Liebe
@Lulipu,
vielen Dank für Deine wertschätzenden Worte, über die ich mich sehr gefreut habe!
Da heute bekanntlich eine neue Arbeitswoche begonnen hat, kann ich aus Zeitgründen nicht kurzfristig alle Deine Fragen auf einmal beantworten. Damit Du in der Zwischenzeit aber schon mal weiteres "Lesefutter" zum Üben hast, möchte ich an dieser Stelle wenigstens schon mal auf folgende Annahme von Dir antworten:
Was mir bei all deinen Ausführungen aufgefallen ist Tugendengel, ist, dass du sehr viele Karten in verschiedenen Lagen miteinander kombinierst. Ich hab mal gelesen, dass man nur direkt angrenzende und in einer Linie verlaufende Karten kombinieren kann.
Ich weiß nur zu gut, dass gerade im Kartendeuten unendlich viele verschiedene Deutungsvarianten vertreten werden. Ich habe allerdings bislang noch nie gehört, dass es scheinbar auch Kartendeuter gibt, die
nur die direkt angrenzenden und in einer Linie verlaufenden Karten kombinieren. Die absolut überwiegende Vielzahl von Kartendeutern wendet vielmehr eine Reihe von verschiedenen Deutungstechniken an, um gerade dadurch noch viel mehr und viel vertiefendere Informationen aus dem Kartenblatt herauslesen zu können.
Eine Kartenaussage wird sogar dadurch umso "sicherer", wenn sie sich mittels verschiedener Deutungstechniken gleich
mehrfach im Kartenblatt antreffen lässt (vgl. z. B. meine Ausführungen zum Jugendamt in meinem Beitrag Nr. 32).
Ich kann gut verstehen, dass Dir dies als Deutungsanfängerin alles ziemlich kompliziert und umfangreich vorkommt. Bitte vergiss dabei nicht, dass ich schon zu den "Deutungsdinosauriern" gehöre. Als ich angefangen habe, brauchte ich auch sehr viel Zeit, um mir ganz langsam einen Deutungsschritt nach dem anderen zu erschließen. Auch ich habe anfangs bei weitem nicht das erkannt, was ich heute erkenne. Wichtig ist, dass Du "dran bleibst", nicht aufgibst, Dich nicht entmutigen lässt, auch wenn Du mal ratlos bist. Dies ging mir in meiner Anfangszeit ganz genau so.
So, und nun mal zu den von mir angesprochenen geläufigen Deutungstechniken.
Diese habe ich über die Zeit in diesem Forum schon an anderer Stelle mal ausführlich erläutert. Da ich das Rad ja auch nicht jeden Tag neu erfinden muss, kopiere ich Dir meine seinerzeitigen Erklärungen mal in 2 Teilen hier rein.
1. Die Deutungstechnik des Rösselns
Der Begriff Rösselkarten ist angelehnt an das weitverbreitete Brettspiel Schach, und hier an den Schachzug der Schachfigur des Springers, der durch einen Pferdekopf dargestellt wird (teilweise auch als Ross oder als Rössel bezeichnet).
Diese Schachfigur des Springers zieht beim Schachspiel von seinem Ausgangsfeld entweder
- ein Feld senkrecht nach oben und anschließend ein Feld diagonal nach links oder ein Feld diagonal nach rechts
(oder anders ausgedrückt: zwei Felder senkrecht nach oben und anschließend ein Feld waagerecht nach links oder alternativ nach rechts)
- ein Feld senkrecht nach unten und anschließend ein Feld diagonal nach links oder ein Feld diagonal nach rechts
(oder anders ausgedrückt: zwei Felder senkrecht nach unten und anschließend ein Feld waagerecht nach links oder alternativ nach rechts)
- ein Feld waagerecht nach links und anschließend ein Feld diagonal nach oben oder ein Feld diagonal nach unten
(oder anders ausgedrückt: zwei Felder waagerecht nach links und anschließend ein Feld senkrecht nach oben oder alternativ nach unten)
- ein Feld waagerecht nach rechts und anschließend ein Feld diagonal nach oben oder ein Feld diagonal nach unten
(oder anders ausgedrückt: zwei Felder waagerecht nach rechts und anschließend ein Feld senkrecht nach oben oder alternativ nach unten).
