Ghost-talk (Gespräche mit einem 'Geist')

Serenade

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18. März 2007
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Im Moment kann ich mir vorstellen, dass alles nur ein Traum ist, dass sich alles nur im Geist abspielt. Gedanken, Vorstellungen, Phantasien – alles rein geistig. Geist erschafft Materie.

Ja, ich wage sie wieder, die Gespräche mit einem Geist, „meinem“ Geist, den ich irgendwann mal erfunden habe, über den ich unzählige Geschichten, sogar Bücher, geschrieben habe. Im Moment befindet er sich bereits im nächsten Universum, weil schon wieder irgendwas oder irgendwas aus der Einheit entwischte, weil „es“ meint, es besser zu machen.



„Du glaubst also, Geist erschafft Materie. Wenn dem so ist, ist diese Welt, dieses Universum, vergangene, wie auch zukünftige Universen real. Wirklich. Aber es gibt nur eine Wirklichkeit.“



Sagt der Kurs, auf dem ich im Moment wieder einmal schwebe.



„Es besteht nicht viel Unterschied zwischen deinen Vorlieben.“



Advaita-Vedanta, Freund Carlos...



„Eben. Freund Carlos wäre jedoch eine kleine Ausnahme, da er meint, alles ist Wahrnehmung. Der Kurs hingegen sagt, Wahrnehmung ist Scheiße.“



Er drückt es etwas gewählter aus. Oder passt du dich mir an? Jesus drückt sich den Menschen gegenüber auch ihrer momentanen Entwicklung nach aus.



„Du weißt schon, dass es immer meine Rede war, so zu leben, wie man ist und sich nicht nach irgendwelchen Lehren oder gar Büchern verbiegen sollte. Schon gar nicht, wenn sich derartige Zweifel in dir auftun. Diesmal ist es nicht der Zweifel, ob es mich wirklich gibt...“



Es ist ja auch schwer zu glauben, dass Jesus persönlich mit irgendeiner Amerikanerin Kontakt aufnimmt und sie dazu animiert, ein Buch zu schreiben.



„Falls es diesen Jesus von Nazareth überhaupt so gegeben, wie er dargestellt wird. Und damit meine ich nicht nur die Bibel, sondern auch den Kurs.“



Genau! Wie soll ich dich überhaupt jetzt nennen? Kim oder Arima?



„Wir sind eines Geistes, wenn es nach dem Kurs geht. Im Grunde genommen ist es mir scheißegal, wie du mich nennst, solange ich dich noch immer 'Mädchen' nennen darf.“



Lächerlich. Man würde sich darüber lustig machen.



„Hat man schon, Mädchen. Aber es könnte dir ja egal sein, wenn eh alles Schall und Rauch ist.“



Das ist nicht der Grund, warum ich mich immer weniger angegriffen fühle. Angefangen hat es mit Zen. Und schließlich sprach es Freund Carlos schriftlich sehr direkt aus: Nimm dich nicht so wichtig und halte dein Selbstmitleid im Zaum.

Die Welt ist Scheiße, keine Frage, aber so ganz kann ich dem nicht vertrauen, dass es sie gar nicht gibt.



„Träume gibt es auch nicht, dennoch träumst du.“



Und was für einen Schwachsinn. Heute Nacht war ich in einer Stadt, da kraxelten die Menschen mit irgendwelchen tierischen Skulpturen auf den Dächern herum und ein herrenloser Hund suchte in unserer Wohnung Schutz. Moment – es war nicht unsere Wohnung, sondern etwas Gemietetes, als wären wir irgendwo auf Urlaub. Ich sagte zu meinem Mann, er soll mir Geld geben, damit ich dem Hund Fressen kaufen kann. Dann saß ich vor dem Computer und machte mit der Webcam eine Aufnahme von mir, wo ich fragte: Wie geht es euch? - um es dann auf Facebook zu veröffentlichen, wozu es aber nicht kam, da ich die Leute und Skulpturen auf den Dächern gegenüber sah und sie fotografieren wollte. Als ich den Fotoapparat holte, waren die Dächer leer.



„Du willst aber nicht, dass ich diesen, deinen Traum analysiere. Oder?“



Versuch es.



„Skulpturen auf dem Dach, ob tierisch oder nicht, deuten darauf hin, dass du etwas Kreatives machen willst oder sogar sollst, was auch der Hund ausdrückt, der Schutz sucht – der sich dir aufdrängt oder so. Aber viel mehr sagt das mit der Webcam aus, nämlich, dass du noch immer ein eitles, selbstsüchtiges, sich selbst darstellendes Miststück bist.“



So ist es, Kim – Arima. Vor allem stelle ich mich noch immer sehr gerne selbst dar. Ich kann noch immer nichts für mich behalten. Aber vielleicht gelingt es mir diesmal mit diesem Geistergespräch, wie ich unsere Gedanken diesmal nenne. Nur – in mein kleines, und doch auch geheimes Forum kann ich es schon stellen.

Ich hör dich lachen.



„Willst du einen alten Spruch zum Abschluss dieses Gesprächs hören? Steh dazu, dass du ein Arschloch bist. Wie auch immer, es ist einerlei. Sich kasteien, egal auf welche Art, bringt nichts. Man muss bereit sein für alles, man muss einfach sein und nicht so sein, wie man gerne sein möchte. Ich denke, du verstehst. Also, - präsentiere dich, wo und wie immer du willst, wenn du das Bedürfnis dazu hast. Was andere darüber denken, ist genauso Schall und Rauch wie deine Präsentationen. Geschnallt, Mädchen?“



Geschnallt, Arima!

p.s. ich wagte es!!!!!
 
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>Die Welt wurde als Angriff auf Gott gemacht.<

So steht es im Kurs. Das ist eigentlich das Thema im Kurs. Und weil wir uns schuldig fühlen, dass wir Gott angegriffen haben, liegt es an uns, diese Schuld zu sühnen, was soviel heißt, wir vergeben uns und allen anderen das, was wir nie getan haben, denn wir sind noch immer eins in Gott.



„Und in Wirklichkeit gibt es keine Schuld, weil es auch keine Welt gibt.“



Irgendwann in den alten Gesprächen habe ich dich sagen lassen, dass es nur eine Welt gibt, nämlich die, die wir wahrnehmen.



„Du hast mich viel sagen lassen und meistens immer nur das, was auch du auf deinem jeweiligen Level gedacht und empfunden hast.“



So ist es nun mal mit Selbstgesprächen, was wir nun aber wirklich nicht mehr betonen müssen, liebster Arima, Geist meines Herzens.



