Die Daten? Ja. Die Schlussfolgerungen? Nein.
Da wir von "Statistik" reden, gehe ich mal davon aus, du beziehst dich z.B. auf den ersten Graph unten, mit der Entwicklung von CO2 über die Weltgeschichte, der anzeigt, wir hätten heute so wenig CO2 wie nie zuvor. Das mag durchaus stimmen. Durchaus stimmen mag auch die Behauptung, vor etwa 450 mio Jahren hätte es einen "plötzlichen Abfall" des CO2-Werts gegeben. Nur guck dir den Graphen an. Dieser "plötzliche Abfall" hat etwa
20-40 Millionen Jahre gedauert. Das sind die Größenkategorien, von denen wir hier reden. Wir hingegen sehen einen steten Entwicklungstrend von Jahr zu Jahr. Ein Jahr ist in dieser Grafik eine so kleine Zeiteinheit, dass es nichtmal angezeigt werden kann.
Das viel größere Problem an der Grafik ist aber die Schlussfolgerung: "
es war schonmal viel schlimmer, und da is auch nix passiert". Das ist ein bisschen wie bei der Diskussion mit Psisnake zuvor. Ja, es war schonmal deutlich schlimmer. Aber das war vor
500 Millionen Jahren. Zu diesem Zeitpunkt gab es keine Menschen auf der Welt. Zu diesem Zeitpunkt wäre unser Planet für uns völlig unbewohnbar gewesen. Die Atmosphäre wäre so giftig für uns gewesen, wir hätten sie keine Minute lang atmen können, ohne fürchterliche Vergiftungserscheinungen zu bekommen. Zu diesem Zeitpunkt gab es nur ganz simple Lebensformen, und durch solche CO2-Veränderungen sind regelmäßig mal die Hälfte aller Arten (Flora und Fauna) auf der Welt ausgestorben. Die Welt als solche überlebt sowas natürlich. Unsere menschliche Zivilisation? Wäre daran zugrunde gegangen.
Ich nehm noch den nächsten Graphen her: den mit dem "
stetig sinkenden CO2". Hier gilt natürlich das gleiche wie vorher; 230 Millionen Jahre sind eine so lange Zeitspanne, dass sie für heutige Klimaveränderungen völlig irrelevant sind. Denn wenn wir so eine natürliche Entwicklung sehen würden, dann würen wir vielleicht in 5 Millionen Jahren aussterben, vielleicht in 10. Dagegen könnten wir nichts machen. Wir reden aber davon, dass wir schon in 100 Jahren eine komplette Katastrophe auf diesem Planeten haben. Gleiches Problem wie oben also.
Hier gibt es noch in zweites Problem: cherry picking. Warum glaubst du, hat man gerade 230 M Jahre für diese Grafik genommen? Na ganz einfach; weil es vor 230 M Jahre eben ein CO2-hoch gegeben hat. Damit kann man einen wunderbaren Abwärtstrend beschreiben. Wenn wir jetzt aber die letzten 400.000 Jahre nehmen würden (wie auf dem allerersten Graphen ganz oben), sähe das Bild schon wieder ganz anders aus, dann sehen wir nämlich die natürlichen CO2-Zyklen des letzten halben Jahrmillions, und was für einen Ausreißer wir in diesen Zyklen allein in den letzten 100 Jahren verursacht haben. Wir haben etwas verursacht, das es die letzten 400.000 Jahre nicht gegeben hat. Diesen Unterschied erkennt man auf dem anderen Graph natürlich nicht, weil der Unterschied zu vor 230 Millionen Jahren kaum sichtbar ist. Da werden dann nämlich eine Millionen Jahre in einen einzigen Punkt kompiliert und diese "kleine" Anomalie am Ende (die gar nicht so klein ist) wird dabei durch geschickte statistische Arbeit schlicht verschluckt, weil wenn man das Mittel aus den letzten 1.000.000 nimmt, ist sie nicht sichtbar.
Das Prinzip kann ich dir in einem noch kleineren Rahmen veranschaulichen. Nimm die Daten der letzten 30 Jahre her. Das hier sind Rohdaten:
Man sieht hier sehr genau, dass es 1998 sehr heiß war, dann abgesunken ist, dann so 2015/2016 nochmal sehr heiß war und es danach wieder abgesunken ist. Wenn wir jetzt aber immer jeweils 150 Datenpunkte zu einem einzigen Datensatz zusammenfassen, haben wir plötzlich dieses Bild:
In diesem Bild sieht es so aus, als wäre die Temperatur (fast) kontinuierlich gestiegen. Der El Nino 1998 ist nur noch eine kleine Beule, die Spitze um 2015/2016 ist gar nicht mehr erkennbar. Nur ist das eben ein Graph von nur etwa 30 Jahren. Man könnte am letzten Graph die El Nino Events nicht mehr identifizieren, dafür ist er völlig ungeeignet. Jetzt stell dir aber vor, wir fassen nicht nur 150 Datenpunkte zusammen, sondern 150.000.000 Datenpunkte. Dann verschwindet unser jetziger markanter Anstieg - schwups - plötzlich im Graph.
Um es zusammenzufassen: den
Daten bzw Statistiken, die da gezeigt werden, traue ich schon (wobei ich davon ausgehe, dass man ein Modell hergenommen hat, mit dem man diese Theorie besonders schön ausgestalten kann, gibt ja verschiedene). Die
Schlussfolgerungen, die aus diesen Daten gemacht werden - in denen liegt die Manipulation.