Angelehnt an diese Spielzüge der Schachfigur des Springers kann man auf vergleichbare Art und Weise auch die sog. Rösselkarten in einem Kartenblatt ermitteln. Hierzu mal ein Beispiel:
01 02
03 04
05 06 07 08
09
10 11 12 13
14 15 16
17 18 19
20 21 22 23 24
25
26 27 28 29
30 31 32
...........
33 34
35 36
Im obigen Beispiel rösselt also etwa die Karte 20 entweder auf die Karte 03 oder auf die Karte 05 oder auf die Karte 33 oder auf die Karte 35 oder auf die Karte 10 oder auf die Karte 26 oder auf die Karte 14 oder auf die Karte 30. Entsprechend dieser Vorgehensweise lässt sich jede der so errösselten Karten ihrerseits auch wieder weiter durchs Kartenblatt rösseln, so dass sich nicht selten längere Rösselsprungketten ergeben.
Wie einige andere Kartendeuter/innen auch, schaue ich persönlich mir in einem großen Kartenblatt insbesondere diejenigen Rösselsprungkartenketten genauer an, durch die eine bestimmte Personenkarte mit einer anderen bestimmten Personenkarte verbunden wird, da hieran meines Erachtens unter anderem auch ersichtlich wird, was diese beiden Personen miteinander verbindet oder voneinander trennt bzw. verbunden oder getrennt hat, wie also deren Verhältnis zueinander ist oder war.
Auch hierzu wieder ein kleines Beispiel:
Nehmen wir mal an, die Dame liegt an 20. Stelle, der Herr an 14. Stelle, der Ring an 35. Stelle und der Sarg an 31. Stelle, so ergäbe sich folgendes Bild:
01 ..... 02 ..... 03 ..... 04 ...... 05 ..... 06 ..... 07 ..... 08
09 ..... 10 ..... 11 ..... 12 ...... 13 ..
14=Herr. 15 ..... 16
17 ..... 18 ..... 19 ..
20=Dame 21 ..... 22 ..... 23 ..... 24
25 ..... 26 ..... 27 ..... 28 ...... 29 ..... 30 ..
31=Sarg. 32
.................... 33 ..... 34 .
. 35=Ring.. 36
Die beiden Personenkarten Dame und Herr werden also im vorstehenden Beispiel durch folgende Rösselsprungkarten miteinander verbunden:
Ausgehend von der Personenkarte Dame: Dame rösselt auf die Karte des Ringes, der Ring rösselt auf die Karte des Sarges und der Sarg rösselt auf die Karte des Herrn (quasi als Zielkarte), also deute ich persönlich schon mal die folgende Kartenkombination: Dame - Ring - Sarg - Herr.
Eine solche Kartenkombination könnte z. B. ein erstes Anzeichen für eine zumindest ernstzunehmende Beziehungskrise sein, bei verdichtenden Indizien im übrigen Kartenblatt möglicherweise auch das Ende einer Beziehung zwischen der Dame und dem Herrn nahelegen. Um das Verhältnis zwischen der Dame und dem Herrn dürfte es also nicht unbedingt zum Besten bestellt sein.
Nicht selten können zwei Personenkarten auch durch mehrere verschiedene Rösselsprungketten miteinander verbunden werden, die jede für sich das Verhältnis der beiden Personen zueinander näher beleuchten und einen anderen Beziehungsstatusaspekt aufzeigen kann.
2. Die Deutungstechnik des Korrespondierens
Nehmen wir mal an, Du legst alle 36 Lenormandkarten in 4 Reihen à 9 Karten aus:
01 02 03 04 05 06 07 08 09
10 11 12 13 14 15 16 17 18
19 20 21 22 23 24 25 26 27
28 29 30 31 32 33 34 35 36
Nach üblichem Verständnis "korrespondieren" nun die
Karten der 1. Kartenreihe mit den Karten der 4. Kartenreihe und die
Karten der 2. Kartenreihe mit den Karten der 3. Kartenreihe, und zwar in der Art und Weise, dass man zu jeder einzelnen Karte die dieser einzelnen Karte exakt diagonal gegenüberliegende Karte in derjenigen Kartenreihe sucht, welche mit der Kartenreihe der einzelnen Ursprungskarte korrespondiert.
Man stellt also zunächst die genaue Kartenposition derjenigen Karte fest, zu der man die dazugehörige Korrespondenzkarte sucht.