„Das hast du aber schön gesagt, Mädchen.“



Ich habe einiges notiert, worüber ich schreiben möchte, darunter auch den ersten Satz des heutigen Gesprächs.

Des weiteren: Das, was alle verbindet, ist die gemeinsame Quelle.

Einst gefiel mir auch der Gedanke (tut es zum Teil noch immer), dass alles Gott ist, dass sich Geist materialisiert hat. Gott ist für mich ein Begriff, der eher abstrakt zu verstehen ist, also keinesfalls der aus der Bibel oder einer aus anderen Religionen. Gott ist Geist, von mir aus auch Bewusstsein, obwohl ich Bewusstsein als geistige Hirnmasse sehe, wenn du verstehst, was ich meine.



„Keine Sorge, Mädchen, ich verstehe durchaus, was du meinst. Geist ist für dich das Allumfassende, das Reine und Unverwundbare, während Bewusstsein aus Gehirnen entstanden ist und mit Wahrnehmung zu tun hat, wobei der reine und unverwundbare Geist erkennt.

Hier also Bewusstsein und Wahrnehmung, da der Körper ja fünf Sinnesorgane hat und dort Geist und Erkenntnis, sozusagen die absolute Einheit.“



Nur, dass es ein Dort, aber kein Hier gibt. Wir haben uns doch tatsächlich eine ganz eigene Welt kreiert, eine Menschenwelt, in der es für alles einen Namen gibt. Und hier kommen auch, laut Kurs, die besonderen Eigenschaften hinzu. Durch Unterschiede entstehen Urteile. Es wäre also im Sinne des Kurses, Unterschiede auf der Ebene der Form anzuerkennen, ohne sie jedoch bedeutungsvoll zu machen.



„Eine wunderbare Formulierung, auch wenn es nur Worte sind, die ebenso wenig Bedeutung haben. Klar, du bist hier – mitten in der Menschenwelt und kannst nicht mir nichts dir nichts einfach verschwinden – also erkennst du an, dass alles geteilt ist, aber du hebst nichts hervor. Nichts ist besser oder schlechter als das andere. Gedanken dieser Art gab es jedoch schon einige und ich möchte es eher Philosophien statt Gedanken nennen.“



Mir gefällt am Kurs auch, dass er nicht missioniert und sich nicht auf eine spezielle Religion bezieht, auch wenn es Jesus war, der Helen all das durchgegeben hat.



„Aber doch irgendwie paradox.“



Wahrheiten erscheinen meist paradox. Der Kurs sieht sich ja auch als Leiter, die, wenn das Ziel erreicht ist, weggeworfen wird.

Was mir noch einfällt und ebenso paradox erscheint, ist, dass man die ganze Welt nicht ernst nehmen soll, weil es sie eh nicht gibt und man selbst auch nicht so existiert, wie man sich selbst wahrnimmt und im Wirklichkeit sowieso in der Einheit Gott-Christus existiert. Dann kommt jedoch die Frage, was man tun soll, wenn man bedroht wird. Soll man sich wehren? Ja, man soll sich wehren, wenn das eigene Leben bedroht wird. Warum? Wenn eh nichts wirklich ist.



„Wie du sagst, ist der Kurs eine Art Leiter – eine Hilfestellung, wie alle spirituellen oder philosophischen Richtungen. Du befindest dich auf einer Ebene, wo alles sehr wirklich für dich ist. Du kannst dir nicht einmal vorstellen, dass es andere Welten neben deiner gibt. Okay, das kannst du vielleicht, aber du kannst nicht glauben, dass es andere Welten gibt. Der Geist muss also geschult werden, um diesen Schock verarbeiten zu können.

Denke an Freund Carlos, wie der geschockt war, als Don Juan ihm andere Wirklichkeiten zeigte. Und du sollst, laut Kurs, all diese Wirklichkeiten zunichte machen, weil es sie gar nicht gibt. Das wäre nicht nur Wahnsinn, sondern auch noch reine Selbstverleugnung.

Du könntest doch gar nicht anders reagieren, als um dein Leben zu kämpfen, wenn du bedroht wirst. Die Projektion, die dich darstellt, ist nun mal so, obwohl sie das natürlich nicht wirklich ist.

Stell dir mal das vor, worüber du geschrieben hast: Das Meer, das Segelschiff und der alte Mann und der kleine Michel als Seemänner. Woher kommt das Meer?“



Ich würde sagen, aus der Quelle der Kraft.



„Sehr schön! Ja, aus der Quelle entspringt dieses gewaltige, grenzenlose Meer, das du dir durchaus als Schöpfung der allumfassenden Quelle vorstellen kannst. So sollte es sein. Immer. Ein spiegelglattes Meer, stets verbunden mit seiner Quelle. Tiefer Friede und bedingungslose Liebe. Nun taucht aber eine kleine Welle auf. Niemand weiß, woher und wieso. Sie taucht nicht wirklich auf. Es ist nur eine Vorstellung, dass sie auftauchen könnte. Und nun spinnt sich dieser absurde Gedanke einfach weiter, als hätte er wahrhaftig ein Eigenleben. Hätte! Nun, aus der Welle wird eine größere Welle, aus der größeren Welle wird ein Segelschiff, auf dem sich zwei Lebewesen befinden, die plötzlich eine Meeresgrenze erkennen, wo sie anlegen und sich irgendetwas vom Schiff ans Land macht, welches die Meeresgrenze bildet.

Vergiss nicht, bis jetzt gibt es noch keine Materie. Noch ist alles geistig – auch das, was du als Stadt, Land und Parkanlage beschrieben hast. Selbst die Wesen, die darin angeblich leben, bestehen noch nicht aus Materie.“



Arima und Sila.



„Genau und noch viele andere. Aber sie spinnen den Gedanken weiter und weiter. Diese Wesenheiten – so könnte man sagen – wollen unterhalten werden. Sie vergessen nicht, dass alles nur ein Spiel ist, aber ihre Spiele und Spielfiguren vergessen nach und nach, weil sie ja gar nichts wissen – genauso wenig wie die Quelle weiß, da für sie noch immer nur das stille, reine und unverwundbare Meer existiert.“



Wir schreiben den Kurs neu, Arima.



