"ECHTE" Fremdsprachen

Xonolil

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Wien
Habt ihr schonmal eine "ECHTE" Fremdsprache gelernt?



Damit meine ich nicht Englisch oder Sanskrit.

Sondern eine andere Art zu denken, als die in die ihr hineingeboren wurdet.



Also den Lebensmittelpunkt in eine - bis dahin fremde - soziokulturelle Gruppierung hineinverschoben habt. Also z.B. neue Freunde kennengelernt habt, die in ihrer Art und Art zu denken ganz anders waren.

Oder gewisse Bücher gelesen habt (sei es Bücher über Verschwörungstheorien, Esoterik, andere "fremdartige Kulturen" beispielsweise Bücher, die häufig nur Frauen lesen, wissenschaftliche Bücher, die eine Anpassung der eigenen Logik bedürfen, oder dergleichen …).



Ich habe auch schon Erfahrungen gemacht, dass man mittels bestimmten Computerspielen in eine andere Art von soziokulturellem Denken kommt.



Oder heutzutage vielfach auch über einschlägige Medien. "unzensiert.at" oder Richtungen und Tendenzen in Facebook.



Mit all dem verändert man seine Art des Denkens. Ist sozusagen eine Fremdsprache, wenn man in diesen vormals fremden Kreisen ernsthaft mitdiskutieren kann.



Erzählt mir: wann und wieso habt ihr eure "Art zu denken" angepasst?



Ich persönlich habe dies schon unzählige Male gemacht. Ja, und ich habe quasi keine Wurzeln mehr. Vielleicht ist das auch nicht gut, so. Die ersten male waren ganz unbemerkt, so ganz nebenbei, wenn man in eine neue Umgebung kommt. Die letzten Male waren eher langwierig. Und bewusst.

Jedenfalls glaube ich, waren dies nicht meine letzten "Veränderungen meiner Art". Ich glaube und hoffe, ich lebe noch lange genug, dass ich noch 1, 2 mal meine Lebensart verändern kann.



Früher stellte sich diese Frage ja auch gar nicht.

Kindheit - hineingeboren in eine Familie und Religion.

Kurzes Erwachsensein, um diese eine Kultur an seine Kinder weiterzugeben.

Und dann schon Tod - entweder aufgrund eines Krieges oder einer Krankheit.


Und keine Zeit, die Sprache von einer fremden Gruppierung soweit verstehen zu können, dass man Mitglied dieser Gruppierung sein konnte.

Das wird aber immer wichtiger. In einer Globalisierten Welt, wo es mehr Fremde gibt, als das eigene Grätzel.

Und auch besonders in der EU, wo es nicht mehr reicht, für sein Heimatdorf (beziehungsweise Fürstentum) in den Krieg zu ziehen. Aufgrund einer dummen Fehde.
 
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Ich habe keine echte Fremdsprache gelernt.
Aber ich weiß was du meinst ...


... denn ich habe mal einige Monate mit Japaner arbeiten dürfen. :)


Das war so interessant!
Es scheint so, wie wenn die Art und Weise wie die denken eine gänzlich andere ist, wie meine.

Das hat sich in der Arbeit niedergeschlagen.
Aber auch im privaten Bereich: ein Witz zum Beispiel, die haben einen ganz anderen Humor.
 
Habt ihr schonmal eine "ECHTE" Fremdsprache gelernt?



Damit meine ich nicht Englisch oder Sanskrit.

Sondern eine andere Art zu denken, als die in die ihr hineingeboren wurdet.



Also den Lebensmittelpunkt in eine - bis dahin fremde - soziokulturelle Gruppierung hineinverschoben habt. Also z.B. neue Freunde kennengelernt habt, die in ihrer Art und Art zu denken ganz anders waren.

Oder gewisse Bücher gelesen habt (sei es Bücher über Verschwörungstheorien, Esoterik, andere "fremdartige Kulturen" beispielsweise Bücher, die häufig nur Frauen lesen, wissenschaftliche Bücher, die eine Anpassung der eigenen Logik bedürfen, oder dergleichen …).