Im obigen rot markierten Beispiel möchte man etwa die zu Karte Nr. 01 dazugehörige Korrespondenzkarte suchen. Die Karte Nr. 01 liegt von links nach rechts abgezählt gleich an 1. Stelle in der Kartenreihe 1. Sodann ermittelt man die zu dieser 1. Kartenreihe korrespondierende Kartenreihe, in meinem Beispiel also - wie oben erläutert - die 4. Kartenreihe und schaut, welche Karte in dieser korrespondierenden Kartenreihe nunmehr seitenverkehrt, also von rechts nach links abgezählt, ebenfalls an 1. Stelle liegt.
Würde man diese beiden Karten gedanklich durch einen Strich verbinden, ergäbe sich eine Diagonale.
Im obigen rot markierten Beispiel korrespondiert also die Karte 01, die von links nach rechts betrachtet an der 1. Stelle in der 1. Kartenreihe liegt, in einer Diagonalen mit der im obigen Beispiel ebenfalls rot markierten Karte 36, die von rechts nach links betrachtet ebenfalls an der 1. Stelle in der korrespondierenden 4. Kartenreihe liegt.
Dieselbe Vorgehensweise wendet man auch bei den miteinander korrespondierenden Kartenreihen 2 und 3 an:
Im obigen blau markierten Beispiel möchte man etwa die zu Karte Nr. 12 dazugehörige Korrespondenzkarte suchen. Die Karte Nr. 12 liegt von links nach rechts abgezählt an 3. Stelle in der Kartenreihe 2. Sodann ermittelt man die zu dieser 2. Kartenreihe korrespondierende Kartenreihe, in meinem Beispiel also - wie oben erläutert - die 3. Kartenreihe, und schaut, welche Karte in dieser korrespondierenden Kartenreihe nunmehr seitenverkehrt, also von rechts nach links abgezählt, ebenfalls an 3. Stelle liegt.
Würde man auch diese beiden Karten gedanklich durch einen Strich verbinden, ergäbe sich ebenfalls eine Diagonale.
Im obigen blau markierten Beispiel korrespondiert also die Karte 12, die von links nach rechts betrachtet an der 3. Stelle in der 2. Kartenreihe liegt, in einer Diagonalen mit der im obigen Beispiel ebenfalls blau markierten Karte 25, die von rechts nach links betrachtet ebenfalls an der 3. Stelle in der korrespondierenden 3. Kartenreihe liegt.
Die vorstehende Schilderung entspricht dem sehr weit verbreiteten üblichen Verständnis der Korrespondenzkarten.
Einige Kartendeuter/innen, zu denen auch ich gehöre, gehen sogar noch einen Schritt weiter (hier sollte jede/r Kartendeuter/in für sich selbst ausprobieren und herausfinden, ob er/sie zu treffsicheren Deutungsergebnissen kommt):
In meinen langjährigen privaten Kartendeutungen hat es sich vielfach als stimmig herausgestellt, nicht nur die jeweiligen Karten der 1. waagerechten Kartenreihe mit den entsprechenden diagonalen Karten der 4. waagerechten Kartenreihe in Korrespondenz zu setzen und nicht nur die jeweiligen Karten der 2. waagerechten Kartenreihe mit den entsprechenden diagonalen Karten der 3. waagerechten Kartenreihe in Korrespondenz zu setzen, sondern darüber hinaus zusätzlich auch noch die jeweiligen Karten der 1. waagerechten Kartenreihe mit den entsprechenden diagonalen Karten der 2. waagerechten Kartenreihe in Korrespondenz zu setzen und auch noch die jeweiligen Karten der 3. waagerechten Kartenreihe mit den entsprechenden diagonalen Karten der 4. waagerechten Kartenreihe in Korrespondenz zu setzen.
Ich persönlich korrespondiere also im obigen Beispiel - wie einige wenige Kartendeuter/innen auch - die Karte 01 nicht nur mit der Karte 36, sondern zusätzlich auch noch mit der Karte 18, ebenso wie ich persönlich im obigen Beispiel die Karte 36 nicht nur mit der Karte 01, sondern zusätzlich auch noch mit der Karte 19 korrespondiere.
Darüber hinaus korrespondiere ich persönlich im obigen Beispiel etwa die Karte 25 nicht nur mit der Karte 12, sondern zusätzlich auch noch mit der Karte 30, ebenso wie ich persönlich im obigen Beispiel die Karte 12 nicht nur mit der Karte 25, sondern zusätzlich auch noch mit der Karte 07 korrespondiere.
