Grundeinkommen für eine bessere Zukunft

Inwiefern ist das Zugewinn?
Steht doch da. Es ist zum Vorteil der großen Mehrheit.

Warum sollte man die Leute nicht einfach frei aussuchen lassen, in welche Kasse sie einzahlen?
Weil die allermeisten Menschen wegen ihres geringen oder nicht vorhandene Einkommens gar nicht die Möglichkeit haben, sich privat zu versichern. Die Freiheit, die Krankenkasse zu wählen, hat nur eine wohlhabende Minderheit. Warum sollte man diesen Leuten, die ohnehin schon privilegiert sind, Freiheiten gewähren, die andere nicht nutzen können?

Warum soll man sie zu irgendeinem System zwingen, das sie vielleicht gar nicht wollen?
Ein Gesundheitssystem, in dem alle jede medizinisch notwendige Behandlung bekommen, ist nur gemeinschaftlich zu finanzieren. Deshalb zwingt der Staat uns alle, in eine Krankenversicherung einzubezahlen. Warum sollte man ausgerechnet denen, die entsprechend ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit am meisten zu einem solchen System beitragen können, die Möglichkeit geben, sich daraus auszuklinken, ein eigenes Ding zu machen? Das bevorzugt eine kleine Gruppe von Wohlhabenden, die auf diese Weise einen kleineren Prozentsatz ihres Einkommens für die Krankenversicherung aufwenden müssen, und geht zu Lasten der vielen anderen, die sowieso schon weniger haben, und die dann im Schnitt mehr einzahlen müssen.

Wie gesagt, in meinem System kann sich jeder nach seinem Gewissen dafür entscheiden, was er möchte.
Nach seinem Gewissen und seinem Geldbeutel.

In deinem System zwingst du völlig ohne konkreten Grund 8,7 Millionen Menschen in ein System. Du willst fremden Leuten vorschreiben, wie die ihr Leben zu leben haben. Ich werde niemals verstehen, wie man so denken kann, anstatt einfach zu sagen "macht doch, wie es euch gefällt".
Meine konkreten Gründe habe ich genannt. Im Übrigen greift jede gesetzliche Regelung in die persönliche Lebensführung der Menschen ein. Ich könnte auch sagen, in deinem System schreibst Du all denen vor, die sich gesetzlich versichern müssen, dass die die Ersparnis der privat Versicherten ausgleichen sollen, die ja im Topf der GKV fehlt.

Es ist keine Solidarität, wenn man Menschen zu Leistungen zwingt. Du verwendest das Wort einfach als hübschen Euphemismus von Umverteilung.
Ob erzwungen oder nicht - ohne Solidarität geht es nicht. Es gibt kein Land, dessen Bürger nicht irgendwelche Steuern und Abgaben bezahlen müssen. Du kannst das auch gerne Umverteilung nennen, ich habe kein Problem mit diesem Begriff und muss ihn nicht extra aufhübschen. Umverteilung besteht schließlich nicht nur aus wegnehmen, sondern eben auch aus verteilen.

Und weiters: der "Verlust demokratischer Kontrolle" ist umgekehrt ein Dysphemismus für einen Rückgang staatlicher Kontrolle (das ist, was du eigentlich meinst).
Ja natürlich meine ich das. In einem demokratischen Staat ist demokratische gleichbedeutend mit staatlicher Kontrolle. Deshalb ist es auch kein Dysphemismus, wenn ich vom "Verlust demokratischer Kontrolle" spreche, sondern ein Hinweis darauf, dass wir alle dieser Staat sind und ein Rückgang staatlicher Kontrolle nicht per se etwas Gutes ist.

Denn demokratischer als der freie Markt kann man eigentlich nicht sein.
Mal abgesehen davon, dass es so etwas wie einen "freien Markt" nicht gibt, gar nicht geben kann, und der ganze Begriff ein Widerspruch in sich ist, der vorgaukeln soll, es gäbe einen von Gott oder der Natur vorgegebenen Zustand, der sich von selbst einstellen würde, wenn der Staat nur damit aufhörte, sich einzumischen.
Grundlage der Demokratie ist, dass die Stimme jedes Einzelnen gleich viel zählt. Auf dem Markt, zumal auf einen unkontrollierten, haben die Reichsten den größten Einfluss. Wie soll das denn demokratisch sein?

