Heimatgebunden (eine eigene pseudo-philosophische Betrachtung)

Serenade

Sehr aktives Mitglied
Registriert
18. März 2007
Beiträge
740
Lass mich frei, - bittet die Seele. Bleib bei mir, - lamentiert der Körper. Und zwischendrin klafft das Ich wie eine unheilbare Wunde. Die Heilige Dreifaltigkeit. Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Wer wer ist, soll dem Leser überlassen werden. Oder der Leserin, um die neue Weiblichkeit ja nicht zu vernachlässigen, nach der der Mensch zurzeit so sehr dürstet, um ja nicht diskriminierend zu sein. Natürlich geht es auch um Religion, mit der man aufgewachsen ist. Bereits in der Schule wird einem gesagt, dass der liebe Gott alles sieht. Und schon fühlt sich das Ich beobachtet, während die Seele anderwärtig beschäftigt ist und der Körper ohnehin schon immer der Natur frönte, da er doch aus ihr hervorging. Es ist das Ich, das Bestätigung sucht und auch braucht, weil es meint, sonst verloren zu gehen. Aber wer würde es denn verlieren, wenn nicht es selbst? Das Ich verliert sich selbst. Aber erst dann, wenn es gelernt und verstanden hat, was die wirkliche Heilige Dreifaltigkeit ist.

Weiter in diesem Ton? Ja, warum nicht? Man weiß nie, was dabei herauskommt, wenn man schreibt und schreibt und auf nichts wartet. Sich nichts erwartet. Nun gut. Da sei nun als erstes die Seele, über die schon sehr lange gerätselt wird. Gibt es sie oder gibt es sie nicht? Manche sagen, sie sei so groß, dass sie nicht in einem einzigen Körper Platz hat. Wie aber kann es sein, dass Geistiges so etwas wie Platz, sozusagen Raum, braucht? Könnte es nicht vielmehr so sein, dass es am Körper liegt, - dass der Körper zu schwach ist, um die gesamte Seele aufzunehmen? Dabei umschließt die Seele den Körper, wie etwas Liebendes das Geliebte. Und daraus entsteht der Nachwuchs. Das ungeliebte Kind. Weil nicht das aus ihm geworden ist, was man sich vorgestellt hat. Das ständig aufbegehrende Ich. Mit nichts zufrieden. Immer wieder rebellierend. Und was das Schlimmste ist: so ichbezogen! Aber das ist nun mal das Naturell des Ichs. So ist es nun mal und kann gar nicht anders. Es befindet sich immer im Mittelpunkt von allem, weil von ihm alles ausgeht. Wahrnehmung, Empfindungen, Gefühle, Gedanken – alles ein und dasselbe. Ein Ich eben! Nebenbei erkennt es Vater und Mutter nicht mehr und lässt beide quasi links liegen, anstatt sich mit beiden zu verbinden. Es muss keinen Respekt bezeugen und nicht einmal wirklich folgsam sein. Aber als Einheit mit beiden würde es sich alles viel leichter machen. Welche Macht würde es auskosten können! Die Macht der Natur und die Macht der Geister wären seine ständigen Begleiter, wenn es das nur zulassen würde. Stattdessen schwelgt es in scheinbarer Überlegenheit und überschätzt sich bis zu dem Moment, wo es den Fehler erkennt, es aber bereits zu spät ist. Dann bleibt es tatsächlich auf der Strecke und muss immer neu beginnen, indem es sich selbst vergessen muss.

Man meint vielleicht, es gebe viele Ichs, viele Körper und viele Seelen. Man täuscht sich, wie ich meine. Es kann immer nur ein Ich, einen Körper und eine Seele geben. Wie das? Weiß man etwas über andere Ichs, andere Körper, andere Seelen? Man weiß nichts darüber, außer, dass es sie vielleicht gibt, weil man sie wahrnimmt. Wahrnehmung kann täuschen, auch wenn sie das einzige ist, dem man vertrauen kann. Verrückt, nicht wahr? Aber mal langsam!


