Nur dass ich es als Erschleichung ansehe, wenn man sich die Trägheit zunutze macht um Leute ohne Einverständnis zu etwas zu bewegen, obwohl sie häufig wohl dagegen wären.
Würdest es wohl auch nicht toll finden, wenn jeder erstmal als Christ eingetragen wird, weil das hier ja angeblich ein christliches Land ist? Weiß, dass Eltern das tun. Würde ich aber auch nicht erlauben. Jeder müsste sich als Erwachsener bewusst eintragen.
Zum einen ist Deutschland kein "christliches Land", sondern säkular. Insofern würde ich mich auch tatsächlich dagegen wehren, automatisch als Christ deklariert zu werden. Darüber hinaus werden wir aber tatsächlich in diverse Tatsachen hineingeboren, ohne ihnen aktiv zuzustimmen - z.B. in die Gesetzeslage des Landes, in dem wir geboren sind. Die Eltern und die Verwandtschaft sucht man sich im allgemeinen auch nicht aus.
Ich denke nicht, dass jeder automatisch ein williger Organspender ist oder sein will.
Wie groß schätzt Du denn den Anteil ein?
Und was heißt "willig"? Ich bin auch nicht sehr eppicht drauf, ein Organspender zu sein, weil ich noch lange leben und meine Organe selbst verwenden will. Für den möglichen undfür mich persönlich unglücklichen Fall, den ich mir NICHT wünsche, dass ich selbst sehr wahrscheinlich keine sinnvolle Verwendung für meine Organe mehr habe, sie aber noch für jemanden anderen brauchbar sind... tja, dann sind diese meine Organe bei diesem Menschen sinnvoller aufgehoben.
Darum sollten sich die kümmern, die möglichst viele Spenderorgane haben wollen, nicht die, die sowieso einige Bedenken haben.
Aber wie gesagt, man könnte solche Formulare im Wartezimmer in der Praxis auslegen zum Beispiel.
Würde das die besagte Trägheit schon überwinden? Und warum wäre das in Deinen Augen noch keine Nötigung?
Biologisch betrachtet sterben Menschen nach dem Tod komplett, inklusive alle ihrer Organe.
Naturalistischer Fehlschluss. Die Natur hat keine Intention - etwas passiert einfach. Und biologisch betrachtet hat es ebenfalls keinerlei Auswirkungen, die wir negativ bewerten, wenn nicht alle Organe beim Tod mit-sterben, sondern einige andernorts noch wieder sinnvoll eingesetzt werden.
Kulturell beinhaltet keine Totenzeremonie, dass Organe entfernt werden und erst recht nicht irgendwo wieder lebendig eingepflanzt. Gewöhnlich bleibt der Körper dabei entweder komplett oder wird verbrannt.
Historisch ist Transplantation ohnehin erst seit einigen Jahrzehnten möglich.
Auch Kulturen verändern sich mit der Zeit. Und warum sollte eine Totenzeremonie nur dann gut sein, wenn der Verstorbene, um den es geht, komplett im Sarg liegt?
Historisch ist die Digitalisierung und die Telekommunikation auch nicht viel älter.
Ich denke es ist eindeutig, dass es nicht normal ist, dass Organe nach dem vermeintlichen Tod (Hirntod) entnommen und in eine andere Person transplantiert werden.
Mit dieser Art von Argumenten wäre es auch nicht normal, dass Menschen in Internetforen ihre Meinungen kundtun, ja nicht einmal, dass sie über größerer Entfernungen als Hörweite miteinander reden, und auch nicht, dass es Menschen gibt, die lieber Sex mit gleichgeschlechtlichen Partnern haben.
Naja, ich finde es ethisch wesentlich bedenklicher Leuten Organe zu entnehmen, die nicht damit einverstanden waren.
Und sehe absolut nicht, warum jemand keinen Vorteil haben soll, wenn er doch selber immer dafür war. Für mich komplett fair.
Man könnte diejenigen trotzdem eintreten lassen, aber wenn sie erst seit paar Wochen oder Monaten drin sind stehen sie halt hinten.
Wie schon gesagt: Das bringt Kriterien in den Abwägungsprozess, die nicht medizinisch sind. So bekommen dann u.U. Menschen ein Spenderorgan, obwohl es bei anderen medizinisch evtl. "indizierter" gewesen wäre.