Jaaa, aber das ist nicht zwangsläufig Liebe.
ich bin verwirrt. du meinst die, die wie motten ins licht fliegen, fühlen nicht zwangsläufig liebe? das stimmt.
oder meinst du die anziehende Person? was die ausstrahlt, bzw. was an ihr zu spüren ist, ist definitiv liebe. die muss nicht allumfassend sein. aber sie ist dann in der regel zumindest in einem Bereich größer, als sie den "fans" ohne diese Person zugänglich wäre. sie sehen etwas in ihr, von dem sie merken, dass es in ihnen fehlt. und das was fehlt, ist immer - Überraschung! - liebe.
Jesus war ja auch nicht bei allen beliebt.
gut, das liegt daran, dass die menschen ZU VIEL liebe, also zu viel frei fliesendes leben, nicht ertragen können. sie werden durch Jesus daran erinnert, dass sie selbst vom leben abgeschnitten sind. und weil sie diese Tatsache nicht ertragen können "müssen" sie ihn ermorden - anstatt ihr eigenes Weltbild zu hiterfragen und einen weg zu suchen, selbst Jesus zu werden.
Ist es Liebe, wenn ich das gebe was mein Gegenüber zu brauchen meint? Ist es Liebe alles hinzunehmen und aufzusaugen wie ein Schwamm, was mir entgegengebracht wird, egal ob Hass oder Verzweiflung oder Trauer? Ist es Liebe jemandem Grenzen zu setzen? Ist es Liebe jemandem die Freiheit zu schenken - falls das überhaupt möglich ist?
das alles kann liebe sein.
oder auch nicht.
ohne den Einzelfall zu betrachten, ist darüber kein urteil abzugeben.
Ich denke, jede*r hat ein eigenes Verständnis von Liebe. Auch da gibt wohl es kein falsch oder richtig, sondern ein das-passt-zu-mir-und-meinem-Verständnis oder das-passt-nicht.
natürlich. jeder hat ein eigenes "Verständnis" darüber, was liebe für ihn ist. eines, das in sein Weltbild passt. das ist nur allzu menschlich. wenn man sich aber darauf einlässt zu hinterfragen, kann man nur zu dem einen schluss gelangen. nämlich, dass nur eines liebe IST: die Realität so anzunehmen, wie sie nun mal eben ist.
Wenn Beliebtheit Liebe ist, dann war Hitler auch ein Zeit lang voller Liebe
ich hoff, ich setz mich jetzt nicht in die nesseln. und es liegt mir nichts ferner, als hitler als etwas anderes darzustellen, als er war: ein schwer gestörter Psychopath und Massenmörder. ABER, und ja, es gibt ein aber: du hast in gewissem sinne nicht unrecht.
hitler hat , aus reinem kalkül, die niedrigsten Emotionen im menschen angesprochen. jene, welche die menschen an sich selbst, in einer zivilisierten Gesellschaft verdrängen und nicht wahrhaben wollen (Zorn, angst, hass, mord- und rachgelüste, etc.) . er hat sie zuerst hervorgelockt und den menschen bewusst gmacht (mittels Propaganda und feindbildschaffung) und dann jene, die sich diesen gefühlen hingegeben haben, darin bestärkt, diese auszuleben: durch Ausgrenzung, Beschimpfung, Denunziation, offen gelebten Hass, Erniedrigung, bis hin zum Mord.
er hat gesagt: "euer hass auf die Juden ist ok, nein: er ist sogar gut, weil er ist ja berechtigt!" und das ist im grunde genau das, was ich oben schrieb: die vollkommene Akzeptanz von Gefühlen ist Liebe. Hitler hat den Menschen erklärt, dass er sie akzeptiert und somit liebt, wenn sie ihre ganze Bösartigkeit und Niedertracht ausleben.
in der ganzen perversion dieser Dynamik und der manipulation war es das, was die menschen an hitler liebten.
dass er selbst nicht aus liebe gehandelt hat, sondern aus lust am bösen, innerer leere, hass, größenphantasien, muss ich hoffentlich nicht extra dazusagen. aber das erklärt, wie es zu diesem zivilisationsbruch, zu all dem unaussprechlichen Grauen kommen konnte. die Deutschen und Österreicher haben sich in ihrer ganzen Niedertracht verstanden und angenommen gefühlt.
Oder er*sie vergewaltigt doch, weil er*sie darin nichts Verwerfliches entdecken kann, denn das Gefühl dazu fehlt.
stimmt, den fall gibt es auch. jemanden, der "mit sich im reinen ist", während er anderen gewalt antut, nennt man gemeinhin einen Psychopathen. nichts könnte weiter weg sein von liebe.
Und was ist mit gegenseitigem Einvernehmen? Angenommen ein Mensch sagt zum anderen "ich werde nie Lust dazu haben mit Dir Sex zu haben, aber ich will, dass Du es gegen meinen Willen tust." Ist es liebevoller einem Mensch zu geben, was er*sie haben möchte, oder ist es liebevoller es nicht zu tun?
wer liebt, wird niemanden verletzen, auch wenn das die Person offen fordert. ganz einfach. das Prinzip lässt sich auf jeden Einzelfall anwenden.