„Das tun wir nicht. Wir schreiben, um das Unverständliche ein wenig verständlicher zu machen.“
 
Der Kurs ist nicht so einfach zu verstehen, finde ich. Wahrscheinlich ist ihm mit Verstand auch nicht beizukommen. Und auch wenn man den Kurs mit nichts vergleichen kann, wie Kenneth Wapnick (der absolute Kurskenner) stets betont, erinnert er doch an Advaita-Vedanta, sowie an Zen. Nichts und niemandem Bedeutung schenken. Weder auf Freude noch auf Leid reagieren. Das ist doch Zen.



„Du vergisst, dass der Kurs zu allem 'nein' sagt. Die Welt ist nicht. Das Universum ist nicht. Zeit ist nicht. Du bist nicht wie du dich wahrnimmst. Alles ist nicht wie es sich wahrnimmt. Das nur, um nicht das Missverständnis hervor zu rufen, dass nur du existierst und alles andere nicht. Aber im Grunde genommen, um einige Ecken gedacht, ist es so. Nur du bist. Dennoch gilt das auch für alle anderen Lebewesen.“



Du sagtest gestern, dass die Spielfiguren nach und nach vergessen haben, wer oder was sie sind, weil sie gar nichts wissen. Auch die Quelle weiß nichts vom Universum, von etwas, das außerhalb von ihr stattfindet, weil es ja außerhalb von ihr nichts gibt und nichts geben kann.



„Das selbe Thema wie vorhin. Du existierst nicht. Du existierst trotzdem. Der Fehler liegt in der Wahrnehmung. Erinnere dich an das, was ich die Bewusstseinsblasen nannte. Schon allein das Wort Blasen müsste dich darauf bringen, dass es nicht echt sein kann. Seifenblasen. Blasen zerplatzen. Sie sind nichts. Was ist, ist die reine Energie, die sich in diese illusionären Blasen stürzt und sich plötzlich als Materie, als Form wahrnimmt. Aber Wahrnehmung ist Täuschung. Nur Erkenntnis ist wirklich. Und wenn du erkennen würdest, wüsstest du, wo du wirklich bist und wer du wirklich bist, obwohl 'wo' keinerlei Bedeutung hat, da es in der Einheit kein 'Wo' und auch kein 'Wann' gibt.“



Du hast auch immer gesagt, dass es sich dabei nur um eine bildliche Darstellung handelt.



„Ja, was denn sonst? Oder meint das kleine Menschlein, das Ganze verstehen zu können? Bewusstsein bedeutet verstehen. Erkenntnis hingegen ist Wissen. Davon seid ihr nun mal viele, viele Ebenen entfernt.“



Und was heißt das?



„Das heißt, dass wir durch das Verstehen nichts verstehen. Wir müssen erkennen und Erkenntnis liegt nun mal nicht im Bereich der menschlichen Bewusstseinsblase, es sei denn, sie wurde durchbrochen. Es gibt nicht viele Menschen, die das schafften oder schaffen werden, Mädchen.“



Der Kurs sagt aus, dass alles eigentlich okay ist. In Wirklichkeit sind wir in der Einheit mit Gott – Christus und Gott sind eins. Wobei ich es lieber Quelle der Kraft nenne, deren Aspekte wir sind, obwohl auch dieser Vergleich hinkt, da ich mir vorstellen kann, dass die Quelle sehr viel mehr ist.



„Mehr als die Summe ihrer Teile.“



Ja, Arima. Langsam gewöhne ich mich an diese Benennung.

Aber mir, um den Gedanken oben weiter zu spinnen, kommt das hier viel wirklicher vor, weil ich es bloß wahrnehme und nicht erkenne, was wirklich ist.

Dazu möchte ich erwähnen, dass Jesus und Christus nicht ein und derselbe sind. Jesus ist eine Person wie alle Menschen, mit der Ausnahme, dass er schon damals erkannt hat, was Sache ist. Seltsam, warum er sich erst so spät bei Helen meldete und nicht früher.



„Vielleicht war niemand früher bereit, seine Stimme zu empfangen.“



Wie auch immer...



„Du alte Zweiflerin. Es ist immer dasselbe mit dir.“



Natürlich zweifle ich. Ich bin ein Vernunftmensch, eine die auf den menschlichen Verstand zählt und die sich nur schwer vorstellen kann, dass ausgerechnet der Mensch Gott oder was hinter all dem steckt, was wir das Leben und den Tod nennen, erklären, bzw. erkennen kann. Nur wir fragen, woher wir kommen, wohin wir gehen und wer oder was wir in Wirklichkeit sind.



„Wer sollte es sonst tun? Kein anderes Lebewesen auf der Erde hat Sprache und Schrift entwickelt.“



Keines ist in der Lage, dies zu tun.



„Das würde ich nicht sagen. Vielleicht sind andere Lebewesen so klug, erst gar nicht zu versuchen, etwas zu ergründen, was ohnehin nicht zu ergründen ist.“



Das wäre ein guter Schlusssatz für heute. Nur möchte ich noch erwähnen, wer oder was Christus im Kurs bedeutet. Der Vater und der Sohn sind eins. Der Vater hat den Sohn erschaffen, aber der Sohn nicht den Vater. Christus ist der Sohn. Es ist auf den ersten Blick eine kindliche Vorstellung, wenn man aber tiefer geht, ist alles viel zu abstrakt, um es zu verstehen.

Vielleicht sollten wir mit dem Meer und dem Segelschiff und dem alten Mann und dem kleinen Michel weitermachen. Immerhin hat Jesus nur zu Helen gesprochen und der Kurs sagt auch aus, man sollte den eigenen Lehrer in sich selbst finden. Was immer auch damit gemeint ist.
 
Wenn ich ein Traum bin, der von einem Anderen geträumt wird, wer bin ich dann?

So ähnlich habe ich das gestern aus einem Theaterstück gehört und sofort an den Kurs gedacht. Der falsch gesinnte Geist träumt uns. Wer oder was sind wir denn dann, außer nichts?



„Er scheint zu träumen, Mädchen. Es ist nicht einmal ein Traum - laut Kurs. Was da aus dir spricht, ist Angst – Todesangst. Schuld und Angst, das sind die beiden Tore, die dir den Weg zur Liebe versperren.“



Warum muss es ausgerechnet Liebe sein. Kann es nicht der innere Frieden sein?



„Das ist ein und das Selbe. Wenn du inneren Frieden lebst hegst du keinen Groll. Und wenn du alles unterschiedslos liebst, hast du den inneren Frieden. Die beiden gehen Hand in Hand, genauso wie die beiden, Schuld und Angst genannt.

Deine Schuldgefühle hätten wir ja mal oberflächlich angekratzt.“



Aber das hat doch nichts mit dem Geist zu tun. Der Geist ist frei von all dem. Das hier ist privat und persönlich.



