Die größte Illusion von allen

Deine Idee, das Aufmerksamkeit die Folge einer Instanz wäre, klingt so, um es mal sehr vereinfacht zu formulieren, dass jemand bereits losgelaufen ist und er erst während des Laufens Aufmerksamkeit zustande bringt, mit der er dann bemerkt "Hey, da ist ja jemand, der losgelaufen ist, und das bin ich."
Nein, eben nicht. Aber ich werde das jetzt nicht dauernd wiederholen, du musst ja nicht verstehen, wie ich es meine. :)
 
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Könnte man das, was Du mit Aufmerksamkeit meinst, nicht auch "Geist" nennen? Mir scheint der Begriff "Aufmerksamkeit" für das, was Du - wie ich glaube - meinst ein nicht leicht kommunizierbarer Begriff zu sein, einfach aufgrund der gängigen Konventionen bzw. der allgemeinen Verwendung des Begriffs, als ein Faktor geistiger Tätigkeit neben Konzentration und Gedächtnis. Wohingegen der Begriff "Geist" weiter gefasst ist, Teilleistungen wie Aufmerksamkeit, Konzentration und Gedächtnis einschließt, nicht so klar besetzt, offener ist und daher vielleicht geeingeter dafür ist, auf die letztliche Unergründbarkeit bzw. nicht weitere Aufschlüsselbarkeit der Ursache für das Festhalten und Ausdifferenzieren von Phänomenen hinzuweisen, so etwa wie der Begriff "Gott" oder "Sein". "Aufmerksamkeit" hat doch sehr etwas von geistiger Funktion oder Tätigkeit des Geist und damit einer Unterkategorie von Geist.
 
Das Wesen philophischen Denkens ist meiner Meinung nach zum einen, hinter die Begriffe zu fragen und zum anderen die Funktionsweise von Prozessen, das "Wie" zu beschreiben. Auf der einen Seite also das Phänomen selbst, die Kraft dahinter, auf der anderen die Auswirkung dieser Kraft im Kontext der jeweiligen Wirklichkeit, in der sie wirkt. Beim Begriff Aufmerksamkeit ist das Wie noch relativ leicht, man kann z.B. sagen, die Aufmerksamkeit wird ausgerichtet auf etwas, sie hält etwas fest, unterscheidet, wechselt usw., dann kann man gut beschreiben, was die Aufmerksamkeit eigentlich festhält und sich mit diesen Phänomenen ausführlich befassen. Das Wie beanworten wir durch unser kausales Denken, dem Beschreiben dessen, was geschieht, dem "wie" und "warum" etwas geschieht, widmen sich unsere Denksysteme, die Wissenschaften, Glauben, philosophische, ideologische als auch religiöse Systeme, jede Art von Beobachtung und Analyse ebenso wie unser profanes Alltagsbewusstsein. Wohingegen die zweite Frage, die nach dem Ursprung, was sie eigentlich ist, woher sie kommt, warum sie ist, nicht so leicht zu beantworten ist, weil ja dieses Fragen auf die Annahme eines Urgrunds hin ausgerichtet ist, welche nur in Annahmen münden kann, niemals in etwas Feststehendes, also mehr etwas prozesshaftes innerhalb von Kommnikation hat als in Gewissheiten, und der eben darum zwangsläufig nicht gefunden werden kann, da ja dieses Fragen nach dem Urgrund der grundlegende Mechanismus des philosophischen Denkens selbst ist, den wir anwenden, um ihn zu finden. Hier kommen wir immer an einen Punkt, an dem es nicht dahinter geht, sprich: uns bleibt nichts anderes übrig, als mangels letztlicher Erkenntnisse einen Begriff einfach zu setzen. Das funktioniert soweit, dass man von einem Ausgangspunkt ausgehend logisch fortdenken, jedoch niemals logisch zurückschließen kann auf eine Grundbedingung, die nicht weiter hinterfragbar ist. Eine nicht weiter hinterfragbare Grundbedingung anzunehmen widerspricht somit dem Wesen philophischen Fragens, bringt diese zum Erliegen und mündet letztlich in Dogmatismus, denn dieses Fragen fußt ja gerade darin, immer weiter zu fragen, während ein Dogma dieses Grundprinzip des Fragens zum Erliegen bringt.

Etwas anderes ist die eigene Erfahrung.
 
