Die Projektionsfigur/Yod.
Die Projektionsfigur ist die einzige unter den drei blau-grünen Figuren, die das Zentrum, den Wesenskern des Menschen umfasst. Damit ist sie raumgreifender als die beiden anderen. Die beiden Quincunxaspekte umschließen das innere Zentrum, und sie nehmen als Sensitivaspekte antennengleich die Informationen und Energien des Zentrums auf. Vom Zentrum erhält die Figur die Motivation zu Bewusstheit, die aber primär zugunsten des Planeten geht, der die spitze Ecke des Dreiecks bildet. Von hier kann die Figur ihren kreativen Charakter bekommen.
Die Projektionsfigur ist auch für die geistige Entwicklung bedeutungsvoll. Nicht umsonst wird sie in Amerika „Fingerzeig Gottes“ genannt. Wir werden später noch darauf eingehen. Die zwei langen Grünen sind einerseits Denkaspekte, aber auch Saturnaspekte, weshalb diese Figur entweder bewusst oder unbewusst erlebt wird. Da es sich bei den zwei Quincunxen um bewusstseinsbildende Aspekte handelt, ist eine Bewusstseinschulung vorteilhaft. Deshalb werden wir uns auch ausführlicher mit dieser Figur befassen.
Zweikanal – System.
Der Planet an der Spitze des Dreiecks sendet seine Qualität über die zwei langen grünen Aspekte zum Sextilaspekt, und von dort strahlt die Energie wieder zurück; es ist also ein Zweikanal – System. Zum besseren Verständnis vergleichen manche die Projektionsfigur mit einem Diagonalprojektor oder einem Filmvorführapparat. Eine Projektionsquelle, der Treffpunkt der beiden Quincunxen, strahlt auf eine Leinwand, dem Sextil, dort werden die Bilder, die man sich vorstellt, empfangen und sichtbar gemacht. Dabei muss man berücksichtigen, ob Projektionen mit den vorgestellten Bildern bewusst oder unbewusst erfolgen. Menschen mit einem entwickelten Bewusstsein erfahren beispielweise, dass diese Figur eine Fähigkeit bedeutet, planvoll in die Zukunft zu schauen. Menschen mit einem schwächeren Bewusstsein erfahren diese Figur als einen sich unbewusst ereignenden Prozess, in dem eigene Bedürfnisse, Mängel und Bilder auf die Umwelt übertragen werden. C. G. Jung sagt: „Projektion ist die die Hinausverlegung eines subjektiven Vorgangs in ein Objekt“. Es hängt also vom Bewusstseinszustand des Menschen ab, welche Bedeutung diese Figur im Horoskop bekommt. Dabei ist noch zu sagen, dass eigentlich bei allen Menschen ständig Projektionen ablaufen, auch wenn sie keine Projektionsfigur im Horoskop haben. Aber mit einer solchen Figur kann man das „projektierende Bewusstsein“ als eine mentale Denkfähigkeit schulen und kreativ einsetzen.
Lagerung.
Man erlangt Einblick in die Bedeutung dieser Figur, wenn man darauf achtet, wo im Horoskop sie gelagert ist. Liegt das Projektionsdreieck auf der Ich – Du – Achse, wird man seine eigenen Vorstellungen von Menschen wie diese sein sollten, in sie hineinprojezieren. In der Richtung vom DC zum AC neigt man hingegen dazu, zu sehr darauf zu bauen, wie andere einen sehen und beurteilen. Projektionsvorgänge sind hier die Übertragungen idealisierter oder negativer Bilder auf einen geliebten Partner, der entweder überhöht wahrgenommen wird, durch die sogenannte „rosarote Brille“, oder als Feindbild durch die „negative Brille“.