„Schritt für Schritt, Mädchen. Du kannst dich nicht sofort in höhere Sphären schwingen, wenn dich unten schwere Fesseln zurück halten.“



Das hast du jetzt aber schön gesagt.



„Wobei es gar nicht so schön ist. Was deine Angst betrifft – du hast Angst, dich selbst zu verlieren. Dabei ist Selbstvergessenheit ein so herrliches Gefühl.“



Was, wenn ich Schuld und Angst überwunden habe? Wie sieht der nächste Schritt aus?



„Das wirst du dann schon erkennen.“



Ich befürchte, dann geht es um Gefühlskälte, um Unterschiedslosigkeit, wo ich weder leide noch mich freue.



„Du befürchtest das, weil du über die ersten Schritte noch nicht hinweg bist. Bist du es, wirst du das, was du Gefühlskälte nennst, in einem ganz anderen Licht sehen, nämlich im Licht der Gnade. Und das hat nichts mit Mitleid zu tun.“



Gnade, Erbarmen – das hört sich ein wenig nach Verzeihen an.



„Auch das gehört zu den nächsten Schritten, nachdem du Schuld und Angst überwunden hast, wobei überwinden nicht verdrängen bedeutet. Schau dir deine Schuld genau an und schau deiner Angst in die Augen. Woraus besteht deine größte Angst? Schau ihr in die Augen und lache sie aus oder schlage ihr wütend ins Gesicht. Ein Sandsack wäre da eine gute Lösung oder Schattenboxen. Das passt eher zu dir als lachen. Aber das Lachen kommt noch und es wird strahlend werden.“



Und mein Satz am Anfang dieses Gesprächs?



„Der gehört zu den gängigsten Ängsten der Menschheit und stammt aus der Rubrik Todesangst.“



Im Grunde genommen ist alles Todesangst oder Existenzangst. Los lassen, sich fallen lassen, sich selbst verlieren – das löst nun mal Angst aus, wobei Selbstvergessenheit wirklich ein herrliches Gefühl ist. Aber es wird einem erst bewusst, wenn es wieder vorbei ist. Seltsam, dass man es dennoch als herrlich empfindet.



„Du hast dir jetzt selbst eine Antwort gegeben. Wenn du dich im Gefühl der Selbstvergessenheit befindest, ist dir das nicht bewusst. Verlierst du dein Bewusstsein ist dir das nicht bewusst. Logisch! Also, was sagt uns das? Es gibt etwas 'dahinter' – da ist mehr als Bewusstsein. Und du hast schon recht, wenn du erst mal Bewusstsein und Geist unterscheidest und das Bewusstsein dem Ego (oder menschlichem Gehirn) zuschreibst, denn dahinter ist der reine und unverwundbare Geist, dein eigentliches Ich.

Wozu also Angst und wovor?“



Manchmal überkommt mich dieses Gefühl, aber es ist nicht diese Erhabenheit, wie es Gurus oder Erleuchtete beschreiben, es ist eher ein Leck-mich-am-Arsch-Gefühl. Dann denke ich, was kann mir schon passieren und wenn, kann ich auch nichts dagegen tun, also - leck mich.



„Deshalb sagte ich doch, - besorge dir einen Sandsack!“
 
„Jesus ist nur eine Sprosse auf der Leiter. Auch Krishna wäre nur eine Sprosse, wie alle anderen Gottheiten, die im Menschengeist entstanden sind - und ich ebenso, den du Kim oder Arima oder wie auch immer nennst.“

Dann wäre jede Religion, egal, was sie aussagt, nur eine Sprosse auf der Leiter. Ist man oben angelangt, wird die gesamte Leiter weggeworfen. Und dann?

„Dann erkennst du den Einen Geist, den du wahrscheinlich noch immer benennen wirst. Vielleicht Chi, Tao oder Zen oder Atman oder ganz anders.“

Das wäre das Erwachen?

„Noch nicht ganz. Aber es wäre dem schon sehr nah. Erwachen bedeutet, der Geist selbst zu sein.“

Das Unvorstellbare.

„Es ist schwer vorstellbar, aber überlege mal, woher deine Gedanken kommen? Der Kurs schlägt zwei Arten vor: den recht und den falsch gesinnten Geist. Der recht gesinnte Geist wäre der Eine und der falsch gesinnte Geist, wie schon oft genug erwähnt, das Ego, oder, wie wir es nannten, das körperliche Bewusstsein, das, was aus dem menschlichen Gehirn entsteht.“

Aber genau das bin ich. Genau damit identifiziere ich mich.

„Mit dem menschlichen Gehirn?“

Mit dem menschlichen Bewusstsein.

„Und was meinst du, bringt das menschliche Gehirn dazu, etwas zu entwickeln – was bringt das Universum dazu, etwas zu entwickeln?“

Physiker sagen, dass aus dem Nichts durchaus etwas entstehen kann und man dazu kein göttliches Etwas braucht.
Apropos Kurs! Die beiden Bücher, die ich bestellt habe, sind bis heute nicht angekommen. Ich bekomme Rückerstattung und habe stattdessen ein Buch über Vedanta bestellt. Der Kurs scheint doch nicht meine Richtung – meine Sprossen auf der Leiter – zu sein. Vielleicht ist es diese wunderschöne, uralte, indische Religionsphilosophie.

„Ich sagte schon, es spielt keine Rolle, welche Sprossen du auf deine Leiter auswählst, denn am Ende ist es immer nur der, die oder das Eine.“

Aus dem alles hervor gegangen ist oder weiß er, sie, es gar nichts vom Universum, weil es keines gibt?

„Auch das spielt dann keine Rolle mehr. Du erkennst, dass immer alles, was du gelebt, gefühlt, gedacht, getan oder was auch immer, aus dir selbst hervor gegangen ist. Es sind deine Wahrnehmungen. Es ist ganz allein deine Welt.“

Nur ich existiere und alles andere ist Schall und Rauch.

„Ja! Und nun das Paradoxe: Es trifft auf alle und jeden zu.“

Weil wir getrennt sind.

„Ich würde es anders nennen. Ich würde sagen: 'Weil wir uns als Bild reflektieren.'
Geist hat jedoch kein Bild und hier kannst du einen sehr weisen Satz aus der Bibel zitieren, denn er betrifft nicht nur den Menschen – er betrifft alles.“

Du sollst dir kein Bild von mir machen.