Dies sind aber höchstpersönliche langjährige Erfahrungswerte, die jeder für sich kritisch auf den Prüfstand stellen sollte.
Nach üblichem Verständnis "korrespondieren" die Karten der 1. Kartenreihe mit den Karten der 4. Kartenreihe und die Karten der 2. Kartenreihe mit den Karten der 3. Kartenreihe, und zwar in der Art und Weise, dass man zu jeder einzelnen Karte die dieser einzelnen Karte exakt diagonal gegenüberliegende Karte in derjenigen Kartenreihe sucht, welche mit der Kartenreihe der einzelnen Ursprungskarte korrespondiert.
Hinsichtlich der jeweils korrespondierenden Karte wird sehr häufig die Auffassung vertreten, dass diese einen Hinweis darauf liefert, in welche Richtung sich etwas in Zukunft entwickelt. Insofern werden die Korrespondenzkarten vielfach als Karten angesehen, die eine Zukunftstendenz aufzeigen.
3. Die Deutungstechnik des Spiegelns
Bei den Spiegelkarten spiegeln sich nach üblichem Verständnis ebenfalls die Karten der 1. waagerechten Kartenreihe mit den Karten der 4. waagerechten Kartenreihe und die Karten der 2. waagerechten Kartenreihe mit den Karten der 3. waagerechten Kartenreihe; darüber hinaus lassen sich jedoch auch noch Spiegelungen in derselben waagerechten oder senkrechten Kartenreihe vornehmen, in der die Ausgangskarte liegt.
Während es sich bei der jeweiligen Korrespondenzkarte jedoch um diejenige Karte handelt, die der Ausgangskarte in der jeweils korrespondierenden Kartenreihe exakt
diagonal gegenüberliegt, handelt es sich bei der jeweiligen Spiegelkarte um diejenige Karte, die der Ausgangskarte entweder in derselben
waagerechten Kartenreihe exakt gegenüberliegt oder in derselben
senkrechten Kartenreihe exakt gegenüberliegt.
Beispielhaft komme ich diesbezüglich noch einmal auf die 9 x 4 Legung zurück:
01 02 03
04 05 06 07 08
09
10 11
12 13 14 15
16 17 18
19 20
21 22 23 24 25 26 27
28 29 30
31 32
33 34 35 36
Nehmen wir mal an, man möchte etwa die zu Karte Nr. 01 dazugehörigen Spiegelkarten suchen. Die Karte Nr. 01 liegt von links nach rechts und von oben nach unten abgezählt gleich an 1. Stelle in der Kartenreihe 1. Sodann ermittelt man
- sowohl die auf diese Ausgangskarte bezogene waagerechte Spiegelkarte, die in derselben waagerechten 1. Kartenreihe liegt, und zwar seitenverkehrt, die also von rechts nach links abgezählt ebenfalls an 1. Stelle liegt (die mit der Karte Nr. 01 kombinierbare waagerechte Spiegelkarte wäre hier also die Karte Nr. 09)
- als auch die auf diese Ausgangskarte bezogene senkrechte Spiegelkarte, die in derselben senkrechten 1. Kartenreihe liegt, die also von unten nach oben abgezählt ebenfalls an 1. Stelle liegt (die mit der Karte Nr. 01 kombinierbare senkrechte Spiegelkarte wäre hier also die Karte Nr. 28).
Dieselbe Vorgehensweise wendet man auch bei den sich miteinander spiegelnden waagerechten Kartenreihen 2 und 3 an:
Auch hierzu einige Beispiele:
Die mit der Karte Nr. 12 kombinierbare waagerechte Spiegelkarte wäre hier also die Karte Nr. 16.
Die mit der Karte Nr. 12 kombinierbare senkrechte Spiegelkarte wäre hier also die Karte Nr. 21.
Die mit der Karte Nr. 31 kombinierbare waagerechte Spiegelkarte wäre hier also die Karte Nr. 33.
Die mit der Karte Nr. 31 kombinierbare senkrechte Spiegelkarte wäre hier also die Karte Nr. 04.
Soweit zu Teil 1, Teil 2 folgt anschließend. Ich hoffe, ich habe mich verständlich genug ausgedrückt.
Tugendengel