Gedichte und Fragmente

Vollmond

Du sagst du kannst nicht schlafen
In vollen Mondenschein
Weil dich die Strahlen trafen
Drum sei der Mond gemein

Was würd er sich erlauben
So Rund am Himmelszelt
Wär wohl ne Sonn im glauben
Für träumend schlafend Welt

Siehst du die Wellen ziehen
Zur Ebbe und zur Flut
Wer will denn dem entfliehen
Was richtig so und gut

In seinem Bann doch alles
Was auf der Erde weilt
Gehört so, nun schnall es
Das deine Klag nicht eilt

Wirst du den Zauber spüren
Wenn du nicht länger blind
Stehst du vor Mondestüren
Die dir geöffnet sind

Was sind denn das für Krallen
Sprießt dir da etwa Fell
Das mag mir nicht gefallen
Ich muss verschwinden schnell

TwB
 
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Um Haaresbreite

Die Sirenen, sie locken
Sie rufen, verlangen nach mir
Noch bin ich trocken
Aber so nah dort der Pier

Dahinter die Wellen
Im tosenden Sturm
Nicht mehr im Hellen
Des schützenden Turm

Liegen die Riffe, die Tiefen
Des Seemanns verderben
Wo Alpträume schliefen
Ein Lied vom Sterben

Aus süßen Kehlen
Durchdringt die Nacht
Oh liebliches Quälen
Noch halt ich acht

Schmecke das Salz
Der schäumenden Gischt
An meinem Hals
In meinem Gesicht

Wie zärtliche Küsse
Von roten Lippen
Der Brandung Güsse
Von verborgenen Klippen

Von Geheimnissen raunen
Verbotenes Vergnügen
Zu meinem erstaunen
Mag dies Genügen

Mich zum Wanken zu bringen
Hinaus auf das Meer
Meine Gedanken schon dringen
Selbstbeherrschung fällt schwer

Wo im Sturm seid ihr lieben
Lockend zärtlich Gestalten
Fast in den Wahnsinn getrieben
Möcht euch kurz halten

Wär es mein Ende
Dann soll es so sein
Die eigenen Hände
Im fahlen Mondschein

Sehnend ausgestreckt
Der Zauber gebrochen
Keine Wolke bedeckt
Den Himmel besprochen

Von eisigen Winden
Die Sterne erblühen
Versuchungen schwinden
Nimmer verführen

Doch ich wollte erliegen
Wollte verfallen
Konnte nicht siegen
In spiegelnden Hallen

Meiner alten Gedanken
Gab es kein zurück
Dem Zufall zu danken
Die Rettung nur Glück

TwB
 
Der Ausgleich

Bin ich zu lang ganz Seriös
Werd ich im Innersten Nervös
Denn ich will nicht immer nur ein Stein
Oder Felsen in der Brandung sein

Klar kann ich Verantwortung tragen
Und man sich auf mich verlassen
Doch will ich derbe Späße wagen
Und dem Ernst an die Nase fassen

Denn irgendwie bin ich auch Kind
Welches die tollsten Träume spinnt
Das Leben nicht versteift angeht
Und Erwachsene manchmal nicht versteht

Es muss doch soviel mehr noch geben
Als die nächste Karrierestufe zu erreichen
Ist es denn wirklich noch dein Leben
Wenn deine Fantasien dir entweichen

Streben nach Macht und Geld mir leerer Hohn
Innere Zufriedenheit ist mir gerechter Lohn
Was ich erreich, wenn ich Menschen zum Staunen bring
Wenn ich für mich tanze, lache, spring und sing

Aber oft kann ich es nicht teilen
Muss Alltagspflichten stumpf bestreiten
In mir Ruhend still verweilen
Und nur träumen von bunten Weiten

TwB
 
Dissonanz

Höflich sei du und Bescheiden
Sollst doch jeden Hochmut meiden
Achte stets auf dein Benehmen
Sollst nach Vorbildlichem streben
Sei in Förmlichkeiten richtig
Gutes Gebaren das ist Wichtig
Und sei niemals Instinktiv
Nur Pöbel handelt primitiv


Ich bin Mann, was soll ich sagen
Kann es lang schon nicht ertragen
All den Zwängen ausgesetzt
Fühl mich Negativ besetzt
Sollt auf tausend Sachen achten
Die mir nichts als Unheil brachten
Weil verleugnet was mein Wesen
Von Rebellion nur was gelesen

Nimm dich in acht und auch zurück
Sei Zuvorkommend, das führt zu Glück
Lass Andere bloß nicht zu Schaden kommen
Sei Artig, Brav und stets wohl benommen
Und zügle ja auch dein Verlangen
Sei kein Narr in Lust gefangen
Denn Frauen sind zwar eine Zierde
Aber falsch ist männlich dunkle Begierde


Sex sei Böse, eine Schande
Warum treibts das ganze Lande
Ach ich muss mich von befreien
Und mir selber noch verzeihen
Das mich vieles nicht getraut
Falsches Spiel so nie durchschaut
Auf der Bremse gestanden habe
Nun trag Vergangenes zu Grabe

Drum zieh ich nun auch diese Lehr
Alte Prägungen wiegen schwer
Hast du sie nicht durchschaut
Doch irgendwann der Morgen graut


TwB
 
Wildfrech

Es ist wieder Erntezeit
Erste Felder kahl und weit
Voll von braun gebleichten Stoppelhalmen
Wo zwischen sacht Staubwolken qualmen

Nur Bäume spenden Sommergrün
Am Feldesrand nicht ganz so kühn
Das Unkraut blass und leicht verloren
Vom Mähwerk nicht ganz ungeschoren