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Die eigene, unmittelbare Erfahrung ist das einzige, dessen wir uns für uns selbst in diesem Moment gewiss sein können. Sie ist das einzge, was wir unmittelbar wissen und nicht hinterfragbar ist, auch für uns selbst nicht. Das, was wir in jedem Moment erleben, und sei es auch Täuschung, seien es Irrwege, ist unmittelbar das, was wir erleben. Niemals haben wir etwas anderes als das, was wir erleben. In der Kommunikation mit anderen ist es für die einen unmöglich, die eigene Erfahrung mitzuteilen und für die anderen ein Leichtes. Unabhängig davon, ob andere unsere Erfahrung nachvollziehen können oder nicht, sind wir mit ihr allein, selbst wenn wir verstanden werden und ein Gefühl von Gemeinsamkeit haben, genauso wenn wir uns getrennt und missverstanden fühlen. Der "Grad" der Erfahrung ist im einen wie im anderen Fall nicht schlechter oder weniger wahr. Niemals können wir wissen, ob die Wahrnehmung einer Farbe für uns dieselbe ist, wie für jemand anderen, ob salzig auch für einen anderen sich auf die gleiche Weise salzig anfühlt, wie für uns, schön sich auf dieselbe Weise schön anfühlt wie für den anderen. Das ist eine Frage deer Kommunikation. Für jemanden, dem es möglich ist, seine Erfahrung mit anderen zu teilen, der also kommunizieren kann, d.h. über Unterschiede hinweg zu einem Gemeinschaftsempfinden kommen kann, scheint es leicht, ein anderer, der sich isoliert erlebt, ist damit allein. Darum geht nichts hinter die eigene Erfahrung zurück und ist Kommunikation die Kunst, Erfahrung für andere nachvollziehbar zu machen. Kommunikation ist die Fähigkeit, eigene Erfahrung mit anderen zu teilen, letztlich sich so gut wie möglich ähnlich zu machen mit anderen.

Man kann sich fragen: Wie ist die Erfahrung der Welt aus der Sicht einer Ameise im Vergleich zur Erfahrung der Welt aus der Sicht eines Menschen? Oder naheliegender: meine Erfahrung im Vergleich zur Erfahrung eines mir nahestenden Menschen. Wie ähnlich oder entfernt diese Erfahrungen auch sein mögen, das Empfinden von Nähe oder Entfernung zum anderen kann nie objektiviert werden, es bleibt in einem selbet und geht nie darüber hinaus.

Deshalb ist die eigenen Erfahrung die einzige Wahrheit, die es gibt, nicht für alle, aber für uns selbst, die wir niemals etwas anderes zu sehen bekommen, als uns selbst.
 
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@Bibo

Ich freue mich, dass du dir zum Wesentlichen des Themas so viele interessante Gedanken machst.

Könnte man das, was Du mit Aufmerksamkeit meinst, nicht auch "Geist" nennen?
Ja, sicher kann man das. Wie man etwas nennt ist stets Vereinbarungssache.
Ich finde den Begriff "Aufmerksamkeit" halt sprechender.

"Aufmerksamkeit" hat doch sehr etwas von geistiger Funktion oder Tätigkeit des Geist und damit einer Unterkategorie von Geist.
Ich denke du irrst dich. Begründung:
Es ist die Aufmerksamkeit, die jeden Geist erst ausmacht. Ein Geist ohne Aufmerksamkeit wird keine Funktion, Tätigkeit oder was auch immer zustande bringen.
Aufmerksamkeit ist das Primäre. Jede geistige Funktion hingegen ist eine Folge (eine Ausprägungsform).

Eine nicht weiter hinterfragbare Grundbedingung anzunehmen widerspricht somit dem Wesen philophischen Fragens, bringt diese zum Erliegen und mündet letztlich in Dogmatismus, denn dieses Fragen fußt ja gerade darin, immer weiter zu fragen, während ein Dogma dieses Grundprinzip des Fragens zum Erliegen bringt.
Seit wann beinhaltet die Definition von Philosophie denn die Notwendigkeit, dass stets eine hinterfragbare Grundbedingung vorhanden sein muss, damit diese vom Vorwurf eines Dogmas befreit ist?
 
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@Bibo

Ich freue mich, dass du dir zum Wesentlichen des Themas so viele interessante Gedanken machst.