Erfolgt die Projektion vom unteren Raum in den oberen und sind dabei zwei Ich – Planeten enthalten, wie im obigen Beispiel, dann wird diese Figur einen wesentlichen Anteil am Charakter dieses Menschen haben. Unten sehen wir an der Spitze des Dreiecks Saturn und auf der neunten Spitze Mond – Venus mit einem gestrichelten Sextil zum Neptun. Es handelt sich um eine Frau. Diese neigte lange dazu, ein Idealbild von sich als Individuum in den oberen Raum hinauf zu projizieren. Obwohl sie versucht hatte, ihre Individualität zu entwickeln, legte sie zunächst die Forderung in ihren Partner hinein, der dieser Rolle lange gerecht werden musste. Natürlich verstärkte die Stiersonne im siebten Haus diese Forderung. Bei einer Projektionsfigur von unten nach oben hat man entweder einen Vater, der eine ausgeprägte Individualität zu bieten hat, oder man sucht sich einen Partner, der diese Zielvorstellung verwirklicht. Solange die Projektion auf der emotionalen Ebene ausgelebt wird, lebt man das Thema nicht selbst. Bei der Projektionsfigur laufen die Prozesse langsam ab, da ja zwei lange Denkschritte nötig sind, die Zeit brauchen und oft ein Leben lang andauern. Aber gerade deshalb sind sie auch Entwicklungsaspekte.
Vom MC zum IC zielend, also umgekehrt, dürfte man versuchen, seine bewussten Ideale den kollektiven Denk- und Fühlmustern aufzudrängen, während es darum ginge, seine bewussten Ideale dahingehend zu verändern, dass man grundlegenden Bedürfnissen sowohl bei sich als auch bei anderen gerecht zu werden vermag.
Ebenen und Stufen.
Es ist nicht nur die Lagerung im Häusersystem zu berücksichtigen, sondern besonders bei dieser Figur auch die Ebene, auf der sie sich auswirkt. Es ist ein Unterschied, ob man in die physische, die emotionale, oder die mentale Welt hineinprojiziert. Wie bekannt, können alle Elemente des Horoskops drei- oder vierdimensional ausgelegt werden. Man muss also selbst herausfinden, auf welcher Ebene sich das Bewusstsein vorwiegend bewegt.
Dabei ist natürlich auch ein Entwicklungsgeschehen zu beachten. Gemäß dem Evolutionsgesetz erlangt man zuerst Bewusstsein auf der physischen Ebene. Danach kommt die zweite Stufe, auf der wir meist in der Polarisierung und Konfliktsituation, also in der Begegnung mit der Welt, alle Belange der Gefühlsnatur bewusst erfahren. Die dritte Stufe ist die Gedanken- oder Mentalebene, wo die Bewusstseinserweiterungen denkerisch erreicht werden. Man lernt durch Studieren, Nachdenken, Reflektieren, Intuieren, durch planvolles Mitwirken an groß angelegten Projekten. Deshalb sprechen wir auf dieser Ebene von einer Projektionsfigur. Das Denken reicht hier weit. Projektionsfiguren auf der Mentalebene haben schon viele große Denker hervorgebracht. Sie reichten mit ihrem physischen Gehirn weiter hinauf als andere und brachten schöpferische Ideen und Gedanken mit. Im folgenden versuchen wir noch die verschiedenen Auswirkungen der Projektionsfigur detailliert auf den drei menschlichen Ebenen zu beschreiben.
Erste Stufe: Unbewusstes Erleben.
Auf der physischen Ebene wirkt die Projektionsfigur weitgehend unbewusst. Bilder aus dem Unbewussten werden nach außen projiziert, wobei auch nicht bewältigte psychische Faktoren dazugehören. Man schwebt lange im Glauben, keine Probleme zu haben, gibt für eigene Fehler der Umwelt die Schuld. Ob man versagt, seine Ziele nicht erreicht, seine Aufgaben nicht erfüllt hat, immer sind die anderen oder die Umstände schuld. Viele Bereiche des Themas oder des Prinzips, das der Planet repräsentiert, der an der grünen Spitze dieser Aspektfigur steht, sind Auslöser dieser Schuldübertragung. Solche Menschen neigen dazu, das Thema nicht dieser entsprechenden Planetenfunktion zuzuordnen, sondern sehen sie als einen Projektionsschirm, im Sextil, also blau gespiegelt. Befinden sich zudem noch ein oder mehrere Planeten innerhalb des Sextilaspektes, was recht häufig vorkommt, so konzentrieren sich die unbewussten Themen auf diese.