Und für Krankheit, Kindererziehung, Pflegebedarf gibt es Mehrbedarf, Kindergeld und Pflegegeld. Übrigens auch ein Grund, der mMn gegen das BGE spricht; ein Argument ist, dass man ja die ganzen Sozialbehörden nicht mehr braucht und sehr viel Geld einspart. Das heißt aber umgekehrt, dass Spezialfälle nicht mehr bearbeitet werden können.
Da bin ich sogar mal bei dir. Mehrbedarfe und Spezialfälle gibt es, die Gesetze und Bestimmungen die das regeln sollen, sind nicht vom Himmel gefallen, sondern haben ihren Grund. Alle gleich zu behandeln ist nicht automatisch gerecht.

Anstatt freier Entscheidung soll sich die Gesellschaft auf staatliche Gewalt verlassen. Ist in Deutschland ja noch nie schief gegangen.
Die freie Entscheidung auf der einen, staatliche Gewalt unter Hinweis auf die Nazi-Diktatur auf der anderen. Und du wirfst mir vor, ich würde mit Eu- und Dysphemismen arbeiten?

Du solltest etwas sorgfältiger recherchieren. Das umlagefinanzierte Rentensystem hat mitnichten 2 Weltkriege überstanden, es hat in der Tat nicht einmal einen überstanden. Umlagefinanziert ist dieses System nämlich erst seit der Rentenreform, und die war 1957, also 60 Jahre her, und war in erster Linie ein Versuch Adenauers, trotz einiger politisch unbeliebter Entscheidungen (Wehrpflicht und Wiederaufrüstung) wiedergewählt zu werden, indem er der SPD Stimmen abnimmt - was funktioniert hat.
Ok, erwischt. Dann ist es eben ein weiterer Beleg dafür, dass eine kapitalgedeckte Rentenversicherung nicht sicher ist. Und 60 Jahre funktionierendes Umlageprinzip sind ja auch schon was.

Und zum "absoluten Erfolgsmodell": Die effektiven Nettorenten sind dabei in den letzten 30 Jahren um fast 20% gesunken, wohingegen Antrittsalter und Rentenbeiträge im gleichen Zeitraum regelmäßig gestiegen sind. Wir zahlen also mehr und wir zahlen länger - und kriegen am Ende weniger raus. Toller Erfolg.
Warum das meiner Meinung nach so ist, hatte ich ja geschrieben. Ich zitiere mich ungern selbst, aber hier scheint es mir angebracht:

ie Probleme, die es inzwischen gibt, liegen nicht im Umlageprinzip an sich begründet, sondern rühren daher, dass sich der Produktivitätszuwachs seit geraumer Zeit immer weniger in den rentenversicherungspflichtigen Löhnen niederschlägt. Außerdem werden Dinge wie die Mütterrente aus der Rentenkasse, und damit ausschließlich von den Beitragszahlern finanziert, die eigentlich von allen, also aus Steuermitteln bezahlt werden werden müssten. Auch große Teile der Kosten, die durch die Wiedervereinigung entstanden sind, wurden über die Renten- und Arbeitslosenversicherung abgewickelt, statt über Steuern, die dann u.a. auch auf Unternehmensgewinne und Kapitalerträge angefallen wären.
 
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Vergisst bitte nicht, die Krankenkassen (in Deutschland) zahlen nicjt alles medizinisch notwendige! Mir wollen zum Beispiel ein MRT in einem offenen Gerät nicht bezahlen. Und auch mit ein bedingungslosen Gruneeinkommen würde es bei mir nicht bezahlt werden.

Shimon
 
Vergisst bitte nicht, die Krankenkassen (in Deutschland) zahlen nicjt alles medizinisch notwendige! Mir wollen zum Beispiel ein MRT in einem offenen Gerät nicht bezahlen. Und auch mit ein bedingungslosen Gruneeinkommen würde es bei mir nicht bezahlt werden.

Shimon
Du musst halt nur in der richtigen gesetzlichen Krankenkasse sein.

Die DAK zahlt so was-
 
Steht doch da. Es ist zum Vorteil der großen Mehrheit.
Und du glaubst, dass die zusätzlichen Einzahlungen der wenigen da jetzt den bedeutenden Unterschied machen?


Weil die allermeisten Menschen wegen ihres geringen oder nicht vorhandene Einkommens gar nicht die Möglichkeit haben, sich privat zu versichern. Die Freiheit, die Krankenkasse zu wählen, hat nur eine wohlhabende Minderheit. Warum sollte man diesen Leuten, die ohnehin schon privilegiert sind, Freiheiten gewähren, die andere nicht nutzen können?
Du gehst momentan davon aus, dass eine private Krankenversicherung immer teurer oder "extra" sein muss. Wo steht das festgeschrieben? Das ist nicht notwendigerweise der Fall.