Ja, gehen wir es langsam an! Nicht mit dem Ende, sondern mit dem Anfang, als das kleine Ich, das auszog, um die Welt (sich selbst) kennenzulernen. Stets dachte ich, es gäbe keinen Anfang und kein Ende, oder dass jeder Anfang ein Ende und jedes Ende ein Anfang wäre. Mittlerweile jedoch tendiere ich zu Neuem, Geborenem und Abschlüsse, samt dem unausweichlichen Nie-wieder. Aber die Frage, ob denn das Huhn oder das Ei zuerst da war, stimmt mich noch immer nachdenklich. Beides gleichzeitig? Wenn in einer Gebärmutter nach der Befruchtung (Romantik lassen wir mal weg, denn sie dient eh nur dazu, die Menschen zum Koitus zu überlisten) Leben zu wachsen beginnt, so glaube ich, entsteht erst mal der Körper. Mit Seele? Woher kommt die Seele? Das große Geheimnis! Vielleicht steckt sie bereits in diesem winzigen Ding in der Gebärmutter, das sich mal zum kleinen Menschen entwickelt? Man weiß es nicht. Man kann es nicht wahrhaftig sagen, obwohl es so viele Schriften darüber gibt. Es gibt auch viele naturwissenschaftliche Schriften, aus denen sich ebenso viel Interessantes herauslesen lässt. Aber hier geht es weder um Religionen, noch um Naturgeschichten, sondern um ein kleines Ich, das nicht weiß, woher es kommt und wohin es geht und warum es überhaupt hier ist.

Zuerst ist also da mal der Körper. Blutig, hilflos, runzlig und schreiend. Hungrig sicher auch, denn der Geburtsvorgang kostet enorm viel Kraft. Dem Kleinen, wie auch der Mutter. Denke ich mal. Ich erinnere mich nicht an den Geburtsvorgang, wie ich mich aus der warmen, weichen Höhle heraus gemartert und den allerersten Ton von mir gegeben habe. Warum nicht? Weil es damals noch kein Ich gab? Es gab nur den Körper. Und vielleicht auch die Seele, ohne die nichts leben würde. Glaube ich. Ja, das ist mein Glaube. Ohne Seele ist alles tot, leblos. Alles hat Seele. Alles lebt. Die Seele ist der Nährboden für Wachstum. Oder so ähnlich. Durch die Seele kommt es erst zur Befruchtung. Sie wirkt und alles andere wächst, weil sie alles wachsen lässt. Wir brauchen nicht zu wissen, woher sie kommt und ob es sie schon immer gab, diese geheimnisvolle und wunderbare Seele. Was sonst würde alles Leben hervorbringen, wenn nicht sie? Seele ist gleich Lebenskraft. Todeskraft auch? Aber da hängt der menschliche Geist, der dem Ich entströmt. Bitte, keine Einwände! Ja, ich weiß, es gibt Wörter wie Geist und Bewusstsein. Aber das sind nur Wörter, die verwirren. Nennen wir es einfach nur Seele, Körper und Ich. Das genügt vollkommen. Alles andere ist nur verwirrend.

Wann entstand das Ich? Wann wurde mir gewahr, dass ich ich bin? Als ich das Du wahrnahm? Das Du in Form eines anderen Körpers. Man stelle sich vor, sich im vollkommenen Dunkel zu befinden, in dem es kein Geräusch gibt und kein Gegenüber. Vollkommene Leere. Keine Wahrnehmung. Und doch ist man da. Das wäre doch der ultimative Alptraum. Auf jeden Fall würde so kein Ich entstehen. Glaube ich.

Bleiben wir, bevor das Ich auszieht, um die Welt und sich selbst kennen zu lernen, beim Körper, diesem Wunderwerk der Natur (der Seele). Oder überhaupt alles in der Natur, wie alles zusammenpasst, sich ergänzt, einander bedingt. Und wenn nur ein Teilchen ausgerottet wird (vom Menschen! von wem sonst?), wird es sofort von etwas Anderem ersetzt. Keine Sorge, der Natur, dieser unbändigen Gewalt können wir nichts anhaben. Sie wird immer über uns stehen, über den Menschen, auch wenn sich dieser noch so sehr aufplustert. Die Natur braucht uns also nicht. Wir sind wohl diese Teilchen, die absolut unbrauchbar und unwichtig für diesen universellen Kreislauf sind. Und das, obwohl sie uns genial ausgestattet hat. Alles an uns ist ein Meisterwerk der Schöpfung. Alles Natürliche ist ein Meisterwerk der Schöpfung. Und wenn wir des Öfteren auf unseren Körper hören würden, wäre das Leben vielleicht auch etwas leichter. Mal das Ich ausblenden, das sich so vorwitzig entwickelt hat und irgendwie so gar nicht dazu passt zur Natur. Es ist, als würde es ein Gegner des Körpers und der Seele sein. Manchmal empfinde ich es wirklich so. Manchmal glaube ich, das Ich ist eine Strafe für etwas. Wofür? Man weiß es nicht. Aber als Strafe empfinde ich es wirklich, - manchmal. Durch das Ich ist uns jeder Verlust bewusst, von dem wir glauben, etwas besessen zu haben. Und man sagt, wir sind die einzigen Wesen auf der Erde, die wissen, dass wir mal sterben müssen. Wenn das nicht grausam ist, was dann? Eine grausame Strafe oder doch irgendwann Erlösung?

