Ein einsamer Friedhof und ein Waldweg

Du hast nicht erzählt wie alt dieser Friedhof ist, oder das Sterbejahr auf den Kreuz? Hast du das Gefühl gehabt das überhaupt jemand die Gräber besucht? Ob jemand Blumen mal auf die Gräber gebracht hat oder so. Obwohl die Frage kann ich mir selbst beantworten wenn es Gastarbeiter waren haben Sie hier keine Angehörigen. Traurig auch das Sie nicht in ihrer Heimat überführt wurden. Und seltsam das du diesen Friedhof entdeckt hast...Ich persönlich hatte immer etwas ,,Angst,, vor Friedhöfen und habe es immer gemieden auf den Friedhof zu gehen, wegen die Gruselgeschichten die man mir als Kind erzählte, aber als ich vor 2 Jahren zu meinen Freund gezogen bin, starb seine Mutter an diesen Tag, sie war 94 Jahre alt und die letzten 10 Jahre war sie auch bettlägerig. Auf jeden Fall will ich damit sagen, das ich ihre Grabpflege übernommen habe, da die Geschwister nicht in der Nähe wohnen. Auf den Friedhof habe ich viele seltsame Erlebnisse gehabt aber alle sehr angenehm und irgendwie begann ich diesen Ort zu lieben, und freue mich jedes mal wenn ich da bin. Deine Erzählung ist auch sehr spannend..

Soviel kann ich schon sagen dazu:

Ja, es waren immer Blumen auf jenen Gräbern.
Und ich habe bei meinen späteren Besuchen auch immer Blumen mitgebracht. :)
Mehr dazu später noch.
 
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oh ja...Mellnik :)
Deine Erzählweise versetzt mich an den Ort, den Du beschreibst. Auch die authentische Art, Deine Eindrücke wiederzugeben, finde ich sehr ansprechend. Ich mag sehr gern, Dich zu lesen.
Nur die Pausen könnten ein wengerl kürzer werden ;-))))

Es freut mich, dass du mich gerne liest! :)
Heute war ich fast den ganzen Tag offline, daher die Pause.
Aber ich werde später heute noch weiter-erzählen. :)
 
Upps, :barefoot: habe meinen Beitrag noch mal durchgelesen und mir ist aufgefallen das es sich vielleicht so versteht das dieser Ort zu vergleichen ist wie ein schönen Park, so wollte ich es nicht vergleichen. Deshalb möchte ich noch etwas zu meinen Beitrag hinzu sagen: ich empfinde auch viel Trauer und Respekt vor dem Tod wenn ich auf den Friedhof bin... es ist diese andere ,,Ruhe,, die ich an diesen Ort so gerne habe. Die angenehmen Erlebnisse waren von mir so empfunden das es der Mutter meines Freundes gut geht..

Das Wort "Friedhof" verstehe ich mal ganz wörtlich: Ein Hof des Friedens.
Seit ich Kind bin, gehe ich gerne auf Friedhöfe.
Nicht aus morbidem Interesse, sondern aus Freude an der ruhigen friedlichen freundlichen Atmosphäre dort: Schöne Blumen wie in kleinen Gärten, Laternen, und kunstvolle Steinmetz- oder Schmiede-Arbeit.
 
Im Juli 2006 habe ich diesen Friedhof dann ein zweites Mal aufgesucht.


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Bei meinem zweiten Besuch ließ ich mein Auto wohlweislich auf dem kleinen aspaltierten Waldsträßchen in der Nähe des Friedhofs stehen.

Ein Ehepaar kam gerade zurück von diesem Friedhof, und ich sprach sie mal darauf an, ob sie denn irgendetwas von diesem Friedhof wüßten.

Der Mann gab mir gerne Auskunft:

Ja, in den Jahren 1941 und 1942 seien hier einige verstorbene russische Zwangsarbeiter einfach so im Wald verscharrt worden.

Nach dem Krieg hat dann der örtliche Feuerwehrverein beschlossen, diesen Toten ein würdigeres Begräbnis zu geben.

Mit viel Arbeit und freiwilligem Einsatz hat man einen kleinen Waldfriedhof angelegt, mit Kreuzen in lateinsch-deutscher und kyrillischer Inschrift, mit Blumen und kleinen Beeten.

Der Mann selbst war dabei auch beteiligt gewesen.

Und er erzählte, dass ihr Vorhaben nicht überall auf Gegenliebe gestoßen sei.

Manchmal, beim Wasserholen für die Blumen, hätten sie sich sogar Beschimpfungen anhören müssen.

Traurig!

Aber man hat sich nicht entmutigen lassen.

Und heute sei dieser Friedhof sogar in Russland bekannt - und ab und zu kämen auch Besucher von weither.
 
Nachträglich erfuhr ich auch noch etwas Interessantes über meine Schlammfahrt.

Als ich den Mann auf den Waldweg ansprach, schüttelte er nur den Kopf und sagte mit einer abwehrenden Handbewegung: "Da kommen Sie nicht durch!"


Der Weg sei völlig aufgewühlt und zerfurcht.