Ein Gesundheitssystem, in dem alle jede medizinisch notwendige Behandlung bekommen, ist nur gemeinschaftlich zu finanzieren. Deshalb zwingt der Staat uns alle, in eine Krankenversicherung einzubezahlen. Warum sollte man ausgerechnet denen, die entsprechend ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit am meisten zu einem solchen System beitragen können, die Möglichkeit geben, sich daraus auszuklinken, ein eigenes Ding zu machen? Das bevorzugt eine kleine Gruppe von Wohlhabenden, die auf diese Weise einen kleineren Prozentsatz ihres Einkommens für die Krankenversicherung aufwenden müssen, und geht zu Lasten der vielen anderen, die sowieso schon weniger haben, und die dann im Schnitt mehr einzahlen müssen.
Erstens ist das Unsinn, denn anders als bei Steuern ist der Krankenkassenbeitrag durch die Beitragsbemessungsgrenze schon relativ bald gedeckelt, sodass es keinen Unterschied macht, ob du 5000€ verdienst oder 5000000€. Der Mehrwert pro Person ist also nicht mal im Ansatz zu vergleichen mit der Situation etwa bei der Einkommenssteuer, wo das obere Viertel ja fast die gesamte Steuerlast trägt.


Nach seinem Gewissen und seinem Geldbeutel.
Du sagst das so, als wäre das verachtenswert. Wenn sich jemand irgendwelche Hokuspokus-Homöopathie-Energiekristall-Scheiße von seiner Krankenkasse zahlen lassen will, soll er doch. Was geht dich das an? Was geht mich das an? Das geht den Versicherer und den Versicherten was an. Man braucht sich nicht immer überall einmischen.


Meine konkreten Gründe habe ich genannt. Im Übrigen greift jede gesetzliche Regelung in die persönliche Lebensführung der Menschen ein. Ich könnte auch sagen, in deinem System schreibst Du all denen vor, die sich gesetzlich versichern müssen, dass die die Ersparnis der privat Versicherten ausgleichen sollen, die ja im Topf der GKV fehlt.
Denkfehler. Du gehst nicht vom Grundzustand unserer freiheitlichen demokratischen Ordnung aus, sondern gehst vom Eingriff als Grundzustand aus.


Ob erzwungen oder nicht - ohne Solidarität geht es nicht. Es gibt kein Land, dessen Bürger nicht irgendwelche Steuern und Abgaben bezahlen müssen. Du kannst das auch gerne Umverteilung nennen, ich habe kein Problem mit diesem Begriff und muss ihn nicht extra aufhübschen. Umverteilung besteht schließlich nicht nur aus wegnehmen, sondern eben auch aus verteilen.
Erstens: falsch. Auf den Cayman Islands etwa müssen die Bürger keine Steuern zahlen. Die öffentlichen Ausgaben werden durch Importzölle und Touristensteuern bezahlt.

Und: Nein, Umverteilung besteht aus Wegnehmen. Denn wenn ich 3 Äpfel habe, und du nimmst mir zwei davon weg und gibst mir anschließend einen davon zurück, dann hast du nicht "verteilt", du hast schlichtweg weggenommen.


Ja natürlich meine ich das. In einem demokratischen Staat ist demokratische gleichbedeutend mit staatlicher Kontrolle. Deshalb ist es auch kein Dysphemismus, wenn ich vom "Verlust demokratischer Kontrolle" spreche, sondern ein Hinweis darauf, dass wir alle dieser Staat sind und ein Rückgang staatlicher Kontrolle nicht per se etwas Gutes ist.
Ich möchte nicht in einem Land wie Nordkorea leben, in dem der Staat komplette Kontrolle über das Leben seiner Bürger hat. Also sehe ich den "Rückgang staatlicher Kontrolle" durchaus als etwas positives an. Und nein, ich bin nicht der Staat. Ich bin Bürger des Staates. Deswegen habe ich Grundrechte, die mich gegen den Staat schützen. Wäre ich der Staat, dann hätte ich diese Grundrechte nicht, weil der Staat nicht vor dem Staat geschützt werden braucht.

