Ein einsamer Friedhof und ein Waldweg

Des Rätsels Lösung ist einfach:

Ich selbst war die Ursache! Es war meine Hupe!

Bei diesem Herumgeschleuder war meine rechte Hand auf die Hupe gerutscht, ohne dass ich es recht merkte.

Und da ich das Lenkrad danach wieder fest in der Hand behielt, blieb auch meine Hand fest auf der Hupe!

Wobei mir zunächst mal dieses gellende Geräusch im stillen Wald ein echtes Rätsel war - bis ich merkte, dass ich selber der Auslöser war!

Das alles geschah natürlich in Sekunden.

Schneller, als ich es hier schreiben kann ......
 
Werbung:
Aber damit war ich ja nun noch nicht aus dem Schneider!
Sondern immer noch mitten im Schlammsumpf.
Und kein Ende war abzusehen .....
 
All dies geschah viel schneller, als ich es erzählen kann.
Das Auto war also wieder im Schlammsumpf zurück, aber noch bewegte es sich.
Die gellende Hupe war still geworden, und auch ich war ganz ruhig.

So ist es ja oft:

Über Kleinigkeiten regt man sich auf, aber bei einer akuten Gefahr wird man gaaaanz ruhig und so cool wie der Südpol.

So auch bei mir.

Ich hatte nur zwei Gedanken:


1. Lenkrad festhalten!

2. Immer gleichmäßig Gas geben! Nicht zu wenig, so dass das Auto nicht langsamer wird und steckenbleibt, aber auch nicht zu viel, so dass die Räder nicht völlig durchdrehen.
 
Schwarzer Schlamm spritzte zwar überall am Auto hoch, aber ich kam weiter vorwärts.

So lange das Auto noch irgendwie in Bewegung blieb, war nichts verloren.

Dann wurde der Boden fester, und ich konnte aufatmen.

Aber nur kurz.

Der nächste Schlammsee wartet schon auf mich.

Sollte ich stehenbleiben?

Was hätte es gebracht?

Ich wäre im Wald zwischen zwei Schlammseen gefangen gewesen.

Also fuhr ich mit Schwung weiter.

Wieder galt: Volle Kraft voraus!

Sehenden Auges in den Schlamm hinein!

Es war dasselbe in Grün - oder soll ich sagen: Dasselbe in Schwarz?

Diesmal kam ich ohne Geschleuder durch den Schlamm und wieder auf etwas festeren Boden.

Der dritte Schlammsee aber wartete schon auf mich.

Ob ich den auch bestehen würde?

Nein, ich bestand ihn nicht!

Ich musste ihn auch nicht bestehen!

Denn zwischen Schlammsee Nummer zwei und Schlammsee Nummer drei kam Hilfe und Rettung!

Woher wohl? Was meint ihr?
 
Die Antwort ist wieder recht einfach: Ein unscheinbarer kleiner Querweg rettete mich!

Auch dieser Weg war unbefestigt.

Aber er schien mir recht vertrauenserweckend trocken zu sein.

Ich konnte mein Auto ohne größeres Schleudern scharf nach links in diesen anderen Weg lenken.

Auf sicherem Boden angekommen, hielt ich erst mal an und atmete auf.

Und dann gingen mir so einige Gedanken durch den Kopf.

Und dieser Gedanken wegen erzähle ich überhaupt die ganze Geschichte ...
 
Diese Gedanken nun gingen mir durch den Kopf, als ich nach meiner Rettung aus dem Schlammsumpf erst mal eine Weile auf dem trockenen Querweg anhielt:

Die russischen Zwangsarbeiter auf diesem Friedhof waren beim Bau der Autobahn, die ich gerade vorher befahren hatte, elend zugrunde gegangen.

Ich war nun auf dem Weg, der am Friedhof vorbeiführte, in eine recht kritische Situation geraten.

Für Sekunden konnte ich so vielleicht in ganz geringem Grade etwas an der Not und dem Stress teilhaben, den diese Arbeiter zu Lebzeiten vor ihrem Tod über lange Zeit hinweg gefühlt haben mußten.

~~~

Doch ich war nun aus dieser kritischen Situation wieder heil herausgekommen. Vielleicht hatten mir die Seelen der toten Arbeiter dabei irgendwie geholfen?

Wie zum Dank dafür, dass ich gefühlsmäßig so intensiv Anteil an ihrem Schicksal genommen hatte, als ich auf dem Friedhof war?

Denn dass ich so heil aus diesem Schlammsumpf herausgekommen war, das war keine Selbstverständlichkeit.

Ich bin schon in ganz harmlosem Acker- und Wiesenboden, der nur etwas aufgeweicht war, so rettungslos hängen geblieben, dass ich mit fremder Hilfe befreit werden mußte.

Dass ich aus diesem Sumpf ohne fremde Hilfe - jedenfalls ohne sichtbare fremde Hilfe! - wieder herausgekommen war, scheint mir auch im Nachhinein wie ein kleines Wunder.

Bitte lacht jetzt nicht!

Ich sage ja nicht, dass das mit Sicherheit so war.

Aber diese Gedanken gingen mir eben durch den Kopf ......
 
Du hast nicht erzählt wie alt dieser Friedhof ist, oder das Sterbejahr auf den Kreuz? Hast du das Gefühl gehabt das überhaupt jemand die Gräber besucht? Ob jemand Blumen mal auf die Gräber gebracht hat oder so. Obwohl die Frage kann ich mir selbst beantworten wenn es Gastarbeiter waren haben Sie hier keine Angehörigen. Traurig auch das Sie nicht in ihrer Heimat überführt wurden. Und seltsam das du diesen Friedhof entdeckt hast...Ich persönlich hatte immer etwas ,,Angst,, vor Friedhöfen und habe es immer gemieden auf den Friedhof zu gehen, wegen die Gruselgeschichten die man mir als Kind erzählte, aber als ich vor 2 Jahren zu meinen Freund gezogen bin, starb seine Mutter an diesen Tag, sie war 94 Jahre alt und die letzten 10 Jahre war sie auch bettlägerig. Auf jeden Fall will ich damit sagen, das ich ihre Grabpflege übernommen habe, da die Geschwister nicht in der Nähe wohnen. Auf den Friedhof habe ich viele seltsame Erlebnisse gehabt aber alle sehr angenehm und irgendwie begann ich diesen Ort zu lieben, und freue mich jedes mal wenn ich da bin. Deine Erzählung ist auch sehr spannend..
 
Werbung:
Upps, :barefoot: habe meinen Beitrag noch mal durchgelesen und mir ist aufgefallen das es sich vielleicht so versteht das dieser Ort zu vergleichen ist wie ein schönen Park, so wollte ich es nicht vergleichen. Deshalb möchte ich noch etwas zu meinen Beitrag hinzu sagen: ich empfinde auch viel Trauer und Respekt vor dem Tod wenn ich auf den Friedhof bin... es ist diese andere ,,Ruhe,, die ich an diesen Ort so gerne habe. Die angenehmen Erlebnisse waren von mir so empfunden das es der Mutter meines Freundes gut geht..
 
Zurück
Oben