Für Hirntot erklärt und wieder aufgewacht / Organspende ja oder nein

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heißt das -
wenn es keinen schriftlichen wiederspruch gibt werden die angehörigen befragt? -
oder kann auch über sie hinweggegangen werden, indem sie nicht befragt werden?
Es gibt ein Widerspruchsregister, wo man zu Lebzeiten eintragen lassen kann, dass man einer Organentnahme nicht zustimmt.
Wenn da nichts gefunden wird, sind die Ärzte rein gesetzlich gesehen nicht verpflichtet, die Angehörigen zu fragen.
In der Praxis wird es meines Wissens aber so gut wie immer gemacht. Es könnte ja auch sein, dass es gegenüber einem Angehörigen eine mündliche Äußerung gegeben hat, und die wird idR respektiert.
 
Hallo,

ich antworte gerne.
Um das zu verstehen muss man sich erstmal anschauen, welche Menschen für so eine Organentnahme grundsätzlich überhaupt in Frage kommen.
Folgende Situation als Beispiel:

Einem Menschen reißt ein Gefäß im Gehirn - also was man im Volksmund einen blutigen Schlaganfall nennt.
Der kommt dann als Notfall ins Krankenhaus, durchläuft die Diagnostik und man versucht dem natürlich erstmal zu helfen, auch wenn die Chancen das zu überleben wirklich gering sind.
Bei diesem Menschen funktioniert sonst alles am Körper. Das Herz schlägt, die Lunge wird beatmet, die Nieren arbeiten usw.
Im Verlauf stellt man bei dem Menschen fest, dass das Gehirn mittlerweile so angeschwollen ist, dass die versorgenden Gefäße so komprimiert werden, dass eigentlich gar keine Durchblutung des Hirns mehr stattfindet. Das Gehirn selber, im Gegensatz zu anderen Bereichen des Körpers, wie etwa die Muskulatur hat keinerlei Reserven, von denen es jetzt zehren könnte und immer mehr Nervenzellen gehen unter, ohne, dass man das stoppen könnte. Das geht alles relativ schnell.
Zu dem Befund bestätigt dann eine wiederholt durchgeführte Hirntoddiagnostik den Hirntod.
Mit dem toten Hirn liegt der Patient auf der Intensivstation. Das Herz schlägt, Blutdruck ist, medikamentös gestützt auch noch... naja okay, die Nieren arbeiten (die brauchen dafür nichts, außer Blutfluss und Blutdruck, die Lunge funktioniert etc.
Wenn du willst kannst du diesen Zustand bezeichnen als, der Patient "lebt", weil einige Bereiche des Körpers das auch tun.
Das, was ihn als Menschen ausmacht, dich als magdalena, mich als Herr Hase, David Colon als David Colon usw. das ist tot und verloren.
Der Zustand, in dem dieser Patient ist, lässt sich so auch nicht ewig halten. Irgendwann fällt der Blutdruck trotz Medikation ab, die Nieren und eigentlich auch alle anderen Organe stellen die Arbeit ein.
Also dieser Zustand, in dem sich der Patient befindet und für eine Spende in Frage kommt hat nur ein gewisses Zeitfenster.



Das ist völlig verständlich. Die Situation ist auch einfach furchtbar. Ich war auch schon als Angehöriger selbst in dieser Situation. Das ist nicht schön. Mir war aber klar, dass der Angehörige nicht hätte spenden wollen.
danke für die ausführliche antwort.:)
ich bin froh über die diskussion, da ich dadurch mit meinem sohn gesprochen habe und nun weiß, dass er pro spende eingestellt ist.
das würde im ernstfall die entscheidung 'erleichtern'.
behüte, dass der fall eintritt.
Es gibt ein Widerspruchsregister, wo man zu Lebzeiten eintragen lassen kann, dass man einer Organentnahme nicht zustimmt.
Wenn da nichts gefunden wird, sind die Ärzte rein gesetzlich gesehen nicht verpflichtet, die Angehörigen zu fragen.
In der Praxis wird es meines Wissens aber so gut wie immer gemacht. Es könnte ja auch sein, dass es gegenüber einem Angehörigen eine mündliche Äußerung gegeben hat, und die wird idR respektiert.
diese form der regelung gefällt mir absolut gar nicht.
sie macht von der ethischen einstellung des ärzteteams abhängig, setzt eine zustimmung des in frage kommenden spenders voraus, wenn er nicht ausdrücklich und aktiv sich dagegen ausgesprochen hat -
(wir alle drei wussten gar nicht davon und wahrscheinlich sehr viele österreicher nicht) -
geht über die gefühle der lebenden hinweg -
und macht missbrauch zumindest möglich.
wie gesagt -
grundsätzlich für organspende -
aber gegen diese regelung.
im übrigen für die esoteriker -
meine schwiegertocher ist esoterikerin und glaubt an karma etc. und ist dennoch für die spende.
mein sohn und ich sind agnostiker und sind als solche auch dafür.
würde ich an karma glauben, dann würde ich glauben, dass es dem karma nur gut tun kann, wenn meine organe einem anderen helfen können zu leben.
immer vorausgesetzt natürlich, dass es keine skrupellosen ärzte gibt - und wenn ich mir die österreichische regelung genauer überlege, bin ich mir da so sicher nicht.
zweischneidig.
 
Man stellt sich ungern vor, dass ein Organspender evtl. bewusst mitbekommt, was ihm alles rausgeschnitten wird.
das glaube ich nun wirklich nicht.
ich wurde oft genug operiert und hab' davon während der OP absolut gar nichts mitgekriegt.
ich hab' auch noch nie in der narkose geträumt.
dann dürftest dir erst recht 'bei lebendigem leib' nichts rausschneiden lassen.
 
das glaube ich nun wirklich nicht.
ich wurde oft genug operiert und hab' davon während der OP absolut gar nichts mitgekriegt.
ich hab' auch noch nie in der narkose geträumt.
dann dürftest dir erst recht 'bei lebendigem leib' nichts rausschneiden lassen.

Die meisten werden wohl nichts mitbekommen.
Aber es gibt tatsächlich Fälle, wo Leute während OPs aufwachen - hab so einen in meiner Familie.
Man kann das Risiko selbstverständlich eingehen.
Dann hat man halt Pech, wenn man der oder die eine Spenderin ist, die aufwacht.
 
Bei Wikipedia 'Explantation' kann man lesen wie es gemacht wird. Kann das aber nicht verlinken, weil mein Handy spinnt. Oder wussten eh schon alle was gemacht wird beim Entnehmen der Organe?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
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ich habe mich in diesem Widerspruchsregister austragen lassen. Ob dies nun befolgt wird oder nicht.... was weiß man schon. Angehörige hab ich nicht einbezogen in meine Entscheidung.
 
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