Ich habe auch schon Erfahrungen gemacht, dass man mittels bestimmten Computerspielen in eine andere Art von soziokulturellem Denken kommt.



Oder heutzutage vielfach auch über einschlägige Medien. "unzensiert.at" oder Richtungen und Tendenzen in Facebook.



Mit all dem verändert man seine Art des Denkens. Ist sozusagen eine Fremdsprache, wenn man in diesen vormals fremden Kreisen ernsthaft mitdiskutieren kann.



Erzählt mir: wann und wieso habt ihr eure "Art zu denken" angepasst?



Ich persönlich habe dies schon unzählige Male gemacht. Ja, und ich habe quasi keine Wurzeln mehr. Vielleicht ist das auch nicht gut, so. Die ersten male waren ganz unbemerkt, so ganz nebenbei, wenn man in eine neue Umgebung kommt. Die letzten Male waren eher langwierig. Und bewusst.

Jedenfalls glaube ich, waren dies nicht meine letzten "Veränderungen meiner Art". Ich glaube und hoffe, ich lebe noch lange genug, dass ich noch 1, 2 mal meine Lebensart verändern kann.



Früher stellte sich diese Frage ja auch gar nicht.

Kindheit - hineingeboren in eine Familie und Religion.

Kurzes Erwachsensein, um diese eine Kultur an seine Kinder weiterzugeben.

Und dann schon Tod - entweder aufgrund eines Krieges oder einer Krankheit.


Und keine Zeit, die Sprache von einer fremden Gruppierung soweit verstehen zu können, dass man Mitglied dieser Gruppierung sein konnte.

Das wird aber immer wichtiger. In einer Globalisierten Welt, wo es mehr Fremde gibt, als das eigene Grätzel.

Und auch besonders in der EU, wo es nicht mehr reicht, für sein Heimatdorf (beziehungsweise Fürstentum) in den Krieg zu ziehen. Aufgrund einer dummen Fehde.



Wie passend! Ich wollte gerade ein ähnliches Thema eröffnen!:umarmen::D

Ich habe gestern einen äußerst interessanten SF-Film gesehen, er heißt "Arrival" und die Handlung besteht daraus, dass zwölf riesige Raumschiffe verteilt auf der Erde landen, darin sind krakenähnliche riesige Aliens und eine Sprachwissenschaftlerin versucht sich mit ihnen zu verständigen, ihre Sprache zu verstehen. Die Aliens schreiben in Kreisen, die immer etwas anders aussehen und mit der Zeit versteht sie, was diese Wesen wollen. Mit dem Erlernen dieser Sprache erhält sie einen anderen Zugang zur Zeit und kann ihre Zukunft sehen. Und die Aliens wollen ihre Sprache der Menschheit schenken, damit sie eben diesen anderen Bezug zur Zeit erhalten.

Ein Film zum Nachdenken! Er basiert eben auch auf dieser Theorie, dass jeder Sprache auch eine andere Denkweise zugrunde liegt und das stimmt ja auch. Ich kann es zumindest einigermaßen nachvollziehen, denn ich habe, weil mein Mann Iraner ist, Persisch gelernt und auch ein wenig den Dialekt, der im Nordiran gesprochen wird und es gibt viele Ausdrücke, die man einfach nicht ins Deutsche übersetzen kann, man kann es umschreiben und dann mit dem Sprechen der Sprache und durch den Kontakt mit den Einheimischen nachvollziehen. Mir gefällt das sehr, ich liebe Sprachen und lausche auch gerne der Klangmelodie anderer Sprachen, auch wenn ich sie nicht verstehe.

Mein Schwiegervater hatte mal gesagt, mit jeder erlernten Sprache ist man eine weitere Person! Unseren Sohn haben wir von Anfang an zweisprachig erzogen und er hat beide Kulturen in sich.

Ich sehe das auch so, dass die Verständigung der Menschen durch die Globalisierung immer besser werden muss (aber deshalb bloß keine Sprache verloren gehen sollte!) und ich bin mir sicher, dass das mit jeder Generation besser wird!:)
 
Früher hatte jedes kleine Bauerndorf in den Alpen eine eigene Art, zu leben.
Heutzutage, wo alle beliebig reisen und fernsehen können, gibt's das so nicht mehr.