Mal abgesehen davon, dass es so etwas wie einen "freien Markt" nicht gibt, gar nicht geben kann, und der ganze Begriff ein Widerspruch in sich ist, der vorgaukeln soll, es gäbe einen von Gott oder der Natur vorgegebenen Zustand, der sich von selbst einstellen würde, wenn der Staat nur damit aufhörte, sich einzumischen.
Grundlage der Demokratie ist, dass die Stimme jedes Einzelnen gleich viel zählt. Auf dem Markt, zumal auf einen unkontrollierten, haben die Reichsten den größten Einfluss. Wie soll das denn demokratisch sein?
Diesen Zustand gibt es auch. Und er ist nicht von Gott vorgegeben, sondern ergibt sich einfach daraus, dass jeder einzelne Mensch seinen eigenen Wünschen und Bedürfnissen nachgeht und bereit ist, Kompromisse mit anderen Menschen zu schließen um diesen Wünschen und Bedürfnissen nachzukommen.
Ansonsten ist der freie Markt bis auf wenige Ausnahmen natürlich ein Ideal, das manchmal mehr, manchmal weniger deutlich oder gar nicht in der Wirtschaftspolitik Niederschlag findet. Und: du verkennst hier den Sinn der Demokratie. Bei demokratischen Wahlen sind die Wahlprinzipien (darunter die Gleichheit) deswegen so wichtig, weil später eine Regierung mit Gewalt über alle Bürger entscheidet. Im freien Markt gibt es diese Gewalt nicht, zumindest solange Monopolbildung verhindert wird. Du selbst triffst jede einzelne Entscheidung. Und große Konzerne werden nicht deswegen groß, weil sie viel Geld haben und mächtig sind (das wäre ein Zirkelschluss), sondern weil Millionen von Menschen bereit sind, aus freien Stücken mit ihnen Verträge abzuschließen. Das gibt ihnen Macht - ähnlich wie einer Großpartei in der Demokratie. Der Unterschied zur Politik ist, dass ich mich als Konsument für ein kleines Unternehmen umentscheiden und damit auf die Dienstleistungen der Großkonzerne völlig verzichten kann - das geht in der Politik nicht. Ein AfD-Wähler kann nicht AfD-Politik in Anspruch nehmen, wenn die Schwarzrot an der Macht ist.


Die freie Entscheidung auf der einen, staatliche Gewalt unter Hinweis auf die Nazi-Diktatur auf der anderen. Und du wirfst mir vor, ich würde mit Eu- und Dysphemismen arbeiten?
Ja. Denn staatliche Gewalt ist genau das: Gewalt. Und ich bin gegen Gewalt, wo sie nicht absolut nötig ist, um die essentiellen Grundfesten unserer Gesellschaft aufrechtzuerhalten (wie etwa im Strafrecht).


Ok, erwischt. Dann ist es eben ein weiterer Beleg dafür, dass eine kapitalgedeckte Rentenversicherung nicht sicher ist. Und 60 Jahre funktionierendes Umlageprinzip sind ja auch schon was.
Nichts ist 100% sicher. Das alte System musste 2 Weltkriege und eine Wirtschaftskrise, die sich alle innerhalb von wenigen Jahren abgespielt haben, überleben. Das war ne harte Nummer. Die Lösung kann aber nicht sein: "Soll halt jemand anderes die Zeche zahlen, wenn ich schon tot bin, geht mich dann ja nichts mehr an". Die Leute haben ordentlich scheiße gebaut, indem sie einen größenwahnsinnigen Diktator an die Macht gewählt haben, und als dann ihr gesamtes erspartes im Krieg draufging, hat man entschieden, dass die Rechnung jetzt bitte jemand anderes zahlt. Klingt ein bisschen nach EU-Rettungsschirm.


Warum das meiner Meinung nach so ist, hatte ich ja geschrieben. Ich zitiere mich ungern selbst, aber hier scheint es mir angebracht:
Warum das so ist, ist gar nicht der Punkt. Es geht mir darum, dass es so ist. Und weil es so ist, ist das Modell eben alles andere als ein "absolutes Erfolgsmodell", sondern eher eine gesamtwirtschaftliche Vollkatastrophe, die jedes Jahr schwerer zu bewältigen wird.
 
Und du glaubst, dass die zusätzlichen Einzahlungen der wenigen da jetzt den bedeutenden Unterschied machen?
Sie machen jedenfalls einen Unterschied. Nicht nur finanziell. sondern auch gesellschaftspolitisch. Immerhin scheint es dir ja umgekehrt auch sehr wichtig zu sein, private Kassen zu erhalten bzw. die Krankenversicherung ganz allgemein stärker zu privatisieren und zu liberalisieren.

Du gehst momentan davon aus, dass eine private Krankenversicherung immer teurer oder "extra" sein muss.
Nein, das habe ich nirgendwo geschrieben. Ich gehe allerdings momentan davon aus, dass eine stärkere privatisierung der Krankenversicherung zu Lasten derer ginge, die geringe Einkommen haben und in einer gesetzlichen bleiben müssen.