„Noch besser wäre: Du kannst dir kein Bild von mir machen.“
 
Geist ist Geist, also existiert in Wirklichkeit nichts Materielles, was wieder dem Kurs entsprechen würde.
Mir fällt auch ein: Den Geist reinigen – allen Glauben fallen lassen. Dazu las ich im Net folgendes:
Wenn das Glaubenssystem, dem du vor deinem Tod anhingst, die Gewissheit beinhaltet, dass das Leben weiter geht, wirst du, sobald du begriffen hast, dass du 'gestorben' bist, sofort wissen, was passiert und du wirst die Vorgänge auch verstehen.
Und Osho sagt: „Wir müssen uns das Leben wie einen Fluss vorstellen: In diesem Fluss gibt es einen Punkt, der Geburt und einen Punkt, der Tod genannt wird. Aber der Fluss fließt weiter. Er geht über den Tod hinaus und ging der Geburt voraus. Unsere gesamte Aufmerksamkeit wird in die Irre geleitet. Unser ganzer Fokus ist darauf gerichtet, wie wir dem Tod entgehen, und nicht, wie wir das Leben erkennen können.“

„Wo wir schon dabei sind, - was sagt die nächste Lektion des Kurses?“

Lektion 106
Lass mich still sein und auf die Wahrheit hören.

Absatz 3: Hab heute keine Angst, die Stimmen der Welt zu übergehen. Geh leichtfüßig an ihrer bedeutungslosen Überredungskunst vorbei. Hör nicht auf sie. Sei heute still und höre auf die Wahrheit. Geh an allem vorbei, was nicht von IHM spricht, DER dein Glück in SEINER Hand hält, die ER dir in Willkommen und in Liebe entgegenstreckt. Höre heute nur IHN, und zögere nicht länger, IHN ZU erreichen. Hör heute nur die eine STIMME.
(http://liebevoll-wei.se/KiW-Gesamt.pdf?f...bKTVjcfHDjEWrR8)


„Zu Osho: Unsere Aufmerksamkeit wird in die Irre geleitet, - sehr treffend gesagt, alles andere erinnert uns doch auch ein wenig an Freund Carlos, der einst schrieb, dass Zauberer wissen, dass sie selbst der Fluss sind.“

Und den Geist reinigen, die Vorgänge des Sterbens verstehen erinnert an die Phowa Praxis der Tibeter. Alles, was einem im so genannten Tod begegnet ist nur ein Spiel des eigenen Geistes. Geist ist immer rein, unbefleckt und unverwundbar.

„Die Leiter wegwerfen, wenn du oben bist, außer du möchtest unbedingt wieder nach unten. Du kannst schon im Leben deinen Geist reinigen. Ja, und die heutige Lektion schreit direkt nach Reinigung des Geistes. Still sein – in sich selbst hinein hören – das Selbst schweigen hören – das Schweigen erkennen.“

An nichts glauben. Das ist es doch.

„Und du meinst, du glaubst an nichts? Was deinen Glauben an die Welt und an dich, wie du dich wahrnimmst, betrifft, - darüber müssen wir nicht reden. Das weißt du selbst. Aber dein Glauben wollen, - an etwas, das dich einst auffängt, - das ist schon schlimm. Du hast anscheinend nie wirklich gelernt, dich auf dich selbst zu verlassen. Immer irgendwie von jemandem abhängig und nun willst du durch dein 'glauben-wollen' dich auch noch geistig von etwas abhängig machen. Dazu wäre auch Tiefenpsychologie nötig, Mädchen. Dabei waren wir doch schon auf der rechten Spur.“

Es ist nicht einfach, sich selbst als reinen Geist zu erkennen.

„Es ist so einfach, wie man es sich macht. Wenn du reiner Geist bist, kannst du nicht der Körper sein. Wenn du reiner Geist bist, gibt es weder Zeit noch Raum, auch wenn du jetzt all dies WAHRNIMMST. Und wie du sagst, du musst dich als reinen Geist ERKENNEN. In dieser Hinsicht gehe ich mit dem Kurs, der genau diesen Unterschied aufzeigt. Körper und Bewusstsein (das, was das Gehirn entwickelt hat) ist Wahrnehmung, während Geist Erkenntnis ist.“

Das erinnert wieder an das Herz-Sutra, - kein Auge, kein Ohr usw. bis zu kein Bewusstsein.

„Ich sagte schon immer, Religionen sind kleine Geschenke der Quelle der Kraft. Schließe nichts aus, bevor du nicht die letzte Sprosse der Leiter oder den letzten Funken Dunkelheit hinter dir hast.“
 
Gewahrsein ist das wahre Sein. Einfach nur da sein – unbefleckt, sozusagen rein und unverwundbar. Im Grunde genommen gibt es nichts Drittes, es sei denn, das Dritte reflektiert sich selbst in so genannten Bewusstseinsblasen, die ebenso aus ihm kommen. Wir können auch sagen, die Bewusstseinsblasen sind wie Leinwände, auf denen sich alle Universen, samt Lebewesen und Dinge widerspiegeln. Das Dritte, das Gewahrsein, der Geist, die Quelle, oder wie auch immer, ist das einzig Wahre, die einzige Wirklichkeit.

„Okay! Bist du diese einzige Wirklichkeit? Oder bist du bloß eine Widerspiegelung oder ein Traum?“

Dann wären wir wieder so weit, dass ich absolut nichts verstanden habe. Im Moment kann ich nur der Beobachter sein, weswegen Aufmerksamkeit in diesem Leben so wichtig ist. Ich beobachte meinen Körper, der mit seinen Sinnen wahrnimmt. Ich beobachte die Gefühle und Gedanken, die von meinem Körper ausgehen.
Mir gefällt es nicht, dass ich es 'meinen' Körper nenne.

„Nenne es den Tempel, in dem du dich aufhältst. Oder wir nennen es so, wie wir es früher genannt haben, dass du ganz sicher nicht der Körper bist und er auch nicht dir gehört, sondern du dich als menschliche Form wahrnimmst, da du dich, getrennt vom Ganzen, als Energieteilchen (oder wie immer du es nennst) in eine der unzähligen Bewusstseinsblasen (bildlich gesprochen!) gestürzt hast. Die Föten sind neugierig geworden und haben das Meer zum schäumen gebracht. Schaum besteht aus Blasen. Nun, da hätten wir schon ein herrliches Abbild!“

Somit wäre die Welt Wirklichkeit.

„Ganz und gar nicht. Was soll an Blasen und Energieteilchen (bildlich gesprochen, weil 'es' weder dies noch das ist) wirklich sein?“

Was ist 'es' dann, wenn 'es' weder dies noch das ist?