Anstelle dessen ist die Inklusion getreten.

Besonders schwer, ist es mit jemandem zu kommunizieren, dessen Mimik und Gestik und Art derart fremd und unsympathisch ist, dass man gar nicht in seiner Nähe sein will.

Die "Sprache/das soziale Verhalten" von berühmten Menschen würde man gerne erlernen. "Leider" klappt das nicht - die eigenen Wurzeln sind zu stark.

Weg von Gruppenidentitäten - hin zu individuellen Identitäten!
Wo nicht mehr eine Gruppe verantwortlich gemacht werden kann, sondern man selbst "schuld" ist!!!!
 
Ich war zwei Mal in Nordkorea. Man kann als Tourist auch dort BBC oder CNN schauen - aber du glaubst gar nicht, wie unwichtig einem dieses Programm dort auf einmal vorkommt. Man ist in einer ganz anderen Welt.

Ich kann mich an einen Bauern erinnern, der neben der Straße stand, von der unser Bus abbog. Ich hatte für einen Moment Augenkontakt mit ihm - er wäre zu gerne mitgefahren, so viel verstand ich auch ohne Kenntnisse der fremden Sprache.

Auch an den Grenzbeamten, der bei der Ausreise im Zug unser Gepäck durchsucht hat, kann ich mich auch noch gut erinnern. Er fand bei einem Mitreisenden Insulin und fragte besorgt, "But you are young?", und bei mir hat er das Studienmedikament gefunden, das ich damals eingenommen hat. "All these are yours?" Ein weiterer Mitreisender hatte einen E-Book-Reader, der neugierig untersucht wurde. Es war aber kein Gerät mit Touch-Screen, und "unser" Zollbeamter gab ihn etwas enttäuscht recht schnell wieder zurück. So etwas vergisst man nicht mehr.
 
Ich war zwei Mal in Nordkorea. Man kann als Tourist auch dort BBC oder CNN schauen - aber du glaubst gar nicht, wie unwichtig einem dieses Programm dort auf einmal vorkommt. Man ist in einer ganz anderen Welt.

Ich kann mich an einen Bauern erinnern, der neben der Straße stand, von der unser Bus abbog. Ich hatte für einen Moment Augenkontakt mit ihm - er wäre zu gerne mitgefahren, so viel verstand ich auch ohne Kenntnisse der fremden Sprache.

Auch an den Grenzbeamten, der bei der Ausreise im Zug unser Gepäck durchsucht hat, kann ich mich auch noch gut erinnern. Er fand bei einem Mitreisenden Insulin und fragte besorgt, "But you are young?", und bei mir hat er das Studienmedikament gefunden, das ich damals eingenommen hat. "All these are yours?" Ein weiterer Mitreisender hatte einen E-Book-Reader, der neugierig untersucht wurde. Es war aber kein Gerät mit Touch-Screen, und "unser" Zollbeamter gab ihn etwas enttäuscht recht schnell wieder zurück. So etwas vergisst man nicht mehr.


Spannend, wenn man Einblicke in ein Land erhält, was ja eigentlich recht isoliert ist/scheint, vielleicht doch nicht. Du warst als "normale" Touristin dort oder war es beruflich? :)(y)
 
Ein Film zum Nachdenken! Er basiert eben auch auf dieser Theorie, dass jeder Sprache auch eine andere Denkweise zugrunde liegt und das stimmt ja auch. Ich kann es zumindest einigermaßen nachvollziehen, denn ich habe, weil mein Mann Iraner ist, Persisch gelernt und auch ein wenig den Dialekt, der im Nordiran gesprochen wird und es gibt viele Ausdrücke, die man einfach nicht ins Deutsche übersetzen kann, man kann es umschreiben und dann mit dem Sprechen der Sprache und durch den Kontakt mit den Einheimischen nachvollziehen. Mir gefällt das sehr, ich liebe Sprachen und lausche auch gerne der Klangmelodie anderer Sprachen, auch wenn ich sie nicht verstehe.
Das erinnert mich an etwas, was Michael Lüders mal erzählte, der sich ja viel in den arabischen Ländern aufhält:
In einem Land sagte man, wenn man jemanden fragte, wie es ihm geht:
Welche Farbe hast du?
Und einem andern: Was hast du an? Welchen Anzug trägst du?
Oder die Anrede 'Ehrenwerte Schwester', oder auch die Art der Komplimente....