Erstens ist das Unsinn, denn anders als bei Steuern ist der Krankenkassenbeitrag durch die Beitragsbemessungsgrenze schon relativ bald gedeckelt, sodass es keinen Unterschied macht, ob du 5000€ verdienst oder 5000000€. Der Mehrwert pro Person ist also nicht mal im Ansatz zu vergleichen mit der Situation etwa bei der Einkommenssteuer, wo das obere Viertel ja fast die gesamte Steuerlast trägt.
Ich habe auch nichts mit der Einkommensteuer verglichen. Eine Kasse, deren Mitglieder fast alle den Höchstsatz einbezahlen, hat pro Kopf logischerweise mehr Geld zur Verfügung, als eine, bei der die Versicherten im Schnitt deutlich weniger einzahlen. Darin besteht der Mehrwert für die privat Versicherten.
Zweitens verfügt dieses "obere Viertel" auch fast über das gesamte Einkommen (vom Vermögen ganz zu schweigen). Dass es dafür fast die gesamte Steuerlast trägt, ist ganz selbstverständlich. Darüber hinaus macht die Umsatz- bzw. Mehrwertsteuer einen größeren Teil des Bundeshaushaltes aus, und an der beteiligt sich das obere Viertel zu einem viel geringeren Anteil.

Du sagst das so, als wäre das verachtenswert. Wenn sich jemand irgendwelche Hokuspokus-Homöopathie-Energiekristall-Scheiße von seiner Krankenkasse zahlen lassen will, soll er doch. Was geht dich das an? Was geht mich das an? Das geht den Versicherer und den Versicherten was an. Man braucht sich nicht immer überall einmischen.
Nicht immer überall, aber dieses Thema geht die ganze Gesellschaft etwas an, weil die Organisation des Gesundheitssystems jeden betrifft. Und es geht die was an, die sich nicht privat versichern können, die diese Wahlfreihei gar nicht haben, aber die Lasten dieses Systems tragen müssen. Die blendest Du weiterhin völlig aus.
Dass man Zusatz-Schnickschnack privat versichern können soll, hatte ich ja auch schon geschrieben. Warum sollte die Gemeinschaft der Versicherten auch für solche Sachen aufkommen? Aber wenn es um medizinisch notwendige Dinge geht, muss doch jeder gleich behandelt werden, unabhängig vom Einkommen. Warum diese, für alle gleichen Leistungen nicht aus einer Kasse finanzieren, in die alle einzahlen?

Denkfehler. Du gehst nicht vom Grundzustand unserer freiheitlichen demokratischen Ordnung aus, sondern gehst vom Eingriff als Grundzustand aus.
Wie kann es denn ohne Eingriffe eine freiheitliche und demokratische oder sonst irgendeine Ordnung geben? Vielleicht besteht der Denkfehler ja darin, das trennen zu wollen.

Erstens: falsch. Auf den Cayman Islands etwa müssen die Bürger keine Steuern zahlen. Die öffentlichen Ausgaben werden durch Importzölle und Touristensteuern bezahlt.
Super Beispiel... Und das funktioniert, weil die Regierung dort so toll wirtschaftet, der Staat seine Bürger machen lässt und alle privat versichert sind? Nein, das klappt nur, weil die Cayman Islands neben Importzöllen und Touristensteuern noch eine weitere Einnahmequelle haben. Gegen eine relativ kleine Gebühr kann man dort Scheinfirmen eintragen lassen, bei denen nicht wirklich nachvollziehbar ist, wer dehinter steckt. So haben Drogenbosse, Diktatoren, Steuerhinterzieher und andere schlaue, reiche Menschen aus der ganzen Welt die Möglichkeit, ihr Blut- und Schwarzgeld zu parken, zu waschen und vor den jeweils eigenen Steuerbehörden zu verschleiern. Diese Verwaltungsgebühren sind zwar nicht hoch, aber auf den Cayman Islands, auf denen gut 60.000 Menschen leben, sind rund 200.000 Firmen registriert, da kommt einiges zusammen.
Das ganze Modell basiert darauf, dass etwas von all dem ausländischem Geld abfällt, dem man Unterschlupf gewährt. Geld, das in Staaten verdient wurde, die nur deshalb funktionieren, weil die Dummen dort ihre Steuern bezahlen.

Und: Nein, Umverteilung besteht aus Wegnehmen. Denn wenn ich 3 Äpfel habe, und du nimmst mir zwei davon weg und gibst mir anschließend einen davon zurück, dann hast du nicht "verteilt", du hast schlichtweg weggenommen.
Das ist wie bei der Krankenversicherung - diejenigen, die von der Umverteilung profitieren, kommen in deiner Rechnung ebenso wenig vor, wie der gesamtgesellschaftliche Nutzen, der letzlich auch wieder dir zugutekommt. Die Äpfel lösen sich schließlich nicht in Luft auf.

