Gibt es einen freien Willen?

Die Entscheidung, die du auf gedankliche Ebene triffst, ist bereits festgeschrieben.
Die tiefergehende und bereits zuvor getroffene Entscheidung, wer du bist und wer du nicht bist, schreibt das Skript einer solchen Situation. Du kannst nur die eine Möglichkeit wählen, welche dir bereits entspricht.

Freier Wille ist erst ein Thema, wenn du dir das Skript genauer ansiehst und es dir nach und nach zu eigen* machst.

Das Denken an sich ist festgeschrieben.
Ein Gedanke ist etwas Totes, deshalb wird er gedacht; das Denken ist im Grunde nichts weiter als der Ausscheidungsprozess nach der Verdauung von Bewusstseinsinhalten (den Verdauungskörper nennen wir Unterbewusstsein).
Sobald wir einen Gedanken denken, hat er nichts mehr mit uns selbst zu tun.

Identifizieren wir uns aber mit unserem Denken - dem festgeschriebenen Programm - mögen wir uns ganz nach Belieben für frei oder unfrei halten, sind aber durch und durch bestimmbar darüber, wer wir sind.
Damit kann ich was anfangen. Danke für Deine Antwort.
Auch wenn Deine Gedanken- oder Dein Ausscheidungsprozess des Verdauungskörpers diesbezüglich- mir auf den ersten Blick doch ziemlich kompliziert erschienen.
(musste zweimal lesen):)
 
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Ich habe die ganze Zeit daüber, on, wenn man das ganze Leben betrachtet, ala einen einzigen Strang und die einzelnen Phasen im Leben die verschiedenen Phasen, die mal während seines Leben durchmacht, bis man zu dem Zeitpunkt des Sterbens kommt - ob man da dwn freien Willen hat.
Egal, was oder wieviel du betrachtest: das Betrachten geschieht immer JETZT.

Die "ganze Zeit", das "ganze Leben", der "Strang", die einzelne "Lebensphase", der "Zeitpunkt des Sterbens" - das sind alles komprimierte und duplizierte Bewusstseinsinhalte, die sich an einem Vorbild orientieren, das nicht jetzt (= nicht existent) ist.
Was gerade jetzt existiert, sofern du dich erinnerst an solche, sind die Duplikate.


Existenz ist das, was im Bewusstsein ist.
Erfahrung ist die Komprimierung, Erinnerung die Duplikation eines oder mehrerer Bewusstseinsinhalte.


Ich bin mir sicher, dass du noch niemals der Frage nachgegangen bist - möglicherweise ist sie auch niemals aufgekommen - warum du dir des Bewusstseins an sich - das, was bereits vor dem Aufkommen eines Inhalts da ist - nicht bewusst sein kannst.

Als Realität kann man stets nur etwas erklären, was Inhalt des Bewusstseins ist. Aber Realität im objektiven Sinne beschreibt eigentlich keine Bewusstseinsinhalte, sondern das, was die Bewusstseinsinhalte erst hervorbringen/ermöglichen konnte.
Aber ok. Das Gefühl der Momentaner Freiheit (das ich als Illusion wenn man den gesamten Schnur betrachtet) interessiert mich auch. Illusionen sind manchmal auch nützlich (ich rede jetzt von mir) ich nehme sie manchmal auch gerne an, wen sie bewusst und mir sinnvoll erscheinen. Gut ich möchte gerne eine Abzweigung dazu machen.
Natürlich, momentane Freiheit ist eine Illusion.
Illusionen definieren sich dadurch, dass sie vergänglich sind.
Wenn du aber betrachtest, was "Jetzt" ist und was ein "Moment", könnte es dir möglich sein, zu erkennen, dass sie nicht dasselbe sind.
Jetzt ist immer, unvergänglich.
Ein Moment nur eine flotte Illusion.

