Dschungelpfade

REGENTAG
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Schwülträges Wispern, wolkennass,

zartherber Fichtenduft erzählt

von Leben, Liebe und Verlass

und davon, dass, auch wenn’s mal quält,

die Erde stets das Leben wählt.


Vorüberzieh’nd Gesichter blass

manch Selbstsucht liegt am Wegesrand,

ein Wunsch, in Fehde mit dem Hass,

sich vorwärts kämpft, bis übermannt

von seinen Zweifeln, eng verwandt.


Dem Regentag, getrübt im Winde,

manch freudig Strahlen weichen muss,

doch auch kühl tröstend Hand gelinde,

sanft wie ein frühlingsjunger Kuss,

ist er des Sommers Wohlgenuss.


Ein Rabe krächzend sich erhebt

aus wankend Wipfeln hoch am Hang,

grüßt Morgentau, in dem noch lebt

der letzten Tage Sonngesang;

erinnernd, voll mit Überschwang.


Schwarz des Schattens Flügelschlag,

dem Jenseits flüsternd jener Bote,

schwülträges Wispern, Regentag;

im Wasser spiegelnd sich blutrote,

der Seelen Feuer rauchig Note.


©L.A.W.



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EIN ANDERER PFAD
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Wärme, wohlig auf der Haut,

Licht vom Firmament geschenkt,

der Kuppel, blau wie ein Saphir.

Und doch vom Schicksal nur gelenkt,

die Welt erstickt und es bleibt laut,

das Sonnenfeuer brennt auf mir.


Zwei Welten treffen sich, entzweit,

die eine warm und hell versehen,

die andre nur noch still sich regt.

Des Sommers milde Winde wehen,

doch Kälte macht sich nur noch breit,

im Innern, sonnenfern verlebt.


Ein Mantel, stahlhart, rüstungsgleich,

eine Barriere, undurchdringlich,

umarmt und schützt vor jenem Winter,

birgt letzte Zuflucht, unabdinglich.

Denn der Gefühle tief Bereich,

des Herzens Welt liegt gleich dahinter.


So froh und groß auch jene Erde,

auf der ich Zeiten friste, wandle,

sie scheint gar machtlos, endlos schwach,

gar nützlich nur, wenn ich verhandle;

mir selbst das innre Licht gefährde.

Erlischt es, Echo klingt nur nach.


©L.A.W.
 
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IN BLAUER STUND'
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Manch Zyklen schwinden, rasen schlicht vorbei,

Nacht folgt dem Tage, Tag der Nacht - und zwischendrin,

zerstoben in der Zeit und vielen einerlei -

erscheint, blitzt auf, erkennt sich; Neubeginn,

zu intensiv, zu spät, zu früh; nur frei.


Nicht selten helle Sternnacht lodernd brennt,

vergessen horizonterblühend Flammenfirmament

und suchend, von den Suchern ungefunden

der Wind, des Wassers Bruderelement

frei in der Welt, nur seiner selbst gebunden.


So wie er Adlersflug auf Schwingen in den Lüften hält,

wie auch die Farbe des Moments dazwischen sich gefällt,

krönt sich der Wind und adelt tiefes Sommersblau,

das dunkler wird, wo kurz zuvor vom Tag erhellt

und nun der Wächter wandert, silbern, beige und grau.


Nicht öfter denn im Nachglühen der Wacht,

des Mondes Silberschweif nach sternenklarer Nacht

weist zuckend, funkend in des Morgens Widerhall,

einen Pfad, nur für den Sehenden gemacht,

ein Bildnis einer Welt bewegt im Schattenfall.


Es ist der letzten Stunden Irrwegsfunkeln,

ein letzter Gruß im blinzelnd Samtendunkeln,

und der Moment, der dämmernd letzthin wahr erscheint,

noch gluterloschen Tag und Nacht verweint

bringt Ruhe und vergeht in blauer Stund’: Vereint.


©L.A.W.
 
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