Aus P.D.Ouspensky's "Auf der Suche nach dem Wunderbaren - Perspektiven der Welterfahrung und der Selbsterkenntnis", indem (wie in einem anderen Thread schon ausgeführt) Ouspensky seine Gespräche mit Gurdjieff aufgezeichnet hat, stammt folgende Beschreibung, die mir auch gut gefällt und vielleicht besseres oder leichteres Verständnis findet:
"Man muss verstehen, dass der Mensch aus zwei Teilen besteht: Kern und Persönlichkeit.
Der Kern im Menschen ist sein Eigenes. Die Persönlichkeit im Menschen ist das, was nicht sein Eigenes ist. Nicht sein Eigenes bedeutet das, was von aussen gekommen ist, was er gelernt hat, was er widerspiegelt, alle Spuren, die äussere Eindrücke in seinem Gedächtnis und in seinen Empfindungen hinterlassen haben, alle Worte und Bewegungen, die er gelernt hat, alle Gefühle, die durch Nachahmung geschaffen wurden, alles, was nicht sein Eigenes ist, all dies ist seine Persönlichkeit.
Ein kleines Kind hat noch keine Persönlichkeit. Es ist, was es wirklich ist. Es ist Kern. Seine Wünsche, sein Geschmack, seine Neigungen, Abneigungen drücken sein Wesen, so wie es ist, aus. Aber sobald die sogenannte Erziehung beginnt, fängt die Persönlichkeit zu wachsen an. Die Persönlichkeit wird teilweise durch die absichtlichen Einflüsse anderer Leute geschaffen, dass heisst durch Erziehung, und teilweise durch deren unwillkürliche Nachahmung seitens des Kindes selbst. Bei der Bildung der Persönlichkeit spielt auch der Widerstand gegenüber den Menschen seiner Umgebung eine grosse Rolle.
Der Kern ist das Wahre im Menschen; die Persönlichkeit ist das Falsche. Je mehr die Persönlichkeit wächst, desto seltener und schwächer äussert sich der Kern. Dies bedeutet, dass alles, was wir an einem Menschen sehen, in Wirklichkeit nicht sein Eigenes ist. Die Kultur schafft die Persönlichkeit und ist gleichzeitig das Produkt und Ergebnis der Persönlichkeit. Wir sind uns nicht bewusst, dass unser ganzes Leben, alles was wir Zivilisation, alles was wir Wissenschaft, Philosophie, Kunst und Politik nennen, durch die menschliche Persönlichkeit, das heisst durch das, was 'nicht ihr Eigenes' ist, geschaffen wird.
Das Element, welches 'nicht sein Eigenes' ist, unterscheidet sich von dem, was des Menschen 'Eigenes' ist, durch die Tatsache, dass es durch künstliche Mittel verloren, verändert oder weggenommen werden kann.
Ein sehr wichtiger Augenblick in der Arbeit an sich selbst kommt dann, wenn ein Mensch zwischen seiner Persönlichkeit und seinem Kern zu unterscheiden beginnt. Das wirkliche 'ich' eines Menschen, seine Individualität, kann nur aus seinem Kern wachsen."
Alles Liebe Euch
sam