„Hier stehen wir am Scheideweg. Würdest du dich als das, was du wirklich bist, ERKENNEN, wüsstest du es, aber da du dich als etwas WAHRNIMMST, kannst es nicht wissen. Auch wenn wir es Geist nennen, kannst du damit nichts anfangen, weil Geist für dich noch immer ein Nichts ist, obwohl er alles ist.
Erkenntnis kann dich aber auch gewaltig zurück werfen, wenn das Ego plötzlich die Überhand gewinnt. Auch das ist eine Art Scheideweg, den es zu beachten gilt.
Du nimmst dich noch immer als das kleine Menschlein wahr, das vom Schicksal und vielen anderen Kräften anständig durchgeschüttelt wird, womit wir bei der Aussage wären, dass das Menschlein niemals ergründen kann, woher es kommt, wohin es geht und geschweige denn, wissen könnte, wer oder was es ist. Dann wäre das Ego keine Gefahr, aber diese Wahrnehmung bringt dich nicht weiter.
Als nächstes wäre die so genannte hohe Wahrnehmung, – vorurteilslos beobachten. Es ist wie es ist und das ständige Auf und Ab liegt nun mal an der Welt der ständigen Veränderungen. Hier könnte das Ego bereits lauern und sich brüsten, wie tolerant es ist. Aber um tolerant sein zu müssen, muss es ein Urteil geben. Capito?“

Capito, Arima!

„Ich kann mir vorstellen dass in der nächsten Ebene die Gefahr des Ego nicht mehr so groß ist, obwohl diese Falle immer zuschnappen kann. Und ich weiß, dass du dieses Gefühl zumindest ein wenig kennst, es aber noch immer viel zu unbeständig und zu oft nur subtil vorhanden ist. Außerdem ist es nur ein Gefühl, während es in Wahrheit das Sein ist.“

Das Gefühl, mir kann nichts passieren, egal, was passiert. Ob Angst, Trauer, Wut – alles geht vorbei, genauso wie Freude, Glück und Liebe.

„Liebe?“

Das, was Menschen meistens Liebe nennen. Ich würde es eher Glückseligkeit nennen. Das ist nicht so abgeschmackt wie Liebe.
Es fällt mir schwer, dieses Gefühl zu beschreiben. Es ist nicht das Vertrauen, dass mich etwas auffängt, wenn ich falle. Es ist viel mehr das Gefühl, dass ich gar nicht fallen kann. Es ist das Vertrauen und der Glaube in mich selbst. Ich habe gestern eine schöne Textstelle über Vedanta gelesen, wo ich dieses Gefühl, das Gewahrsein sein sollte, wieder erkannte, aber wie du sagst – es ist noch immer viel zu subtil und der Glaube an mich selbst (was der wahre Glaube wäre?) zu schwach:
Das Wissen um deine wahre Natur durchtränkt den Geist mit einem Gefühl von Authentizität, Vollkommenheit und Selbstvertrauen. Fortan wird die Person in der Überzeugung leben, jeden noch so starken Sturm überstehen zu können. Wenn du ohne den Hauch eines Zweifels weißt, dass du Gewahrsein bist, wirst du dich nicht länger danach sehnen, dich gut zu fühlen. Du lebst in dem Wissen, die Quelle des Guten zu sein.
 
Auch wenn ich dieses Gefühl von 'Gewahrsein' zu kennen glaube, es ist dennoch nicht das, was es sein sollte. Ich kann auch den Unterschied zwischen wahrnehmen und erkennen nicht wirklich bestimmen. Im Net habe ich dazu folgendes gefunden:
Wahrnehmung erfasst nur einen Teil des Ganzen, das Ende einer Wahrnehmungsepisode führt zur Erkenntnis. Man muss das Sehen im Sinne von 'etwas sehen' von 'etwas-als-bestimmtes-sehen' unterscheiden. Der Ausgangspunkt aller Wahrnehmung ist etwas Gegebenes, ein Phänomen. Alles um um uns herum ist ein Phänomen. Wir beschreiben meist nur eine Erkenntnis.
Im Buch von Swartz habe ich gelesen, dass es immer nur auf 'Ishvara' ankommt, ob wir erkennen oder nicht. Den letzten Schritt macht Er auf uns zu, was auch im Kurs so steht., dass Gott, der 'Vater' uns die Hand reicht und nicht umgekehrt.

„Soll ich jetzt bestätigen, dass es so ist?“

Wäre das möglich?

„Nein, weil die letzten Schritte immer individuell sind. Erinnere dich an die Aussage von Seth, dass Gott sich jedes Sperlings bewusst ist, der vom Dach fällt. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, er ist sich jedes kleinsten Teilchens bewusst. Der Unterschied zwischen dem westlichen Gottglauben und dem östlichen Gottglauben besteht darin, dass sich die Gläubigen im Westen Gott im Außen vorstellen, während die Gläubigen im Osten wissen, dass sich alles IN Gott selbst befindet. Er umschließt alles, deshalb ist er sich auch allem bewusst. Aber – und genau darauf kommt es an – aber er schert sich (bildlich menschlich gesprochen!) nicht darum, was all die Teilchen in ihm alles anstellen oder nicht anstellen.“

Das ist jetzt aber wieder ganz etwas anderes, Arima.

„Warum auch nicht? Man sollte Themen wie dieses von allen möglichen Seiten beleuchten. Warst es nicht du, die in einer deiner Geschichten Joshua sagen ließ: Sobald du etwas benennst, benennst du Gott?“

Ich würde die Geschichte heute anders schreiben.

„Das ist mir klar. Und genau deshalb kann man auch die Geschichte über Gott immer wieder anders schreiben. Auf jeden Fall leben wir in einer individuellen Welt, in der stets unterschieden wird und es die Dualität gibt, während die Einheit, der Geist, die Quelle nichts davon kennt.“

Die Wesen der anderen Seite?

„Wir werden zu Wesen der anderen Seite, je höher wir steigen.“

Von Ebene zu Ebene?

„Könnte man so sagen. Tod bedeutet immer einen Schritt in eine andere Welt und manchmal kann der Schritt auch nach unten gehen.“

Wer bestimmt das?