Dieser Weg erscheint nun Fremd
Weil er sonst mehr Leben kennt
Wenig mag sich der Hitze zeigen
Kaum Insekten gemächlich treiben

In der Staub gefüllten Luft
Der nächste Knick wie eine Kluft
Daneben Ironie im Getreidefeld
Dort wo sich doch das Wild aufhält

Die Tiere mit wenig Schatten sich begnügen
Direkt beim Jägerstand, welch ein Vergnügen
Auch das dort ein großer Baum noch steht
Und nun doch kein Gewehr los geht

Ist eh noch zu früh am Morgen
Und Jäger haben andre Sorgen
Trotzdem stimmt es mich heiter
Spazier ich nach diesem Anblick weiter

TwB
 
Vollmond

Du sagst du kannst nicht schlafen
In vollen Mondenschein
Weil dich die Strahlen trafen
Drum sei der Mond gemein

Was würd er sich erlauben
So Rund am Himmelszelt
Wär wohl ne Sonn im glauben
Für träumend schlafend Welt

Siehst du die Wellen ziehen
Zur Ebbe und zur Flut
Wer will denn dem entfliehen
Was richtig so und gut

In seinem Bann doch alles
Was auf der Erde weilt
Gehört so, nun schnall es
Das deine Klag nicht eilt

Wirst du den Zauber spüren
Wenn du nicht länger blind
Stehst du vor Mondestüren
Die dir geöffnet sind

Was sind denn das für Krallen
Sprießt dir da etwa Fell
Das mag mir nicht gefallen
Ich muss verschwinden schnell

TwB

Huch, da weckst du ja allle Vollmond-Fantasien, Grünfuß, und die Märchenwelt
aber auch den Grusel........


 
Geschmacksfrage

Ich will die Worte schmecken
Mir nach ihnen die Lippen lecken
Sie noch beim aufschreiben genießen
Wenn schon Weitere in die Höhe sprießen

Auf der Zunge müssen sie zergehen
Und das Ohr sie recht verstehen
Dem eigenen Herzen sollen sie munden
Und die eigene Gefühlswelt umrunden

Denn nur so ist's wohl gesprochen
Wie'n Menü das fein gerochen
Uns ein leckeres Mahl verspricht
Um die Botschaft geht’s zuerst nicht

Welche Emotion später geweckt
Oder in den Zeilen steckt
Ist eine Frage der richtigen Würze
Beim Zuhörer bleibt's in Kürze

TwB
 
Böe

In meinem Herzen wütet eine Schlange
Dabei wird mir Angst und Bange
Denn ich bekomme sie nicht zu fassen
Kann vom Schmerz nun doch nicht lassen

Was ist Sanft, was Zärtlichkeit
Bin ich noch immer nicht bereit
Aus mir selbst hervor zu treten
Eine Frau herein zu beten

Wo kann mein Verlangen enden
Und ich dieses Los noch wenden
Und ich will und nicht verzagen
Muss es irgendwann doch wagen

Mit der Einsamkeit zu brechen
Will nur liebe Worte sprechen
Woher stammt diese Mauer
Diese Schwere, diese Trauer

Die mich so oft Zweifeln lässt
Ich bin frei und nicht besetzt
Vom Versagen, das längst Geschichte
Drum nicht lohnt, dass ich berichte

Von den Chancen, die ich versäumt
Von dem Herz das nur geträumt
Und doch keine Liebste kannte
Nie mit Leidenschaft entflammte

Drum sind bittere Tränen mein
Und ich finde mich so gemein
Für das, was ich mir verwehrte
Und mein Herz mit Stein beschwerte

Denn so ging ich allein ins Dunkel
Stille, tiefe Wasser tauchen
Ein Lichtstrahl, leuchtend Funkel
Mehr wird es nicht brauchen

Meine Hoffnung erneut zu wecken
Hab genug vom Wunden lecken
Ich bin hier so hör mich rufen
Steh am Ende meiner Stufen

Weiter geht es nur zu Zweit
Und ich bin auch nun so weit
Eine helfende Hand zu fassen
Und in mein Herz zu lassen

TwB
 
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Nachtplage

Ach ich bin ja so verdrossen
Hätte noch gerne Schlaf genossen
Nun zerwühl ich meine Kissen
Will noch nichts vom Aufstehen wissen
Ist noch mitten in der Nacht
Warum bin ich dann erwacht

War was draußen laut erklungen
Ist mir in den Traum gedrungen
Ließ ihn sogleich verfliegen
Muss wach nun hier liegen
Und mich mit der Mattheit quälen
Bringt auch nichts, das Schäfchenzählen

Sind auch schnell gezählte Stunden
Bis mich Arbeit hat gefunden
Bis ich Tagwerk soll verrichten
Kann nicht auf den Schlaf verzichten
Soll mich vorher gut erholen
Vorerst bleibt mir Schlaf gestohlen

Denn es fallen zwar hernieder
Meine schweren Augenlider
Nur meine Ohren stehen offen
Welch sogleich vom Lied getroffen
Das ein Frauensopran singt
Italienische Oper, die Frau spinnt

Eine schöne Stimme, die trotzdem stört
Wohl nie was von Nachtruhe gehört
Ein Urlaubsgast, der frech
Und ich habe leider Pech
Denn ich müsst das Haus umrunden
Wollt ich meinen Frust bekunden

Das wäre die Mühe doch nicht wert
Denn ich hätte mich zwar gewehrt
Nur Schlaf noch viel weiter in der Ferne
Und ich hätte ihn sofort gerne
Also Kopfhörer und Traumreise
Vorgelesen auf sanfte Weise

So dämmere ich sacht dahin
Bin auch bald im Traumland drin

TwB
 
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