Hallo Lagerfeuer,
habe gerade Deinen Beitrag entdeckt und hatte Lust, etwas dazu zu schreiben.
Es kommt zu Grenzüberschreitungen und oft zieht man sich zurück, kritisiert die ganze Welt aber innerlich. Oder es passiert das genau entgegengesetzte und man schiesst verbal zurück.
ja, das ist unglücklich - beide Optionen sind nicht so verlockend.
Haut man mit der Faust mal kräftig auf den Tisch hat man eher Ruhe, falls man es zumindest nicht mit rachsüchtigen Kollegen, Nachbarn, Mitbewohnern zu tun hat.
Ja - es kann passieren, daß die dann auch mit der Faust mal kräftig auf den tisch hauen
Hinzu kommt, daß diese Handlungsoption (Faust) dazu führen kann, daß andere sich "zurückziehen aber innerlich kritisieren" (s.o.)...
Im Grunde hast Du also letztendlich mit dieser Option eher keine Ruhe...
Entweder man hat also die Wahl zwischen mangelnder Selbstachtung oder ständigem Konflikt, weil das Leben nun mal ständige Grenzverletzungen mit sich bringt.
Gibt es einen Weg, der auch tatsächlich funktioniert ohne sich Feinde zu machen ?
Es gibt ja dieses Konzept der gewaltfreien Kommunikation, doch kommt das irgendwie zu gekünstelt rüber und ich hab dann doch den Eindruck mit dieser Strategie nicht recht ernst genommen zu werden.
Ich habe häufig gute Erfahrungen damit gemacht, daß ich vor allem in für mich schwierigen Situationen meine Wünsche oder eben auch auch Kritik freundlich und konstruktiv vorbringe. Auch wenn man es vielleicht zunächst am Anfang nicht meint, aber man wird öfter "trotzdem" ernst genommen (oder gerade weil!) wenn man würdigend und offen ist. Häufiger als ich dachte, konnte ich damit auch "Win-Win"-Situationen schaffen - denn oft ist ja das, was der andere möchte, nicht unberechtigt, ebenso wie meine eigenen Wünsche, und mit etwas Aufgeschlossenheit und Kooperation finden sich häufig Lösungen, die für beide Partner sinnvoll und wünschenswert sind.
Ich will damit nicht sagen, daß das immer geht - es kommt immer drauf an. Wenn mich grad einer, den ich gar nicht kenne, zusammenschlagen möchte, weil er besoffen ist und mein Portemonnaie haben will, muß ich natürlich anders vorgehen
(Aber sicher gibt es selbst in solchen Extremfällen noch Handlungsoptionen, die konstruktiver sind als andere
)
In etwas alltäglicheren Extremfällen, wenn jemand unsere Grenzen oder berechtigten Interessen grob mißachtet, hilft es aber ebenfalls schon öfter als man vielleicht vorher dachte, wenn man ruhig und gelassen per Ich-Aussage rüberbringen kann, daß man ein bestimmtes Verhalten als unkonstruktiv empfindet und das nicht haben möchte.
Es ist oft für den anderen viel schwieriger, dann erneut unkonstruktiv zu reagieren, und wenn doch, dann ist er der Buhmann und nicht man selbst.
Der eigene Ärger flaut häufig auch viel leichter und schneller ab, wenn man selber etwas konstruktives macht - denn dadurch hat man sich ja selbst bewiesen, daß man aktiv sein und handeln, verändern kann - und warum sollte man sich dann noch ärgern, wenn man gerade etwas konstruktives gemacht hat?
Auch und gerade wenn es um Familie, Verwandtschaft, Freunde, Kollegen geht, dann ist die freundliche, konstruktive und würdigende Option vielleicht öfter erfolgreich, als man vorher gedacht hatte.
Vielleicht muß man in einigen Fällen aber auch zunächst das erforderliche Vertrauen bei der anderen Person erst erschaffen, vor allem wenn man in der gemeinsamen Vergangenheit zuviele Fäuste auf den Tischen hatte
Und selbst wenn: Ein offenes Gespräch kann auch hier helfen, selbst wenn der andere noch verletzt oder sauer ist und sich damit im Recht fühlt. (Was er vielleicht auch ist, wer weiß
) Emotionale Verletzungen u.a. durch eher destruktive Kommunikationen heilen eben manchmal nur langsam. Nicht nur bei uns, auch bei anderen
Das kennt sicher jeder aus der eigenen Umgebung.
Ich denke, etwas in der Richtung meines Beitrags haben einige Vorredner auch gemeint, z.B. Du, Enna, als Du schriebst,
Gewaltfreie Kommunikation bedeutet für mich, bei mir zu bleiben und meinen Standpunkt ruhig und sachlich zu vertreten.
"Ruhig und sachlich" sind wirklich sehr gute Voraussetzungen, um konstruktiv zu sein!
Auch Deinen Vorschlag, sibel,
Ich fürchte,da gibt es kaum Strategien,die man im Falle eines Konflikts
geistesgegenwärtig parat hat ,die Emotionen schießen ja meistens dann quer. Aber auch hier gilt : Übung macht den Meister..
(...) Was man aber üben kann ,ist im Stillen schon mal überlegen ,wie man sich idealerweise verhalten
könnte...je öfter man das durchspielt ,um so präsenter ist das Erübte im Konfliktfall.
finde ich sehr hilfreich!
Meist kennt man es andersrum, daß die besten Ideen einem erst zwei Stunden später kommen - warum also nicht vorher mal überlegen, was passieren könnte, und sowohl hilfreiche und konstruktive als auch coole Strategien entwickeln?
@ Aleya,
ich denke es hilft wenn man sich selbst sehr klar darüber ist, wo die eigenen Grenzen sind, was man möchte und was lieber nicht. damit offen und ehrlich umzugehen führt dann auch nicht ausschliesslich zu Konflikten und Katastrophen. will sagen wenn ich weiss was ich möchte und mir das auch zugestehe, kann ich selbst sachlich und ehrlich damit umgehen, dann gibt es auch keinen Grund für anderen Menschen wütend oder negativ zu reagieren. (..)
versuchs doch mal mit entspannt davon ausgehen dass deine grenze vom anderen akzeptiert wird
das unterschreibe ich ebenfalls gern!
Herzliche Grüße
Andrea