„Hier bleiben wir uns einig: Immer nur du selbst.“

Gestern hätte ich beim Lesen fast laut gelacht. Keine Frage, Swartz beschreibt Vedanta sehr verständlich, auch wenn ich mir kein Urlaub erlauben sollte, aber diese Aussage, die ich gestern gelesen habe, war echt paradox. Hier mal der Text, wobei mir der Anfang aber gefällt:
Im System des Lebens sind die Menschen so etwas wie die Fliegen in der Suppe. Das heißt nicht, dass Menschen schlecht sind und aus einer sonst perfekten Schöpfung entfernt werden müssen. Es ist eben so, dass mit der Suppe auch die Fliegen kommen. Wir machen eine ansonsten wunderschöne, aber monotone Schöpfung interessant, weil wir einen Intellekt haben, die Fähigkeit uns unserer selbst bewusst zu sein. Eine Kuh ist sicher ihrer nicht bewusst, sie weiß nicht, dass sie eine Kuh ist.
Der letzte Satz löste beinahe einen Lachanfall bei mir aus. Klar ist sich die Kuh nicht bewusst, dass sie eine Kuh ist, weil sie keine Benennungen, keine so dämliche Sprache kennt, die uns Menschen Grenzen setzt. Ich fand diesen Satz echt paradox und kann auch nicht zustimmen, dass Tiere sich nicht ihres Selbst bewusst sind. Manche sind, wie es für mich oft den Anschein hat, sich ihres Selbst mehr bewusst als die meisten Menschen.

„Es ist alles Energie, aber die Bewusstseinsblasen setzen immer etwas voraus, in die sie sich stürzen. Deshalb unterscheiden sich die Lebewesen und manchen ist dieses möglich und anderen wieder jenes. Selbst wenn es zutreffen sollte, dass der Mensch in jeder Beziehung dem Tier überlegen ist, IST er in Wahrheit nicht mehr und nicht weniger als das Tier oder die Pflanze oder was auch immer und genau das sollte er bedenken, denn er kann es bedenken, was vielleicht doch der Unterschied zwischen Mensch und Natur ist.“
 
Der Geist braucht nicht gereinigt zu werden. Er ist rein, Arima.

„Alles klar. Aber in dem Fall wäre es kein Widerspruch, wenn ich sage, du solltest viel mehr den Geist reinigen, als dein Körpergewicht zu reduzieren, wobei das ein nicht zutreffendes Beispiel ist, denn dein Körpergewicht zu reduzieren würde bedeuten, hochgradig magersüchtig zu sein. Sagen wir, es ist besser den Geist zu reinigen als ein Bad für den Körper zu nehmen.
Es ist deshalb kein Widerspruch, weil du den Geist unerreichbar nennst. Demnach ist es also egal, wie wir ES nennen oder ob wir ES überhaupt benennen.“

Der Lehrer, der anders ist als ich und der das andere Selbst in mir verkörpert. Klar denke ich, dass du das sein könntest, denn Fakt ist, dass wir sehr oft widersprüchlich zueinander stehen. Du weißt und ich möchte glauben.

„Ich weiß nichts, Mädchen. Aber ich habe mehr Vertrauen in mich und in die inneren Welten. Ich würde, das, was du so verzweifelt angehst, spielerisch machen. Zum Teil hast du es gemacht, als du munter drauf los geschrieben hast. Es ist nur so, du solltest das, worüber du schreibst und woran du glauben könntest, auch verinnerlichen. Okay, das tust du bei deinen ständigen schriftlichen Wiederholungen, aber das genügt nicht. Es muss in jedem Augenblick da sein, sonst fällst du jedes mal ins alte Schema zurück und nichts hat sich in dir geändert.“

Es wird sich auch nichts ändern, Arima. In der Welt geht es immer beschissener zu und meine Zukunft schaut auch nicht sehr rosig aus. Ob mir der Glaube an 'etwas' dabei helfen kann, ob ich deshalb glücklicher und zufriedener werde? Wenn ich leide, kann er mir den Schmerz sicher nicht nehmen.
Es ist leicht zu sagen, sei das Gewahrsam, denn alles andere sind Illusionen, wenn es dir gut geht. Aber jetzt stell dir mal einen politischen Gefangenen vor...

„Muss es denn immer so brutal sein, Mädchen?“

Du weißt doch gar nicht, was ich schreiben will.

„Doch, du willst schreiben, dass er grausam gefoltert wird und Vedanta oder der Kurs daran auch nichts ändern kann. Freund Carlos schließen wir aus, denn ein Krieger der Kraft lässt sich nicht fangen. Er kann sehr wohl etwas mit Vedanta oder dem Kurs anfangen, denn all das, worüber du jetzt spekuliert hast, betrifft nicht den reinen und unverwundbaren Geist, wie wir ja auch festgestellt haben, sondern das, was Ego genannt werden. Es ist deine Persönlichkeit. Es sind deine Gedanken, deine Gefühle, dein Körper. All das leidet. Der Geist aber kann nicht leiden und wenn der Gefangene das nachvollziehen kann, wenn er tatsächlich ein Meister des Vedanta ist, kann ihm nichts etwas anhaben.“

Das glaubst du aber selbst nicht.

„Das glaube ich nicht nur – das weiß ich. Ich bin zum Großteil ein Leuchtendes Wesen gewesen, als ich
in der sechsten Erddimension gelebt habe und manchmal, als ich von meinen Zieheltern und später von meinen Zimmerkollegen und (so genannten) Freunden gequält wurde, konnte ich mich in dieses Gewahrsein hinein fühlen. Ich war zwar nicht ganz drinnen, aber meine Schmerzen wurden gelindert und auch mein quälendes Selbstmitleid, was ja das Schlimmste am Ganzen ist, wurde zurück genommen. Es kann funktionieren, Mädchen – selbst in den ärgsten Lebenssituationen. Es funktioniert aber nur, wenn du dich selbst zurücknehmen kannst und den Geist machen lasst.“

Ich bin doch der Geist!

„Ja, aber WIE nimmst du dich wahr? Als Geist oder doch wieder nur als winziges, hilfloses Menschlein, das sich im Selbstmitleid suhlt und damit seine Mitmenschen unglücklich macht, weil sie nicht sehen können, dass du leidest?“

Es ist schwer, sein Selbstmitleid zu überwinden. Selbstmitleid und Eigendünkel – die schlimmsten Geißeln der Menschheit.

„Welch wahre Worte! Wenn du das erst mal wirklich erkannt hast und dich in jedem Augenblick darin übst, sind die ärgsten Hürden geschafft.“
 
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Der Kurs ist nicht schwer zu verstehen – er ist überhaupt nicht zu verstehen. Allem voran das mit dem Verzeihen. Ich verzeihe dir etwas, was du nicht getan hast. Sühne ist das Wichtigste im Kurs. Sühne wird, wie ich in einem Lexikon, um es genau zu wissen, nachgelesen habe, der Akt bezeichnet, durch den schuldiger Mensch seine Schuld anerkennt und durch eine Ausgleichsleistung aufhebt oder mildert.