Ach, ich greife viel zu weit vor und wollte es ganz anders angehen. Ich wollte es doch so darstellen, dass das Ich nichts anderes als ein Konstrukt ist, sozusagen ein gedanklich konstruiertes Gebilde als Erklärungshilfe, wie dieses Wort (Konstrukt) unter anderem im Duden erklärt wird. Das Ich existiert gar nicht wirklich und dennoch ist es da. Irgendwie ist es genauso geheimnisvoll wie die Seele, nur eben auf eine andere Art, eher auf eine unheimliche Art, während die Seele, diese Kräftige durchaus Trost spenden kann.
 
Werbung:
Die erste Lebenszeit des Körpers, als er noch im Warmen und Weichen sich entwickeln und suhlen konnte, war/ist das so viel gepriesene Paradies. Halt! Der Körper unterscheidet nicht. Es ist viel mehr das Ich, welches derartige Hirngespinste hervorbringt. Und doch meine ich, es sei auch der Körper. Das Gehirn des Körpers. Die Seele hat dieses Gehirn sich so weit entwickeln lassen, bis es die Fähigkeit hat, ebenso etwas zu entwickeln. Das Ich! Und wie es sich hervortut, dieses Ich. Obwohl es nicht existiert. Auch das noch! Frech und ohne Berechtigung marschiert es hinaus in die Welt und lässt Körper und Seele Körper und Seele sein. Was tust du mir an? – schreit der Körper, wenn es wieder mal im Übermaß aufbegehrt. Nur die Seele bleibt unberührt davon. Sie scheint ohnehin zu wissen, wie all das enden wird. Immerhin hat sie es viel zu viele Male beobachtet. Miterlebt? Vielleicht auch das, denn das Gegenteil von Tod ist nicht Leben, sondern Geburt. Leben endet nie. Der Körper weiß das vielleicht. Die Seele weiß das natürlich. Aber das Ich? Es weiß gar nichts! Es findet und meint zu erschaffen. Es baut sich seine ganz eigene Welt. Weit entfernt von der wahren, der natürlichen Welt. Da draußen ist die Welt! – sagt es und befindet sich doch mitten in ihr. Es weiß gar nichts! Und doch geht es hinaus in die Welt und posaunt hinaus, was es alles weiß und kann. Es stellt sich über die Welt. Hier bin ich und jetzt ordnet ihr euch alle unter, sonst passiert was! – schreit es hinaus. Und das Echo kommt zurück. Irgendwann. Vor allem dann, wenn die wahre Erkenntnis zu spät ist. Aber vielleicht ist dieses Ich anders, von dem ich erzählen möchte? Vielleicht tastet es sich sehr vorsichtig hinaus aus den Augen des Körpers und wundert sich darüber, was es sieht. Es sieht mit den Augen des Körpers und wägt nicht einmal ab. Es hat nie gelernt zu unterscheiden, weil niemand da war, ihm zu sagen, das sei so und dies sei nun mal anders und deshalb zu meiden. Es war schon jemand da. Aber dieser Jemand, ein vermeintlich anderes Ich, sagte nur: Geh und sieh selbst!

Wäre es tatsächlich möglich, ein Ich entstehen zu lassen, das sich kein Urteil erlaubt, das sein Gastdasein erkennt und mitten mit der Natur lebt? Einst war es so und manchmal ist es irgendwo in den tiefsten Tiefen der Natur noch immer so. Das kleine Ich zog aus und wollte sich zu diesen tiefsten Tiefen begeben. Es zog aus, weil es erzogen wurde und sich frage, ob diese Erziehung ihm passt. Doch diese Kleidung war zu eng und farblich viel zu blass. Grau in Grau. Keine Musik, zu der man tanzen könnte. Es gab nur das Marschieren. Enge blasse Kleidung und vielleicht noch ein Gewehr über der Schulter. Präsentiert das Gewehr! Die Welt gehört euch nicht. Nicht einmal ein kleinstes Staubkörnchen ihres Seins. Dienen wäre ja okay, aber doch nicht so! Das Ich sagte sich, es würde der Welt dienen, aber niemals dem Ich. Es kann sich selbst nicht dienen. Das wäre unnatürlich. Genauso unnatürlich, wie die Welt, die es sich aufgebaut hat und nun darin lebt und diese Welt mit seinem Leben beschützt. Als ob es wüsste, was Leben ist.