Vor einem Jahr .. oder so .... war da die Feuerwehr mal mit schwerem Raumgerät zugange gewesen, um Sturmschäden im Wald zu beheben.


Obwohl nun ja nach einer langen Hitzewelle der Boden dort ganz trocken war, hielt der Mann also ein Durchkommen dort nicht für möglich.

Ich aber war durchgekommen, als im März nach tagelangen Regenfällen der Weg sich in einen einzigen großen Schlamm-See verwandelt hatte - oder besser in zwei Schlamm-Seen, um genau zu sein!

So wurde mir im Nachhinein noch einmal klar, was für ein großes und unwahrscheinliches Glück ich an jenem Tag gehabt hatte!
 
Für den Heimweg wollte ich nun aber kein Risiko mehr eingehen.

So ließ ich den zerwühlten Waldweg in Ruhe und fuhr auf der asphaltierten Straße weiter.

Bei der nächsten Gelegenheit bog ich scharf nach links ab in Richtung Autobahnzubringer.

Nach Adam Riese und den Gesetzen der Geometrie würde ich so ein Viereck umfahren und bald wieder am Ausgangspunkt sein.

Doch ich fuhr und fuhr - und vom Zubringer keine Spur!

Das reimt sich zwar - doch die Sache kam mir langsam ungereimt vor ....

Ich hatte ein Gefühl, als würde mich das Sträßlein in eine andere Welt entführen wollen - so wie man es in schottischen und irischen Legenden liest, wo die Feen oder Elfen besonders ausgewählte Menschen in ihr Reich entführen.

Die natürliche Erklärung ist wohl die, dass die Straßen, die ich befahren hatte, nicht genau im rechten Winkel zueinander lagen - so gerät man mit der Zeit unmerklich in eine andere Richtung.

Nach einer Weile lichtete sich der Wald, und ich kam nun wirklich in eine andere Welt!

In eine ganz andere ........
 
Es war eindeutig eine schönere Welt!

Eine Gartenlandschaft mit Blumen und Weinreben - und dazwischen romantisch-verwunschene Gartenhäuschen.

Die Gegend erinnerte mich an den russischen Wald mit den gemütlichen Datschas in der Nähe des Ural, wo ich einmal eine schöne Zeit erlebt hatte.

Nur dass hier nicht russische Datschen standen, sondern sozusagen schwäbische Datschen.


Für mich wie ein Bild, das mir sagen wollte, dass man auch aus dem finstersten Wald wieder hinaus ins Helle und Schöne kommen kann!


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Allerdings beschlich mich auch etwas der Gedanke, dass hier in diesen Gärten wohl auch fröhliche Feste gefeiert worden waren - während gleichzeitig nicht weit davon entfernt die russischen Zwangsarbeiter elend ums Leben kamen ......

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Doch möchte ich hier lieber wieder zum ersten und positiveren Gedanken zurückkehren!

Nach einer Weile war die Gartenlandschaft zu Ende und die Straße führte weiter in den dunklen Wald zurück.

Und dort gab es noch einmal ein kleines "Abenteuer" zu bestehen.

Leicht stressig - aber doch nicht so dramatisch wie meine Fahrt durch die Schlamm-Seen.

More later ....
 
Es geht weiter .....

Nach dieser schönen Gartenlandschaft führte mich das schwäbische Waldsträßchen wieder zurück in den Wald, weiter und tiefer in den Wald hinein.

Aber nun gefiel mir dieses Sträßchen immer weniger.

Es wurde schmaler und schmaler .... immer kurviger ... und immer steiler und abschüssiger.

Wo würde es mich hinführen?

Von einem Autobahnzubringer, der doch längst hätte kommen müssen, immer noch keine Spur.

Mir wurde langsam leicht unbehaglich.

Man kennt ja solche Waldwege, die sich plötzlich im Nichts auflösen, in undurchdringlichem Gestrüpp enden, oder auf einem zerwühlten Holzabfuhrplatz. Daher auch der Name: Holzweg.

War ich auf einem solchen Holzweg?

Gerne hätte ich gewendet, aber das war auf diesem engen Weg nicht mehr möglich.

Und rückwärts den ganzen Weg zurück? Den kurvigen steilen Weg? Da würde ich mir eine Genickstarre holen, aber sicher!

Noch ging es ja vorwärts, und der Weg hatte eine feste Oberfläche.

Ich nahm mir vor, auf keinen Fall diese Oberfläche zu verlassen.

Was ich vermeiden musste: Mit Schwung um eine Kurve zu fahren - und hinter der Kurve in einem Holzabfuhrplatz steckenzubleiben.

Oder einen netten kleinen Abgrund runterzusausen.

Es ging weiter bergab in diesem dunklen und unübersichtlichen Wald.

Wohin würde der Weg mich führen?

Auf einen Holzweg? Ins Nichts? Oder wieder in eine andere Welt?
 
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Wohin würde der Weg mich führen?
Auf einen Holzweg? Ins Nichts? Oder wieder in eine andere Welt?

Gleich kommt die Auflösung. :)
 
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