Die Straßenbahnen des Grauens

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Es geht weiter .....

Irgendwann nimmt jeder Albtraum mal ein Ende!

Endlich kam mal eine Querstraße - und als ich links in sie einbog, war ich auch schon mitten im Volksfest!

Der Bahnhofspenner war abgeschüttelt!

Keine große Sache also! Und die Zeit in dieser langen dunklen Straße war wohl kaum eine Minute lang gewesen.

Doch sicher hat ihr auch schon erlebt, wie lange einem die Zeit in unangenehmen Situationen wird!

Und wie kurz in angenehmen!
 
Das Volksfest selbst ist kaum erzählenswert. Ein Volksfest wie hundert andere auch! Das Übliche halt ....

Erst auf dem Nachhauseweg wurde es wieder interessant.
Als eine Frau aus dem Dunkel heraus gellend um Hilfe schrie!

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Doch zuerst mal ein altes Lied:

*singt*

Wenn bei Karlsruh die rote Sonne im Rhein versinkt,
Und vom Himmel die bleiche Sichel des Mondes blinkt,
Fährt die Lärche mit ihrer Straßenbahn nach Haus,
Denn es ist nun schon gar bitter kalt da drauß!
Nur die Sterne sie zeigen ihr am Firmament
Ihren Weg mit den Bildern, die jede Lärche kennt .....

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Btw: Und ihr kennt sicher auch das alte Lied, das ich da eben etwas abgewandelt habe?

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So ging ich also friedlich vor mich hin und dachte nichts Böses.

Ich war auf dem Weg zur Endhaltestelle der Straßenbahn. Das ist eine Wendeschleife in unbewohntem Gebiet, zwischen Bäumen und Büschen, wie ich schon sagte.

Und aus diesen Bäumen und Büschen hervor erschien plötzlich eine Frau und schrie gellend: "Hiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiilfe! Heeeeeeeeeelfen Sie miiiiiir!"

Hinter ihr waren drei verdächtige Gestalten in der Dunkelheit undeutlich zu sehen. So recht erkennen konnte ich sie nicht - aber verdächtig waren sie jedenfalls! Seeehr verdächtig!

Nun weiß ich, was in solchen Fällen zu tun ist.

Man zieht seinen Colt, erschießt die verdächtigen Gestalten so e bissl, nimmt dann die Frau auf sein Pferd, und reitet mit ihr ins Abendrot.

Musik erklingt, die Geigen werden lauter, der Film ist zu Ende, und alles verlässt das Kino.

Soweit alles klar. Kein Problem!

Nur gab es da ein paar kleine Schwierigkeiten:

Mein Colt war gerade in Reparatur, und mein Pferd hatte ich zu Hause gelassen. Ihr wisst ja: Trunkenheit am Zügel kommt auch im liberalen Baden nicht gut!

Das Schlimmste aber: Das Abendrot war längst vorbei! Eher war das Morgenrot schon nahe. Ich hätte also mit dieser Frau ins Morgenrot reiten müssen, und noch dazu ohne Pferd! Und das tut man doch nicht! Das gibts in keinem Film!

Nebenbei: Warum lassen die Filmemacher eigentlich diese Cowboys mit ihren Frauen immer ins Abendrot reiten? Ist doch langweilig, so auf die Dauer! Warum nicht auch mal ins Morgenrot? Wär mal was anderes! Immer diese Stereotypen!

Ich glaub, ich werde mal bei Gelegenheit selber einen Film drehen müssen! Und da reiten die Cowboys dann ins Morgenrot, dass es nur so eine Art hat!

Doch mich dünkt, ich schweife ab ......

More later ......
 
Und es geht weiter ....

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Nun, was hätte ich da der Frau sagen sollen, die um Hilfe schrie?

Hätte ich folgendermaßen sprechen sollen:

"Liebe gute Frau, nichts Lieberes wüßte ich auf der großen weiten Welt, als Ihnen in Ihrer gewisslich etwas unangenehmen Situation beizustehen!

Denn: Ich mag Frauen! Einige meiner besten Freunde SIND Frauen!

Doch: Wie der Zufall so spielt, sehe ich mich augenblicklich nicht so recht in der Lage dazu.