Ich rede über die Freiheit des Jetzt; nicht des Moments, denn das ist keine Freiheit.

weil jeder von uns in seiner eigenen Filterblase lebt.
Worin einer lebt oder nicht, kann nur ein Befreiter sehen. Und jener lebt nicht in einer Welt, sondern die Welt in ihm.
das, was du als Entwicklungsweg beschreibst, das meine ich als Phasen im Gesamtleben.
Ja, genau. Ich benutze lediglich den Begriff der Entwicklung, da ich unter anderem heute sagen kann, dass sie nirgendwo hin führt. (Entwicklung wird immer so mit großer Fahne und Ziel und Glorienschein geschmückt).
was genau nahmst du an? Du nahmst deine Situation an? oder hast du dir ein neues Leben angenommen? eine neue Rolle?
Es war eine Situation mit einer Entscheidung bezüglich meiner Rolle, ja. Solche gibt es immer wieder, aber das war etwas größer - ich habe gewissermaßen ein neues Leben angenommenen. Umzug, Länderwechsel, Neubeginn. Allerdings auch wiederum kein neues Leben, da es sich immer noch in den vorherbestimmten Bahnen bewegte.
du meinst hier mit dem Weg zur freien Willen den Weg zur Berfreiung von Gedankenkreisel, der einen verrückt macht.
Nein, nicht unbedingt. Ich bin gewissermaßen verrückt und rede von der Befreiung vom verstandgesteuerten Leben.
Allerdings nicht im Sinne des Herabsinkens in einen Wahn, sondern des Aufstiegs in eine höhere Intelligenz.
Egal ob in den Wahn oder in die Intelligenz, die Abkehr vom verstandesgesteuerten Leben führt zu einer Intensivierung der Wahrnehmung dessen, was Leben ist.
Wahn ist die Intensivierung von Komprimierung und Duplikation, Intelligenz die Intensivierung von Einzigartigkeit und Dekomprimierung in die Unendlichkeit des Jetzt.

Ich interpretiere ich das jetzt so um, weil es so besser meinen Zielen entspricht.
Du kannst mich nicht verstehen, wenn du zielorientiert uminterpretierst.
Das sind die Filter, die dich in einer Unfreiheit lassen, aus der heraus gar nicht erkennbar sein kann, wovon ich spreche.
Was ist, wenn du morgen stirbst? All deine Ziele zählen nichts. Das ist eine harte, aber notwendige Lektion, die entweder das Leben oder der Tod erteilt.

wie entledigst du dich von allem, was dich definiert und ausmacht?
Ich realisiere, dass es mich niemals definiert und ausgemacht hat.
Es sind Illusionen, und der Witz einer Illusion ist, dass sie vortäuscht zu existieren, obwohl sie gar nicht existiert.

Wie hast du dich macht gemacht?
Entblößen = sichtbar machen.
Das Sichtbare = das was ich nicht bin.
Alles, was wir von uns entblößen können, sind wir nicht.*

Ich habe mich selbst aufgegeben, im wahrsten Sinne des Wortes. Aufgegeben im Sinne der Abgabe an das Höchste. Ich bin nicht das Zentrum des Lebens. Es besitzt kein Zentrum, denn es kennt keine Grenzen. Ich kann mich also im Leben gar nicht verorten, da überall und nirgends ident sind.
Ich habe also das Verortete entblößt, sichtbar gemacht, um es schlussendlich von dem, was nicht verortet werden kann, verschlucken zu lassen.
Ich kann nicht sagen, wer ich bin, aber ich könnte ganze Bücher darüber füllen, wer ich nicht bin. So ist die Natur des Wissens an sich.

aus der Haut steigs und den Schmerz abstreift? vor allem das letzt interessiert mich.
Ich sprach in Metaphern und entschuldige mich dafür. Es handelt sich um das, was allgemein ein Paradoxon ist, solange man für eine Seite kämpft.
Schmerz streift man erst dadurch erfolgreich ab, indem man ihn nicht von sich stößt.
Ich ergebe mich ihm, und er heißt mich willkommen. Dann verschwindet er.

Leid ist von solcher Natur, dass es sich von Kampf nährt. Es verschwindet, selbst im Schmerz, und die rein sinnliche Erfahrung bleibt und ist nun nichts anderes mehr als sinnlich im wahrsten Sinne des Wortes.

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*Ein Paradoxon, das sich entweder selbst erklärt, oder paradox bleiben muss. Erlangung von Freiheit ist nur mit dessen Auflösung möglich.
 