Ich möchte nicht in einem Land wie Nordkorea leben, in dem der Staat komplette Kontrolle über das Leben seiner Bürger hat. Also sehe ich den "Rückgang staatlicher Kontrolle" durchaus als etwas positives an. Und nein, ich bin nicht der Staat. Ich bin Bürger des Staates. Deswegen habe ich Grundrechte, die mich gegen den Staat schützen. Wäre ich der Staat, dann hätte ich diese Grundrechte nicht, weil der Staat nicht vor dem Staat geschützt werden braucht.
Dann müssten ja Länder wie Libyen oder Somalia nach deinem Geschmack sein, dort bleibt man von staatlicher Kontrolle weitgehend verschont. Dummerweise gibt es aber neben dem Staat noch andere Akteure die danach trachten, deine Grundrechte zu verletzen. Wer schützt dich vor denen, wer tritt für deine Rechte ein, verteidigt sie?
Und wer oder was ist der Staat, wenn nicht die Gesamtheit seiner Bevölkerung, wir alle, also auch du?

Diesen Zustand gibt es auch. Und er ist nicht von Gott vorgegeben, sondern ergibt sich einfach daraus, dass jeder einzelne Mensch seinen eigenen Wünschen und Bedürfnissen nachgeht und bereit ist, Kompromisse mit anderen Menschen zu schließen um diesen Wünschen und Bedürfnissen nachzukommen.
Ja, in einer perfekten Welt. Wenn die Menschen alle so einsichtig, rational und kompromissbereit wären, würde jedes System funktionieren.

Ansonsten ist der freie Markt bis auf wenige Ausnahmen natürlich ein Ideal, das manchmal mehr, manchmal weniger deutlich oder gar nicht in der Wirtschaftspolitik Niederschlag findet. Und: du verkennst hier den Sinn der Demokratie. Bei demokratischen Wahlen sind die Wahlprinzipien (darunter die Gleichheit) deswegen so wichtig, weil später eine Regierung mit Gewalt über alle Bürger entscheidet. Im freien Markt gibt es diese Gewalt nicht, zumindest solange Monopolbildung verhindert wird. Du selbst triffst jede einzelne Entscheidung. Und große Konzerne werden nicht deswegen groß, weil sie viel Geld haben und mächtig sind (das wäre ein Zirkelschluss), sondern weil Millionen von Menschen bereit sind, aus freien Stücken mit ihnen Verträge abzuschließen. Das gibt ihnen Macht - ähnlich wie einer Großpartei in der Demokratie. Der Unterschied zur Politik ist, dass ich mich als Konsument für ein kleines Unternehmen umentscheiden und damit auf die Dienstleistungen der Großkonzerne völlig verzichten kann - das geht in der Politik nicht. Ein AfD-Wähler kann nicht AfD-Politik in Anspruch nehmen, wenn die Schwarzrot an der Macht ist.
Wer verhindert denn die Monopolbildung? Wer schützt die Rechte kleiner Unternehmen, kümmert sich um Urheberrechte oder Patentschutz? Konkurrenz und damit Wahlfreiheit für den Konsumenten kann erst durch solche Eingriffe des Staates entstehen, einen freien Markt gibt es nicht, immer nur einen gemachten.
Im Übrigen lasse ich mich nur ungern von jemandem über den Sinn der Demokratie belehren, der an anderer Stelle auf vermeintliche Erfolge der kommunistischen Diktatur in China oder des Pinochet-Regimes in Chile verweist.

Ja. Denn staatliche Gewalt ist genau das: Gewalt. Und ich bin gegen Gewalt, wo sie nicht absolut nötig ist, um die essentiellen Grundfesten unserer Gesellschaft aufrechtzuerhalten (wie etwa im Strafrecht).
Schön und gut, aber das ist ja gerade der Knackpunkt - was genau ist "absolut nötig". Da gehen die Meinungen offenbar weit auseinander.

Warum das so ist, ist gar nicht der Punkt. Es geht mir darum, dass es so ist.
Ach, wenn ein Auto viel Benzin verbraucht, dann ist es egal, ob es falsch konstruiert ist, oder nur ein Loch im Tank hat?
 
