind scheu, sondern wir agieren mit Angriff und sie fliehen vor unserer Ausstrahlung. Für mich etwas ganz Normales. Es geht nicht um das Komplizierte, sondern das Einfache.
 
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