Die Sprachen dort hören sich in unseren Ohren zuerst sehr rauh an, archaisch irgendwie, aber so ist der Inhalt dieser Sprachen wie ein Lied, voller Klang und Bilder, ein Tanz der Silben und Sätze, direkt aus dem Herzen.
 
Nein, nein, als normale Touristin. Aber wenn man die Augen offen hält, sieht man auch dann eine Menge. Oder hört - zum Beispiel folgenden Dialog:

Amerikanischer Tourist aus unserer Gruppe, gut gelaunt: "Good morning Mr. X, how are you today?"
Mr. X: "I'm fine. I'm always fine. ... I have to be."

Ich habe Mr. X seitdem nur noch einmal gesehen, auf Fotos, die ein anderer Tourist ins Internet gestellt hat. Aber vergessen habe ich ihn bis heute nicht.
 
Das erinnert mich an etwas, was Michael Lüders mal erzählte, der sich ja viel in den arabischen Ländern aufhält:
In einem Land sagte man, wenn man jemanden fragte, wie es ihm geht:
Welche Farbe hast du?
Und einem andern: Was hast du an? Welchen Anzug trägst du?
Oder die Anrede 'Ehrenwerte Schwester', oder auch die Art der Komplimente....

Die Sprachen dort hören sich in unseren Ohren zuerst sehr rauh an, archaisch irgendwie, aber so ist der Inhalt dieser Sprachen wie ein Lied, voller Klang und Bilder, ein Tanz der Silben und Sätze, direkt aus dem Herzen.


Ja, das Arabische klingt durch die gutturalen Laute recht aggressiv, früher fand ich das unangenehm, inzwischen mag ich den Klang sehr gerne und möchte die Sprache gerne lernen. Persisch klingt nicht aggressiv, ist eine weiche Sprache, obwohl auch da gutturale Laute vorkommen.

Und in der Tat, die Gedichte und Lieder im Arabischen wie Persischen sind sehr bilderreich und man kann sie nicht eins zu eins übersetzen. Ich habe Übersetzungen von Rumi oder auch den Dichtern Saadi und Hafez, aber da meint mein Mann, dass das vom Sinn her völlig falsch ist.
 
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Nein, nein, als normale Touristin. Aber wenn man die Augen offen hält, sieht man auch dann eine Menge. Oder hört - zum Beispiel folgenden Dialog:

Amerikanischer Tourist aus unserer Gruppe, gut gelaunt: "Good morning Mr. X, how are you today?"
Mr. X: "I'm fine. I'm always fine. ... I have to be."

Ich habe Mr. X seitdem nur noch einmal gesehen, auf Fotos, die ein anderer Tourist ins Internet gestellt hat. Aber vergessen habe ich ihn bis heute nicht.


Mein Sohn hat einen Freund aus Südkorea, er wird ihn wahrscheinlich im Dezember in Seoul besuchen. Zwar ist da kein Diktator, in der Hinsicht sind die Leute freier, doch sie sind noch sehr in ihren Traditionen verhaftet, hat der Freund erzählt und es ist sehr interessant, da Einblicke zu erhalten. Ich freue mich auf jeden Fall, dass mein Sohn mit einem Einheimischen ganz andere Einblicke erhalten wird, so wie ich es durch meinen Mann auch im Iran erhalten habe und wenn er dann noch ein paar Worte Koreanisch lernt ( was er durch den Freund, den er jetzt zwei Wochen in Salzburg bei einem musikalischen Meisterkurs sah, gelernt hat, beide studieren Musik, Klavier solo und haben sich dadurch kennengelernt ). :)
 
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