Sie machen jedenfalls einen Unterschied. Nicht nur finanziell. sondern auch gesellschaftspolitisch. Immerhin scheint es dir ja umgekehrt auch sehr wichtig zu sein, private Kassen zu erhalten bzw. die Krankenversicherung ganz allgemein stärker zu privatisieren und zu liberalisieren.
Es geht mir v.a. symptomatisch um die Regelungswut und die Bevormundung von Menschen in unserer Gesellschaft. Dass ein kleiner Teil, der sich als intellektuelle Elite versteht, glaubt zu wissen, was das beste für das Gros der Gesellschaft ist, und dafür die Entscheidungsfreiheit aller einschränken will. Ich glaube auch, dass diese selbstherrliche Einstellung der Grund ist, warum momentan im gesamten Westen rechte, anti-intellektuelle Parteien und Politiker so einen heftigen Push vorwärts bekommen.

Nein, das habe ich nirgendwo geschrieben.
Und ich habe nicht behauptet, dass du es geschrieben hast, sondern, dass du insgeheim davon ausgehst. Denn schon 2 Absätze danach fängst du schon wieder an mit:
Und es geht die was an, die sich nicht privat versichern können, die diese Wahlfreihei gar nicht haben
Zuerst sagst du, du sagst gar nicht, dass private Kassen notwendigerweise teurer oder extra sind. Und dann sagst du direkt danach: "aber arme Leute können sich private Kassen nicht leisten"? Wie passt denn das zusammen?

Aber wenn es um medizinisch notwendige Dinge geht, muss doch jeder gleich behandelt werden, unabhängig vom Einkommen. Warum diese, für alle gleichen Leistungen nicht aus einer Kasse finanzieren, in die alle einzahlen?
Gegenfrage: warum schon? Genauso wichtig wie medizinische Versorgung ist die Versorgung mit Nahrung oder Wohnung. Sollen wir genauso alle Supermarktketten enteignen, sie mit der REWE-Group vereinigen und diese dann verstaatlichen? Soll es eine bundesweite Immobiliengesellschaft geben, die alle Immobilien Deutschlands hält und sie vermietet? Letzteres ist ja teilweise in Großstädten der Fall. Das führt dann dazu, dass in Wien etwa Politiker mit nem Monatsgehalt von 8.000€ in Gemeindebauten wohnen, wo sie 140€ zahlen, während ein Handwerker volle Kanne zahlt.

Wie kann es denn ohne Eingriffe eine freiheitliche und demokratische oder sonst irgendeine Ordnung geben? Vielleicht besteht der Denkfehler ja darin, das trennen zu wollen.
Indem sich die Eingriffe darauf erstmal darauf beschränken, diese Ordnung zu erhalten, etwa übers Strafrecht, das Kartellrecht, die Grundzüge des Vertragsrechts und so weiter. Alles darüber hinausgehende sollte sehr behutsam abgewogen werden. Diese Abwägungsvorgang überspringst du und gehst von den darüber hinausgehenden Regulierungen als Normalfall aus.


Super Beispiel... Und das funktioniert, weil die Regierung dort so toll wirtschaftet, der Staat seine Bürger machen lässt und alle privat versichert sind? Nein, das klappt nur, weil die Cayman Islands neben Importzöllen und Touristensteuern noch eine weitere Einnahmequelle haben. Gegen eine relativ kleine Gebühr kann man dort Scheinfirmen eintragen lassen, bei denen nicht wirklich nachvollziehbar ist, wer dehinter steckt. So haben Drogenbosse, Diktatoren, Steuerhinterzieher und andere schlaue, reiche Menschen aus der ganzen Welt die Möglichkeit, ihr Blut- und Schwarzgeld zu parken, zu waschen und vor den jeweils eigenen Steuerbehörden zu verschleiern. Diese Verwaltungsgebühren sind zwar nicht hoch, aber auf den Cayman Islands, auf denen gut 60.000 Menschen leben, sind rund 200.000 Firmen registriert, da kommt einiges zusammen.
Das ganze Modell basiert darauf, dass etwas von all dem ausländischem Geld abfällt, dem man Unterschlupf gewährt. Geld, das in Staaten verdient wurde, die nur deshalb funktionieren, weil die Dummen dort ihre Steuern bezahlen.
Das mag so sein oder auch nicht. Ging mir mehr darum zu zeigen, dass deine Aussage, es müsse begriffsnotwendig immer Steuern geben und es sei schon immer so gewesen, falsch ist. Die Caymans haben einen Weg gefunden, sich als attraktiven Wirtschaftsstandort zu etablieren und so die Steuerlast für Ihre Bewohner quasi auf 0 zu halten. Eigentlich ne sehr coole Geschichte.