Damit kann ich was anfangen. Danke für Deine Antwort.
Auch wenn Deine Gedanken- oder Dein Ausscheidungsprozess des Verdauungskörpers diesbezüglich- mir auf den ersten Blick doch ziemlich kompliziert erschienen.
(musste zweimal lesen):)
Es mag kompliziert wirken, je nachdem, wie schnell du es liest. Eile dich nicht.
 
Also ich würde mich nicht fragen, warum ein Leser meine Zeilen nicht verstehen kann.
Ich auch nicht.
Ich würde mich eher fragen, ob es eventuell auch an meinem Schreibstil liegen könnte.
Für mich ist es relevant, dass ein gewisses Maß an Intelligenz aufgebracht wird, das man Stille oder zumindest ihr nahe nennen könnte. Ohne es sind meine Worte ganz einfach nicht zu erfassen, und das ist auch in Ordnung.
 
Für mich ist es relevant, dass ein gewisses Maß an Intelligenz aufgebracht wird, das man Stille oder zumindest ihr nahe nennen könnte. Ohne es sind meine Worte ganz einfach nicht zu erfassen, und das ist auch in Ordnung.
Also ich möchte, dass ein jeder meine Gedanken ohne Mühe verstehen kann. So möchte ich auch nicht dem Leser das Gefühl geben, ein Dummkopf zu sein.

Merlin
 
Ich gebe niemandem ein Gefühl, das kann ich nicht einmal. Die Leute tragen eigene Verantwortung für ihr Gefühlsleben.
Nun, das sehe ich etwas anders. Jeder Mensch verfügt als soziales Wesen über emphatische Fähigkeiten. So wie wir also mit anderen Menschen real mitfühlen, so können auch Gefühle als Botschaften von uns ausgehen.

Es spielt also schon eine Rolle, ob von mir ein Gefühl der Wert- oder Geringschätzung ausgeht. Wir können diese fremde Botschaften zwar rational verdrängen, aber unsere Seele lässt sich damit nicht bestechen. In jedem Fall wird damit unsere Haltung und unser Tun bestimmt.

Dass die Empathie auch nicht vor dem geschriebenen Wort endet, wird sichtbar, wenn wir ein Buch lesen und schon nach wenigen Minuten mit den Protagonisten fühlen und hoffen. Ich denke also, dass sich die Sorge um das Seelenheil nicht nur auf die eigene Seele beziehen soll, sondern auf alle (die Nächstenliebe).



Merlin
 
Vollkommen richtig, @DruideMerlin Menschen, die in der Gesellschaft stehen, sind immer von Gefühlen anderer beeinflusst,
da wir soziale Wesen sind. Und wir können danach, wenn wir bewusst Leben, für oder gegen das Gefühl entscheiden - ob wir das Gefühl weiterhin zulassen, oder uns davon distanzieren.

Menschen, die keine Gefühle wahrnehmen = nicht von Gefühlen anderer beeinflussen lassen, nichtmal instinktiv, unterbewusst - haben eine Störung, wie Soziopathie, Psychopathie - und sie stehen außerhalb der Gesellschaft - verständlicherweise.
 
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Es spielt also schon eine Rolle, ob von mir ein Gefühl der Wert- oder Geringschätzung ausgeht.
Dem habe ich nicht widersprochen.
Es spielt aber keine Rolle, welches wertende Gefühl von mir auszugehen scheint, denn ich schätze niemanden geringer oder mehr wert. Kein wertendes Gefühl kann also von mir kommen.

Wir können diese fremde Botschaften zwar rational verdrängen, aber unsere Seele lässt sich damit nicht bestechen. In jedem Fall wird damit unsere Haltung und unser Tun bestimmt.
Wir können diese Botschaften auch akzeptieren und dennoch selbstbestimmt handeln. Sie sind kein Zwang, es sei denn, man hat sich davon abhängig gemacht.
Ich denke also, dass sich die Sorge um das Seelenheil nicht nur auf die eigene Seele beziehen soll, sondern auf alle (die Nächstenliebe).
Das denke ich auch.
 
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