Die Frage nach den Gedanken eines anderen...

Engelswispern

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Hallo noch einmal!

Da ich mich nun seit längerem wieder intensiver mit dem Kartenlegen beschäftige und dies auch via Homepage anbiete, ist mir eine Frage aufgefallen, die immer wieder und wieder auftaucht. Die Frage nach den Gefühlen und Gedanken eines anderen Menschen. Meist natürlich in Bezug auf die Fragenden.

Natürlich wird fast immer nach dem Thema der Liebe gefragt... :rolleyes: Und dabei auch extrem oft, was der oder die Umworbene wohl vom Fragesteller denkt und ob da Gefühle sind.
Ich als Kartenlegerin fühle mich jedoch mittlerweile sehr unwohl dabei, diese Frage zu beantworten. Es ist irgendwie ein Eindringen in die Intimsphäre eines anderen Menschen ohne dessen Wissen, geschweige denn Einverständnisses. Und zwar sowohl danach zu fragen als auch dies in den Karten dann zu sehen.
Ich kann sehr gut verstehen, wenn man gern wissen möchte, was bestimmte andere Menschen von einem denken. Ganz besonders dann, wenn man sich verliebt hat. Aber ist das auch eine Rechtfertigung für eine solche Grenzüberschreitung?
In meinen Augen nicht. Daher habe ich mir nun vorgenommen, diese Frage nicht mehr zu beantworten, wenn jemand danach fragt.

Wie handhabt ihr das und wie seht ihr dieses Thema?
 
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Es ist irgendwie ein Eindringen in die Intimsphäre eines anderen Menschen ohne dessen Wissen, geschweige denn Einverständnisses. Und zwar sowohl danach zu fragen als auch dies in den Karten dann zu sehen.

Deinen Einwand ist nach vollziehbar und verständlich. Wie würdest du es aber z.Bsp. bei der Frage, wie denkt mein Chef über mich handhaben?

Gruß,
Yvonnscherl
 
Das würde ich ebensowenig beantworten, denn es ist wieder die Frage nach den Gedanken eines unwissenden Menschen ohne dessen Einverständnis und überschreitet somit eine Grenze.
 
Hm, ich kann das nachvollziehen. Aber mir kommt dabei auch der Gedanke, dass es jemanden geben muss, der auch nicht fair spielt, nicht ehrlich ist. Wäre er geradeaus müsse niemand darüber grübeln, was der andere denkt. Möchte man mit ihm trotz seiner Verschwiegenheit gut mit ihm umgehen, schadet es sicher nicht, die Denkrichtung zu kennen.
 
Hm, ich kann das nachvollziehen. Aber mir kommt dabei auch der Gedanke, dass es jemanden geben muss, der auch nicht fair spielt, nicht ehrlich ist. Wäre er geradeaus müsse niemand darüber grübeln, was der andere denkt. Möchte man mit ihm trotz seiner Verschwiegenheit gut mit ihm umgehen, schadet es sicher nicht, die Denkrichtung zu kennen.

Das wiederum ist ja etwas leicht anderes. Warnungen vor anderen kann man schließlich in den Karten auch sehen, ohne explizit die Gefühle und Gedanken des anderen zu erfragen. ;) Es ist immer eine leichte Gradwanderung, was nun zu sehr Grenzen überschreitet und was noch in Ordnung geht.

Derartige kurze Warnungen, dass jemand evtl. ein falsches Spiel spielt sind noch in Ordnung, finde ich.
Was jedoch nicht geht, sind dann die Fragen danach, warum derjenige so spielt und was genau er sich dabei denkt. Da sollte man ein wenig differenzieren. Zumindest meiner Ansicht nach.
 
Was denkt er/sie über mich? Was steckt hinter dieser Frage?

Wenn ich mich für die Gedanken eines Anderen interessiere, dann erwarte ich etwas von ihm. Anerkennung, Aufmerksamkeit, erwarte von der Person etwas zu bekommen, wo ich der Meinung bin, dass ich es nicht habe. Vielleicht möchte ich Anerkennung vom Chef, dem Freund/der Freundin möchte dass er/sie mich mag. Ich suche Bestätigung im Außen aus dem Gefühl des Mangels heraus, Ängste spielen eine Rolle. Die Angst, nicht anerkannt, nicht gesehen, nicht geliebt zu werden. Diese Angst liegt in der fragenden Person selbst. Sie liebt sich nicht selbst, sie fühlt sich nicht selbst, in nicht mit sich selbst verbunden, mit der eigenen Kraft, fühlt sich weniger bis gar nicht wertgeschätzt.