„Ich vergebe dir die Welt.“

Danke, Arima, aber die Welt hat sich deswegen nicht aufgehoben. Sie ist noch immer da und starrt mir horrormäßig wie eine Fratze ins Gesicht.

„Der Kurs sagt auch, die Welt ist dazu da – auch wenn es sie in Wirklichkeit nicht gibt – um den Weg nach Hause zurück zu finden, oder, wie du auch sagen kannst, um sie als Traum zu erkennen und aufzuwachen.“

Wenn ich auch sage, Freund Carlos' Bücher, Vedanta und der Kurs faszinieren mich, aber einen dieser Wege zu gehen, erscheint mir für mich selbst aussichtslos. Und jede Lehre besagt, dass man nichts mischen sollte – sich nichts herauspicken sollte, was einem zusagt und das, was einem nicht zusagt, weglassen.

„Finde ich logisch. Dennoch willst du an etwas glauben, auch wenn du in dir deine eigene Welt entdeckt hast, der du jedoch nicht vertraust, weil nur du sie kennst und es normalerweise menschlich ist, dass nur das richtig ist, was die Mehrheit sagt und weiß.
Mädchen, was meinst du, warum diese Welt voll mit Individualismus ist, der leider nicht von allen gelebt wird. Und warum sagte ich dir so oft, dass auf einem bereits gegangenen Weg kein Herz liegt?“

Wenn ich meine Phantasie für wahr halte, kann ich mich gleich einliefern lassen. Und wirklich erfunden, sozusagen etwas aus dem Nichts geholt, ist 'meine innere Welt' ja auch nicht. Sie setzt sich aus all dem zusammen, was ich mir aus anderen Lehren und aus Gelesenem heraus gepickt habe. Menschen erfinden nichts – sie entdecken oder stehlen. Ich habe nichts anderes getan. Übrigens – Seth (Jane Roberts) hat mich auch sehr fasziniert, vor allem das mit der Gleichzeitigkeit. Alles passiert gleichzeitig.
Und letztens las ich bei Swartz, dass Ishvara (Gott im Hinduismus) alles in einem einzigen Augenblick erschaffen hat. Alles, Arima – alles, was war, ist und sein wird.

„Und?“

All diese Gedanken sind nicht neu. Das ist es, was ich sagen will. Und sie stoßen ebenso an Grenzen.

„Natürlich tun sie das. Menschen sind nun mal begrenzt, deshalb sollten sie ihre Wahrnehmung ständig prüfen und irgendwann mal erkennen, dass sie sich nur als Menschen wahrnehmen und im Grunde genommen grenzenlos sind, weil sie ein und dieselbe Energie sind, wie das, woraus sie hervor gegangen sind. Erinnerst du dich, als du sagtest, dass nur masselose Dinge sich mit Lichtgeschwindigkeit bewegen können und ich sagte, dann sollten sich die Menschen bewusst werden, dass sie in Wahrheit masselos sind?“

Eigentlich ganz einfach unsere Religion, was Arima? Nur halt auch nicht durchführbar, aber schön darin zu träumen.

„Nennst du es wirklich Religion?“

Nicht wirklich. Nun was anderes! In mir spukt schon seit Tagen der Gedanke herum, dass sich die Föten nicht heraus wagten. Sie schwimmen noch immer im Meer, bzw., sie SIND das Meer – unteilbar und gleichzeitig individuell. Aber all die Ebenen sind ebenso da. Der einzige Augenblick. Die Gleichzeitigkeit. Das bedeutet aber auch, dass die Föten das Meer sind, auf oder in dem das Segelschiff mit dem alten Mann und dem kleinen Michel fährt, sich aber gleichzeitig in der Stadt, auf dem Land und im Park materialisieren. Das Leben läuft rückwärts. Bis ins kleinste Wesen zerteilen sich die Föten, bis hinunter in die unteren Welten, wo auch jene schwebt, in der ich gerade bin. Na ja, sagen wir, sie ist nicht ganz unten, vielleicht mittig, mit einer leichten Sequenz nach unten. Schließlich entwickelt sich alles wieder zurück bis in die höheren Welten und schließlich wieder bis ins Meer der Föten.
Das mit dem Meer und den Föten erinnert mich an die Aussage meiner Mutter, als ich sie einmal fragte, wo ich war, bevor ich geboren wurde. Stell dir mal vor – ich ging damals, als ich diese Frage stellte, sicher noch nicht zur Schule.

„Und sie nannte dir einen seltsamen Ort, den du ganz anders in dir selbst erkannt hast, wie er sich anhörte.“

Genau – es war der Mundartbegriff zu Wald – Woid. Sie nannte es 'Wogga-Woid' (mit zwei G und nicht CK deshalb, weil sie es weich aussprach). In mir breitete sich bei diesem Wort Wasser aus, in dem kleine Wesen schwammen, die ich aber damals nicht ausmachen konnte. Es waren die Föten, die sich nicht ausmachen lassen, weil sie weder geistig, flüssig noch fest sind, da sie reiner und unverwundbarer Geist sind. Nur – was bedeutet das Segelschiff und der alte Mann und der kleine Michel? Das Segelschiff bewegt sich – es ist wie die Zeit im Raum und der alte Mann, das Alter und der kleine Michel, die Jugend, bezeugen es. Irgendwann, wie wir bereits sagten, kam das Schiff an eine Grenze – die Föten träumen von einer Grenze. Wie auch immer – ein interessanter Gedanke, aber eben nur ein Gedanke.
Und nun schreibe ich doch wieder eine der Lektionen vom Kurs ab:
LEKTION 124
Ich will mich daran erinnern, dass ich eins mit GOTT bin.

Absatz 2. Wie heilig ist unser Geist! Und alles, was wir sehen, spiegelt die Heiligkeit in dem Geist wider, der eins mit GOTT ist und auch mit sich selbst. Wie leicht schwinden Irrtümer dahin, und der Tod weicht dem ewig währenden Leben. Unsere leuchtenden Spuren weisen den Weg zur Wahrheit, denn GOTT ist unser GEFÄHRTE, während wir eine kleine Weile auf dieser Erde wandeln. Und die kommen, um uns nachzufolgen, werden den Weg wiedererkennen, weil das Licht, das wir tragen, zurückbleibt und doch mit uns kommt, während wir weitergehen.
 
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