Ja, sicher kann man das. Wie man etwas nennt ist stets Vereinbarungssache.
Ich finde den Begriff "Aufmerksamkeit" halt sprechender.


Das Wort Aufmerksamkeit hat aber nunmal in unserer Sprache eine andere Bedeutung als das Wort Geist.

Aufmerksamkeit ist eine Funktionsmöglichkeit von Geist, wie zB Zerstreuung, Abgelenktheit, Betrunkenheit usw Funktionsmöglcihkeiten des Phänomens Geist sind.

Aufmerksamkeit ist in unserem Sprachgebrauch das, was von Geist ausgeführt wird, wenn etwas mental als interessant oder wichtig eingestuft wird.

Wenn du mit Leuten, die Deutsch sprechen kommunizieren willst musst du dich an die bekannten Wortbedeutungen von deutschen Wörtern halten, zumindest wenn du willst, dass der Zuhörer versteht was du sagen willst.

Die Endsilbe -keit bedeutet, dass es jemanden geben muss, der aufmerksam ist.
 
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Das Wort Aufmerksamkeit hat aber nunmal in unserer Sprache eine andere Bedeutung als das Wort Geist.

Aufmerksamkeit ist eine Funktionsmöglichkeit von Geist, wie zB Zerstreuung, Abgelenktheit, Betrunkenheit usw Funktionsmöglcihkeiten des Phänomens Geist sind.

Aufmerksamkeit ist in unserem Sprachgebrauch das, was von Geist ausgeführt wird, wenn etwas mental als interessant oder wichtig eingestuft wird.

Wenn du mit Leuten, die Deutsch sprechen kommunizieren willst musst du dich an die bekannten Wortbedeutungen von deutschen Wörtern halten, zumindest wenn du willst, dass der Zuhörer versteht was du sagen willst.

Die Endsilbe -keit bedeutet, dass es jemanden geben muss, der aufmerksam ist.
Ich habe noch nie verstanden, was mit Geist gemeint ist.
Aber dafür verstehe ich umso besser, was mit Aufmerksamkeit gemeint ist.
Sie ist genau das, was das Geistige eigentlich ausmacht.
Denn da ist nichts Geistiges sowie Aufmerksamkeit als etwas Zusätzliches.
Das ist für mich vollkommen ausgeschlossen.

Deswegen ist alles Geistige für mich weder A, noch B, noch C, sondern ausschließlich Aufmerksamkeit in verschiedenen Intensitäten und Qualitäten.

Etwas Geistiges ohne Aufmerksamkeit wäre gar nicht in der Lage, etwas Geistiges sein zu können.

Es mag durchaus sein, dass es deinem Verständnis von Aufmerksamkeit nicht entspricht, aber du wirst mir nicht erklären können, dass etwas Geistiges letzten Endes keine Aufmerksamkeitsintensität ist.

Außerdem halte ich es für einen Irrtum, anzunehmen, dass bestehende Definitionen bis in alle Ewigkeit Gültigkeit haben und es nicht erlaubt sein soll, bestehende Definitionen zu erweitern oder zu beschränken oder sie einfach in die Tonne zu verwerfen, weil sie sich als Irrtum herausgestellt haben. In meinem Blog hier zeige ich z.B. auf, warum alle bestehenden Definitionen von "Leben" halbherzig sind und sie stets nur Ausprägungsformen beschreiben. Eine gute Definition hingegen hat den Anspruch keine Details und Variationen zu beschreiben, sondern die Gemeinsamkeit aufzuzeigen, die dann für alle Details und Variationen gilt. Das macht für mich eine gute Definition aus.
 
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Ich habe mittlerweile gelernt den Aufmerksamkeitsfokus durch partielle Neuronekrophilie innerhalb meines elSpek's zu artifizieren. Das Endergebnis ist weitestgehend leicht grünlich und steht dem chiralen Rechtsdrall des Multiversums, lustigerweise genau laut Prophezeiung, oktogonal gegenüber. Die Antwort auf meine Anfrage bezüglich der weiteren Vorgehensweise an das zuständige Higher Up wurde jedoch von meiner zukünftigen Schwiegermutter unabsichtlich entsorgt. Ihre Entschuldigung war aufrichtig. Ich bitte dich, @Meikel3000 eingehend um qualifizierten Rat und möchte mich mit dir zusammen über vergangene Eskapaden hinwegsetzen.

lg
corbinian,
der Bekehrte.
 
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