Hast du dich oder jemand anderen schonmal gehasst und bemerkt, dass dies eigentlich Liebe ist, weil du dich auf der anderen Seite befindest?
Etwas anderes:
Hast du schonmal eingehende Liebe so identifizieren können, dass du dir ihr nicht ergeben musst, sondern SIE unter Kontrolle hast? Also das Gefühl kommt auf dich zu, aber du bist so fähig, dass du nicht lieben musst.
Ein zweischneidiges Schwert; Liebe und Hass erscheinen hier allerdings von sekundärer Bedeutung. Zwischen den Zeilen lese ich Angst vor Kontrollverlust.
Vermeidungsstrategie, um "Herr der Sinne" zu bleiben funktioniert nur dürftig. Erfolg verbuchst du, solange sich die Gefühle nicht in den Extremen bewegen.
Wird Liebe und Hass als Störung im System verbucht, so ist das System genau für diese Störung sehr anfällig.
Die "Gefahr", daß es dich dann bald mal so richtig erwischt, ist recht groß...es ist eine Art Gesetzmässigkeit, wenn du etwas unbedingt vermeiden willst, daß du es (früher oder später) leben darfst/musst.
Jenseits von Hass und Liebe steht nur die Gleichmütigkeit (nicht zu verwechseln mit der Gleichgültigkeit); diese bedarf keiner Kontrolle, da sie in sich selbst ruht.
Was die spirituelle Praxis angeht, macht es Sinn die Extreme auszuloten...wie sehr kann oder will ich hassen/lieben?
Die Grenzerfahrung führt in der Praxis auch mal im Extremen zu Hass und Liebe, die nicht von dieser Welt ist.
Der Palikanon zb. warnt recht ausdrücklich davor, daß einen knapp vor der Erleuchtung ein intensiver Hass übermannen kann, der so extrem sein kann, daß man sich sein ganzes Leben nicht mehr davon erholt...unabhängig von der Ansicht über Erleuchtung, die allgemein hier nur einen angenommenen hohen Beweusstseinszustand darstellt, sehe ich das vereinfacht so , daß Liebe und Hass selbst keine richtungsweisenden Impulse darstellen, aber sie verstärken jeden Impuls, ganz gleich in welche Richtung, wo hingegen der Intellekt nur wenig Einfluß auf Handlungen hat: Bsp. Zigarettenpackerl...da steht drauf, daß das tödlich ist, impotent macht etc etc. aber die Vernunft allein kann garnix...hält niemanden wirklich davon ab^^
Das richtige Handeln, nicht nur im buddhistischen Sinn, umfasst hier die Gegenwärtigkeit, die dich vom Spielball zum Ballspieler werden lässt.
Jegliche Empfindung ist hierbei legitim; Vorsicht ist nur beim Handeln geboten und zwar in jeder Hinsicht...manche Menschen handeln "nur aus Liebe"...das kann genauso katastrophal oder noch katastrophaler enden, als wenn jemand in Hass agiert.
Wahnsinn als Definition trifft hier zu; dh. immer das gleiche zu tun und zu glauben, daß die Dinge von selbst besser werden.
Dieser Wahnsinn entspricht aber gleichzeitig auch dem Alltagsempfinden, der völligen Normalität per Definition.
Daß Mann Frau und Kinder schlägt muss nicht böse sein im eigenen Empfinden, sondern völlig normal...eine gesunde Watschen...hat noch niemandem geschadet...so kann ich immer nur gemäß dem eigenen Wissen und der eigenen Erfahrung nach handeln...
Wenn mich kein Nachbar zur Rede stellt, weshalb ich Frau und Kinder so behandle; wenn niemand mit mir in Reibung gerät aufgrund meiner Handlung, werde ich kaum auf die Idee kommen, daß da etwas nicht stimmt bei mir...denn die Idioten, das ist sowieso klar, sind immer nur die anderen, die Dinge anders machen, als Ich
Dies trifft genausogut auf einen Mörder zu; in seiner Wahrnehmung tut er ganz bestimmt etwas gutes, selbst wenn er weiß, daß er gegen das Gesetz handelt. Alle Wertigkeiten können je nach Erfahrung x-beliebig umgepolt werden und erfüllen auch eine Funktion (Erleichterung, Stressabbau, der benötigte Kick, etc.)...weiß wird zu schwarz, böse wird zu gut, etc. etc. und du wirst immer jemanden finden, der diese Wertigkeiten mit dir teilt.
Kein Mensch ist eine Insel. Um irgendwo dazuzugehören werden Menschen böse oder geloben sich zu bessern und gut/besser zu werden...
Der pazifistische Baumkuschler links ist aber am Ende des Tages dem gewalttätigen Rechtsradikalen ähnlicher als er denkt, genauso wie der sportsüchtige Durchtrainierte einem Alkoholiker sehr ähnelt.
Für den Alltag reicht es zu, sich den Gefühlen zu stellen, die auf einen zukommen. Ein gesamtumfassendes Werk, welches alle Gefühlswandlungen des Lebens beinhaltet wurde noch nicht verfasst. So richtig festgeschrieben stehen die Dinge erst 6 feet down under, zuvor ist alles möglich, die Palette vom Baumkuschler zum Serienmörder ist vielfältig, also besser nicht so einfältig denken xD
LG Tiger