Diese Definition von Liebe habe ich auch, aber ich bin mir nicht so sicher, ob es als allgemein gültige Definition zu sehen ist. An der Stelle ist es nach meinem Weltbild wichtig zu akzeptieren, dass andere eine andere Definition haben. Sie muss mir ja nicht gefallen
Die von
@Leopold o7 ist eine andere als meine.
natürlich ist das zu akzeptieren. das bedeutet aber nicht, dass jede dieser Definitionen richtig sein muss. denn es gibt nur eine Definition von liebe. und jeder, der liebe erfahren hat, wird das bestätigen können. du kannst es ja auch bestätigen. du sagst selbst: das ist auch deine Definition von liebe. wenn wir davon ausgehen, dass wir beide extrem unterschiedliche menschen, mit einer völlig anderen Sozialisation sind, wie kann es dann sein, dass wir beide zu dem selben schluss gelangen? da liegt dann schon nahe, dass es eine Wahrheit gibt, die jedem von uns durch Erfahrung und Erkenntnis gleichermaßen zugänglich ist...
Wie fühlst Du Dich, wenn Du so etwas liest oder im Fernsehen siehst? Wie würdest Du Dich fühlen, wenn es Deiner Lieblingsnachbarin passieren würde, die in einem eskalierten Moment von ihrem Ehemann, Deinem Lieblingsnachbarn, vergewaltigt wird und Du es womöglich auch noch direkt vor Deiner Nase zu sehen kriegst? Ein absurdes Beispiel, ich weiß, aber mich würde trotzdem interessieren was da in Dir vorgehen würde und wie Du handeln würdest.
das kommt ganz darauf an, zu welchen teilen in mir ich gerade zugang habe. wenn ich offen bin, dann fühle ich bei solchen Meldungen wut, Zorn, Ohnmacht, hass. in wien ist am freitag ein 7 jähriges Mädchen ermordet und in die Mülltonne geworfen worden. und ich kann dir sagen, ich hab am samstag nachmittag erst mal zwei stunden geheult, weil das in mir bestimmte dinge zum schwingen gebracht hat. da hab ich gespürt, dass in mir ganz viel trauer, hilflosgkeit, Fassungslosigkeit leben. die hab ich mir erlaubt zu spüren.
wenn so etwas grauenhaftes, wie du es beschreibst vor meinen augen passiert, dann hoffe ich, dass ich die Courage aufbringe, mit kühlem kopf vernünftig und effektiv einzuschreiten. mit meinen gefühlen kann ich mich später auch noch auseinandersetzen, wenn die Situation entschärft ist.
Ich habe in solchen Momenten meinen Frieden damit, dass ich wütend werde und einschreite - in welcher Form auch immer. Vielleicht gehe ich persönlich dazwischen, vielleicht rufe ich die Polizei, vielleicht alarmiere ich die anderen Nachbarn*innen, damit sie zu Hilfe kommen, vielleicht bin ich paralysiert und kann nur schreien? Die Ursache für mein Handeln ist die Wut. Würde mich das nicht wütend machen, könnte ich einfach freundlich nicken und sagen: is ja interessant, wie ihr euch gegenseitig behandelt.
sehr gut, wenn du einschreitest!
nur weil man seine Gefühle akzeptiert, heisst das ja nicht, dass man handlungsunfähig ist.
aber das ist ein schönes Beispiel dafür, dass wut per se nichts schlechtes ist, sondern etwas ganz natürliches. wenn sie die Reaktion auf tatsächliches Unrecht ist, hat sie doch sogar eine wichtige soziale Funktion, oder?
was anderes wäre es, wenn du durch die Situation in deiner eigenen, unbewussten verletztheit dermaßen getriggert würdest, dass du die Gelegenheit nutztest, um dem Täter mit einem Pflasterstein den kopf einzuschlagen, obwohl andere, deeskalierende mittel genauso zum ziel - nämlich die Nachbarin zu schützen - geführt hätten.
aber da sind wir wieder bei der Trennung zwischen Gefühl und Handlung. wenn ich eine ungerechtigkeit beobachte und mich meine berechtigten Gefühle zum handeln antreiben, dann ist das prosozial - also liebevoll.
wenn ich durch irgendwelche objektiv unbedrohlichen dinge getriggert werde und meinen persönlichen, weil durch meine Programmierung entstandenen Zorn, an anderen auslasse, dann offenbart das die gesamte Tragik der menschheit. und es führt zu nichts, als dass sich das leid der menschen fortpflanzt. um ein krasses Beispiel zu nennen: ein vater, der durch das weinen, schreien und den erwachenden Eigenwillen des zweijährigen sohnes so sehr in seinen unbewussten Impulsen getriggert wird, dass er dem Kind alle Bösartigkeit der welt unterstellt, und ihn in folge so sehr verprügelt, dass das Kind mit 52 Knochenbrüchen im Spital landet.
verstehst du den unterschied? es geht um die Motivation dahinter und die geistehaltung, mit der man eine Handlung ausführt. in welche Kategorie eine tat fällt, ist in vielen fällen schon, aber sichernicht immer auf den ersten blick ersichtlich.