Ja, die Massstäbe und das Weltbild meiner Eltern sind für mich sehr wichtig, und auch mit 20 Jahren ist es für mich unmöglich, mich davon zu distanzieren. Könnte aber auch sein, dass ich es gar nicht will. Nur bei Entscheidungen kommt dann das Gefühl der Unzufriedenheit durch und ich werfe ihnen vor, für mich entschieden zu haben, wo sie mir doch nur Ratschläge gegeben haben und nichts dafür können, dass ich keine eigene Meinung habe.
20 Jahre ist doch abre auch noch jung - da hast du doch noch alle Zeit der Welt. Manche hängen ein Leben lang dran fest.
Ich bin immer wieder erstaunt, wie klar du Situationen selbst siehst, reflektierst, zu- und einordnest und beschreibst - das hatte ich mit 20 noch nicht so drauf. Und du dir aber trotzdem selbst nicht so viel zutraust.
Aber jetzt hast du zumindest mal die Erfahrung gemacht, dass Rat von aussen zwar gut sein kann - aber dass man es ja dann auch mit ganzem Herzen durchziehen und alleine durchstehen muss- mit allen dann aufkommenden Gefühlen, die dann doch stärker als der Verstand sind. Und dadurch dann auch peut à peut ein zu sich stehen lernt.
Mit sich selbst muss man ja ein Leben lang klar kommen - das Aussen kann schon mal stetig wechseln.
Ich habe zwar einen Bruder, aber wir haben ein super gutes Verhältnis und ich habe nie Neid gegenüber ihm empfunden, auch jetzt nicht, wo er sein Studium mit 1,0 abgeschlossen hat und ich erst am Anfang stehe, mit einigen Startschwierigkeiten.
Neid von dir meinte ich damit auch nicht - nur dass er sehr zielstrebig ist und das natürlich in der Familie auch gern gesehen ist. Und er dir da - wenn auch unbewusst- doch ein Vorbild ist aber auch ein Vergleichsmodell - in dessen Licht du dich dann vergleichst und selbst nicht mehr so gut wegkommen lässt.
,