Es ist nicht so verwirrend, wie es im ersten Moment scheint. Das Ich ist ein zwiespältiges Ding. Auf der einen Seite sehr originell, denn es ist schon eine Sensation des Schaffens von einer Keule bis zu einer Atombombe und das innerhalb von 5 Minuten vor 12. Die andere Seite schreit nach Mutter Natur und möchte wieder in sie zurück hineinschlupfen. Was nun? Beides geht nicht! Man muss sich entscheiden und dann voll und ganz dazu stehen.

Also hörte das kleine Ich auf zu marschieren, legte das Gewehr ab, zog seine graue Kleidung aus, begann zu tanzen, spielte Gitarre und zog sich bunte Kleidung und Blumen im langen Haar an. Es war glücklich und fast gelang es ihm, sich im warmen, weichen Bauch von Mutter Natur ein Heim zu machen. Endlich zu Hause! – sagte es sich und streckte sich selig aus. Es gab nichts zu tun. Man lebte einfach. Wozu etwas tun? Alles sorgt für sich selbst. Das wahre Leben! Man fühlt sich heimatgebunden ohne gebunden zu sein. Freiheit ist das wahre Wort. Freiheit ist die Abwesenheit der Sorge um sich selbst. Freiheit bedeutet, nichts zu verlieren, weil eh nichts gebraucht wird. Freiheit… Und dann der Krach! Das Ende des Paradieses. Schon wieder Vertreibung! So kann es nicht weitergehen. Man muss weiter weg! Das kleine Ich muss viel weiter weg. Es muss sich distanzieren. Alleine sein, weil es das ohnehin ist, wie es später einmal vielleicht erkennt oder nicht erkennt. Einsamkeit muss gelernt sein. Es spielt keine Rolle, wie man es nennt. Alleinsein oder Einsamkeit – ein und dasselbe. Diese Wortspiele müssen endlich aufhören. Man muss sich aufs Wahre, aufs Beständige beziehen. Als ob es so etwas in dieser Welt geben würde! Alles vergeht. Alles fließt. Das kleine Ich wandert weiter. Allein. Einsam. Einerlei.
 
Der Körper wird inzwischen in Einzelteile zerlegt. Man sucht das kleinste Teilchen. Die Weltformel. Strings die ins Universums hinaus klingen und neu zum Orchester hinzustoßen. Aufgenommen wird immer. Auch wenn der Klang nicht immer stimmt. Harmonie ist nicht immer erkennbar. Aber sie ist da. Selbst wenn das Ich oft daran zweifelt. Es versteht das Ganze nicht. Es kann es gar nicht verstehen, weil es nun mal Teil des Ganzen ist. Der Körper schon. Er wird immer akzeptiert und akzeptiert immer. Hängt er doch für immer und ewig mit der Welt zusammen. Er ist Energie und Energie vergeht nicht. Wohin soll sie auch gehen? Was zählt, ist Veränderung. Die einzige Funktion der Zeit ist Veränderung.

Zwischen all den Körpern besteht kein Unterschied. Ihr kleinstes Teilchen, das, woraus sie bestehen, ist überall dasselbe. Man hat die Weltformel gefunden, auch wenn es vertuscht wird. Soll ja nicht jeder alles wissen. Oder?

Zwischen all den Ichs besteht kein Unterschied. Energie kann nicht verloren gehen. Sie verändert sich. Sie entwickelt sich. Bis sie vor den weit geöffneten Toren der Seele steht.

Und die Seele? Die Überseele? Die Ichseele? Archetypen sind bloß Hilfsmittel zum besseren Verständnis und doch nicht hilfreich, wenn man sich nicht selbst in allem erkennt. Seele ist immer Eins. Es kann gar nicht anders sein.

