Du nennst es Verdrängung, ich auch! Aber Verdrängung ist nicht unbedingt etwas Schlechtes, sie ist oftmals existenziell, um zu überleben. Wenn ich z. B. gerade weine vor Kummer und auf einmal ein Bär vor mir erscheint und mich fressen will, dann muss ich meinen Kummer verdrängen können, um mich auf den Bär einzustellen und richtig reagieren zu können. Auf das normale Leben bezogen bedeutet das, dass gerade der Alltag sehr oft Verdrängung erfordert, um zu funktionieren. Das heißt aber nicht, dass man sich zwischendurch nicht auch kleine Wahrnehmungsfenster schaffen darf, um den Gefühlen Freiraum zu geben. Wer das gar nicht tut, wird vielfach psychosomatisch krank. Auch komplettes Verdrängen kann pathologisch sein. Natürlich kann jemand tatsächlich so weit kommen, um belastende Gefühle erfolgreich abwerfen zu können, weil er sich damit arrangiert hat. Er hat dann vielleicht einen Halt in etwas gefunden, das diesen Gefühlen eine passende Antwort gegeben hat, um das Loslassen zu ermöglichen.
Auf jeden Fall macht "Verdrängung" mehr Sinn als irgendwelche ziemlich aussichtslose bzw sinnlose Versuche nach Ursachenforschung der eigenen Gefühlswelt. Schliesslich sind die Gefühle da, ob sie in einem selber oder durch fremdeinwirkung hervorgerufen wurden ist ziemlich unwesentlich.
Im übrigen geben alle Menschen ihrer Gefühlswelt kleine Wahrnehmungsfenster. Es wäre sogar schade, wenn man das nicht täte. Da kann man nur bestätigen, dass das sonst pathalogisch würde. Wie bereits von dir gesagt ist es im Grunde ein ganz natürlicher Eiertanz, sich zu arrangieren und so zu einem gesunden "loslassen" zu finden.
Das Christentum bzw Jesus bietet übrigens genau diesen Denk- Ansatz. Die religösen Begriffe sind veraltet und nervig in diesem Zusammenhang, der Inhalt der Begriffe muss jedoch eigentlich nur verdeutlicht werden, dann stimmt er mit deinen Erkenntnissen vollkommen überein.
Der fragt nicht nach der Vergangenheit eines Menschen, woher er kommt, was er ist oder angestellt hat.
Man muss nur seine Probleme erkennen und Buße tun. "Buße" klingt nach ner alten Oma die die sich im Beichtstuhl die Knie wundscheuert.
Bedeutet ab er im Grunde nur, seine Fehlentwicklung erkannt zu haben und zu bereuen. "Bereuen" bedeutet nach Veränderung zu trachten.
Dadurch ist natürlich nicht gleich alles in Ordnung aber man hat eine Chance und man muss ständig daran arbeiten. Deswegen das Gebet. Beten bedeutet ähnlich wie Meditation nichts anderes als die Dinge für sich zu artikulieren oder zu visialisieren. Das sind "Istaufnahmen" kein rumstochern in der Vergangenheit oder Ursachenforschung. Erkennt man dabei, also bei diesen Istaufnahmen Dinge, die tatsächlich nicht auf einem selber basieren
sondern von Anderen verursacht worden sind, spricht man von Vergeben. "Vergeben", bedeutet loslassen. Es bringt einem gar nichts Andere mit Schuldzuweisungen zu bewerfen. Das würde die Selbstannahme(Selbsthass) nur auf andere projizieren und nicht weiterbringen in einer positiven Selbst-Entwicklung.
Deswegen der Spruch: Liebe deinen nächsten wie dich selber.
Für viele verdeutlicht der Umkehrschluss dieser Aussage ein besseres Verständnis darüber worum es hier geht: Man muss lernen sich selber zu lieben (verstehen,) um andere Menschen besser verstehen(lieben ) zu kennen.
Wer das begriffen hat, hat es wesentlich einfacher denen zu verzeihen(vergeben), die einem Böses oder Schaden zugefügt haben.
Das bedeutet Loslassen. Loslassen ist ein altes Wort für Verdrängen.