Dramaturgen

Nunja, es ist nunmal so daß jeder mensch begrenzte ressourcen zur verfügung hat und diese energieen nicht in "alles" investieren kann. Es ist nur eine frage der verteilung. Anteilnahme an so vielen dingen wie möglich ist natürlich ein wünschenswertes ziel aber bei vielen stehen durch prädisposition, erziehung und allgemeine prägung durch das leben nur begrenzte ressourcen zur verfügung. Wie du gesagt hast, wenn jemand ein trauma aufzuarbeiten hat nimmt er den eigenen tod leichter hin als das "drama" das ihn tatsächlich geprägt hat.

Das paradoxe daran ist: wenn ich zu verstehen versuche warum menschen eben so 'ganz anders als erwartet' reagieren wie du es geschrieben hast - wenn ich also auf das problem zuzugehen versuche als ihm auszuweichen - wird alles bloß noch missverständlicher. Ich frage mich ob ich einen fluch mit mir herumtrage.



Nunja, weder noch. Ich denke jeder mensch gerät irgendwo an seine grenzen die sich dann eben in solchen irrationalen missverständnissen manifestieren. Ein Drama, ein "unlösbares problem" das im leben steht wie ein schiefer im fleisch ist meines erachtens nur eine sehr komplexes problem das mehr geistige 'ressourcen' erfordert als verfügbar sind.

Meiner Meinung nach ist es eher so dass der Mensch prinzipiell von seiner Umwelt überfordert wird. Das Leben nimmt keine Rücksicht auf Belastungsgrenzen, es kommt einem keinen Schritt entgegen und wenn doch dann erscheint es nur so.
Du kannst gerne von einem Fluch sprechen, aber du könntest es genausogut "Leben" nennen und wärst ebenfalls nicht weit daneben.
Das mit dem "verstehen" war etwas ungünstig formuliert und funktioniert nur im Kontext mit dem "ausweichen". Bevor du "ausweichst" und den Leuten Dramatik unterstellst, solltest du "verstehen" dass es ein Teil des Lebens ist und es akzeptieren. Die Motive anderer Menschen nachzuvollziehen ist da eine komplett andere Sache (Stichwort: paradox). Menschen sind kompliziert, sie irren und merken es nicht, bauen ihre Weltsicht auf Trugschlüssen und sind dann überrascht wenn das Kartenhaus in sich zusammenbricht. Das wäre zwar der erste Schritt zur Einsicht, doch die meisten kommen nicht so weit. So ist das Leben. Es gibt keine Sicherheit, im Angesicht eines gnadenlosen Universums ist Dramatik nur eines: menschlich. Wir wissen um unseren Tod, wir kennen unser bevorstehendes Schicksal, wir fühlen die Angst vor der Leere und unsere Verteidigungswaffen sind begrenzt auf hoffen, bangen und flüchten. Wir stehen dem Tod weitestgehend wehrlos gegenüber und träumen gerne das dem nicht so wäre. Hier sind wir am unlösbaren Problem angelangt: dem Leben. Das Drama ist dadurch natürlich vorprogrammiert.
 
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Ich erzähle mal kurz was mir oft passiert.

Mein Wesen ist ruhig und besonnen. Ich wuchs unter 8 Geschwistern auf, und ich kann schlafen während sich ein anderer das Bein bricht. Wenn ich weiß er wird bereits versorgt, und ist in guten Händen, schlafe ich weiter und alles wird gut.
Wenn in meiner Arbeitsstelle etwas schief geht, handle ich ruhig und lösungsorientiert. Ich rege mich über nichts mehr auf, weil die Dinge meist von selbst "in eine Lösung" gehen.
Ich höre aber oft vorwurfsvolle Aussagen wie:

"Wie kannst du da so still dasitzen?"

"Wieso kannst du in dieser Situation noch einen Witz machen?

"Ich ertrage deine gute Laune nicht"

"Deine Freude ist nicht ansteckend, sie nervt mich"

"Ein bisschen mehr Begeisterung würde ich mir schon erwarten"

"Du bist weder heiß noch kalt, sondern lauwarm"

"Wie kannst du dir das gefallen lassen?"


und ja, ich frage mich auch, warum man mich nicht so sein lässt?
Warum erträgt man meine Art so schlecht?

Obwohl ich meist genau dasselbe Pensum an Leistung erbringe wirke ich, als würde ich nur die Hälfte tun, einfach weil ich mich nicht ständig darüber echauffi̱e̱re was ich nicht alles gemacht habe.

Mit der Zeit habe ich anfangen immer beiläufig zu erwähnen was ich bis am Ende des Tages gemacht habe, damit niemand mehr den Eindruck gewinnt ich würde in meiner stoischen Ruhe nur die Hälfte erledigen.

Ich bin mal gekündigt worden, weil sich jemand Wichtiges zum zweitenmal zu mir gestellt hat und gestöhnt hat, er hätte nicht mal Zeit um bei seinem Wurstbrot abzubeißen, worauf ich geantwortet habe, das sie in der Zeit in der sie mir das erzählt, bereits zweimal hätte abbeissen können. (von da an war ich ein rotes Tuch für diese Dame)

Um mich "anzupassen" gebe ich oft vor "mich auch aufzuregen". Oder bin ebenfalls "entrüstet" über das Verhalten von irgendwem, obwohl ich mir insgeheim denke: "was für ein Theater wegen so einer Kleinigkeit.

Aber hin und wieder muss man einfach "mittun", sonst fühlt sich der andere "alleingelassen in seinem Drama".

Aber würde ich alle Gefühle die ich so hege rauslassen, bzw. alle "NichtGefühle", wären alle entsetzt.

Ich wünsche mir auch sehr oft, man ließe mich einfach so sein wie ich bin...................

......aber ich habe gelernt das ich in dem Ausmaß indem ich von den Anderen erwarte meine besonnene Art zu akzeptieren, ich auch deren Hang zum Drama akzeptieren muss bzw ein wenig mittun muss.

Lg.
 
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