Denn die Lage ist die, und der Umstand ist der:

Mein Pferd ist gerade in Reparatur, und meinen Colt habe ich wohlweislich zu Hause gelassen. Sie wissen ja: Trunkenheit am Colt, das mag die ansonsten recht liberale badische Polizei nicht so ....

Außerdem: Wir ermangeln des Morgenrotes!

Begegnen Sie mir doch mal im Mondschein!

Achso.... den haben wir ja gerade, Vollmond sogar ... da haben Sie nun auch wieder recht ... ein Punkt für Sie!

Vielleicht könnten wir ja später dann auch mal in den Mondschein reiten, nachdem ich ihre verdächtigen Begleiter so e bissl erschossen habe... falls es Ihnen nix ausmacht?

Aber halt .. das wird nix .... so ganze ohne Colt und ohne Pferd .....

Doch ich weiß Rat!

Wie sagen die Kellner immer so schön und treffend?

Kollege kommt gleich!

Und so ist es auch!

Mein Freund, der Bahnhofspenner, ist schon unterwegs!

Jeden Moment kann er hier eintreffen!

Also: Seien Sie unbesorgt, liebe gute Frau!

Wenn mein Freund es nicht schafft, diese drei Gestalten dort zu verjagen, dann schafft es niemand!

Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend!

Habe die Ehre!

Meine Straßenbahn wartet!

Tschüss! Tschau! Adé!"

*wink*


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Nun, was meint ihr?

Hätte ich also sprechen sollen?

Oder: Wie hättet ihr gesprochen?

Also jetzt mal ehrlich, gell!
 
Ich erzähle weiter ....

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Die Hilferufe der Frau hatten einen völlig anderen Grund, als ich im ersten Moment verständlicherweise angenommen hatte.

Die drei verdächtigen Gestalten bedrohten die Frau nicht etwa.

Ganz im Gegenteil - sie wollten ihr helfen!

Doch die Frau war mit drei Helfern noch nicht zufrieden, sie wollte noch einen vierten!

Sie brauchte vier Männer - wenn nicht noch mehr!

Und ich sollte ihr vierter Nothelfer sein!

Und wobei wohl sollte ich ihr helfen?

Ich glaube, da kommt ihr nicht so schnell drauf!
 
Die Frau ist bei ihrer Notdurft verunglückt?:)

Aber eigentlich hatte ich zunächst vermutet, du versuchst die Frau zu retten, und da einer gegen drei zugegebenermaßen doch recht schwierig ist, taucht wie aus dem Nichts dein Freund und Retter der Penner auf und hilft dir dabei.
Du gerettet, Frau gerettet.
 
Aber eigentlich hatte ich zunächst vermutet, du versuchst die Frau zu retten, und da einer gegen drei zugegebenermaßen doch recht schwierig ist, taucht wie aus dem Nichts dein Freund und Retter der Penner auf und hilft dir dabei.
Du gerettet, Frau gerettet.

Nette Vermutung! :)
Ich sage dann später, wie es wirklich war. :)
 
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Nun löse ich das Rätsel:

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Es geht weiter:

Das Auto der Frau war stehengeblieben, aus welchen Gründen auch immer.

Nun brauchte sie Helfer, um es anzuschieben.

Und dazu hatte sie sich diesen genialen Plan ausgedacht:

Wir vier starken Männer sollten ihr Auto auf die Schienen der Straßenbahn schieben.

Dann sollte die Straßenbahn kommen und das Auto auf den Schienen so lange vor sich herschieben, bis es anspringen würde!

Genial, gell!

Inzwischen war ein Auflauf entstanden.

Immer mehr Männer kamen, um der Frau zu helfen!

So ist es doch!

Wenn eine Frau um Hilfe schreit, kommen von überall her mutige Männer, um zu helfen!

Aber wenn ein Mann um Hilfe schreit, kommen dann auch mutige Frauen?

Ich will das mal offen lassen .....

Es kam aber auch ein Beamter der städtischen Stadtwerke, der diese Idee für unsinnig erklärte!

Dazu würde er seine schööööne Straßenbahn nicht hergeben!

Eine Diskussion entstand über die Möglichkeit, das Vorhaben der Frau durchzuführen ....

Ich ergriff die Gelegenheit, mich nett zu verabschieden ....

Denn: Die Frau hatte ja nun genug Cowboys, die ihr zu helfen vermochten, Morgenrot hin oder Abendrot her! :)
 
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