Die Ursache ist die mangelnde Selbstliebe, mangelnde Wertschätzung sich selbst gegenüber. Dies ist eine Opferhaltung. Ein Weglaufen vor sich selbst, ein unterdrücken der eigenen Gefühle. Ein Nicht-bei-sich-selbst-schauen, stattdessen im Außen nach Bestätigung suchen.

Auf eine berufliche Situation bezogen bedeutet dies, wenn ich wissen möchte, was der Chef über mich denkt, weil ich beispielsweise eine Gehaltserhöhung möchte, bin ich mir selbst meines eigenen Wertes nicht bewusst. Denn sonst würde ich fühlen und wissen, wo ich stehe, was angemessen ist und was ich mir selbst wert bin. Ich bräuchte die Bestätigung vom Chef nicht. Sie wäre zweitrangig. Ich könnte bei mir selbst bleiben und offen auf den Chef zugehen, egal was er über mich denkt und meine Position/Wünsche klar äußern.

Auf eine Partnerschaft gesehen, wo ja oft nach den Gedanken gefragt wird, bedeutet das, ich erkenne mich selbst nicht an, ich liebe mich selbst nicht, bin nicht mit mir selbst verbunden, denn ich versuche über die Gedanken des Anderen Bestätigung zu erhalten. Wenn er positiv über mich denkt, dann freut sich mein Ego, es ist toll für mein Selbstwertgefühl, aber auf Sand gebaut, denn ich bin nicht in der Lage, die Situation zu erfühlen, für mich selbst einzustehen und an der Beziehung mitzuwirken als ein authentischer Teil. Ich bin zu sehr damit beschäftigt, die Liebe von dem anderen zu fordern, statt sie mir selbst zukommen zu lassen und dann zu teilen. Ich kämpfe so zu sagen um Aufmerksamkeit, möchte den anderen verändern, damit er zu mir passt, damit ich ihn lieben kann, statt mich selbst zu lieben und zu akzeptieren, wie ich bin und dann zu schauen, ob der andere in seinem Sein zu mir passt. Wenn der Partner mich nicht mehr liebt oder mag oder mir diese Aufmerksamkeit zukommen lässt, ist es schmerzhaft, denn man wird sofort mit seinen eigenen Ängsten konfrontiert, die Bestätigung fällt weg und es bleibt die Traurigkeit, dass man wieder mal nicht geliebt wird. Also beginnt der Kreislauf von vorne, man sucht wieder jemanden, der einen liebt und die gewollte Aufmerksamkeit schenkt. Das beantwortet somit auch die Frage, warum man dann ständig an den gleichen Typen Mann/Frau gerät. Der Ursprung liegt in der mangelnden Selbstliebe, mangelnden Wertschätzung für sich selbst.

Wenn man sich selbst liebt und wertschätzt, sich selbst genug ist, dann kommt einem genau das auch entgegen. Man gibt Liebe, statt sie zu fordern und das gleiche kommt vom Partner/Chef/Freunden, wie auch immer.

Der Beginn liegt immer in einem selbst. Das ist ein mutiger Schritt, oft schmerzhaft, voller Traurigkeit, aber an sich selbst kommt niemand vorbei.

Das ist meine Idee und Erfahrung zu dem Thema. Ich lasse es mal hier zum Nachdenken.

Vielen Dank für’s Lesen.
 
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Hallo,

ein bisschen Schlüssellochguckerei ist beim Kartendeuten doch immer dabei. Geht es um andere Personen, erfährt man häufig doch nicht einmal, was nun tatsächlich im Hintergrund, in der Vergangenheit, in den Gedanken oder Gefühlen abgelaufen ist. Genau genommen ist es weniger Schlüssellochguckerei als eine Raterei, und die Frage, die sich dem unmittelbar schließt, ist: Welchen Erkenntnisgewinn ziehe ich aus einer Deutung, die eine andere Person betrifft?

Da schließt sich aus meiner Sicht Yvonnes Beitrag an. Ich beruhige damit meine Ängste, Unsicherheiten und mein Ego. Das hält oft nicht mal lange an.

Ich habe keine moralischen Bedenken bei solchen Fragen, sondern stelle den Nutzen in Frage. Fragestellungen, die darauf abzielen, was man selber tun kann und welche Rolle selber spielt, finde ich sinnvoller.

Viele Grüße
 
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