Was Mensch und Tier angelangt, so ist das sogar noch relativ gut ausgedrückt.
Bei Pflanzen ist es aber nicht so. Die sind ebenfalls beseelt durch Naturwesen. Normalerweise (wenn man nicht zu sehr im Hirn lebt) sieht man die auch oder nimmt sie sonst irgendwie wahr. Allerdings sind diese Naturwesen (fälschlicherweise auch als Pflanzengeister bezeichnet) "flüchtiger" als bei Tieren. Sie können die Pflanze also leichter verlassen.
Warum sonst sollten sich viele Naturvölker (und auch Einzelmenschen hier) beispielsweise bei Bäumen entschuldigen, bevor sie sie fällen?
Die Naturgeister sind
eigenständige Wesenheiten, keine "Stein-", "Pflanzen-" oder "Tierseelen". Wenngleich sie eng mit den Naturreichen zusammenleben, sind sie dennoch von ihnen weitgehend
unabhängig, da ihr eigentliches Lebensmilieu die
Elemente sind. So bewohnen die
Gnomen/Zwerge/Wichte das
Erdelement und die Reiche der
Gesteine, Mineralien und
Metalle, die
Undinen, Nymphen und
Sirenen die
Flüsse, Seen und
Meere, die
Sylphen die
Luftsphäre und die
Salamander die Regionen des
Feuers, wie
Vulkane und
unterirdische Lavaströme. Der geschulte Hellseher nimmt sie überall dort
unmittelbar wahr, während er sie in den Naturreichen am lebhaftesten vorfindet, wo diese
ineinander übergehen, etwa an wasserumspültem Gestein, in von Mooren, Seen und Flüssen durchsetzten Gebirgen, an Waldrändern, auf kleinen, jäh aufsteigenden Inseln, etc., aber auch dort, wo Menschen intensiv mit Gesteinen, Mineralien und Metallen umgehen, mit Pflanzen und mit Tieren in engem Kontakt zusammenleben.
Die
Dryaden sind mit den Luftgeistern den
Sylphen, verwandt. Sie lieben die
Bäume in besonderer Weise und bleiben, wenn sie sich einen als "Wohnung" auserkoren haben, mit diesem lebenslang verbunden. Oft, nach sehr vielen Jahren des Zusammenlebens, ist die Bindung so stark geworden, dass sie lebensmüde werden, wenn ihr Baum abstirbt. Sie selber sterben nicht deshalb, aber sie brauchen viel Zeit, um sich mit einen anderen neuen Baum anzufreunden.
Man kann die Dryaden, in weitgefasstem Sinne, als die "Seelen" der Bäume betrachten, ähnlich wie man einen Hausherrn als die "Seele" seines Hauses bezeichnet. Aber als seelisches
Wesensglied gehören sie dem physischen Baum in keiner Weise an. Wenn man ein Haus beschädigt oder abreißt, leidet nicht die Substanz, sondern die Seele, die sich in ihm zuhause fühlt. Ebenso fühlt nicht der
Baum den Schmerz des Gefälltwerdens, sondern die ihn bewohnende Natur-Seele, die Dryade.
Während die Dryaden sich unmittelbar im Lebensäther der Bäume niederlassen und sich darin fest verankern, lieben die Sylphen es, sie zu umschweben, zu umschweifen und zu durchwehen. - Natürlich, denn
sie wollen in ihrem Ur-Element, in der Lufthülle der Erde, verbleiben. Die Dryaden aber sind weit erdverbundener, schwerfälliger und schwermütiger als jene, weshalb es ihnen auch eher liegt, sich eine solide Behausung zu verschaffen.
Die Dryaden haben die Macht, ihre Bäume vor üblen Einflüssen durch
andere Naturgeister zu schützen, können sie aber nicht verteidigen, wenn
Menschen an ihr Leben wollen. Wenn also Urvölker, bei denen noch ein gewisses hellsichtiges Ahnen vorhanden ist, sich vor den Bäumen, bevor sie sie fällen, entschuldigen, so tun sie dies vor den sie bewohnenden und beschützenden
Dryaden. Dass sie aber hierbei die Dryade als die
Seele des Baumes ansehen, macht nur die fortschreitende Dekadenz ihrer einstigen klaren Natursichtigkeit deutlich...