Steht doch da. Es ist zum Vorteil der großen Mehrheit.Inwiefern ist das Zugewinn?
Weil die allermeisten Menschen wegen ihres geringen oder nicht vorhandene Einkommens gar nicht die Möglichkeit haben, sich privat zu versichern. Die Freiheit, die Krankenkasse zu wählen, hat nur eine wohlhabende Minderheit. Warum sollte man diesen Leuten, die ohnehin schon privilegiert sind, Freiheiten gewähren, die andere nicht nutzen können?Warum sollte man die Leute nicht einfach frei aussuchen lassen, in welche Kasse sie einzahlen?
Ein Gesundheitssystem, in dem alle jede medizinisch notwendige Behandlung bekommen, ist nur gemeinschaftlich zu finanzieren. Deshalb zwingt der Staat uns alle, in eine Krankenversicherung einzubezahlen. Warum sollte man ausgerechnet denen, die entsprechend ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit am meisten zu einem solchen System beitragen können, die Möglichkeit geben, sich daraus auszuklinken, ein eigenes Ding zu machen? Das bevorzugt eine kleine Gruppe von Wohlhabenden, die auf diese Weise einen kleineren Prozentsatz ihres Einkommens für die Krankenversicherung aufwenden müssen, und geht zu Lasten der vielen anderen, die sowieso schon weniger haben, und die dann im Schnitt mehr einzahlen müssen.Warum soll man sie zu irgendeinem System zwingen, das sie vielleicht gar nicht wollen?
Nach seinem Gewissen und seinem Geldbeutel.Wie gesagt, in meinem System kann sich jeder nach seinem Gewissen dafür entscheiden, was er möchte.
Meine konkreten Gründe habe ich genannt. Im Übrigen greift jede gesetzliche Regelung in die persönliche Lebensführung der Menschen ein. Ich könnte auch sagen, in deinem System schreibst Du all denen vor, die sich gesetzlich versichern müssen, dass die die Ersparnis der privat Versicherten ausgleichen sollen, die ja im Topf der GKV fehlt.In deinem System zwingst du völlig ohne konkreten Grund 8,7 Millionen Menschen in ein System. Du willst fremden Leuten vorschreiben, wie die ihr Leben zu leben haben. Ich werde niemals verstehen, wie man so denken kann, anstatt einfach zu sagen "macht doch, wie es euch gefällt".
Ob erzwungen oder nicht - ohne Solidarität geht es nicht. Es gibt kein Land, dessen Bürger nicht irgendwelche Steuern und Abgaben bezahlen müssen. Du kannst das auch gerne Umverteilung nennen, ich habe kein Problem mit diesem Begriff und muss ihn nicht extra aufhübschen. Umverteilung besteht schließlich nicht nur aus wegnehmen, sondern eben auch aus verteilen.Es ist keine Solidarität, wenn man Menschen zu Leistungen zwingt. Du verwendest das Wort einfach als hübschen Euphemismus von Umverteilung.
Ja natürlich meine ich das. In einem demokratischen Staat ist demokratische gleichbedeutend mit staatlicher Kontrolle. Deshalb ist es auch kein Dysphemismus, wenn ich vom "Verlust demokratischer Kontrolle" spreche, sondern ein Hinweis darauf, dass wir alle dieser Staat sind und ein Rückgang staatlicher Kontrolle nicht per se etwas Gutes ist.Und weiters: der "Verlust demokratischer Kontrolle" ist umgekehrt ein Dysphemismus für einen Rückgang staatlicher Kontrolle (das ist, was du eigentlich meinst).
Mal abgesehen davon, dass es so etwas wie einen "freien Markt" nicht gibt, gar nicht geben kann, und der ganze Begriff ein Widerspruch in sich ist, der vorgaukeln soll, es gäbe einen von Gott oder der Natur vorgegebenen Zustand, der sich von selbst einstellen würde, wenn der Staat nur damit aufhörte, sich einzumischen.Denn demokratischer als der freie Markt kann man eigentlich nicht sein.
Grundlage der Demokratie ist, dass die Stimme jedes Einzelnen gleich viel zählt. Auf dem Markt, zumal auf einen unkontrollierten, haben die Reichsten den größten Einfluss. Wie soll das denn demokratisch sein?
Da bin ich sogar mal bei dir. Mehrbedarfe und Spezialfälle gibt es, die Gesetze und Bestimmungen die das regeln sollen, sind nicht vom Himmel gefallen, sondern haben ihren Grund. Alle gleich zu behandeln ist nicht automatisch gerecht.Und für Krankheit, Kindererziehung, Pflegebedarf gibt es Mehrbedarf, Kindergeld und Pflegegeld. Übrigens auch ein Grund, der mMn gegen das BGE spricht; ein Argument ist, dass man ja die ganzen Sozialbehörden nicht mehr braucht und sehr viel Geld einspart. Das heißt aber umgekehrt, dass Spezialfälle nicht mehr bearbeitet werden können.
Die freie Entscheidung auf der einen, staatliche Gewalt unter Hinweis auf die Nazi-Diktatur auf der anderen. Und du wirfst mir vor, ich würde mit Eu- und Dysphemismen arbeiten?Anstatt freier Entscheidung soll sich die Gesellschaft auf staatliche Gewalt verlassen. Ist in Deutschland ja noch nie schief gegangen.
Ok, erwischt. Dann ist es eben ein weiterer Beleg dafür, dass eine kapitalgedeckte Rentenversicherung nicht sicher ist. Und 60 Jahre funktionierendes Umlageprinzip sind ja auch schon was.Du solltest etwas sorgfältiger recherchieren. Das umlagefinanzierte Rentensystem hat mitnichten 2 Weltkriege überstanden, es hat in der Tat nicht einmal einen überstanden. Umlagefinanziert ist dieses System nämlich erst seit der Rentenreform, und die war 1957, also 60 Jahre her, und war in erster Linie ein Versuch Adenauers, trotz einiger politisch unbeliebter Entscheidungen (Wehrpflicht und Wiederaufrüstung) wiedergewählt zu werden, indem er der SPD Stimmen abnimmt - was funktioniert hat.
Warum das meiner Meinung nach so ist, hatte ich ja geschrieben. Ich zitiere mich ungern selbst, aber hier scheint es mir angebracht:Und zum "absoluten Erfolgsmodell": Die effektiven Nettorenten sind dabei in den letzten 30 Jahren um fast 20% gesunken, wohingegen Antrittsalter und Rentenbeiträge im gleichen Zeitraum regelmäßig gestiegen sind. Wir zahlen also mehr und wir zahlen länger - und kriegen am Ende weniger raus. Toller Erfolg.
ie Probleme, die es inzwischen gibt, liegen nicht im Umlageprinzip an sich begründet, sondern rühren daher, dass sich der Produktivitätszuwachs seit geraumer Zeit immer weniger in den rentenversicherungspflichtigen Löhnen niederschlägt. Außerdem werden Dinge wie die Mütterrente aus der Rentenkasse, und damit ausschließlich von den Beitragszahlern finanziert, die eigentlich von allen, also aus Steuermitteln bezahlt werden werden müssten. Auch große Teile der Kosten, die durch die Wiedervereinigung entstanden sind, wurden über die Renten- und Arbeitslosenversicherung abgewickelt, statt über Steuern, die dann u.a. auch auf Unternehmensgewinne und Kapitalerträge angefallen wären.