Das ist wie bei der Krankenversicherung - diejenigen, die von der Umverteilung profitieren, kommen in deiner Rechnung ebenso wenig vor, wie der gesamtgesellschaftliche Nutzen, der letzlich auch wieder dir zugutekommt. Die Äpfel lösen sich schließlich nicht in Luft auf.
Richtig, die Äpfel lösen sich nicht in Luft auf. Sie werden nur von jemand anderem gegessen. Für mich als Eigentümer der Äpfel könnten sie sich aber genausogut in Luft auflösen.
Und doch, "der gesamtgesellschaftliche Nutzen, der mir zugute kommt" kommt auch in meiner Rechnung vor. Es ist der eine Apfel, den du mir gnädigerweise zurückgibst, nachdem du mir zuerst alle meine Äpfel weggenommen hast.

Dann müssten ja Länder wie Libyen oder Somalia nach deinem Geschmack sein, dort bleibt man von staatlicher Kontrolle weitgehend verschont. Dummerweise gibt es aber neben dem Staat noch andere Akteure die danach trachten, deine Grundrechte zu verletzen. Wer schützt dich vor denen, wer tritt für deine Rechte ein, verteidigt sie?
Und wer oder was ist der Staat, wenn nicht die Gesamtheit seiner Bevölkerung, wir alle, also auch du?
Genau deswegen schrieb ich ja oben, und generell in jedem einzelnen meiner Beiträge, dass sich die staatlichen Eingriffe darauf beschränken sollen, die freie gesellschaftliche Ordnung aufrecht zu erhalten. Warlords und Kartelle sind genauso Gewaltinhaber wie der Staat.


Ja, in einer perfekten Welt. Wenn die Menschen alle so einsichtig, rational und kompromissbereit wären, würde jedes System funktionieren.
Dazu muss man weder einsichtig noch kompromissbereit sein, sondern nur rational. Und auch wenn Menschen nicht immer völlig rational agieren, trachtet der absolute Großteil der Menschen danach, sein Geld bzw. seine Zeit nicht einfach in den Gulli zu hauen, sondern zu überlegen, was sie damit machen möchten und es entsprechend in den Markt einzuspeisen.

Wer verhindert denn die Monopolbildung? Wer schützt die Rechte kleiner Unternehmen, kümmert sich um Urheberrechte oder Patentschutz? Konkurrenz und damit Wahlfreiheit für den Konsumenten kann erst durch solche Eingriffe des Staates entstehen, einen freien Markt gibt es nicht, immer nur einen gemachten.
Im Übrigen lasse ich mich nur ungern von jemandem über den Sinn der Demokratie belehren, der an anderer Stelle auf vermeintliche Erfolge der kommunistischen Diktatur in China oder des Pinochet-Regimes in Chile verweist.
Die kommunistische Diktatur in China müsste dir sehr gut gefallen, denn du scheinst es ja als Ideal anzusehen, grundlegende Bedürfnisse der Menschen zu monopolisieren und sie in die freie Verfügung einer zentralen Gewaltstelle zu geben.


Schön und gut, aber das ist ja gerade der Knackpunkt - was genau ist "absolut nötig". Da gehen die Meinungen offenbar weit auseinander.
Alles, was es braucht, damit
1. möglichst niemand Gewalt ausüben kann und
2. sich die Ausübung von Gewalt sich möglichst wenig rentiert

Exemplarisch dafür wären etwa (wie oben und generell schon mehrmals erwähnt) das Kartellrecht für Punkt 1 und das Strafrecht für Punkt 2.

Ach, wenn ein Auto viel Benzin verbraucht, dann ist es egal, ob es falsch konstruiert ist, oder nur ein Loch im Tank hat?
Wenn es um die Frage geht, ob das Auto funktioniert, ist es dem am Straßenrand gestrandeten Fahrer erstmal relativ egal, ob es falsch konstruiert ist oder "nur" einen Loch im Tank hat, in beiden Fällen lautet die Antwort nämlich "nein".
 
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Ein Erfahrungsbericht:

Wenig Geld, viel Mut: Ein Leben mit dem bedingungslosen Grundeinkommen
https://www.heise.de/newsticker/mel...Ein-Leben-mit-dem-Grundeinkommen-4120667.html
In dem Zusammenhang finde ich das Zitat aus einem Kommentar zu dem Artikel sehr interessant:
"Das heißt, es besteht immer noch Nachfrage nach Einkommen und die ungeliebte Arbeit werden auch weiterhin Menschen machen, die ihr Opfersyndrom oder ihre Menschlichkeit ausleben".
Opfersyndrom oder Menschlichkeit?
 
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