Und dann fragt man sich wahrscheinlich, worin besteht ein Unterschied zwischen diesen Dreien. Dreieinigkeit. Die Drei ist mathematisch gesehen Vollkommenheit. Die Vier ist bereits eine Wiederholung in der Geometrie und besteht aus zwei Dreiecken, wo erst nur eines war. Das Dreieck ist das Wunderwerk. Nicht der Kreis. Im Endeffekt gibt es nichts Spitzes, falls jemand zum Kreis (zum Runden) tendiert. Unterm Mikroskop ist die spitzeste Nadel rund.

Das war es noch nicht. Der Unterschied, der keiner ist, nennt sich Energie. Seele, Körper und Ich IST Energie. IST eins. IST untrennbar. Und alles fließt. Seht ihr den Strom, der an euch vorbei rauscht? Der Strom ist immer da, auch wenn der Geburtsschrei noch nicht bewusst war/ist. Versteht ihr? Ihr kleinen Kinder, die mit großen Augen in die Welt schauen und jetzt schon wissen, dass sie diese nie und nimmer verstehen werden. Erkennt ihr den Strom? Das ewige Wasser, aus dem alles entstanden ist, das, was ihr mit euren Sinnen wahrnehmen könnt. Der Körper sagt es euch. Dazu braucht ihr kein Ich, das sich aus euren Gehirnen erhebt und einmal die Vorherrschaft übernehmen wird. Klagt nicht eure Eltern an, die sich selbst und euch das zweite Mal aus dem Paradies vertrieben haben. Klagt euch selbst an, sobald ihr zu denken beginnt.
 
Die Geschichte ergibt sich phasenweise. Wenn überhaupt. Immerhin handelt es sich um pseudo-philosophische Betrachtung oder gar mehrere Betrachtungen. Und auch Beobachtungen. Das ganze Leben ist eine einzige Beobachtung. Und wenn wir gefunden, was wir gesucht haben, ist es meistens zu spät. Das kann nicht oft genug erwähnt werden. Die menschliche Geschichte? Das Ich produziert die einmalige Menschenwelt. Keine Welt wird so unnatürliche erbaut, wie die Menschenwelt. Der Strom fließt an ihr vorbei, obwohl sie meint, alles zu zerstören. Der Strom kann niemals zerstört werden. Er ist eine Lebensader des Ganzen. Er ist es, der alles zum Blühen und auch wieder zum Vergehen bringt. Der Seele gleich, da ohnehin kein Unterschied besteht. Wie Phönix aus der Asche entsteht wiederum alles neu. Der Lebenskreislauf. Hier gibt es den Kreis. Ein Dreieck wäre Platzverschwendung. Und die Menschenwelt stellt sich als Labyrinth in all dem Chaos dar. Chaostheorie leicht gemacht. Midlifecrisis. Erkennen es manche wieder? Jung bleiben lohnt sich nicht. Das Mittelalter war/ist zwar eine harte Zeit, aber auch eine abenteuerliche. Der edle Ritter, auf den die Frauen gewartet haben, ist zwar nie gekommen, aber man ist ja genügsam. Es hätte schlimme kommen können. Und die Männer selbst? Suchen ihre Jugend in der Jugend, wo sie gar nicht zu finden ist. Die Jugend kommt sich alt vor. Hat das denn niemand gewusst? Wie man sich vorkommt, so ist man. Klar wäre das zu leicht, aber es ist trotzdem so. Im Innen passiert das wahre Leben, nicht im Außen. Wenn du in dir den Himmel fühlst, lebst du ihn auch. Und wenn du in dir die Hölle fühlst, lebst du sie auch. Alles eine Lebenseinstellung, auch wenn sie phasenweise passiert. Aus dem Trotzalter sind wir längst entwachsen. Wir haben zwar rebelliert, aber alles war vergebens, weil nun mal alles seine Zeit hat und diese Zeit auch einmal vorbei sein muss.

Ständig fließt der Strom an uns vorbei und holt sich Tropfen für Tropfen unseres Seins. Bis wir ausgetrocknet und leer sind, weil wir nie erkannt haben, dass wir selbst der Strom sind. Da schauen wir uns ständig nach und wundern uns, wohin er denn fließt, der gute alte Strom. Es ist nicht richtig, gegen den Strom (gegen sich selbst) zu schwimmen. Lass dich treiben. Nur so kannst du niemals untergehen. Das hat nichts mit Jasager zu tun. Die Jasager sind, es die gegen den Strom, gegen die Natur leben. Sie drehen ständig alles um und wollen uns weismachen, dass nur sie recht haben und wir die Narren sind.