Zweite Stufe: Emotionale Wahrnehmung.
Die emotionale- oder Gefühls – Ebene ist eine der natürlichsten Projektionsflächen für dieses Dreieck, aber auch die erlebnisreichste. Die Gefühlsebene ist bestens dazu geeignet, Wünsche und Gefühle in Objekte oder Menschen hineinzuprojizieren. Diese Ebene entspricht unserer ganzen aufgebauschten Illusionswelt, wie sie beispielsweise das Fernsehen vermittelt. Dort braucht man Menschen mit einem solchen Dreieck, denn sie haben reiche Ideen, bildhafte Vorstellungen und ein auffallendes Talent, die Dinge so darzustellen, dass sie auf andere übergehen. Je nach Planet liegt in dieser Figur oft eine suggestive, magische Kraft, mit der man andere beeindrucken oder beeinflussen kann. Steht beispielsweise Pluto an der grünen Spitze, so sind die magischen Kräfte stimuliert. Solch ein Mensch kann seine inneren Bilder in andere hineinprojizieren, diese beeinflussen, oder mental verwirren, wenn er das Denken als Machtinstrument verwendet.
Dritte Stufe: Denkergebnisse.
Die dritte Stufe ist bei dieser Figur besonders interessant, weil sie die zwei langen Denkschritte optimal auf der Denkebene zur Geltung bringt. Die Projetkionstätigkeit ist im Prinzip eine allen Menschen eigene psychische Verhaltensweise, aber auf der Mental- oder Denkebene ist sie bewusstseinsbildend und führt zu kreativen Denkprozessen. Dort besteht die Möglichkeit, mit kontinuierlicher Bewusstseins- und Willensarbeit diesen in der Regel unbewussten Prozess kreativ steuern. Auf dieser Stufe empfangen Menschen mit dieser Figur nicht nur Inspirationen, sondern bekommen auch ein anderes Bewusstsein über viele Dinge des Lebens. Deshalb befähigt das Projektionsdreieck diese Menschen nicht nur zum Projizieren ihrer Denkinhalte in die Welt hinaus, sondern es ermöglicht auch eine fortschreitende Bewusstseinserweiterung. Das Bewusstsein kann sich ausdehnen und bezieht immer mehr Dimensionen ins Denken ein. Gleich einem Scheinwerfer tasten Menschen mit diesem Projekt – Dreieck auf der Denkebene die nähere und fernere Umgebung ab, um Erkenntnisse zu erlangen, um den Evolutionsplan visionär zu erschauen und um ein Stückchen davon zu realisieren.
Ein klassisches Beispiel dafür finden wir im Horoskop von Albert Einstein, der mit seiner Relativitätstheorie sowohl unser Denken wie auch unsere Weltvorstellung verändert hat. Sein Projektionsdreieck hat noch eine Opposition auf der Denkachse der Häuser drei und neun vom Uranus zu Jupiter. Mit dem roten Aspekt wird die Projektionsfigur optimal und erfolgreich sinnenhaft gemacht, auch bedeutet eine Uranus – Jupiter Aspektierung Intuition. Würde der kleine Halbsextilaspekt vom Jupiter zu Merkur – Saturn nicht fehlen, wäre es eine Streberfigur, die übertrieben ehrgeizig machen würde – und das war Einstein nicht. Hier sehen wir, dass unvollständige Figuren ebenfalls eine Besonderheit darstellen.