Aber da ist noch dieses kleine Ich, das uns alle retten könnte. Aber es will uns nicht retten, weil es das gar nicht kann. Es muss nichts gerettet werden! Und schon gar nicht vom Ich! Die Welt rettet sich selbst ohne unser Zutun. Hände in den Schoss legen? Ja! Warum auch nicht! Noch besser wäre, allen und allem anderen die Hände zu reichen und lachend und singend durch eine bunte Blumenwiese zu laufen. Über uns der blaue Himmel, aus dem die strahlende Sonne lacht. Kitschiger geht es nimmer. Wie gesagt, es ist, wie man sich vorkommt. Sicher gibt es Himmel und Hölle. Das Auf und Ab. Vernünftig wäre die Hochzeit zwischen Himmel und Hölle, wie sie schon jemand erträumt hat. Aber wer will schon vernünftig sein? Wir wollen herausragen aus der Allgemeinheit. Etwas Besonderes sein. Nie wieder Mitläufer. Und genau das ist der Fehler, denn so kommen wir nie zu einer gemeinsamen Entscheidung.
 
Werbung:
Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Ein Zyklus, den alle mitmachen. Ausnahmslos. Und unverbindlich dazu. Das kleine Ich scheint das alles zu wissen, weil es vom Körper stammt. Es dringt aus ihm (angeblich aus dem Gehirn des Körpers) recht vorwitzig hervor. Es hat anfangs, im Frühling, noch alles in sich, was auch der Körper in all den Jahrhunderten gesammelt hat. Die Sturm- und Drangzeiten. Der Körper hätte alle Informationen der Menschenwelt in sich. Aber wer hört schon auf ihn? Alle wollen dem Körper den Schwarzen Peter zuschieben. Er sei das Mindeste. Bloß ein Gefährt der Seele und ablegbar wie alte Kleider. Gar nicht wahr. Er ist reine Energie. Vor allem, wenn man ihn in allerkleinste Einzelteile zerlegt und draufkommt, dass alles aus diesen allerkleinsten Einzelteilen besteht. Es gibt nichts anderes! Und doch verklären wir die Seele, den Geist, das Bewusstsein und den stets käuflichen, sich prostituierenden Gott. Vergesst das alles endlich, Leute. Das ist nichts, was angebetet werden könnte, außer der Körper. Körperkult! Reinigt ihn, pflegt ihn, liebt ihn, denn er ist das Einzige was euch im Hiersein beisteht. Er ist die ewige Heimat, die euch bewusst ist. Erst dann könnt ihr aus der Allgemeinheit herausragen und versteht auch warum ihr das tut. Vorher war es bloß Egogeplänkel. Wo sich das Ich hervortut, ist nichts drinnen. Wo der Körper steht, da steht er nun mal.

Alles Schwachsinn? Kommt man auf keinen gemeinsamen Nenner? Aber denkt ja nicht nach, denn je mehr ihr denkt, umso mehr entfernt ihr euch vom Ergebnis. Nur vergesst nichts. Es ist egal, wem ihr frönt, denn am Ende bleiben nur die Knochen übrig. Und es ist wirklich einerlei, ob Körper, Ich oder Seele. Sind ja nur Worte.

Aber Moment mal! Und das Geistige? – fragen jetzt einige schreiend auf. Es verpufft, ihr Lieben. Es löst sich auf im Fluss der Flüsse. Im ewigen Strom, mit dem ihr euch nicht identifiziert habt, weil ihr dem Individualismus gefrönt habt. Einer will besser sein als der andere. Schneller! Weiter! Und schließlich bleibt einer stehen und zeigt euch in seiner Gelassenheit nur die Zunge. Bäh! Da habt ihr’s! Nichts dahinter. Obwohl ihr euch so bemüht habt und noch immer glaubt, ihr hättet die Zügel in euren Händen. Nichts habt ihr! Bloß Worte und irgendwelche Halluzinationen, die ihr euch selbst einredet. Leute, beginnt endlich zu leben und tut, was euch Freude macht! Vergeudet euch nicht selbst durch Abstinenz und Kasteiungen. Das ist ganz sicher nicht der Sinn des Lebens, auch wenn wir alle noch immer verzweifelt danach suchen. Irgendwann geben wir alles auf. Auch die Suche. Und befinden uns endlich im Winter und haben all die Jahreszeiten bereits mehrmals hinter uns. Ein eisiges Lächeln gefällig? Bitte, gerne!
 
Zurück
Oben